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Chile erhöht Budget und gestaltet Forschungs- und Innovationssystem um

Berichterstattung weltweit

Das staatliche Forschungsbudget für 2023 steigt gegenüber dem Vorjahr um fast 10 Prozent. Damit ist die neue Regierung unter Präsident Boric seiner Ankündigung gefolgt, den mehrjährigen rückläufigen Trend in den FuE-Ausgaben umzukehren. Die Schwerpunkte bei der Umgestaltung des Forschungs- und Innovationsystems liegen u. a. in der nachhaltigen Entwicklung und der Dezentralisierung des Landes.

Als Gabriel Boric im März letzten Jahres die Präsidentschaft der Republik Chile übernahm, machte er seine Absicht deutlich, die Investitionen des Landes in Wissenschaft, Technologie und Innovation bis zum Ende seiner vierjährigen Amtszeit von 0,34 Prozent auf 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erhöhen. Die Regierung hat sich verpflichtet, die staatlichen Investitionen bis auf 0,7 Prozent des BIP zu erhöhen und Anreize zu schaffen, damit der Privatsektor die restlichen 0,3 Prozent aufbringt.

Zunächst werden zusätzliche 76 Milliarden CLP (etwa 86 Mio. EUR*) in den öffentlichen FuE-Haushalt für 2023 fließen, was einer Steigerung von 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Davon gehen etwa 60 Millionen EUR direkt an das Ministerium für Wissenschaft, Technologie, Wissen und Innovation, der Rest verteilt sich auf Projekte der Ministerien für Energie und Wirtschaft. Im Haushalt 2023 beträgt das Gesamtbudget des Forschungsministeriums damit etwa 580 Millionen EUR. Ein großer Teil der Aufstockung soll zur Finanzierung des Programms für Innovation, Wissenschaft und Technologie (Fondo de Innovación, Ciencia y Tecnología - FICYT) verwendet werden.

Cecilia Hidalgo, die Präsidentin der chilenischen Akademie der Wissenschaften, äußerte gegenüber dem Online-Magazin SciDevNet, dass dies ein positives Zeichen sei, wenn man bedenke, dass die öffentlichen Ausgaben für FuE seit dem Ende des letzten Jahrzehnts fast ununterbrochen zurückgegangen seien. Die Ausgaben für FuE liegen zwar weiterhin weit unter dem OECD-Durchschnitt, jedoch weist Hidalgo auf eine nach ihrer Einschätzung außergewöhnliche Situation hin:

"Wenn man sich die Investitionen aller OECD-Länder anschaut, liegt Chile zusammen mit Mexiko und Kolumbien bei weniger als 0,5 Prozent [des BIP] , und wenn man sich die Zahl der Forschenden pro tausend Einwohner anschaut, liegen wir auch weit darunter. Betrachtet man jedoch die Wirkung chilenischer wissenschaftlicher Publikationen über einen Zeitraum von mehreren Jahren, so liegt Chile fast im OECD-Durchschnitt, und wenn man die Wirkung durch die Investitionen teilt, liegen wir weit über dem Durchschnitt aller Länder. Wir generieren sehr gute Wissenschaft mit sehr geringen Investitionen".

Über eine bessere finanzielle Ausstattung hinausgehend ist die neue Regierung bestrebt, das Wissenschafts- und Innovationssystem grundlegend zu reformieren und zukunftsfähig zu machen. So initiiert das Wissenschaftsministerium derzeit Arbeitsgruppen (mesas de trabajo) im ganzen Land, um die Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft unter Beteiligung der Hochschulen, des Produktionssektors und der Zivilgesellschaft voranzutreiben. In den Städten Arica, Iquique und Punta Arenas sind die ersten Arbeitsgruppen an den Start gegangen. Dabei soll die Dezentralisierung und der Abbau der regionalen Asymmetrien im Land eine wesentliche Komponente darstellen.

Mit dem Ziel, eine Politik für die nachhaltige produktive Entwicklung des Landes zu gestalten, wurde ein Ministerausschuss (Comité de ministros para el Desarrollo Productivo Sostenible) konstituiert. Das Gremium wird vom Wirtschaftsministerium geleitet und setzt sich auch aus den Ressorts für Finanzen, Bergbau, Energie, Umwelt, Wissenschaft und Technologie sowie der Gesellschaft für Produktionsentwicklung (Corfo) zusammen. Es soll die Maßnahmen der Regierung in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Innovation und Unternehmertum strategisch ausrichten. Eine seiner Aufgaben wird die Steuerung des neuen Programms "Nachhaltige Produktive Entwicklung" sein, das bei Corfo angesiedelt wird. Ziel ist es, die vorübergehenden Einnahmen aus dem Lithiumabbau in Produktionskapazitäten zu investieren, die dem Land dauerhafte Einnahmen erschließen.

Zum Nachlesen (Spanisch)

* zu Grunde gelegter Wechselkurs: 1.000 CLP = 1,12614 EUR (Währungsrechner OANDA 13.01.2023)

Quelle: SciDevNet, Ministerio de Ciencia, Tecnología, Conocimiento e Innovación Redaktion: von Miguel Krux, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Chile Themen: Förderung Strategie und Rahmenbedingungen

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