Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit den Niederlanden und Kanada haben zwei Länder, die in den letzten Jahren große Erfolge bei der Anwerbung internationaler Studierender verzeichnen konnten, neue strategische Ansätze präsentiert. Ähnlich wie in Australien stellen in Kanada internationale Schülerinnen, Schüler und Studierende einen zunehmend wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. 2018 trugen diese milliardenschwere Summen zum Bruttoinlandsprodukt bei und sicherten geschätzt 170.000 Arbeitsplätze im Mittelstand. Kritisch gesehen wird, dass derzeit die Hälfte der internationalen Schüler- und Studentenschaft aus zwei Ländern – China und Indien – kommt. Unter einer neuen Internationalisierungsstrategie mit einer Laufzeit bis 2024 wird die Anwerbung auf eine breitere Palette von Ländern ausgedehnt. Den zweiten Schwerpunkt legt Kanada auf die verstärkte Förderung von Auslandsmobilität für den eigenen Nachwuchs.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgen auch der niederländische Staat und die niederländischen Hochschulen, indem diese die Anzahl der Stipendien für niederländische Studierende, die im Ausland studieren wollen, im Studienjahr 2020/21 verdoppeln. Gleichzeitig reduzieren die Niederlande jedoch die Anzahl der Stipendien für internationale Studierende im eigenen Land. Hintergrund sind auch die Ergebnisse einer Studie, nach der ein zu hoher Internationalisierungsgrad Finanzierung, Qualität und Zugang zur niederländischen Hochschulbildung gefährden könnte. Daher sollen zukünftig auch die Studiengebühren für Studierende, die nicht aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) stammen, erhöht werden, um finanzielle Belastungen für das Hochschulsystem auszugleichen. Außerdem planen die Niederlande, mittels neuer Anforderungen zu Sprachkompetenzen eine spätere Integration der internationalen Studierenden in den niederländischen Arbeitsmarkt zu fördern.
Forschung und Entwicklung im Bereich Künstlicher Intelligenz entwickelt sich weiter dynamisch. Ende August hat der chinesische Vizeminister für Wissenschaft und Technologie zehn neue Plattformen („National New Generation AI Open Innovation Platforms“) vorgestellt, die vorwiegend in Shanghai, Peking und Shenzhen beheimatet sind. Adressierte Themen sind unter anderem Visual Computing, intelligente Wertschöpfungsketten, Bildverarbeitung und Smart Home. Derweil zeitigt die im Rahmen des letzten G7-Gipfels ins Leben gerufene Globale Partnerschaft zur Künstlichen Intelligenz (Global Partnership on AI, GPAI), die von Frankreich und Kanada angeführt wird, mit der Einrichtung eines internationalen Kompetenzzentrums in Montréal erste konkrete Ergebnisse. Angesichts der dynamischen Entwicklung rund um den Globus müssen vergleichende Studien Überblickswissen schaffen: Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Center for Data Innovation untersucht, wie China, die EU und die USA hinsichtlich Künstlicher Intelligenz (KI) aufgestellt sind und gibt Handlungsempfehlungen.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Ihre Sonja Bugdahn und Andreas Ratajczak
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