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Überblick zur internationalen Kooperation: Chile

Die Zuständigkeit für internationale Bildungs- und Forschungszusammenarbeit liegt beim chilenischen Außenministerium. Chile unterhält circa 35 Abkommen und Vereinbarungen mit Partnerländern aus Europa, Asien, Amerika und Ozeanien. Unterstützt wird das Außenministerium durch die Chilenische Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (Agencia Chilena de Cooperación Internacional para el Desarrollo, AGCID), die Bildungsstipendien unter bilateralen und multilateralen Abkommen vergibt. Im Rahmen der Pazifischen Allianz können Studierende und Lehrende aus Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru beispielsweise ein Stipendium erhalten, um ein Gastsemester an der Hochschule eines Teilnehmerlandes zu verbringen (Plataforma de Movilidad Académica y Estudiantil de la Alianza del Pacífico). 

Die Zahlen von UNESCO und OECD erfassen dagegen nur die Studierenden, inklusive der Promovierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Diese Gruppe ist wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern verhältnismäßig klein. Insgesamt (in Klammern OECD-Durchschnittswerte) weist Chile einen Anteil von 1,1 (OECD 6,6) Prozent internationaler Studierender im Land auf, darunter 18 (OECD 23) Prozent der Promovierenden. Die ins Ausland abwandernden Studierenden entsprechen einem Anteil von 1,5 (OECD 2) Prozent (siehe Bildungsindikatoren).

Die wichtigsten Herkunftsländer sind Peru, Kolumbien, Venezuela, Ecuador und Bolivien. Die wichtigsten Zielländer sind Argentinien, die USA, Spanien, Deutschland und Australien (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen war 1996 in Chile mit 44,9 Prozent bereits recht hoch und er wuchs bis 2021 auf 62,8 Prozent an. Zum Vergleich: In Deutschland nahm der Anteil im selben Zeitraum von 30,8 auf 52,7 Prozent zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. October 31, 2022, from www.scimagojr.com).

Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern der letzten vier Jahre liegen die USA an erster Stelle, gefolgt von Spanien, Großbritannien, Deutschland und Brasilien. China platziert sich auf Rang 12 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Auslandsaufenthalte von chilenischen Promovierenden und Post-Docs werden durch die Nationale Agentur für Forschung und Entwicklung (Agencia Nacional de Investigación y Desarrollo, ANID) gefördert, die auch die Zuständigkeit für eine Vielzahl von Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Kooperation von ihrer Vorgängerin CONICYT übernommen hat. Als ausländische Partner kommen sowohl Ministerien auf Bundes- und Landesebene als auch Forschungs- und Förderorganisationen in Frage. Die Anzahl der bilateralen Förderbekanntmachungen, die bisher durchgeführt wurden, ist allerdings begrenzt. Ein Aktionsplan, der mit dem Wissenschaftsministerium in China für den Zeitraum 2017-19 vereinbart wurde, sieht sowohl gemeinsame Förderbekantmachungen als auch die Einrichtung von chinesisch-chilenischen Forschungslaboratorien vor.

Die bisher bedeutendste chilenische Initiative im Bereich der internationalen Forschungszusammenarbeit war die Gründung von internationalen Forschungsexzellenzzentren vor Ort. 2009 stellte die Wirtschaftsförderagentur CORFO erstmals 19,5 Mio. USD für einen Zeitraum von zehn Jahren für bis zu fünf Zentren bereit. Unter dem Programm richtete der australische Council of Scientific and Industrial Research (CSIRO) 2011 ein Forschungsexzellenzzentrum für Bergbau und Bodenschätze unter Beteiligung verschiedener öffentlicher und privater Akteure ein (CSIRO Chile"). Über die CSIRO Chile Foundation wird die Kooperation auf verwandte Bereiche wie Wassermanagement ausgedehnt. Andere internationale Exzellenzzentren in Chile konzentrieren sich auf Lebensmittel (mit der niederländischen Universität Wageningen), Informations- und Kommunikationstechnologien (INRIA, Frankreich) sowie Biotechnologie und Solarenergie (Fraunhofer, siehe unter Überblick zur Kooperation mit Deutschland, siehe zu dem Programm auch L. Klerkx.und J. Guimón (2017): Attracting foreign R&D through international centres of excellence: early experiences from Chile. In: Science and Public Policy, pp. 763–774).

Chile ist Mitglied der Vereinten Nationen und zahlreicher Unterorganisationen, darunter der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Das UNESCO-Regionalbüro für Bildung in Lateinamerika und der Karibik hat seinen Sitz in der Hauptstadtmetropole Santiago de Chile.

Das Land trat außerdem 2010 der OECD bei und hat seitdem in den allgemeinen Bildungs- und Wissenschaftsgremien der OECD Delegiertenstatus. Chile beteiligt sich regelmäßig an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülern (PISA). Zwischen 2012-16 hat Chile außerdem an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung der erwachsenen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (PIAAC) teilgenommen.

Chile engagiert sich auch in der regionalen lateinamerikanischen Forschungszusammenarbeit, so zum Beispiel im Rahmen des Iberoamerikanischen Entwicklungsprogramms für Wissenschaft und Technologie („Programa Iberoamericano de Ciencia y Tecnología para el Desarrollo“, CYTED), das 1984 aufgelegt wurde. Unter CYTED werden transnationale Projekte gefördert. An dem Programm beteiligen sich 19 lateinamerikanische Länder sowie Spanien und Portugal. Chile ist außerdem Mitglied im Inter-American Institute for Global Change (Instituto Interamericano para la Investigación del Cambio Global, IAI), das 1992 gegründet wurde. Die 1957 gegründete Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften (FLACSO) verfügt über zahlreiche Niederlassungen in den Mitgliedstaaten. Auch in Chile führt die Organisation Forschungen durch und bietet Postgraduiertenausbildung vor Ort an (FLACSO-Chile).

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende internationale Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Der Hauptsitz befindet sich in Garching in der Nähe von München. Zusätzlich zum Verwaltungssitz in Santiago betreibt die ESO drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Gemeinsam mit internationalen Partnern baut die ESO derzeit das „European Extremely Large Telescope" (E-ELT) auf. Zwar ist Chile selbst kein Mitgliedsland der ESO, die chilenischen Forschenden haben jedoch einen privilegierten Zugang zu den Observatorien. Darüber hinaus erhält Chile von der ESO Gelder für die Finanzierung von Post-Doc-Stellen und Lehrstühlen im Bereich Astronomie (Webseite zu Chiles Kooperation mit der ESO).

Das sogenannte Gemini Observatory, das von einem Konsortium aus insgesamt sechs Ländern getragen wird (neben Chile von den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien und Südkorea), betreibt zwei Teleskope in Hawaii und Chile. 

Das Integrierte Plattengrenzen-Observatorium in Chile (Integrated Plate Boundary Observatory in Chile, IPOC) untersucht die physikalischen Erdbebenprozesse entlang des südamerikanischen Kontinentalrandes. Ziel ist die Entwicklung von effizienten und kostengünstigen Observierungsstrategien sowie von Modellen, mit denen zukünftig die Gefährdung des menschlichen Lebensraumes präziser erfasst werden kann. Das Projekt wird von einem Konsortium aus chilenischen, deutschen und französischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen getragen (siehe unter Überblick zur Kooperation mit Deutschland).

Seit 2002 besteht ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Chile und der Europäischen Union. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Chile im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Unter dem aktuell laufenden EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) können sich chilenische Einrichtungen beteiligen, jedoch nur noch in Ausnahmefällen europäische Fördergelder erhalten. Dies war unter dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20) noch anders. Zur Beteiligung an Horizont 2020 liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor: Bis Dezember 2021 warb Chile europäische Fördergelder in Höhe von 9,37 Millionen Euro ein und beteiligte sich an 97 Projekten. Davon wiesen mit 53 Projekten über die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Datenbank).

Eine weitere Variante europäisch-chilenischer Kooperation setzt auf die Verbindung verschiedener nationaler und europäischer Fördertöpfe im Rahmen von Public-Public-Partnerships (P2Ps, Übersicht ERA-LEARN Plattform). Diese sind entweder themenzentriert und/oder haben einen bi-regionalen Charakter (EU CELAC Interest Group, als Nachfolgerin des ERA-Net LAC). Die letzte Förderbekanntmachung wurde 2017 veröffentlicht.

Seit 2017 ist Chile als erstes lateinamerikanisches Land mit dem 1985 gegründeten Netzwerk für Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA assoziiert. Im Rahmen der EUREKA-Initiative „Global Stars“ hat Chile erstmals an einer Bekanntmachung teilgenommen. Die finanziellen Mittel auf chilenischer Seite werden von der Wirtschaftsförderorganisation CORFO bereitgestellt, die dem chilenischen Wirtschaftsministerium unterstellt ist.

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