StartseiteLänderAmerikaArgentinienZusammenfassungÜberblick zur internationalen Kooperation

Überblick zur internationalen Kooperation: Argentinien

Zuständig für die internationale Bildungszusammenarbeit ist das Ministerium für Bildung. Obwohl argentinische Studierende ein großes Interesse an internationaler Mobilität haben, führt die hohe Inflation im Land dazu, dass Auslandsaufenthalte für viele Studierende zu kostspielig werden. In umgekehrter Richtung haben die staatlichen Universitäten in Argentinien für internationale Studierende einiges zu bieten, vor allem gebührenfreie grundständige Studiengänge in Verbindung mit einem guten akademischen Ruf. Argentinien ist es daher gelungen, sich in Lateinamerika als attraktives Zielland zu etablieren (Monroy, Carlos (2018): Education in Argentina). Während in Brasilien und Mexiko der Anteil der internationalen Studierenden bei unter 1 Prozent liegt, erreicht Argentinien 3,2 Prozent (siehe Bildungsindikatoren).

Die wichtigsten Herkunftsländer sind Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien und Paraguay. Die wichtigsten Zielländer für argentinische Studierende sind die USA, Spanien, Brasilien, Deutschland und Australien (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Zuständig für die internationale Forschungskooperation ist das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation (Ministerio de Ciencia, Tecnología e Innovación Productiva, MINCyT). Unter zahlreichen Kooperationsabkommen (u.a. mit den USA, Spanien, Frankreich, Spanien, Deutschland, Brasilien, Chile) werden bilaterale Ausschreibungen durchgeführt, bei der das Ministerium die Finanzierung der argentinischen Konsortialpartner übernimmt. Mit verschiedenen Ländern wurden außerdem bi-nationale Forschungseinrichtungen aufgebaut, so z.B. 2005 das Argentinisch-Brasilianische Zentrum für Nanowissenschaften und Nanotechnologie (Centro Argentino-Brasileño de Nanociencias y Nanotecnología, CABNN). Seit 2008 wirbt ein Diaspora-Netzwerk (Red de Argentinos Investigadores y Científicos en el Exterior, RAICES) erfolgreich um die Rückkehr argentinischer Forschender.

Auch der Rat für Wissenschaft und Technologie CONICET engagiert sich in der internationalen Kooperation. Er führt mit ausgewählten Partnerorganisationen (z.B. aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien) internationale Ausschreibungen durch und hat in einigen Fällen bi-nationale Einrichtungen gegründet, so zum Beispiel das Argentinisch-Französische Institut für Klimastudien und -auswirkungen (Instituto Franco-Argentino sobre Estudios de Clima y sus Impactos, UMI-IFAECI) mit der Universidad Buenos Aires (UBA) und dem französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS).

Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen hat sich  in Argentinien ähnlich wie in Deutschland und vielen westlichen Industrieländern gut entwickelt: 1996 lag der Anteil bei 32,9 Prozent, nahm zwischen 2002 und 2004 um 10 Prozentpunkte zu und erreichte 2021 49,5 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland nahm der Anteil inzwischen auf 52,7 Prozent zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved October 31, 2022, from www.scimagojr.com).

Die fünf wichtigsten Ko-Publikationsländer der letzten vier Jahre entsprechen den beliebtesten Zielländern für Studierende aus Argentinien: an erster Stelle liegen die USA, gefolgt von Spanien, Brasilien, Deutschland und Großbritannien. China ist auf Rang 15 platziert (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Argentinien ist Mitglied der G20. Dazu gehören neben den G7-Industrieländern die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, sowie Argentinien, Australien, Saudi-Arabien und die Türkei. Durch die G20-Mitgliedschaft ist Argentinien an den jährlichen Beschlüssen der Staats- und Regierungschefs beteiligt, die auch Bildung und Forschung betreffen können. 2018 übernahm Argentinien erstmals turnusgemäß den Vorsitz der G20 und führte das erste Treffen der G20-Bildungsministerien durch.

Argentinien ist Mitglied der Vereinten Nationen (UN) und zahlreicher Unterorganisationen, darunter der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Vor Ort ist seit 1998 ein Regionalbüro des Internationalen Instituts für Bildungsplanung (UNESCO International Institute for Education Planning, IIEP) aktiv. Hauptaufgabe des IIEP Buenos Aires ist es, Bildungsreformen in Lateinamerika durch Forschung und Weiterbildung zu fördern.

Obwohl kein Mitglied der OECD, beteiligt sich Argentinien an der Arbeit verschiedener Bildungs- und Wissenschaftsgremien und nimmt regelmäßig an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülern (PISA) teil.

Das Pierre-Auger-Observatorium ist eine internationale Forschungsinfrastruktur zur Untersuchung ultrahochenergetischer kosmischer Strahlung. Die Anlage in der argentinischen Provinz Mendoza im Westen Argentiniens liefert seit 2005 qualitativ hochwertige Daten.

Argentinien engagiert sich auch in der regionalen lateinamerikanischen Forschungszusammenarbeit, so zum Beispiel im Rahmen des Iberoamerikanischen Entwicklungsprogramms für Wissenschaft und Technologie („Programa Iberoamericano de Ciencia y Tecnología para el Desarrollo“, CYTED), das 1984 aufgelegt wurde. An dem Programm nehmen 19 lateinamerikanische Länder sowie Spanien und Portugal teil. Das 1995 gegründete Iberoamerikanische Netzwerk für Wissenschafts- und Technologieindikatoren (Red de Indicadores de Ciencia y Tecnología -Iberoamericana e Interamericana, RICYT) hat seinen Sitz in Buenos Aires. RICYT unterstützt vor allem die Iberoamerikanische Staatenorganisation (OEI) – wie auch Argentinien – durch das Observatorium für Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft. Die 1957 durch die UNESCO gegründete Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften (FLACSO) ist in zahlreichen lateinamerikanischen Ländern vertreten. Auch in Argentinien führt sie Forschungen durch und bietet Postgraduiertenausbildung an (FLACSO Argentina).

Im Jahr 2000 wurde ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Argentinien und der Europäischen Union geschlossen. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Argentinien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Zur Meeresforschung im Atlantik wurde im April 2018 ein spezielles Abkommen unterzeichnet. Argentinien kann sich an Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in der Regel europäische Fördermittel erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Dazu liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor: Bis Dezember 2021 warb Argentinien europäische Fördergelder in Höhe von 9,19 Millionen Euro ein und beteiligte sich an 147 Projekten. Davon wies mit 75 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Datenbank).

Eine weitere Variante europäisch-argentinischer Kooperation setzt auf die Verbindung verschiedener nationaler und europäischer Fördertöpfe im Rahmen von Public-Public Partnerships (P2Ps, Übersicht ERA-LEARN Plattform). Diese sind entweder themenzentriert, wie zum Beispiel das ERA-Net “Cofund on BioTechnologies” (CoBioTech), oder sie haben einen bi-regionalen Charakter mit Themenschwerpunkten wie die EU CELAC Interest Group, als Nachfolgerin des ERA-Net LAC. Seit 2019 ist Argentinien als zweites lateinamerikanisches Land nach Chile mit dem 1985 gegründeten Netzwerk für Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA assoziiert.

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