Supercomputer werden benötigt, um die immer größeren Datenmengen zu verarbeiten. Sie entfalten ihren Nutzen für die Gesellschaft in vielen verschiedenen Bereichen, von der Gesundheitsversorgung und erneuerbaren Energien über die Fahrzeugsicherheit bis hin zur Cybersicherheit. Der Rat erließ heute eine Verordnung zur Gründung des Gemeinsamen Unternehmens für europäisches Hochleistungsrechnen (European High Performance Computing, EuroHPC), einer neuen Rechts- und Finanzierungsstruktur, die Ressourcen aus 25 europäischen Ländern bündeln wird. Zweck ist der Aufbau von Hochleistungsrechen- und Dateninfrastrukturen sowie die Unterstützung der diesbezüglichen Forschung und Innovation unter Einbeziehung der Wissenschaftler, der Unternehmen und der Branche. Durch diese Struktur werden öffentliche und private Anwender in Europa einen besseren Zugang zu Hochleistungsrechnern erhalten, was für die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovation unerlässlich ist.
Andrus Ansip, der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident der Kommission, erklärte hierzu: "Die meisten Forscher und Unternehmen müssen sich heute die erstklassigen Computer, die sie brauchen, außerhalb Europas beschaffen. Die EU kann sich nicht leisten, hier zurückzufallen. Mit dem EuroHPC werden wir in der Lage sein, zu Hause von der Innovation zu profitieren."
Die für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständige Kommissarin Mariya Gabriel ergänzte: „Von dem gemeinsamen Unternehmen EuroHPC werden durch die Vergabe öffentlicher Aufträge Impulse für die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Hochleistungsrechen- und Datenversorgungskette in Europa ausgehen. Mithilfe seiner Kompetenzzentren wird es den Hochschulen, der Industrie, kleinen und mittleren Unternehmen sowie öffentlichen Stellen in Europa zur Seite stehen und ihnen Zugang zu einer breiten Palette von Ressourcen, Dienstleistungen und Instrumenten verschaffen, um ihre digitale Kompetenzen und die Innovation zu fördern.“
Das gemeinsame Unternehmen EuroHPC wird im November 2018 gegründet und soll bis Ende 2026 tätig sein. Die Zusammenarbeit im Rahmen dieses Unternehmens ist für die Wettbewerbsfähigkeit und Unabhängigkeit der EU in der Datenwirtschaft von entscheidender Bedeutung, denn die EU-Industrie verbraucht derzeit mehr als 33 % der weltweiten Rechenleistung von Supercomputern, bietet selbst aber nur 5 % davon an.
Das gemeinsame Unternehmen wird eine Mittelausstattung von einer Milliarde EUR haben, die Hälfte davon aus dem EU-Haushalt und die andere Hälfte aus den teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten. Zusätzliche Mittel in Höhe von über 400 Mio. EUR werden von privaten Partnern kommen. Die Aktivitäten werden sich auf zwei Bereiche konzentrieren:
- Eine europaweite Hochleistungsrecheninfrastruktur: Anschaffung und Einrichtung von zwei Supercomputern in der EU, die zu den fünf führenden der Welt zählen, sowie von mindestens zwei weiteren Supercomputern, die heute zu den 25 besten der Welt gehören. Diese Anlagen werden mit bestehenden nationalen Hochleistungsrechnern vernetzt und öffentlichen wie privaten Nutzern in ganz Europa zur Verfügung gestellt, damit sie in mehr als 800 wissenschaftlichen und industriellen Anwendungsfeldern eingesetzt werden können.
- Forschung und Innovation: Förderung der Entwicklung eines europäischen Ökosystems für das Hochleistungsrechnen, Förderung einer Technologieversorgungsbranche und Bereitstellung von Hochleistungsrechenkapazitäten für eine große Zahl öffentlicher und privater Nutzer in vielen Anwendungsbereichen, auch für kleine und mittlere Unternehmen.
Bislang haben die folgenden europäischen Länder ihre Beteiligung an dem gemeinsamen Unternehmen zugesagt: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn.
Nächste Schritte
Das gemeinsame Unternehmen wird in den kommenden Wochen seine Arbeit aufnehmen, sobald die Vertreter der Kommission, der europäischen Länder und der privaten Partner für seinen Vorstand und den wissenschaftlich-technischen Beirat ernannt worden sind.
Längerfristig schlug die Kommission vor, im Rahmen des im Mai 2018 vorgelegten Programms Digitales Europa 2021–2027 zur Stärkung des Hochleistungsrechnens und der Datenverarbeitung in Europa 2,7 Mrd. EUR in das gemeinsame Unternehmen zu investieren. Mit diesen zusätzlichen Mitteln soll sichergestellt werden, dass Hochleistungsrechner von Weltrang zur Verfügung stehen und sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor, auch von kleinen und mittleren Unternehmen, breiter genutzt werden können.