StartseiteAktuellesNachrichtenUNESCO: Zweiter Weltbericht der Ozeanforschung zeigt unzureichende Finanzierung der Meeresforschung auf

UNESCO: Zweiter Weltbericht der Ozeanforschung zeigt unzureichende Finanzierung der Meeresforschung auf

Berichterstattung weltweit

Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum 2021 bis 2030 zur Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung ausgerufen. Allerdings fehlt weltweit das Geld, um die Meereswissenschaften adäquat auszuführen. Das geht aus dem zweiten Weltbericht der Ozeanforschung hervor, den die Zwischenstaatliche Ozeanografische Kommission der UNESCO veröffentlicht hat.

Die Zwischenstaatliche Ozeanografische Kommission (IOC) der UNESCO hat den zweiten Weltbericht der Ozeanforschung (Global Ocean Science Report) am Tag ihres 60. Gründungsjubiläums präsentiert. Darüber hinaus hat sie ein neues Portal mit Bildungsmaterialien über den Ozean und seine Veränderungen vorgestellt.

Im Durchschnitt verwenden die untersuchten Staaten nur 1,7 Prozent ihres Forschungsetats für die Meereswissenschaften. Das ist viel weniger als für viele andere Forschungsfelder. Je nach Land sind es teils nur 0,03 Prozent; nur im Fall von neun Ländern sind es mehr als zwei Prozent. Den höchsten Anteil am jeweils nationalen Forschungsbudget haben die Meereswissenschaften in den Ländern Peru, Südafrika, Irland, Norwegen und Portugal.

Deutschland befindet sich in den Top drei bei den Forschungsgesamtausgaben. Der Anteil der Ausgaben für die Meeresforschung liegt unter 0,5 Prozent. Damit ist Deutschland immer noch in den Top 20. Mit der neuen Strategie Forschung für Nachhaltigkeit (FONA) wird das Bundesforschungsministerium in den nächsten fünf Jahren die Forschungsförderung zum Schutz des Klimas und für mehr Nachhaltigkeit verdoppeln. Auch die Meeresforschung wird hiervon profitieren. Aus dem Weltbericht der Ozeanforschung 2020 geht auch hervor, dass Deutschland die Meeresforschung sehr verlässlich und dauerhaft fördert. Im Fall vieler anderer Staaten gibt es starke Fluktuationen – so hat zum Beispiel Japan seine Finanzierung drastisch reduziert.

Niedrige oder unstete Forschungsförderung ist angesichts der grundlegenden Rolle des Ozeans bei der Regulierung des Klimas und seiner reichen Artenvielfalt unverständlich. Darüber hinaus haben Entdeckungen in der Ozeanografie Anwendungen für fast alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft zur Folge, zum Beispiel für Medizin oder Industrie.

Die Generaldirektorin der UNESCO Audrey Azoulay sagt:

„Unser Wissen über den Ozean ist ein Schlüssel für die Zukunft der Menschheit. Der Weltbericht der Ozeanforschung 2020 unterstreicht die wesentliche Rolle der Meeresforschung und der internationalen Zusammenarbeit dabei für alle Kernfragen des 21. Jahrhunderts.“

Die internationale Gemeinschaft hat sich daher verpflichtet, die Ausbeutung der Meeresressourcen bis 2030 im Einklang mit dem Nachhaltigkeitsziel 14 (SDG 14) der Agenda 2030 zu kontrollieren. Allerdings haben nur wenige Staaten Strategien vereinbart, um dies zu erreichen, heißt es in dem Bericht der IOC/UNESCO.

Der Bericht untersucht auch, wer Ozeanforschung betreibt. Der Frauenanteil ist hier relativ hoch: 39 Prozent der Forschenden in dem Bereich sind Ozeanografinnen. Der Anteil ist um sechs Prozentpunkte höher als in den Naturwissenschaften insgesamt. Dieser Durchschnitt verbirgt große Unterschiede zwischen den Ländern: Beispielsweise machen Frauen 63 Prozent der Forschenden in der Ozeanografie in Kroatien aus, verglichen mit nur 12 Prozent in Japan. Die Ozeanografie muss dem Bericht zufolge auch dringend jüngere Forscherinnen und Forscher stärker fördern.

Schließlich geht aus dem Bericht hervor, dass die Staaten nicht ausreichend ausgerüstet sind, um ihre Daten und Informationen zu verwalten. Das behindert den freien Zugang zu Daten. Der gemeinwohlorientierte Austausch von Daten soll eine Priorität der Ozeandekade werden. Dieser Aspekt wird für die UNESCO auch bei der Erarbeitung von neuem Völkerrecht für Open Science wichtig werden.

Die Ozeanwissenschaften umfassen Forschungsdisziplinen von Physik und Chemie über die Sozial- und Geisteswissenschaften, Biologie, Gesundheit, Geologie, Hydrografie bis hin zu allen multidisziplinären Forschungen über die Verbindungen zwischen Mensch und Ozean. Der erste Weltbericht der Ozeanforschung wurde 2017 veröffentlicht, der dritte Bericht soll 2025 folgen.

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Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission Redaktion: von Mirjam Buse, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Global UNESCO Themen: Geowissenschaften Umwelt u. Nachhaltigkeit

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