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Frankreich: Verbesserter Hochschulzugang im ländlichen Raum durch Fernstudium mit Vor-Ort-Betreuung

Berichterstattung weltweit

Junge Menschen, die in Frankreich weit entfernt von Hochschulstandorten leben, sollen künftig durch Lernorte mit persönlicher Betreuung zur Aufnahme eines Fernstudiums ermutigt werden.

Die französische Ministerin für Hochschulbildung, Forschung und Innovation, Frédérique Vidal, kündigte am 3. Mai 2019 die Eröffnung zum kommenden Wintersemester von 13 sogenannten „Vernetzten Campussen“ (Campus connectés) in ländlichen Gegenden an. Damit soll es vor allem jungen Menschen, die weit entfernt von einer Hochschule leben und nicht von zuhause ausziehen können oder wollen, erleichtert werden, einen Hochschulabschluss zu erlangen. Ihnen solle ermöglicht werden, die „psychologische Hürde“ zu überwinden, die ihrer Mobilität entgegenstehe, so Vidal.

Es handelt sich um Gegenden wie das Département Seine-et-Marne im Südosten von Paris, wo die Ministerin ihre Pressekonferenz durchführte. Dort gibt es keine einzige Hochschule und wer etwa in der Stadt Montereau-Fault-Yonne wohnt, kann zur nächstgelegenen Hochschule auch nicht täglich pendeln. Das hielte viele junge Menschen trotz guter Abiturnoten von einem Studium ab, so das Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation (Ministère de l’enseignement supérieur, de la recherche et de l’innovation, MESRI). In Montereau-Fault-Yonne wurde daher von der Region Île-de-France die „Digitale académie“ eingerichtet: ein betreuter Lernort mit PC-Pool, um dort ein als Fernstudium angebotenes Fach zu studieren. Nach diesem Vorbild entstehen nun die „Vernetzten Campusse“: Zwischen 20 und 30 Personen können so unter Betreuung eines Tutors einen von 60 Hochschulabschlüssen von Einrichtungen aus ganz Frankreich komplett per Fernstudium am PC erlangen. Neben den zweijährigen, praxisorientierten BTS-Abschlüssen (Brévet de technicien supérieur) werden auch grundständige Studiengänge (Licence) angeboten. Zahlreiche Disziplinen sind vertreten (zum Beispiel Rechts-, Geistes- und Sozial-, Wirtschafts- oder Sportwissenschaften). Ein Tutor begleitet hierbei zehn Studierende. Die Leistungsnachweise hingegen werden von den verantwortlichen Lehrkräften der jeweiligen Hochschule geprüft und sind mit denen der „Vor-Ort-Studierenden“ identisch – ebenso wie die Immatrikulationsgebühren.

Die Räumlichkeiten für die neuen Lernorte werden von den Regionen bereitgestellt. Der Staat bietet eine Anschubfinanzierung von 50.000 Euro und 1.000 Euro pro Studierendem für drei Jahre. Die Investition für die ersten dreizehn Standorte beträgt damit 1,5 Millionen Euro. Die Regionen beteiligen sich zusätzlich und tragen an manchen Orten bis zu 75 Prozent der Kosten. Die Hochschulen, die ein Fernstudium anbieten, sollen bis zu 10.000 Euro erhalten.

Neben Monterau-Fault-Yonne (Île-de-France) werden folgende Orte einen „Vernetzten Campus“ bekommen: Saint-Brieuc, Redon (Bretagne); Cahors, Carcassonne und Le Vigan (Okzitanien); Privas (Auvergne-Rhône-Alpes); Saint-Raphaël (Provence-Alpes-Côte d’Azur); Chaumont und Bar-le-Duc (Grand Est); Lons-le-Saunier, Nevers und Autun (Bourgogne-Franche-Comté). Alle Städte haben – teils deutlich – weniger als 50.000 Einwohner. Bis 2022 soll es laut MESRI um die 100 solcher vernetzten Lernorte geben.

Die „Vernetzten Campusse“ sind ein Ergebnis der landesweiten Debatte über den Reformbedarf in Frankreich in Reaktion auf die Gelbwesten-Proteste. Laut Staatspräsident Emmanuel Macron sollen die neuen Lernorte mithelfen, „Metropolen, mittelgroße Städte und ländliche Gegenden miteinander zu versöhnen“.

Zum Nachlesen (Französisch)

Quelle: MESRI Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen Förderung

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