StartseiteLänderEuropaFrankreichWeniger afrikanische Studierende interessieren sich für ein Studium in Frankreich

Weniger afrikanische Studierende interessieren sich für ein Studium in Frankreich

Berichterstattung weltweit

Die Bewerbungen afrikanischer Studierender an den französischen Universitäten sind nach einer umfangreichen Erhöhung der Immatrikulationsgebühren für Nicht-EU-Studierende um bis zu 50 Prozent eingebrochen. Ob dies perspektivisch zu weniger internationalen Studierenden in Frankreich führt, bleibt abzuwarten.

Zum Wintersemester 2019/20 haben sich laut der französischen Hochschulrektorenkonferenz CPU (Conférence des présidents d’université) 30 bis 50 Prozent weniger Studierende aus afrikanischen Staaten als im Vorjahr an den französischen Universitäten beworben. Wie der Präsident der Universität Cergy-Pontoise und Sprecher der CPU François Germinet der Tageszeitung Le Monde mitteilte, ergebe sich diese Zahl aus den Rückmeldungen der Mitgliedshochschulen der CPU. Der Grund dafür liegt in den zum kommenden Wintersemester erstmals erhobenen Studiengebühren für Nicht-EU-Studierende. Sie müssen künftig 2.770 Euro für einen grundständigen Studiengang und 3.770 Euro für einen Master pro akademisches Jahr entrichten. Bisher zahlten alle Studierenden in Frankreich gleich welcher Nationalität den selben Satz (170 Euro für einen grundständigen Studiengang, 243 Euro für einen Master). Dies ist Teil der neuen staatlichen Internationalisierungsstrategie für Hochschulen („Choose France“), die auch eine Reihe von Attraktivitätsmaßnahmen wie Visa-Vereinfachungen und eine Verdreifachung der Stipendien für Nicht-EU-Studierende vorsieht. Die Gebühren sollen unter anderem helfen, die verbesserten Angebote zu finanzieren.

Wie Germinet Le Monde mitteilte, würden laut den Erhebungen der CPU sowieso nur ein Prozent aller afrikanischen Bewerberinnen und Bewerber von einer französischen Universität angenommen. An seiner eigenen Universität hätten sich beispielsweise 30 Prozent weniger afrikanische Studierende beworben. Alle Plätze für diese Studierendengruppe, so Germinet wiederum der Tageszeitung Le Croix gegenüber, würden dennoch gefüllt.

46 Prozent aller internationalen Studierenden in Frankreich kommt nach Zahlen der französischen Internationalisierungsagentur Campus France aus einem afrikanischen Land. Die Universitäten sind daher besorgt, welche Folgen die neue Regierungsstrategie haben wird und befürchten einen Rückgang der Studierendenzahlen insbesondere aus den Maghreb-Staaten. Die Hochschulen haben jedoch auf Basis eines Erlasses aus dem Jahr 2013 die Möglichkeit, bis zu zehn Prozent ihrer Studierenden von Studien- oder Immatrikulationsgebühren komplett oder teilweise auszunehmen. Aus Sicht des Außenministeriums, dem Campus France untersteht, hätten die Hochschulen daher die Freiheit, selbst zu entscheiden, ob sie Gebühren wollen oder nicht und damit ihre eigene Internationalisierungsstrategie zu entwickeln.

Innerhalb der CPU scheint die Einschätzung der Gebühren-Erhöhung geteilt: „Die Hälfte unserer Mitglieder ist eindeutig dagegen, die andere Hälfte sagt, dass man darüber nachdenken sollte.“, so Germinet zu La Croix. Alle beklagten jedoch, dass zwischen Ankündigung und Umsetzung zu wenig Zeit liege. Es brauche nun andere Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten für die Nicht-EU-Studierenden – und die könne man bis September nicht schaffen. Es sei daher deutlich einfacher, allen betroffenen Studierenden die Gebühren dieses Jahr zu erlassen und bis zum Wintersemester 2020/21 in Ruhe geeignete Maßnahmen zu entwickeln.

Zum Nachlesen (Französisch)

Quelle: Le Monde, La Croix Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Global Themen: Bildung und Hochschulen

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