StartseiteLänderAfrikaÄgyptenZusammenfassungÜberblick zur Kooperation mit Deutschland

Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Ägypten

Für Ägypten hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert. Als Zielland für ägyptische Studierende platziert sich Deutschland unter den Top 5, als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen unter den Top 10 (siehe vorheriger Abschnitt).

Basis der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ) mit Ägypten sind die Regierungsabkommen aus dem Jahr 1980 sowie verschiedene Einzel- und Projektvereinbarungen aus den Jahren 1980-1985. Weiterhin unterzeichneten beide Ministerien zum Abschluss des gemeinsamen Wissenschaftsjahres 2007 eine Vereinbarung zur Implementierung eines gemeinsamen Forschungsfonds (GERF) und im Jahr 2018 eine Absichtserklärung (Declaration of Intent) zur höheren Bildung und Forschung, die ein verbindliches Regierungsabkommen („Abkommen über die Zusammenarbeit in Hochschulbildung und Forschung“) angekündigt.

Die Wissenschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Ägypten hatten sich vor allem während des „Deutsch-Ägyptische Jahr der Wissenschaft und Technologie“ 2007 intensiviert. Hier wurden wichtige Themenfelder und Kooperationsprojekte ausgebaut und weiterentwickelt. Das setzte starke Impulse für neue inhaltliche Schwerpunkte in der bilateralen WTZ, die seit 2008 im Rahmen des Deutsch-Ägyptischen Forschungsfonds GERF umgesetzt wird. Dieser bildet das Kernstück der Zusammenarbeit des BMBF mit Ägypten und ist Basis der gemeinsamen Förderung anwendungsorientierter Forschungsprojekte zwischen dem BMBF und dem ägyptischen Science and Technology Development Fund (STDF). Bisher wurden insgesamt sechs gemeinsame Förderbekanntmachungen mit breit angelegten fachlichen Schwerpunkten des beidseitigen Interesses veröffentlicht. Bis heute wurden fast 100 bilaterale anwendungsorientierte Forschungsprojekte bei einer Laufzeit von zwei Jahren mit bis zu 1 Mio. Euro jährlich (äquivalent) vom ägyptischen STDF und dem BMBF (Ref 211) auf deutscher Seite gefördert. In der jüngsten Förderphase (2020/21-2022/23) sind insgesamt 22 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 2,1 Mio. Euro unterstützt worden. Eine weitere GERF-Förderbekanntmachung wird aktuell mit dem STDF vorbereitet und voraussichtlich Anfang 2024 veröffentlicht. Der Fokus soll hier noch stärker als bisher auf dem Technologie- und Wissenstransfer zur Beschleunigung von Innovationsprozessen in Ägypten und Deutschland liegen.

Wichtige Themenschwerpunkte der WTZ mit Ägypten sind aktuell Innovationen zur Sicherung der Ernährung, im Wassermanagement und für die effiziente Nutzung von Erneuerbaren Energien sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Zudem spielen auch Fachgebiete wie Transport und Logistik, Stadtplanung und De-Urbanisierung, Gesundheit und Medizin sowie der Kampf gegen den Klimawandel und die zunehmende Bodenversalzung eine große Rolle in der ägyptischen Forschungs- und Kooperationspolitik.

Neben der bilateralen Zusammenarbeit kooperieren Deutschland und Ägypten auch im Rahmen von EU-Projekten (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF). Beide Länder arbeiten intensiv bei der Implementierung von Projekten in der PRIMA (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) -Initiative zusammen. Thematische Schwerpunkte sind hier Klimawandel und Nahrungsmittelsicherheit.

Der deutsch-afrikanische Innovationsförderpreis GAIIA – erstmalig 2018 vergeben – dient der Unterstützung innovationsrelevanter Eigeninitiative in afrikanischen Ländern. Er adressiert die Verwertung von Forschungsergebnissen in der Zusammenarbeit zwischen deutschen und afrikanischen Forschenden. Einer der ersten Preisträger für Nordafrika im Jahr 2018 war ein ägyptischer Forscher der German University in Cairo (GUC). Eine dritte GAIIA-Förderrichtlinie wird voraussichtlich im Spätsommer 2023 veröffentlicht.

Ein weiterer Baustein der deutsch-ägyptischen Wissenschaftskooperation ist das 2018 eröffnete Regionalbüro der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) in Kairo. Als weltweit erstes, deutsch-arabisches Exzellenznetzwerk unterstützt AGYA überregional vor allem interdisziplinäre Forschungsvorhaben junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das von der ägyptischen Wissenschaftsakademie ASRT eingerichtete und finanzierte AGYA-Regionalbüro setzt sich für den wissenschaftlichen Nachwuchs beider Länder ein und baut als interkultureller Think-Tank an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik zugleich Brücken zwischen Deutschland, Ägypten und weiteren Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens. Die Aktivitäten und Forschungsvorhaben des vom BMBF geförderten Exzellenznetzwerkes AGYA an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sind grundsätzlich arabisch-deutsch mit transregionalem Ansatz, der dezidiert arabisch-deutsche und arabisch-arabisch-deutsche Kooperationen fördert. In sechs Arbeitsgruppen (Energie, Wasser und Umwelt; Bildung; Transformation; Kulturelles Erbe; Gesundheit und Gesellschaft; Forschung und Innovation) werden vor allem interdisziplinäre Forschungsprojekte durchgeführt.

Mit dem Programm „Ta’ziz Partnerschaft" fördert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) die akademische Zusammenarbeit zwischen deutschen Hochschulen und Partnern in ausgewählten Ländern im Nahen und Osten sowie Nordafrika (MENA). Insgesamt stehen zwischen 2023 und 2025 rund 15 Millionen EUR aus Mitteln des Auswärtigen Amts zur Verfügung. Der arabische Begriff Ta’ziz (تعزيز) bedeutet "Stärkung" oder "Festigung". Gefördert werden Hochschulprojekte, die Reformbestrebungen an Hochschulen in Partnerländern der MENA-Region unterstützen. Das Programm legt besonderen Wert auf die Beteiligung von Frauen und außeruniversitären Partnern aus der Zivilgesellschaft und Wirtschaft, um den Wissenstransfer mit den Hochschulen zu stärken.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 110 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Ägypten aus. 62 deutsche Hochschulen kooperieren mit 27 ägyptischen Hochschulen und 7 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2023).

Bei der 2002 gegründeten German University in Cairo (GUC) handelt es sich um eine private Universität ägyptischen Rechts, die mittlerweile weitgehend durch Studiengebühren und ägyptische Investitionen getragen wird. Der besondere Ansatz der Zusammenarbeit zwischen der GUC und den deutschen Partnern ist die selbstständige Finanzierung und Verwaltung der Universität. Die deutsche Seite unterstützt die GUC insbesondere durch hochschulpolitische Beratung und bei der Gestaltung der Kooperationen mit den Gründungspartnern Ulm und Stuttgart sowie deutschlandweit.

Das GUC-Projekt wird im Rahmen des Programms des DAAD „Transnationale Bildung – Förderung binationaler Hochschulen“ mit  BMBF-Mitteln gefördert. Der deutsche Anteil der finanziellen Unterstützung für die GUC diente dem Aufbau einer in Qualität und Studieninhalten an Deutschland orientierten Lehre. Seit 2015 liegt der Fokus vor allem auf dem Auf- und Ausbau einer nachhaltigen Forschungszusammenarbeit mit deutschen Partnern. Aufgrund der hohen und kontinuierlich ansteigenden Nachfrage, kann in der Regel nur ein Fünftel der Interessenten mit überdurchschnittlicher Qualifizierung zugelassen werden. Die GUC hat sich mit inzwischen mehr als 11.000 Studierenden zur größten bi-nationalen Hochschule entwickelt. In sieben Fakultäten, v.a. im Bereich der ingenieurwissenschaftlichen Fächer, werden insgesamt 71 Studiengänge angeboten, davon 31 im Bachelor- und 40 im Postgraduiertenbereich (MSc, MBA, PhD). Seit dem Wintersemester 2012/2013 können Studierende der GUC ein Semester auf dem GUC Campus in Berlin verbringen. Von bisher rund 400 Studierenden genutzt, sind künftig etwa 1.000 Studienplätze pro Jahr geplant.

Das jüngste Hochschulprojekt ist die Gründung einer deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften (German International University, GIU) in Neu-Kairo. Ziel ist es, das deutsche Modell der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Schwellenländer zu übertragen. Auf deutscher Seite beteiligt sind ein Verbund aus sieben technischen Hochschulen (UAS7), die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin), die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) sowie die Hochschule Ulm.

Die internationale Mobilität von und nach Ägypten wird durch den DAAD, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert. Besonders der DAAD hat in Ägypten einen hohen Stellenwert im Bereich Bildung und Forschung.

Das ERASMUS Plus-Programm fördert Mobilität in beide Richtungen, auch wenn die Zahlen hier noch relativ gering sind. 2022 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Ägypten an 145 (238) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 79 (154) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 1.301 (1.119) und 198 (290) Geförderte aus Ägypten eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – durchzuführen. Gemeinsam mit dem ägyptischen Hochschul- und Forschungsministerium finanziert der DAAD diverse Stipendien- und Forschungsförderprogramme insbesondere für den wissenschaftlichen Nachwuchs wie Kurzzeitstipendien „German Egyptian Research Short-Term Scholarships“ (GERSS) und Langzeitstipendien „German Egyptian Research Long-Term Scholarships“ (GERLS) sowie im Rahmen der Projektförderung ein kofinanziertes Programm GE-SEED.

2021 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 65 ägyptische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 5 Projekte mit Partnern in Ägypten durch. An Einrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) hielten sich 30 ägyptische Gastwissenschaftlerinnen  und -wissenschaftler auf.

Unter den Bundesländern ist Baden-Württemberg, das den Aufbau der GUC über die Partneruniversitäten Ulm und Stuttgart unterstützt (siehe oben), besonders aktiv in der Kooperation mit Ägypten.

Vor Ort in Ägypten ist seit Jahrzehnten die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig. Mit der ägyptischen Regierung sind aktuell folgende Schwerpunkte vereinbart: Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Bewässerung und Abfall sowie Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung für Beschäftigung. Seit 2015 wird ein Programm zur Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen umgesetzt, das eine starke Innovationskomponente hat.

Bereits 1994 begann mit Finanzierung des BMZ ein Pilotprojekt, um die berufliche Ausbildung in Ägypten enger mit der Privatwirtschaft zu verzahnen („Mubarak-Kohl-Initiative“-Dual System, MKI-DS). Im Jahr 2008 wurde das Projekt komplett an den ägyptischen Staat übergeben, der die Initiative seitdem in Kooperation mit Verbänden, Kammern und der ägyptischen Privatwirtschaft in Eigenregie weiterführte. Die Auszubildenden, die teilnehmen, verbringen zwei Tage weniger pro Woche in den Technischen Sekundarschulen (TSS) als diejenigen Auszubildenden, die die klassische rein schulische Ausbildung absolvieren. Dennoch erreichen sie im Durchschnitt gute Abschlüsse; viele werden direkt von den Unternehmen übernommen. Nachdem das Projekt in Ägypten etwas ins Stocken geraten war, wurde von Seiten des BMZ 2015 ein neues Projekt „Enhancement of the Egyptian Dual System“ (EEDS) gestartet (Quelle: iMOVE-Marktstudie Ägypten 2017, S. 19 f.). Das Projekt wurde für den Zeitraum von 2015-20 von der GIZ administriert. Ziel war es, Lehrpläne zu reformieren, das Ausbildungspersonal besser zu qualifizieren und mehr Ausbildungsplätze in ägyptischen Unternehmen zu schaffen, um die dualen Ansätze auf eine breitere Basis zu stellen.

Es folgt eine Zusammenfassung zu ausgewählten Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-ägyptische Kooperation tragen und unterstützen:

  • Bereits im Jahr 1960 eröffnete der DAAD eine Außenstelle in Kairo;
  • Die 2011 gegründete DAAD Kairo Akademie verfolgt das Ziel, ägyptische Universitäten und Forschungseinrichtungen bei der Ausarbeitung von Bildungsmaßnahmen sowie beim Ausbau von internationalen Kooperationsprojekten zu unterstützen. Sie strebt an, ägyptische Forschende international wettbewerbsfähiger zu machen, etwa indem sie Unterstützung bei der Verbesserung von Lehr- und Forschungsmethoden leistet. Die Akademie bietet eine große Bandbreite an Workshops in verschiedenen Bereichen an, beispielsweise zu wissenschaftlichem Schreiben oder der Aneignung von Soft Skills. Das Projekt zur Forschungs- und Innovationskooperation COSIMENA (Clusters of Scientific Innovation in the Middle East and North Africa) widmet sich der Bündelung bestehender und der Umsetzung potenzieller, deutsch-ägyptischer Kooperationen in den Themenbereichen Wasser, Energie, Städteplanung, Gesundheit, Ökonomie, Landwirtschaft und Kulturelles Erbe. Formate wie themenspezifische Konferenzen, der „Tag der Deutschen Wissenschaft“, die „Nacht der Wissenschaften“ und verschiedene Summer Schools tragen dabei zu einer Verstetigung der Beziehung zwischen den Wissenschaftssystemen beider Länder bei.
  • Der Campus der 2002 gegründeten German University in Cairo (GUC) liegt in Neu-Kairo, ebenso wie der Campus der German International University (GIU), für den der Grundstein im Februar 2019 gelegt wurde;
  • Die Arab German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) ist seit Oktober 2018 durch ein Regionalbüro vertreten, das in der Academy of Scientific Research and Technology (ASRT) in Kairo angesiedelt ist;
  • Die GIZ ist seit 1956 vor Ort präsent und unterhält ein Büro in Kairo (GIZ Ägypten), das über 300 Arbeitskräfte beschäftigt;
  • In Kairo war 1907 das Deutsche Institut für Ägyptische Altertumskunde gegründet worden, 1929 wurde es anlässlich der 100-Jahr-Feier des Deutschen Archäologischen Institutes (DAI) in eine Abteilung des DAI umgewandelt (DAI Kairo).
  • Das 1961 gegründete Orient-Institut Beirut (OIB) ist seit 2003 Teil der „Max Weber Stiftung (MWS) – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland“. Seit 2010 unterhält das OIB eine Zweigstelle in Kairo.

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