StartseiteAktuellesNachrichtenReformgesetze in Chile verankern freie Hochschulbildung und stärken staatliche Hochschulen

Reformgesetze in Chile verankern freie Hochschulbildung und stärken staatliche Hochschulen

Berichterstattung weltweit

Die Bildung Chiles durchgehend zu reformieren, war ein zentrales Wahlversprechen der scheidenden Präsidentin Bachelet. Fehlendes Glied war die Hochschulreform. Nach einem langwierigen Gesetzgebungsverfahren sind nun Ende Januar zwei Hochschulgesetze von beiden Parlamentskammern angenommen worden.

Kernpunkt des neuen Hochschulgesetzes (Ley de Educación Superior) ist die Festschreibung des Rechts auf einen freien Zugang zu der Hochschulbildung. Zwar ist die kostenfreie Hochschulbildung seit 2016 graduell eingeführt worden, jedoch stand diese unter dem Vorbehalt der Aufnahme in den jährlichen Haushaltsplan. Derzeit bezahlen Studierende aus den ärmsten 60 Prozent der Haushalte keine Studiengebühren. Mit dem Hochschulreformgesetz wird dieser Anteil als Minimum festgeschrieben und die freie Hochschulbildung nun gesetzlich fest verankert. Gekoppelt an die Entwicklung der ökonomischen Indikatoren soll der Bevölkerungsanteil mit einem Anspruch auf ein kostenloses Studium schrittweise erhöht werden.

Das Reformgesetz sieht weiterhin vor, dass Studiengebühren für jedes Studienfach von einem Expertenausschuss festgelegt werden. Die Regierung wird eine Obergrenze für die Studiengebühren von Studierenden festlegen, die (noch) keinen Anspruch auf kostenlose Bildung haben. Hochschuleinrichtungen können nur die Gebühren für Studierende festlegen, die den wohlhabensten zehn Prozent der chilenischen Haushalte angehören.

Das Hochschulgesetz sieht die Einrichtung eines Untersekretariats für Hochschulbildung (Subsecretaría de Educación Superior) vor, welches das Hochschulwesen des Landes koordinieren und entscheiden wird, wer ein Recht auf kostenlose Hochschulbildung erhält. Das Gesetz schafft auch eine Aufsichtsbehörde für die Hochschulbildung (Superintendencia de Educación), die befugt ist, Einrichtungen zu überwachen und bei Nichterfüllung von Standards hinsichtlich Qualität oder Gemeinnützigkeit zu sanktionieren. Ab 2020 wird für alle Universitäten und Technischen Hochschulen eine Akkreditierung verpflichtend sein – gegenwärtig gibt es noch 66 nicht akkreditierte Hochschulen.

Die staatlichen Universitäten verloren an Boden, als Chiles letzte große Bildungsreform von 1981 die Bildung privater Universitäten förderte. Das ebenfalls Ende Januar verabschiedete Gesetz für staatliche Hochschulen (Ley de Universidades Estatales) gibt ihnen einen rechtlichen Rahmen und stärkt sie.

Das Gesetz sieht einen dauerhaften Finanzierungsrahmen (Convenio Marco para Universidades Estatales) vor. Die finanzielle Ausstattung der staatlichen Hochschulen soll mit einem Fonds von 300 Milliarden CLP (etwa 400 Millionen EUR) für die nächsten zehn oder 15 Jahre deutlich verbessert werden. Weiterhin wird ein Rat (Consejo de Coordinación de Universidades del Estado) die staatlichen Akteure und Universitäten im Rahmen einer strategischen und langfristigen Agenda koordinieren.

Die Hochschulreform war eines der letzten Gesetzgebungsverfahren, welche die Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet mit hoher Priorität – auch durch Zugeständnisse an die Opposition – noch abschließen wollte, bevor im März die neue Legislaturperiode beginnt und der Konservative Sebastián Piñera die Präsidentschaft übernimmt. 

Zum Nachlesen:

Quelle: University World News, MINEDUC Redaktion: von Miguel Krux Länder / Organisationen: Chile Themen: Strategie und Rahmenbedingungen Bildung und Hochschulen Förderung

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