StartseiteLänderAmerikaArgentinienZusammenfassungÜberblick zur Kooperation mit Deutschland

Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Argentinien

Für Argentinien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für argentinische Studierende wie auch als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 5 (siehe vorheriger Abschnitt).

Grundlage für die Zusammenarbeit ist das Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ), das 1969 zwischen Deutschland und Argentinien geschlossen wurde. Anlässlich des 50. Jahrestages im Frühjahr 2019 haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das damalige argentinische Wissenschaftsministerium (MECCyT, später wieder MINCyT bis zur Auflösung im Dezember 2023) eine Vertiefung der Zusammenarbeit vereinbart. Themenschwerpunkte der Kooperation sind Bioökonomie und Biotechnologie, Medizin, Geowissenschaften und Ingenieurwissenschaften. Seit 2016 liegt zusätzlich ein besonderer Fokus auf der Meeres- und Polarforschung (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF).

Das BMBF stellt über seine internationale Abteilung Mittel für Sondierungs- und Vernetzungsaktivitäten und Workshops sowie für die Nachwuchsförderung bereit. Seit 2012 werden regelmäßig Förderbekanntmachungen der internationalen Abteilung veröffentlicht. Die Kooperationen werden bilateral vom BMBF und dem MINCyT finanziert. In den letzten Jahren wurden diese Bekanntmachungen jedoch aus wirtschaftlichen Gründen auf argentinischer Seite ausgesetzt. Im Rahmen der Argentinienreise des Parlamentarischen Staatssekretärs Brandenburg im November 2022 wurde die Wiederaufnahme der bilateralen Förderung beschlossen.

Seit Dezember 2022 legt eine neue Rahmenbekanntmachung zur WTZ mit Lateinamerika (Webseite BMBF) maßgebliche Eckpunkte zu Zielen, Förderinstrumenten (beispielsweise Mobilität, Forschungsgruppen, Partnerstrukturen) und inhaltlichen Schwerpunkten fest. Eine Antragstellung erfolgt auf der Grundlage der spezifischen Förderaufrufe, die das BMBF seit Ende 2022 zu verschiedenen Ländern und Themen publiziert. Ende November 2023 wurde mit dem WTZ-Förderaufruf zu Mobilitätsprojekten im Bereich Erneuerbare Energien ein erster Förderaufruf speziell zur Kooperation mit Argentinien unter der Rahmenbekanntmachung Lateinamerika publiziert. 

Das BMBF unterstützt mit einer Fördermaßnahme in ausgewählten lateinamerikanischen Ländern den Aufbau nachhaltiger, gemeinsamer Forschungsstrukturen. Damit soll der Zugang zu Forschungsobjekten und -netzwerken sowie zu personellen und Infrastruktur-Ressourcen in Lateinamerika erleichtert und die WTZ-Vereinbarungen umgesetzt werden. Mit Argentinien wird das Thema Küstenforschung/Klimawandel über das Projekt „Dynamik des Einflusses von Eismassenverlust in den Anden auf terrestrische, limnische und marine Ökosysteme in Patagonien (Dynamo)“ unter Leitung des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) gefördert. Argentinische Partner sind das Austral-Zentrum für Wissenschaftliche Forschungen (Centro Austral de Investigaciones Científicas, CADIC-CONICET), das Argentinische Ozeanographische Institut (Instituto Argentino de Oceanografia, IADO-CONICET) und das Zentrum für Angewandte Ökologie von Neuquén (Centro de Ecología Aplicada de Neuquén, CEAN). Dazu kommt das chilenische Forschungszentrum für die Dynamik von Marinen Ökosystemen in hohen Breitengraden (Centro de Investigación Dinámica de Ecosistemas Marinos de Altas Latitude, IDEAL). Das Projekt endet im Januar 2024.

Im Rahmen von multilateralen Public Public Partnerships (P2Ps) beteiligt sich das BMBF an Förderbekanntmachungen der ERANet-LAC/EU-CELAC-Interessengruppe (siehe vorheriger Abschnitt). Projektkonsortien, die sich um eine Förderung bewerben, müssen Forschende aus mindestens vier Ländern (darunter zwei europäische und zwei lateinamerikanische) miteinander verbinden. Über vier ERANet-LAC-Förderbekanntmachungen wurden bisher 12 Projekte mit deutscher und argentinischer Beteiligung gefördert. Weiterhin beteiligt sich das BMBF auch an Förderbekanntmachungen des ERA-Nets “Cofund on BioTechnologies”, CoBioTech und fördert darunter aktuell mehrere multilaterale Vorhaben mit Argentinien.

Seit 2012 trägt das bi-nationale Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum (DAHZ-CUAA) dazu bei, bi-nationale Master- und  Promotionsstudiengänge mit Doppelabschluss zu etablieren. Grundlage des DAHZ-CUAA ist ein Ressortabkommen zwischen dem BMBF und dem argentinischen Wissenschaftsministerium. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die argentinischen Partnerorganisationen, der Nationale Interuniversitäre Rat (CIN) und die Hochschulrektorenkonferenz der Privaten Universitäten (CRUP) haben am 4. März 2015 in Buenos Aires ein deutsch-argentinisches Rahmenabkommen zur Hochschulzusammenarbeit unterzeichnet. Bis 2022 hat das DAHZ 50 Hochschulen (28 in Deutschland und 22 in Argentinien gefördert. Über 20 bilaterale Studiengänge wurden rund 450 Doppelabschlüsse verliehen.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist derzeit 300 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Argentinien aus.130 deutsche Hochschulen kooperieren mit 71 argentinischen Hochschulen und 6 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2023).

Die internationale Mobilität von und nach Argentinien wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

2022 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Argentinien an 285 (365) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und  57 (48) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 545 (513) und 127 (121) Geförderte aus Argentinien eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren.

Die DFG hat mit dem Nationalen Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung (CONICET) ein Abkommen abgeschlossen, unter dem in größeren Abständen bilaterale Ausschreibungen durchgeführt werden. Unter der jüngsten breit angelegten Ausschreibung vom August 2023 können bilaterale Vorhaben in Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Sozial- und Geisteswissenschaften gefördert werden. Weiterhin war zwischen 2015 und 2019 das erste deutsch-argentinische DFG-GraduiertenkollegStRATEGy“ aktiv. Hier erforschten Promovierende und Post-Docs die komplexen Bildungsprozesse von Lagerstätten in Argentinien.

Die AvH fördert Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2022 vergab die AvH 15 Forschungsstipendien und einen Forschungspreis an Geförderte aus Argentinien. 

Für die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ist Argentinien das wichtigste Partnerland in Lateinamerika. 2011 wurde das CONICET-Max-Planck-Partnerinstitut für biomedizinische Forschung in Buenos Aires eröffnet. 2022 beherbergte die MPG 72 argentinische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 28 Projekte mit Partnern in Argentinien durch. Für viele argentinische Forschende ist die Möglichkeit, im Heimatland eine Max-Planck-Partnergruppe einzurichten, eine wichtige Motivation für die Rückkehr.

Unter den Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) kooperieren insbesonders das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam sowie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) intensiv mit Argentinien. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist mit der Nationalen Raumfahrtkommission (Comisión Nacional de Actividades Espaciales, CONAE) im Bereich alternative Energie, Fernsensoren und Raumforschung vertraglich verbunden.

Andere Bundesministerien und Bundesländer sind ebenfalls in Argentinien aktiv. 2018 ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi, heute BMWK) mit dem argentinischen Wissenschaftministerium (heute MINCyT) eine Innovationspartnerschaft zur Förderung von Forschung und Entwicklung in mittelständischen Unternehmen eingegangen. In Deutschland werden die Projekte unter dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert, in Argentinien ist die Förderagentur ANPCyT zuständig.

Das Bayerische Hochschulzentrum für Lateinamerika (BAYLAT) an der Universität Erlangen-Nürnberg hat bereits mit CONICET gemeinsame Ausschreibungen durchgeführt, um die Anbahnung bayerisch-argentinischer Forschungskooperationen zu fördern.

Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-argentinische Kooperation tragen und unterstützen:

  • DAAD-Informationszentrum Buenos Aires;
  • Das 2012 gegründete binationale Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum (DAHZ-CUAA) verfügt sowohl in Bonn als auch in Buenos Aires über Vertretungen;
  • Mit einer Förderung des BMBF werden seit 2017 zwei Maria Sibylla Merian International Centre for Advanced Studies in the Humanities and Social Sciences mit Hauptsitz in Brasilien („Mecila“, Fokus auf Zusammenleben unter Ungleichheitsbedingungen) und Mexiko (CALAS, Fokus auf Krisenforschung) aufgebaut. Argentinien ist an beiden Zentren beteiligt. Das CONICET-Forschungsinstitut für Geistes- und Sozialwissenschaften (IdIHCS-CONICET) an der Universidad Nacional de La Plata trägt dazu bei, die Aktivitäten von Mecila regional zu streuen und sichtbarer zu machen. An dem Kolleg CALAS beteiligt sich die Universidad San Martin (UNSAM);
  • 2011 wurde das CONICET-Max-Planck-Partnerinstitut für biomedizinische Forschung in Buenos Aires eröffnet. Die spanische Bezeichnung lautet „Instituto de Investigación en Biomedicina de Buenos Aires – CONICET – Instituto Partner de la Sociedad Max Planck“ (Homepage IBioBA-CONICET-MPSP). Das Institut ist administrativ in den CONICET integriert und durch eine Kooperationsvereinbarung mit der MPG verbunden, ohne dass diese eine institutionelle Verantwortung trägt. Hintergrund ist das Interesse von CONICET, die erfolgreichen Organisationsprinzipien der MPG in ihren Institutionen modellhaft zu etablieren. Die Forschungsaktivitäten am IBioBa erfolgen in enger Kooperation mit Max-Planck-Instituten, insbesondere dem MPI für biophysikalische Chemie, Göttingen, dem MPI für Herz-und Lungenforschung, Bad Nauheim, und dem MPI für molekulare Physiologie, Dortmund;
  • Aus einer besonders fruchtbaren Kooperation einer Max Planck-Partnergruppe mit dem MPI für biophysikalische Chemie ist das Max-Planck-Labor für Strukturbiologie und biophysikalische Chemie (Laboratorio Max Planck de Biología Estructural, Quimica y Biofísica Molecular, LMPbioR) in Rosario hervorgegangen, das seit 2014 speziell zu neurodegenerativen Erkrankungen, wie Alzheimer und Parkinson, forscht. Das Laboratorium wird von der argentinischen Seite aus finanziert und arbeitet eng mit dem MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen zusammen. 2015 wurde das Laboratorium zudem zu einem CONICET-Institut zur Erforschung von pharmakologischen Wirkstoffen ernannt.
  • Die Zusammenarbeit zwischen der Universidad Nacional de San Martín (UNSAM) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist seit Jahren intensiv. Am 20. November 2018 fand die Einweihung der Helmholtz International Research School for Astroparticle Physics and Enabling Technologies (HIRSAP) in Buenos Aires statt. Die Promovierenden an der HIRSAP nutzen unter anderem die internationale Forschungsinfrastruktur Pierre-Auger-Observatorium in der Provinz Mendoza im Westen Argentiniens (siehe vorheriger Abschnitt);
  • Mitte 2015 wurde das Argentine-German Geodetic Observatory (AGGO) in La Plata eröffnet. AGGO, ein Gemeinschaftsprojekt des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKG) und CONICET, ist das einzige geodätische Observatorium seiner Art in Lateinamerika. Als solches ist es Teil einer globalen Infrastruktur zur Erdbeobachtung und Aktualisierung globaler Referenzsysteme.

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