StartseiteLänderAmerikaMexikoNeue Allianz in der deutsch-mexikanischen Berufsbildungszusammenarbeit

Neue Allianz in der deutsch-mexikanischen Berufsbildungszusammenarbeit

Deutschland und Mexiko unterzeichneten eine „Gemeinsame Absichtserklärung“ zur Berufsbildungszusammenarbeit. Beide Seiten vereinbarten die Intensivierung und Weiterentwicklung ihrer Zusammenarbeit. Die deutschen Akteure bieten künftig ihre Beratungsleistungen „aus einer Hand“ an.

Am 09.06.2015 unterzeichneten die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und Mexikos eine „Gemeinsame Absichtserklärung“ zur Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung. Darin einigten sich beide Seiten auf eine Intensivierung und Weiterentwicklung ihrer Zusammenarbeit. Deutsche Akteure werden zukünftig ihre Beratungsdienste in Mexiko abstimmen und koordiniert „aus einer Hand“ anbieten.

Die beiden Regierungen verpflichten sich, die Entwicklung des „Mexikanischen Modells der dualen Berufsausbildung (MMFD)“ paritätisch mit einem Gesamtvolumen von 10 Millionen Euro zu fördern und dadurch die gemeinsame Initiative von Staat und Privatsektor systematisch weiterzuführen. Die Laufzeit für die Zusammenarbeit beträgt dreieinhalb Jahre.

Die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) und wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erwarten durch die berufsbildungspolitische Zusammenarbeit eine impulsgebende Wirkung auf die Zusammenarbeit mit ganz Lateinamerika.

Die Ausbildung in den mexikanischen Berufsschulen und Betrieben soll bedarfsorientiert und praxisnah gestaltet und dadurch nachhaltig gestärkt werden. Die Regierungsvertreter/-innen hoben die fundamentale Bedeutung einer engen Kooperation aller Akteure für die Erreichung dieser Ziele hervor.

Auf deutscher Seite bieten die Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation (GOVET) und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Schulterschluss mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) in Mexiko Beratungsdienste im Bereich der beruflichen Bildung an.

Die Unterzeichnung der Absichtserklärung fand im Rahmen der Binationalen Kommission Deutschland-Mexiko im Auswärtigen Amt statt. Das von den Außenministern Frank-Walter Steinmeier und José Antonio Meade Kuribreña geleite Treffen stand unter dem Motto „Eine Allianz für die Zukunft“. Für die Bundesregierung unterzeichneten die Staatssekretäre Georg Schütte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie Friedrich Kitschelt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Für die Regierung Mexikos unterzeichneten Juan Manuel Valle, Geschäftsführer der Mexikanischen Agentur für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (Außenministerium) und der Staatssekretär Rodolfo Tuíran vom mexikanischen Bildungsministerium (SEP). Staatssekretär Schütte begrüßte ausdrücklich das erarbeitete Konzept für das Kooperationsvorhaben zur Weiterentwicklung des MMFD.

Erweiterung der dualen Berufsausbildung im Schlüsselland Mexiko

Mit ca. 120 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Mexiko ein wirtschaftlicher Schlüsselstandort für Deutschland. Gleichzeitig ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Mexikos in der EU. Fast 1400 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung sind im mexikanischen Wirtschaftsministerium registriert – konzentriert vor allem auf die Sektoren Automobil- und Automobilzulieferindustrie sowie Pharmaindustrie, Chemie und Logistik.

Die deutsche Bundesregierung begleitet bereits seit Anfang 2014 den Prozess der Einführung des MMFD in 11 Bundesstaaten. Ziel für 2015 ist es, das MMFD auf sechs weitere Bundesstaaten zu erweitern, das Modell qualitativ zu vertiefen und die Zahl der dualen Ausbildungsgänge zu erhöhen. Gemäß der Gemeinsamen Absichtserklärung ist geplant, in folgenden Handlungsfeldern sukzessive zu kooperieren:

  1. Schaffung der strategischen und regulatorischen Grundlagen des MMFD,
  2. Verbesserung der Qualität der dualen Ausbildung in ausgewählten Fachrichtungen,
  3. Verbesserung von Organisation und Management der dualen Berufsausbildung und
  4. Stärkung der Kapazitäten und der personellen Leistungsfähigkeit der Akteure im MMFD.

Das BIBB wird seine Beratungsdienste auf die ersten beiden Felder konzentrieren. Der Aufbau eines institutionellen und rechtlichen Rahmens für die duale Berufsbildung wird fachlich durch Experteneinsätze des BIBB begleitet werden. Ein weiteres Schwerpunktthema wird die Fortentwicklung der betrieblichen Ausbildungsstandards anhand der Ausbildungsberufe Kfz-Mechatroniker/-in und Fachkraft im Fahrbetrieb sein.

Bis Ende 2015 sollen 3000 mexikanische Auszubildende in dualen Ausbildungsgängen landesweit geschult und die duale Ausbildung im Wege eines ministeriellen Communiqués in Gesetzesform gegossen werden.

Unmittelbar nach Unterzeichnung der „Gemeinsamen Absichtserklärung“ eröffneten die Staatssekretäre Schütte und Tuíran die konstituierende Sitzung der Deutsch-Mexikanischen Arbeitsgruppe für Berufliche Bildung im BMBF. Das binationale Steuerungsgremium diskutierte zukünftige Kooperationsinstrumente und definierte Rollen und Aufgaben der teilnehmenden Akteure.

Die Vertreter/-innen beider Seiten waren sich einig, dass eine erfolgreiche operative Umsetzung der Ziele des MMFD von einem langfristigen Engagement aller Akteure abhängt. Dabei spielen auf deutscher Seite die Deutsch-Mexikanische Außenhandelskammer (CAMEXA) und auf mexikanischer Seite das Nationale Institut für Technische Berufsausbildung (CONALEP) sowie der Arbeitgeberverband COPARMEX wichtige Rollen. Auch die deutsche Botschaft in Mexiko wirbt bei bilateralen Veranstaltungen systematisch für die Vorzüge der dualen Berufsbildung. Botschafter Viktor Elbling sprach von einem „Schlüssel für Mexikos sozialen Motor“.

Als nächste Kooperationsmaßnahme beschloss die Arbeitsgruppe die Fortentwicklung von Kompetenzstandards in den Berufsfeldern „Industrie-Mechatronik“, „Informatik“, „Tourismus“ und „Gastronomie“. Des Weiteren sollen das mexikanische Berufsbildungssystem im Bereich „Green Skills“ und „Berufsorientierung“ vorangetrieben werden. Durch Berufsorientierungsmaßnahmen sollen Jugendliche, die nicht in duale Ausbildungsformen eingebunden werden können, zum Übergang Schule – Beruf beraten werden.

Bisherige Meilensteine der bilateralen Zusammenarbeit:

  • März 2009: Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen BIBB und CONALEP
  • Juli 2013: Gründung des Gremiums „Comité Técnico“ in Mexiko, bestehend aus Vertreter/-innen des mexikanischen Bildungsministeriums SEP, dem mexikanischen Arbeitgeberverband COPARMEX, CONALEP und der deutsch-mexikanischen Außenhandelskammer AHK (CAMEXA)
  • Februar – Oktober 2014: Gemeinsame Fact-Finding Missions und Prüfmissionen des BIBB und der GIZ
  • Februar 2014: Start der „Initiative Duale Berufsausbildung“ durch die deutschen Botschaft in Mexiko in Zusammenarbeit mit dem BIBB, der GIZ und CAMEXA
  • August 2014: Unterzeichnung eines Abkommens zwischen dem mexikanischen Bildungsministerium und dem Arbeitgeberverband (COPARMEX) zur gemeinsamen Einführung des MMFD als einem neuen Bildungsweg in Mexiko.

Weitere Informationen zur Berufsbildungszusammenarbeit mit Mexiko 

Quelle: Zentralstelle für internationale Berufsbildungskooperationen GOVET Redaktion: Länder / Organisationen: Mexiko Themen: Berufs- und Weiterbildung

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