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Kapverden bekommen ein Zentrum für Meeresforschung

Sie sind Wetterlabor, meeresbiologischer und geologischer Hotspot, stabile Demokratie, ambitionierte Gesellschaft, ein lebensfrohes Volk und liegen zudem an der Reiseroute der großen Forschungsschiffe – die Kapverden im tropischen Nordostatlantik. Gleich mehrere Gründe sprechen also beim GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel dafür, die langjährige Kooperation mit der Republik Kap Verde auszubauen. Nach vielen erfolgreichen Projekten konkretisieren sich jetzt die Planungen für den Bau einer Forschungsstation in der kapverdischen Hafenstadt Mindelo.

Seit 2004 arbeiten das GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das kapverdische Institut für Fischereientwicklung (INDP) in Mindelo im Bereich der Meeres- und Atmosphärenforschung zusammen, seit 2008 existiert ein Kooperationsvertrag. „Der Bau einer Meeresforschungsstation in Mindelo ist eine logische Weiterentwicklung unserer hervorragenden Zusammenarbeit“, erklärt Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor des GEOMAR. „Das INDP unterstützt uns seit Jahren bei Forschungseinsätzen auf See. Nun wollen wir gemeinsam die Infrastruktur verbessern.“ Gleichzeitig soll in die Ausbildung investiert werden. „Der Wissenshunger der Kapverdianer ist beeindruckend“, hebt Prof. Dr. Arne Körtzinger vom GEOMAR hervor. Der Kieler Meereschemiker ist wissenschaftlicher Koordinator der Kooperation und häufig zu Gast auf den Kapverden. „Der Staat entwickelt zurzeit eine Landesuniversität, um qualifizierte Wissenschaftler im Land zu halten. Auch das INDP bildet bereits aus – doch die Kapazitäten reichen bei weitem nicht aus.“

Beim Besuch einer Delegation von GEOMAR und Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf den Kapverden unterzeichneten die Partner am 13. Juni in Mindelo eine gemeinsame Absichtserklärung zur Errichtung der Forschungsstation, dem „Ocean Science Center Mindelo“. Direkt neben dem INDP soll das ca. 1500 m2 Nutzfläche umfassende Gebäude Labore, Büros Konferenzräume, Lagerräume, eine Werkstatt und eine Werkshalle beherbergen, die auch Gastwissenschaftlern zur Verfügung stehen. Die Kosten für den Bau werden von deutscher Seite getragen, das INDP stellt das Grundstück kostenlos zur Verfügung. Betriebs- und Instandhaltungskosten sowie das Gebäudemanagement sollen gemeinsam getragen werden. Ministerialdirigent Wilfried Kraus vom BMBF begeistert: „Wir sind außerordentlich angetan von der Gastfreundschaft, der Offenheit und den Ambitionen dieses Landes. Die Initiative findet unsere volle Unterstützung. Die Planungen zu dem Bau sollen bereits dieses Jahr greifen, so dass mit einer Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 2014 zu rechnen ist“. Parallel zum Beginn der Planungen soll eine Arbeitsgruppe bestehend aus GEOMAR, INDP, BMBF und dem Infrastrukturministerium Kap Verdes gebildet werden.

Weitere Themen während des Aufenthaltes der Delegation in Mindelo und der Hauptstadt Praia waren Gespräche zum Ausbau der Forschungsplattform und zur langfristigen Perspektive der deutsch-kapverdischen Kooperation auf dem Gebiet der Meeresforschung. So besuchte die Delegation auch den Hafen von Mindelo und das Forschungsschiff Islândia. Prof. Peter Herzig: „Wir gehen Schritt für Schritt vor. Die Forschungsstation ist ein Modul für eine langfristige und nachhaltige Beobachtungsplattform im tropischen Atlantik, ein funktionierendes Forschungsschiff vor Ort die Voraussetzung für erfolgreiche Feldstudien. Auch hier werden wir Anstrengungen unternehmen, um den Wissenschaftlern mittelfristig ein mobile und verlässliche Plattform bieten zu können. Hinzu kommt als weitere wichtige Komponente ein Hafenkran für das Löschen und Laden von schwerem ozeanographischem Gerät. Hier erhielten wir positive Signale von Seiten der kapverdischen Regierung und der Hafenbetreibergesellschaft ENAPOR“, resümiert Prof. Herzig. Der Premierminister von Kap Verde, José Maria Neves, der unlängst den Deutsche Bank-GEOMAR Meerespreis 2012 erhalten hatte, zeigt sich außerordentlich erfreut über den Besuch der deutschen Delegation. „Wir sind einen guten Schritt weiter, das Vertrauen in unsere deutschen Partner ist enorm, beide Länder sowie die internationale Gemeinschaft werden einen großen Nutzen aus der zukünftigen Forschungsstation ziehen“, so Neves.

Die Zukunft hat schon begonnen: Bereits im Spätherbst 2011 konnten beim BMBF erfolgreich Mittel für den Ausbau des kapverdischen Ozeanobservatoriums (CVOO) eingeworben werden. Diese Beobachtungsstation liegt etwa 100 Kilometer nordöstlich der Insel São Vicente und stellt eine feste Anlaufstelle für die Kieler Forscher dar. „Dort wird seit 2006 eine Messverankerung betrieben, die kontinuierlich Messungen von Temperatur, Strömung, Salzgehalt, Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt und Plankton-Konzentration durchführt“, so Prof. Körtzinger. Zusätzlich werden vor Ort einmal monatlich Messungen mit dem Forschungsschiff Islândia durchgeführt und frei schwimmende Messgeräte ausgesetzt. Ein am GEOMAR entwickelter, neuartiger Tiefendrifter, der neben Druck- Temperatur und Salzgehalt auch Kohlendioxid- und den Sauerstoffgehalte in verschiedenen Wassertiefen registriert, konnte hier getestet werden. Mit nun bewilligten Mitteln soll in direkter Nachbarschaft zu dem bereits existierenden System im Mai 2013 eine zweite Verankerung platziert werden. Hierbei handelt es sich um eine profilierende Einheit mit ausgeklügeltem Sensorpaket, die an eine Unterwasserwinde gekoppelt ist. So können zukünftig tägliche Messungen in den oberen 150 Metern durchgeführt werden. Die Daten stehen über Satelliten in Echtzeit zur Verfügung. „Diese Messungen werden uns ein besseres Verständnis der komplexen Zusammenhänge in dieser für viele globale Fragestellungen so wichtigen Region ermöglichen“, meint Prof. Körtzinger zuversichtlich.

Quelle: GEOMAR Redaktion: Länder / Organisationen: sonstige Länder Themen: Geowissenschaften Infrastruktur

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