StartseiteLänderAmerikaUSAZusammenfassungÜberblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik: USA

Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sind ein starker Forschungs- und Innovationsstandort. Im weltweiten Vergleich liegen sie mit Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in Höhe von 806 Milliarden USD (kaufkraftbereinigt, Bezugsjahr 2021) nach wie vor auf Rang 1 vor China, das allerdings derzeit nur Daten zu den FuE-Ausgaben für 2018 an die OECD meldet (465 Milliarden USD). Nach einer Neuberechnung der Kaufkraftbereingung hatte die OECD 2018 die FuE-Ausgaben Chinas für zurückliegende Jahre nach unten korrigiert (siehe Erläuterung der OECD).

Die FuE-Intensität – das heißt der Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – liegt in den USA 2021 bei knapp 3,5 Prozent und damit weiter deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Insbesondere die Unternehmen erweisen sich mit ihren Investitionen als Zugpferde (siehe FuE-Indikatoren). Durch die massiven FuE-Investitionen asiatischer Länder haben die USA dennoch mittelfristig viel an Vorsprung eingebüßt. Zwischen 2000 und 2010 ist der Anteil der USA an den weltweiten FuE-Gesamtausgaben von 37 auf 29 Prozent geschrumpft. 2019 betrug der Anteil noch 27,3 Prozent (Quelle: National Science Board, National Science Foundation (NSB/NSF 2022): US and Global Research and Development. The State of U.S. Science and Engineering 2022).

In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen wurde die USA 2019 unter Anwendung der Methode "Full Counting" erstmals von China überholt und nimmt seitdem Rang 2 ein. In Fachbereichen wie z.B. Ingenieurwissenschaften, Chemie, Mathematik und Energie lag China bereits seit Jahren auf Rang 1. Ein Vorsprung der USA besteht weiterhin in der Medizin sowie den Sozial- und Geisteswissenschaften (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved June 30, 2023, from www.scimagojr.com).

Im Global Innovation Index (GII) 2022, in dem Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, liegt die USA auf Rang 2 hinter der Schweiz. China belegt hier Rang 11.

Die Zuständigkeiten für Forschung, Wissenschaft und Bildung sind zwischen bundesstaatlicher Regierung und den 50 Bundesstaaten aufgeteilt. Das gesamte Bildungswesen, einschließlich der Universitäten, unterliegt den Bundesstaaten. Viele Bundesstaaten, z.B. Kalifornien, haben auch ein Netz eigener Forschungsinstitute und eigene Forschungsprogramme etabliert. Der Bildungsbereich wird auf bundesstaatlicher Ebene vom 1980 gegründeten Bildungsministerium (U.S. Department of Education) vertreten, das aber nur einen sehr eingeschränkten Zuständigkeitsbereich hat.

Auf Bundesebene werden Wissenschaftspolitik und öffentliche Förderung von Forschung und Entwicklung von einem breiten Spektrum von Behörden, Fachministerien, Agenturen und Gremien getragen. Es gibt in den USA weder ein Wissenschafts- bzw. Forschungsministerium noch einen gemeinsamen Forschungsetat. Die vielfältigen Aktivitäten der verschiedenen Fachministerien und anderen staatlichen Einrichtungen werden formal im Weißen Haus durch das Office of Science and Technology Policy (OSTP), das Office of Management and Budget (OMB) und den National Science and Technology Council (NSTC) koordiniert.

Die nationalen Forschungs- und Technologiezentren („National Laboratories“) liegen im Verantwortungsbereich des Energieministeriums (U.S. Department of Energy, DoE). Im Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsministeriums (U.S. Department of Health and Human Services, DHHS) werden die medizinischen Forschungsinstitute der Forschungs- und Förderorganisation National Institutes of Health (NIH) betrieben. Den höchsten Forschungsetat hatte im Fiskaljahr 2021 das Gesundheitsministerium (71,189 Milliarden USD), gefolgt von dem Verteidigungsministerium (U.S. Department of Defence, 69,45 Milliarden USD), dem Energieministerium (17,241 Milliarden USD), der National Aeronautics and Space Administration (NASA, 8,833 Milliarden USD) sowie der Förderorganisation National Science Foundation (NSF), 6,938 Milliarden USD (Quelle: NSB/NSF 2020: Science and Engineering Indicators 2020, Table RD-15).

Die USA haben lange Zeit auf öffentlich finanzierte Einrichtungen zur Industrieforschung verzichtet. Die Überführung von Innovationen in industrielle Produktion vor Ort stellte sich jedoch als zunehmend problematisch heraus. Daher ergriff die Obama-Regierung 2014 eine Initiative, um Innovationsinstitute nach dem Vorbild von Fraunhofer einzurichten (Manufacturing USA).

Die Hochschullandschaft in den USA ist divers, es gibt öffentliche und private, religiös geprägte und säkulare, berufsorientierte und allgemeinbildende Hochschulen. Die Studiengebühren sind an privaten wie an öffentlichen Hochschulen hoch und insbesondere in Folge der Wirtschaftskrise 2007 noch gestiegen. Ein internationaler Vergleich für einheimische Studierende an öffentlichen Hochschulen zeigt, dass die USA innerhalb der OECD nur von Großbritannien übertroffen werden. Angesichts der damit verbundenen hohen Verschuldung der Studierenden wird ein Verzicht auf Studiengebühren diskutiert.

In der Association of American Colleges & Universities (AAC&U) haben sich fast 1400 Hochschulen und Colleges zusammengeschlossen. Die AAC&U legt ihren inhaltlichen Schwerpunkt auf ein breites Angebot in der tertiären Ausbildung. Die American Association of Community Colleges (AACC) vertritt bundesweit etwa 1.200 Colleges, die zweijährige Studienprogramme anbieten.

Im Forschungssektor spielen die Hochschulen eine wichtige Rolle. Die höheren Positionen der internationalen Hochschulrankings werden durchweg von Universitäten aus den USA dominiert. Die 62 führenden Forschungsuniversitäten, die sich für die Förderung der akademischen Forschung und Lehre in Nordamerika einsetzen, haben sich zur Association of American Universities (AAU) zusammengeschlossen. Derzeit sind 60 US-amerikanische und zwei kanadische Universitäten Mitglieder.

Von bundesstaatlicher Seite werden Transferzahlungen an die Hochschulen geleistet, z.B. durch spezielle strategische Forschungs- und Förderprogramme. Drittmittel für Forschungsprojekte können bei den nationalen Förderorganisationen National Science Foundation (NSF) und National Institutes of Health (NIH) beantragt werden. Des Weiteren spielen Stiftungen eine wichtige Rolle in der Forschungsförderung, insbesondere in der Gesundheitsforschung.

Regionale Schwerpunkte US-amerikanischer Forschung und Innovation liegen traditionell in Kalifornien und an der Ostküste. Das Portal Kooperation International bietet zu der Hightech-Region Silicon Valley ein Porträt an.

Die Bundesregierung wird in wissenschaftsrelevanten Themen von verschiedenen Wissenschaftsorganisationen beraten. Die National Academies setzen sich zusammen aus der 1863 gegründeten National Academy of Sciences (NAS), der National Academy of Engineering (NAE), der National Academy of Medicine (NAM, früher das Institute of Medicine IOM), sowie dem National Research Council (NRC). Ihr Auftrag ist die Beratung der Bundesregierung und des Kongresses zu wissenschaftlichen und technologischen Themen.

Die American Association for the Advancement of Science (AAAS) ist die weltweit größte Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft. Auch sie spielt eine wichtige Rolle bei der Politikberatung.

Die Verbesserung des Bildungsstandes in Mathematik, Naturwissenschaften und Technologien ist weiterhin eine Priorität. Im Dezember 2018 war ein neuer Fünf-Jahresplan angenommen worden („Charting a Course for Success: America’s Strategy for STEM Education“, „STEM Education Strategic Plan 2018“), der den vorherigen Fünf-Jahresplan der Obama-Administration ersetzt.

Nach den Wahlen vom 03. November 2020 wurde der Demokrat Joseph R. Biden am 14. Dezember 2020 durch ein Kollegium von Wahlfrauen und -männern ("electoral college") zum 46. Präsidenten der USA gewählt. Unter der Trump Administration hatte eine Neuausrichtung der US-amerikanischen Forschungs- Technologie- und Innovationspolitik mit dem Ziel begonnen, schädliche Wissensabflüsse zu verhindern. Diese Ausrichtung wird unter der Biden Administration seit Januar 2021 fortgesetzt und mit neuen Zielsetzungen wie dem Klimaschutz kombiniert. Wichtigstes strategisches Ziel ist der Erhalt der globalen Technologieführerschaft der USA, der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit des Landes sowie der Kapazität, globale Herausforderungen wie den Klimawandel zu bewältigen. Zwei Gesetzespakete, die beide im August 2022 in Kraft traten, enthalten Weichenstellungen: der „Inflation Reduction Act“ und der „CHIPS and Science Act“. Weitere strategische Festlegungen werden spätestens ab 2024 unter einer zukünftigen nationalen Wissenschats- und Technologiestrategie mit vierjähriger Laufzeit („National Science and Technology Strategy“; „Research and Development, Competition, and Innovation Act“ als Teil des „CHIPS and Science Act“, Sec 10611) getroffen.

Entscheidend für die Sicherung der globalen Technologieführerschaft ist nach der neuen Philosophie die Verbesserung der Forschungssicherheit, das heißt der Schutz der Forschung gegen Wissensabflüsse, die die nationale und wirtschaftliche Sicherheit schädigen. Dazu wird eine Reihe von Maßnahmen getroffen (siehe unter Internationale Kooperation). Zur Sicherung der globalen Technologieführerschaft der USA erhöht die Regierung außerdem die FuE-Budgets der Bundesforschungseinrichtungen stark.  Bei den meisten dieser Erhöhungen handelt es sich zunächst um grundsätzliche Ermächtigungen, die entsprechenden Beträge auszugeben - nicht um bereits bewilligte Haushaltsmittel.

Ein thematischer Schwerpunkt der Biden Administration ist die Bekämpfung des Klimawandels. Dazu stellen die Gesetzespakete umfangreiche Finanzmittel für Forschung und Entwicklung in Aussicht. Insgesamt stehen unter dem „Inflation Reduction Act“ über 370 Milliarden US-Dollar (USD) zur Umsetzung von Maßnahmen gegen die Erderwärmung für die kommenden zehn Jahre bereit. Geschätzt sollen davon etwa 27 Milliarden USD in FuE-Vorhaben fließen. Hinzu kommen weitere Mittel für die direkte Förderung von Forschung an nationalen Laboratorien (National Laboratories).

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