StartseiteLänderAmerikaKanadaZusammenfassungÜberblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik: Kanada

Eine Einordnung der gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in absoluten Zahlen ist für Kanada nicht ganz einfach, auch weil Kanada anders als andere OECD-Länder die entsprechenden Daten im Jahr 2025 nicht nur für 2023 sondern bereits für 2024 vorlegt. Mit kaufkraftbereinigten Ausgaben in Höhe von 46,7 (2023) und 47,9 (2024) Milliarden USD liegt Kanada im weltweiten Vergleich etwa auf Rang 10 vor Italien. Anders sieht es bei Betrachtung der inflations- und kaufkraftbereinigten Ausgaben aus: Dabei liegt Italien vor Kanada (Russland, für das bei der OECD nur Daten bis 2020 vorliegen, wird bei diesem weltweiten Vergleich nicht berücksichtigt).  

Die FuE-Intensität – das heißt der Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – hatte in Kanada 2004 2 Prozent erreicht. Nach einer langfristig rückläufigen Tendenz folgten ab 2017 wieder Zuwächse. 2024 erreichte Kanada eine FuE-Intensität von 1,8 Prozent; dennoch liegt der Anteil weiter deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Ein wichtiger Grund dafür ist die Zurückhaltung der einheimischen Wirtschaft in Kanada  (siehe FuE-Indikatoren).

In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen belegt Kanada 2024 wie schon im Vorjahr Rang 8 und ist damit unter den Top Ten platziert (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 22, 2025, from www.scimagojr.com).

Im Global Innovation Index (GII) 2025 werden Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet. 2024 hatte Kanada mit Rang 14 die beste Positionierung in dem Fünfjahresezeitraum 2020-25 erreicht. 2025 platziert sich Kanada dagegen auf Rang 17, ebenso wie fünf Jahre zuvor (siehe GII Profil Kanada).

Die Zuständigkeiten für Forschung, Wissenschaft und Bildung sind auf die bundesstaatliche Regierung und die zehn Provinzen und drei Territorien aufgeteilt. Das Bildungswesen wird von den einzelnen Regierungen der Provinzen und Territorien verwaltet. Die Provinzen verfügen alle über Bildungsministerien sowie teilweise über eigene Innovations-/Wisenschaftsministerien, welche insbesondere lokale Wissens- und Wirtschaftskräfte stärken sollen.

Die verschiedenen Fachministerien und deren nachgeordnete Einrichtungen, die so genannten „Science Based Departments and Agencies (SBDAs), tragen die Verantwortung für die Forschung in ihrem Forschungsressort. Wichtig sind hier vor allem folgende Ministerien, die alle auch über eigene Forschungsinstitute verfügen: „Environment and Climate Change Canada“, „Natural Resources Canada“, „Agriculture and Agri-Food Canada“, „Fisheries and Oceans Canada“ und „Health Canada“. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und wirtschaftliche Entwicklung („Inovation, Science and Economic Development“, ISED) ist für die übergeordneten Fragen der Forschungs- und und Forschungsförderpolitik verantwortlich. Außerdem ist es für zwei große Förderorganisationen, verschiedene strategische Programme und die Forschungsorganisation National Research Council Canada zuständig, die ebenfalls Förderprogramme administriert.

Die Hochschulen liegen in Kanada im Verantwortungsbereich der kanadischen Provinzen und Territorien. Auch öffentliche Hochschulen erheben für einheimische Studierende relativ hohe Studiengebühren. Kanada gehört damit unter den OECD-Ländern zur Spitzengruppe. Im Vergleich zu den USA sind die Studiengebühren in Kanada allerdings deutlich günstiger.

Die Interessenvertretung Universities Canada (UC) umfasst mittlerweile 96 öffentliche und gemeinnützige private Universitäten und Colleges, die Abschlüsse auf dem Universitätsniveau anbieten. Von diesen haben sich die 15 forschungsstärksten 2012 als U15 organisiert.

Forschung in Kanada ist auf die vier Provinzen Ontario, Québec, British Columbia und Alberta konzentriert. Zwölf der „U15“-Universitäten haben ihren Sitz in den vier Provinzen. 

Von bundesstaatlicher Seite werden Transferzahlungen an die Hochschulen geleistet, z.B. durch spezielle strategische Forschungs- und Förderprogramme. Drittmittel für Forschung können bei den drei nationalen Förderorganisationen (Natural Sciences and Engineering Research Council – NSERC, Social Sciences and Humanities Research Council – SSHRC und Canadian Institutes of Health Research – CIHR) eingeworben werden. Durch das Programm „Canada Research Chairs“ werden neue Professuren an den Hochschulen etabliert. Über die Canada Foundation for Innovation (CFI) wird ein erheblicher Anteil von neuer Infrastruktur an Hochschulen gefördert.

  • Kanada hat 2014 außerdem einen Exzellenz-Fonds für Hochschulen eingerichtet („Canada First Research Excellence Fund“ - CFREF). Hier wird strategisch in prioritäre Themenfelder investiert, damit Kanadas Universitäten ihre Stärken ausbauen und zu globalen Vorreitern werden können. Unter der jüngsten Förderbekanntmachung von 2022 werden 11 groß angelegte Forschungsinitiativen in strategischen Bereichen mit 1,4 Milliarden CAD (rund 940 Millionen EUR) gefördert.
  • 2017 wurde eine wettbewerbliche Initiative für Cluster ausgeschrieben, die Akteure aus Industrie, Hochschulen, der indigenen Bevölkerung und zivilgesellschaftliche Organisationen zusammenführt. Die darunter geföderten fünf Initiativen erhalten zwischen 2022-28 weitere Förderung unter dem Programm „Global Innovation Clusters". Zu den mit ingesamt 700 Millionen CAD geförderten Clustern zählen das „Digital Technology Supercluster" (British Columbia), das „Protein Industries Supercluster" (Prärieprovinzen), das „Advanced Manufacturing Supercluster" (Ontario), das „AI-Powered Supply Chains Supercluster" (Quebec) und das „Ocean Supercluster" (Atlantikregion). 
  • Im Dezember 2018 hatte die damalige kanadische Wissenschaftsministerin Kirsty Duncan den „New Frontiers in Research Fund“ (NFRF) vorgestellt, der internationale, interdisziplinäre, risikoreiche und damit potenziell bahnbrechende Forschung fördern soll. Das Programm umfasst mehrere Förderlinien, darunter auch eine spezell zur internationalen Kooperation. Unter den Ausschreibungen von 2022 erhielten 195 Forschungsprojekte, an denen mehr als 1.000 Forschende (darunter 338 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler) beteiligt sind, Fördermittel in Höhe von über 200 Millionen CAD (etwa 133 Mio. EUR*).

Für das Haushaltsjahr 2025-26 hat das Ministerium ISED folgende Prioritäten mit Bezug zu Technologien und Innovationen festgelegt (2025-26 Departmental Plan: Full plan): Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Kanadas wird durch Investitionen in fortschrittliche Fertigung, kritische Mineralien, digitale Infrastruktur und neue Technologien wie Quantencomputer gefördert. Kanadische Unternehmen, Innovatoren und Forschende sollen Zugang zu den Rechenkapazitäten haben, die sie benötigen, um die Forschung voranzutreiben und auf Künstlicher Intelligenz basierende Produkte Made in Canada zu entwickeln. Kanada hält außerdem an Zielsetzung im Bereich Klimaschutz fest: So soll der Übergang Kanadas zu einer Net-Zero-Wirtschaft durch saubere technologische Innovationen, nachhaltige Produktion und Initiativen wie den Clean Growth Hub beschleunigt werden.

Zu den Mitgliedern des 2005 gegründeten Council of Canadian Academies (CCA) gehören die Royal Society of Canada (RSC), die Canadian Academy of Engineering und die Canadian Academy of Health Sciences. Der CCA führt in größeren Abständen umfangreiche Bestandsaufnahmen zum kanadischen Forschungs- und Innovationssystem durch (2006, 2012, 2018 und zuletzt 2025: „The State of Science, Technology and Innovation in Canada 2025", Volltext, InfografikPressemitteilung). Der CCA stuft zwar den kanadischen Hochschulsektor grundsätzlich als leistungsfähig ein. Problematisch seien jedoch die vergleichsweise geringen FuE-Ausgaben im privaten und öffentlichen Sektor und der Rückstand bei der Kommerzialisierung und Verbreitung von neuen Technologien, wie beispielsweise Künstlicher Intelligenz. Der Bericht kommt zu der Schlussfolgerung, dass das stark fragmentierte kanadische System wahrscheinlich ohne eine koordinierte und weitreichende Überarbeitung der innovationsbezogenen Politik durch alle kanadischen Regierungen auch weiterhin nicht leistungsfähig sein wird.

Weitere Informationen

Links/Institutionen

Nachrichten

Projektträger