Die koloniale Geschichte sogenannter ethnologischer Museen in Europa und ihre fortbestehenden Formen werden derzeit intensiv diskutiert. Die mittlerweile global entflammte Debatte um die Herkunft musealer Objekte zeigt: Es braucht neue Konzepte und Praxen, die über die europäische Idee des Museums hinausgehen. Forschernde aus Deutschland, Großbritannien, Kamerun, Senegal und Südafrika entwickeln hierzu digitale Forschungsplattform für die interkontinentale Zusammenarbeit. Das Projekt „Re-connecting ‚Objects’: Epistemic Plurality and Transformative Practices in and beyond Museums”, deren Hauptantragstellerin Bénédicte Savoy aus der TU Berlin ist, erhält insgesamt knapp 1,5 Millionen Euro über dreieinhalb Jahre. Beteiligt sind darüber hinaus Forschende aus vier weiteren Ländern:
- Dr. El Hadji Malick Ndiaye, University Cheikh Anta Diop de Dakar, Institut Fondamental d'Afrique Noire, Théodore Monod Museum of African Art, Dakar, Senegal,
- Prof. Dr. Dan Hicks, University of Oxford, Pitt Rivers Museum, Oxford, Großbritannien,
- Prof. Dr. Ciraj Rassool, University of the Western Cape, Department of History, Kapstadt, Südafrika
- Prof. Dr. Albert Gouaffo, University of Dschang, Faculté des Lettres et Sciences Humaines, Dschang, Kamerun.
Das internationale Forschungsteam arbeitet in engem Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern, Museumsfachleuten, Studierenden und verschiedenen Akteurinnen und Akteuren auf beiden Kontinenten. An den fünf Partnerinstitutionen werden Postdoktorandinnen und -doktoranden individuelle Forschungsarbeiten durchführen und so zu einem übergreifenden Vorhaben beitragen: zwei aufeinander abgestimmte, doch ortsspezifisch entwickelte Forschungsausstellungen, die während der „Dak’art Biennale 2024“ gleichzeitig in Oxford und Dakar stattfinden sollen.
Ein Team von Grafikerinnen und Grafikern und Entwicklerinnen und Entwicklern wird eine digitale Forschungsplattform entwickeln, die alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Kontinente hinweg nutzen können und die auf diese Weise eine nachhaltige Zusammenarbeit über große Distanzen hinweg ermöglicht. Nicht zuletzt wird das Projekt bestehende Netzwerke von Akademikerinnen und Akademikern und Kulturschaffenden nutzen sowie Studierende und interessiertes Publikum aktiv einbeziehen – epistemische Pluralität zielt hier auch auf Wissensformen jenseits der Universität.
Hintergrund
Im Rahmen ihrer gemeinsamen Ausschreibung „Globale Herausforderungen – Integration unterschiedlicher Perspektiven zu Erbe und Wandel“ haben die VolkswagenStiftung, die Fondazione Compagnia di San Paolo (Italien) und der Riksbankens Jubileumsfond (Schweden) insgesamt rund elf Millionen Euro für acht neue Projekte bewilligt.
Auf der Basis eines internationalen Peer-Review-Verfahrens wurden die interdisziplinären Forschungsprojekte ausgewählt, um Perspektiven von Forschenden und Beteiligten aus verschiedenen Ländern zusammenzuführen. Neben einem/einer Hauptantragstellenden aus Deutschland, Italien oder Schweden sind an jedem Projekt mindestens zwei Partnerinnen und Partner aus Ländern des Globalen Südens beteiligt.