StartseiteAktuellesNachrichtenKeine Fortschritte bei Englischkenntnissen der Bevölkerung in Frankreich

Keine Fortschritte bei Englischkenntnissen der Bevölkerung in Frankreich

Berichterstattung weltweit

Das Englisch-Sprachniveau in Frankreich gehört laut einer aktuellen Studie und seit mehreren Jahren mit zum Niedrigsten in Europa.

Das schwedische Unternehmen für Fremdsprachenunterricht EF Education First veröffentlicht seit 2010 jährlich eine Statistik über das weltweite Englisch-Niveau nicht-muttersprachlicher Länder (English Proficiency Index, EPI). Erhoben werden die Daten auf Basis eines kostenlosen, schriftlichen Online-Test, an dem 2017 mehr als eine Millionen erwachsene Menschen aus 80 Ländern teilnahmen. Damit ist die Untersuchung die größte ihrer Art. Frankreich belegt hier den 32. Platz und erreicht ein „mittleres Niveau“. Das entspricht den Fähigkeiten zur „Teilnahme an Meetings im eigenen Fachgebiet; Verstehen von Liedtexten; Verfassen beruflicher E-Mails zu vertrauten Themen“.  Frankreich liegt hierbei auf dem Englisch-Sprachniveau von Südkorea (Platz 30), Nigeria (Platz 31) und Italien (Platz 33), das im europäischen Vergleich am schlechtesten abschnitt. 2016 belegte Frankreich Platz 29 (72 teilnehmende Länder) und 2015 Platz 37 (70 teilnehmenden Länder). Die Niederlande, Schweden und Dänemark belegen die ersten drei Plätze. Die dortigen „sehr guten Kenntnisse“ entsprechen „Nuancierter und angemessener Anwendung der Sprache in sozialen Situationen, Mühelosem Lesen von anspruchsvollen Texten; Verhandlung eines Vertrags mit einem englischen Muttersprachler“. Deutschland findet sich auf Platz 9 wieder, was „guten Kenntnissen“ entspricht (Halten einer Präsentation am Arbeitsplatz; Verstehen von Fernsehsendungen; Lesen einer Zeitung). Europa ist im Gesamtvergleich die Region mit dem besten Englisch-Niveau.

Innerhalb Frankreichs zeigt die Statistik eine landesweite Homogenität des Englisch-Sprachniveaus. Unterschiede gibt es jedoch zwischen Städten wie beispielsweise Lille, nahe an der europäischen Hauptstadt Brüssel aber auch Großbritannien, und Toulon, wo sich die internationale Zusammenarbeit eher auf die Mittelmeerregion konzentriert. Die Autoren der Studie führen das stagnierende Englisch-Niveau darauf zurück, dass der Fremdsprachen-Unterricht in Frankreich keine Priorität hat und wenig effizient gestaltet wird: „Viele Leute lernen jahrelang Englisch und sprechen es dennoch nicht. Das Lernen bleibt passiv, der Schwerpunkt liegt nicht ausreichend auf dem Sprechen.“, zitiert die Tageszeitung Le Monde die EF-Mitarbeiterin Fanny Tricoire. Möglichkeiten, Englisch als Fremdsprache zu unterstützen, seien demnach mehr Unterricht auf Englisch, eine stärkere Internationalisierung der Sekundarstufe oder Investitionen in die Weiterbildung. Auch könnten externe Faktoren, wie etwa die Ausrichtung eines internationalen Großereignisses wie den Olympischen Spielen dazu beitragen, dass mehr Englisch gelernt würde.

Der französische Journalist Jean-Claude Lewandowski sieht in den Ergebnissen der Studie durchaus Gründe zur Besorgnis, denn „ob man will oder nicht, Englisch ist heute die internationale Geschäfts-, Technologie- und Forschungssprache“. Und Unternehmen bräuchten zunehmend Mitarbeiter, die Englisch beherrschten, um für sie in Frankreich oder dem Ausland zu arbeiten. Zumal gleichzeitig in Frankreich ein „wahrer Englisch-Wahn“ zu beobachten sei: Unternehmen gäben sich englisch-klingende Namen, Manager benutzten gern und häufig englische Begriffe und US-amerikanische Serien würden zur kulturellen Referenz. Aber eben ohne entsprechende Fortschritte beim Sprachniveau auszulösen.

Zum Nachlesen:

Quelle: Le Monde Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen sonstiges / Querschnittsaktivitäten

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