Grenoble / Lyon

Die Städte Grenoble und Lyon liegen in der Region Rhône-Alpes im Südosten Frankreichs, die mit einer Fläche von knapp 44.000 Quadratkilometern die drittgrößte Region des Landes ist. Sie ist zudem mit über sechs Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Region hinter der Île-de-France (Ballungsraum Paris). Mit den Städten Lyon und Grenoble beherbergt die Region bedeutende Forschungs- und Entwicklungszentren, die Stärken in mehreren Themenfeldern sowie eine gute Infrastruktur aufweisen.

Lyon und Grenoble werden in mehreren Rankings zur vergleichenden Bewertung von Innovationsfähigkeit sowie wirtschaftlicher Attraktivität und Potenziale gelistet, u. a.:

  • Global Innovation Index 2023: Lyon auf Platz 88 in den Top 100 science and technology (S&T) clusters 2023 (Kriterien: Dichte der Erfinderinnen und Erfinder und wissenschaftlichen Autoren und Autorinnen) und Platz 43 in dem (nach Bevölkerungszahl normalisierten) Ranking of S&T intensity (herausgegeben von Cornell University, INSEAD, WIPO)
  • Nature Index Science Cities 2023: Grenoble auf Platz 80 und Lyon auf Platz 109 in den forschungsstärksten Städten (Index Ranglisten der führenden Städte weltweit und in ausgewählten Wissenschaftsdisziplinen, gemessen an deren Anteil an Publikationen im Jahr 2022; herausgegeben von Nature)

Lyon ist die Hauptstadt der Region Rhône-Alpes und mit ca. 516.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Frankreichs nach Paris und Marseille. Die gleichnamige Agglomeration ist mit rund 1,3 Millionen Einwohnern die größte in der Region Rhône-Alpes.

Mit einem Bruttoregionalprodukt (BRP) von knapp 88 Millionen Euro (2017) ist Lyon nach Paris die Stadt mit dem höchsten BRP. Zu den stärksten Branchen der Region Lyon zählen die Cleantech-Branche (rund 78.000 Jobs im Großraum Lyon), die Life Sciences-Branche (rund 60.000 Stellen im Großraum Lyon), die Transport- und Logistikbranche sowie die Digitalbranche und der Bereich Smart City (rund 42.000 Jobs im Großraum Lyon). Rund 20 Prozent der 300.000 Beschäftigten in der Stadt Lyon arbeiten im Bereich der Betriebswirtschaft, Banken und Versicherungen, jeweils weitere 10 Prozent in der Öffentlichen Verwaltung, dem Gesundheits- und Sozialwesen und den Kundennahen Dienstleistungen (2016). Die Stadt ist zudem Sitz der International Agency for Research on Cancer der WHO.

Lyon gilt neben Paris als eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Frankreichs und ist Standort von führenden französischen Unternehmen wie Renault Trucks, Biomérieux und Sanofi. Auch deutsche Unternehmen sind in Lyon vertreten, darunter Merck und Bayer. Deutschland ist zudem hinter den USA das Land mit den zweithöchsten Investitionen in Lyon, hinter den USA (13 % aller ausländischen Investitionen, 2016).

Die Region Lyon verfügt über fünf Cluster, die teilweise auch international agieren: Das Cluster Lyonbiôpole hat über 200 Mitgliedsunternehmen im Bereich des Gesundheitswesens und der Life Sciences und fördert Innovationen und KMU in diesen Bereichen. Lyonbiôpole verfügt zudem über verschiedene internationale Clusterpartner und kooperiert zum Beispiel mit dem bayerischen Biotechnologiecluster Bio-M. Das Cluster Axelera ist in den Bereichen Chemie, Umwelt und Energie aktiv und hat über 300 Mitgliedsunternehmen. Es verfügt ebenfalls über internationale Kooperationen, zum Beispiel mit dem Chemie-Cluster Bayern. MINALOGIC ist ein internationales Innovations-Cluster (pôle de compétitivité) für digitale Technologien mit über 400 Mitgliedern, darunter 75 Prozent KMU und Start-ups. Das Cluster Techtera ist auf den Bereich der technischen und funktionalen Textilien spezialisiert und das Cluster CARA – European Cluster for Mobility Solutions (vorher Lyon Urban Truck & Bus) auf Mobilitätslösungen.

Die Université de Lyon (UDL) ist ein Zusammenschluss von 12 Einrichtungen, darunter öffentliche Universitäten und Forschungseinrichtungen mit insgesamt ca. 140.000 Studierenden und über 6.000 Forscherinnen und Forschern. Die größten Mitgliedsinstitutionen sind dabei die Université Claude Bernard Lyon 1 (ca. 45.000 Studierende), die Université Lumière Lyon 2 (ca. 29.000 Studierende), die Université Jean Moulin Lyon 3 (ca. 29.000 Studierende) und die Université Jean Monnet (ca. 20.000 Studierende) im nahegelegenen Saint-Étienne.

Mit insgesamt rund 20.000 ausländischen Studierenden ist die Université de Lyon international ausgerichtet und kooperiert zum Beispiel in der Europäischen Allianz "ARQUS" mit sechs weiteren europäischen Universitäten, unter anderem mit der Universität Leipzig.

In der ca. 100 km von Lyon entfernten, in den französischen Alpen gelegenen Stadt Grenoble leben rund 158.000 Menschen und in der Metropolregion Grenoble Alpes ca. 660.000 Einwohner. In der Region sind sowohl innovative KMU als auch internationale Großunternehmen angesiedelt, darunter in den Bereichen Energie, Umwelt und Chemie, Gesundheit, Maschinenbau sowie aus der Digitalbranche. Als Beispiele sind hier die Unternehmen Apple, Johnson & Johnson, Huawei und Siemens zu nennen.

An der Université Grenoble Alpes (UGA) sind rund 60.000 Studierende eingeschrieben, darunter 9.000 internationale Studierende. Seit Anfang 2020 haben sich unter diesem Namen die Enrichtungen der französischen Hochschulbildung zusammengetan, das Grenoble INP (Institut d'ingénierie et de management), Sciences Po Grenoble und die Nationale Architekturschule Grenoble (l’École nationale d’architecture de Grenoble), die Bestandteile der ehemaligen Universität Grenoble Alpes und der Universitätsgemeinschaft Grenoble Alpes. Die UGA arbeitet auch mit anderen internationalen Einrichtungen zusammen, zum Beispiel im EU-Projekt MEET (Monitoring Earth Evolution Through Time) unter anderem mit dem GFZ Potsdam.

Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, internationale Forschungsinfrastrukturen und Unternehmen sind seit 2009 über den GIANT („Grenoble Innovation for Advanced New Technologies“) Innovation Campus verbunden. Beteiligte außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind das Centre Nationale de la Recherche Scientique (CNRS) und das CEA (Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives). Einen zentralen Beitrag leistet das Technologieforschungsinstitut CEA-Leti mit den Schwerpunkten Silikonkomponenten und -technologien, Optik und Photonik sowie Bio- und Gesundheitstechnologien. Das 1967 in Grenoble gegründete Institut beschäftigt heute über 2.000 Forschende und hat insgesamt 76 Start-ups hervorgebracht.

Verbunden mit dem GIANT Innovation Campus ist der EPN („European Photon and Neutron“) Science Campus, der drei internationale Forschungsinfrastrukturen beherbergt: das internationale Institut Laue-Langevin (ILL) für Neutronenforschung und -technologie, die European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) sowie eine Zweigstelle des Europäischen Labors für Molekularbiologie (EMBL Grenoble). Dazu kommt als vierter Partner das französische Institut de Biologie Structurale (IBS).

Zu den etwa 40 Unternehmen, die mit Forschungs- und Entwicklungseinheiten auf dem GIANT Innovation Campus vertreten sind, zählen beispielsweise Schneider Electric, STMicroelectronics sowie bioMerieux. Über die letzten zehn Jahre kann GIANT über 500 Start Ups vorwiesen. Die Anzahl der Partnerschaften mit Unternehmen jeder Größe beträgt über 100, die Anzahl der jährlichen Patentanmeldungen beläuft sich auf 700 (siehe GIANT Industry).

Die Forschungsschwerpunkte des GIANT Innovation Campus sind in Form von drei thematisch fokussierten Clustern bzw. Campussen organisiert: GREEN (Fokus Energie), NANOBIO (Fokus Gesundheit und Lebenswissenschaften) sowie der Micro and Nanotechnology Innovation Campus (MINATEC).

Grenoble und die umgebende Region gelten heute als Hotspot für Mikroelektronik. Über das oben bereits erwähnte Cluster für digitale Technologien MINALOGIC ist MINATEC mit mehreren hundert Partnern in der Region Auvergne-Rhône-Alpes, darunter auch in Lyon, vernetzt. Zentrale Akteure im Bereich Mikroelektronik in Grenoble sind

  • das Unternehmen STMicroelectronics mit mehr als 2.000 Angestellten vor Ort in Grenoble;
  • die Fédération Micro et Nanotechnologies (FMNT, ein Forschungsverbund der Université Grenoble Alpes und des CNRS);
  • die außeruniversitäre Forschungseinrichtung CEA-Leti.

Das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS in Dresden pflegt seit längerem die Kooperation mit CEA-Leti und baut diese ab 2024 weiter aus. In einem neuen europäischen Projektkonsortium unter dem EU Chips Act werden CEA-Leti und Fraunhofer eng zusammenarbeiten. 

Frankreich hat bereits 2018 eine Strategie für Künstliche Intelligenz (KI) angenommen und in der ersten Phase vier neue Interdisziplinäre Institute für KI (3IA) aufgebaut. Neben Paris, Nizza und Toulouse wurde Grenoble als Standort ausgewählt. Das Multidisciplinary Institute in Artificial Intelligence MIAI Grenoble Alpes bildet gemeinsam mit der Université Grenoble Alpes jährlich 700 Studierende in KI aus. In Forschung und Entwicklung konnten bereits Kooperationen mit 55 Unternehmen etabliert werden, die auch Finanzmittel beitragen. Inhaltliche Schwerpunkte sind Industrie 4.0, Energie und Gesundheit. Im Mai 2024 wurde bekanntgegeben, dass das „MIAI Cluster“ als eines von neun französischen Exzellenzclustern über die nächsten fünf Jahre eine staatliche Förderung von 70 Millionen Euro erhalten wird. Ziel ist eine Erweiterung unter Einbeziehung der Universitäten Clermont Auvergne und Savoie Mont Blanc. Das Themenspektrum soll unter anderem auf den Einsatz von KI in Bildung und Kultur erweitert werden.

Projektträger