Länderbericht: Jordanien

Länderbericht

Kooperation international

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

1Allgemeine Landesinformationen

Bevölkerung und Geografie

Tabelle 1: Bevölkerung und Geografie
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, UNHCR, Weltbank

Ländername

Haschemitisches Königreich Jordanien

 

Al Mamlaka Al Urduniyya Al Haschimiyya

 

المملكة الأردنيّة الهاشميّة

Fläche

89.342 km²

Bevölkerungszahl

11,15 Millionen

 

(2021; der rapide Bevölkerungsanstieg der jüngsten Vergangenheit ergibt sich aus der hohen Zahl syrischer Flüchtlinge)

Lebenserwartung

Männer: 73 Jahre

 

Frauen: 78 Jahre

 

(Schätzung 2020)

Altersstruktur

  • 0-14 Jahre: 33,05%
  • 15-24 Jahre: 19,77%
  • 25-54 Jahre: 38,39%
  • 55-64 Jahre: 5,11%
  • 65 Jahre und älter: 3,67%

(Schätzung 2020)

Bevölkerungswachstum

0,81% (2022)

Bevölkerungsgruppen

  • 99,2% Araber (davon geschätzt etwa 50% palästinensischer Abstammung)
  • 0,5% Tscherkessen
  • 0,1% Armenier
  • 0,1% Türken
  • 0,1% Kurden

Sprachen

Arabisch,

 

Englisch als Verkehrssprache weit verbreitet

Religionen

97,1% sunnitische Muslime

 

2,1% Christen (griech.-orth., röm.-kath., syr.-orth., kopt.-orth.)

 

1 % Sonstige

Nationaltag

25. Mai 1946 (Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich)

Zeitzone

MEZ +2 (UTC +3)

Klima

Zu 80 % Wüste (östliche und südliche Landesteile), Bergland am Rande des Jordangrabens mediterran, Jordantal und Rotmeerküste subtropisch; keine Niederschläge von Mai bis September

Währung

1 Jordanischer Dinar JOD/ 100 Piaster (1000 Fils)

 

Aktueller Wechselkurs unter OANDA.com - Währungskonverter (siehe u.a. Links)

Vorwahl

+962

   

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Politik und Administration

Tabelle 2: Politik und Administration
Quellen: Auswärtiges Amt, CIA - Chiefs of State, CIA World Factbook, representatives.jo, jordanembassyus.org, bpb.de, Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Bundeszentrale für Politische Bildung (BPB)

Ländername

Haschemitisches Königreich Jordanien

 

al-Mamlaka al-Urdunniyya al-Hāschimiyya

 

المملكة الأردنيّة الهاشميّة

Regierungsform

Konstitutionelle Erbmonarchie

Hauptstadt

Amman

Staatsoberhaupt

König Abdullah II. bin al-Hussein

 

seit 7. Februar 1999

Regierungschef

Premierminister Bisher Al-Khasawneh

 

(im Amt seit 12.10.2020)

Außenminister/in

Ayman Al Safadi (im Amt seit 15.01.2017)

Bildungsminister/in

Azmi Mahafzeh (seit Juni 2018)

Wissenschaftsminister/in

Azmi Mahafzah Minister für Hochschulbildung und Forschung

 

(seit Oktober 2022)

Parlament

Zwei-Kammer-Parlament

 

Majlis Al-Umma / Nationalversammlung

 

bestehend aus:

  • Majlis Al-Nuwaab / Abgeordnetenkammer 130 Sitze. 27 Sitze wurden per Quote verteilt (15 an Frauen, 9 an Christen, 3 für sonstige Minderheiten, Wahl am 10. November 2020).
  • Majlis al-Aayan / Senat (65 Mitglieder, die direkt vom König ernannt werden (zuletzt am 10. November 2020).

Regierungsparteien

Es gibt 23 offizielle Parteien, die aber eher marginalisiert sind. Das Parteiensystem ist insgesamt wenig entwickelt.

Ergebnisse der jüngsten Parlamentswahl 2020:

Fünf politische Parteien konnten 17 der insgesamt 130 Sitze gewinnen,

  • „Islamic Action Front“ (5 Sitze)
  • „Muslim Centre“ (5 Sitze)
  • „Islah Alliance“ (5 Sitze)
  • „Jordanian United Front“ (1 Sitz)
  • „National Loyalty“ (1 Sitz).

Die IAF konnte zusätzlich mit ihrer Allianz „Nationale Koalition für Reform“ drei Sitze gewinnen.

Opposition

Die Islamische Aktionsfront (IAF) - jordanischer Zweig der Muslimbruderschaft - ist die größte (und einzige etablierte und anhängerstärkste) Partei des Landes. Im Juli 2020 ordnete das Kassationsgericht die Auflösung der Muslimbruderschaft an.

Verwaltungsstruktur

12 Gouvernements (muhāfaza): Adschlun, Aqaba, Amman, al-Balqa, Dscharasch, Irbid, al-Karak, Ma'an, Madaba, al-Mafraq, at-Tafila, ZarqaMa`an, Madaba

 

An der Spitze steht ein der Regierung benannter und vom König bestätigter Gouverneur.

   

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Politisches System

Staatsaufbau

Jordanien ist eine konstitutionelle Monarchie und verfassungsmäßig als Zentralstaat mit zwölf Gouvernoraten organisiert. Diese haben administrative Aufgaben, aber keine eigenen politischen Befugnisse. Staatsoberhaupt ist König Abdullah II. Ibn Al-Hussein (seit 7. Februar 1999).

Innenpolitik

Jordanien ist bemüht, als Vorreiter für Reformen in der Region zu gelten. König Abdullah II. möchte sein Land systematisch modernisieren. Der Fokus liegt dabei weniger auf innenpolitischen Reformen als vielmehr darauf, die sozioökonomische Situation zu verbessern.

Die aktuelle Regierung unter Premierminister Bisher Al-Khasawneh wurde am 12. Oktober 2020 vereidigt.  Zu den Herausforderungen, denen sich die Regierung gegenübersieht, zählen insbesondere die Nachwirkungen der COVID-19 Pandemie, die derzeitige Wirtschaftskrise sowie die Auswirkungen des Syrienkriegs auf Jordanien.

Der Syrien-Konflikt hat aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen in Jordanien nicht nur sozio-ökonomische Folgen. Die rund 675.000 vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) registrierten syrischen Flüchtlinge bedeuten eine erhebliche Belastung für den jordanischen Staat und die jordanische Bevölkerung. Die Auswirkungen auf Staatshaushalt, soziales Gefüge, Wirtschaft und Infrastruktur – einschließlich Gesundheits- und Bildungssystem, Preisniveaustabilität und Wasserversorgung – sind spürbar.

(Quelle: Auswärtiges Amt, Januar 2023)

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Wirtschaftsinformation

Mit einer Bevölkerung von 11 Mio. und einem BIP von rund 45,8 Mrd. US-Dollar (pro Kopf grob 4.100 US-Dollar) zählt Jordanien zu den sogenannten „upper-middle income“-Ländern. Der Reichtum im Land ist ungleich verteilt. UN-Angaben zufolge leben circa 20 Prozent der Bevölkerung in Armut. Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 19,3 Prozent. Insbesondere die hohe Jugendarbeitslosigkeit (circa 40,5 Prozent bei den 15-24-Jährigen) stellt Jordanien vor massive Probleme.

Der jordanische Staat ist der größte Arbeitgeber, gefolgt von UNRWA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten). 56 Prozent der in Beschäftigung stehenden jordanischen Arbeitskräfte sind im formalen Sektor tätig (42 Prozent im öffentlichen Sektor und 22 Prozent in der Privatwirtschaft). 44 Prozent der jordanischen Arbeitskräfte arbeiten im informellen Sektor (vor allem Einzelhandel, Handwerk, Dienstleistungen, Bau, Landwirtschaft).

Jordanien ist ein Land ohne nennenswerte Rohstoffe und industrielle Basis. Es ist zudem eines der wasserärmsten Länder der Welt. Zu den vorhandenen Ressourcen und Hauptexportgütern zählen Kaliumcarbonat und Phosphat. Darüber hinaus gibt es Ölschiefer- und Uranvorkommen.

Die jordanische Wirtschaft ist stark dienstleistungslastig (Anteil am BIP 67,4 Prozent – hauptsächlich Tourismus, Banken/Finanzdienstleistungen, IT) mit deutlichem Abstand gefolgt vom produzierenden Gewerbe (Anteil am BIP 29,3 Prozent – vor allem Textilindustrie, Bau, Chemie und der Landwirtschaft (Anteil am BIP 3,2 Prozent). Das produzierende Gewerbe ist lediglich bei Textilien sowie in chemischen und pharmazeutischen Nischenmärkten von regionaler Bedeutung. Der Export nach Europa scheitert oft an der Nichteinhaltung der EU-Standards. Kennzeichnend für alle Sektoren ist, dass kleine und mittelständische Unternehmen die Masse der Wirtschaftsleistung im Privatsektor erbringen. Das produzierende Gewerbe steht für 90 Prozent der jordanischen Exporte und ist vorwiegend in einer Reihe von Industrie- bzw. Freihandelszonen ansässig. Hauptabsatzgebiete sind Saudi Arabien, Irak, Indien sowie (im Textilbereich) die USA.

Jordanien ist seit 2000 Mitglied der WTO (Welthandelsorganisation). Freihandelsabkommen bestehen unter anderem mit den USA, den Ländern des Golf-Kooperationsrates (Greater Arab Free Trade Area GAFTA) und Kanada, mit der EU seit 2002 ein Assoziierungsabkommen. 2010 wurde der Partnerschaft mit der EU ein „fortgeschrittener Status“ zuerkannt. Deutschland und Jordanien haben 2010 ein Investitionsförder- und -schutzabkommen abgeschlossen. Im 2016 vereinbarten „Jordan Compact“ haben sich Jordanien und wichtige Geber auf das Prinzip „Hilfe für Integrationsleistung“ geeinigt. Jordanien hat seitdem seinen Arbeitsmarkt schrittweise für syrische Flüchtlinge geöffnet und im Gegenzug dafür umfassende Finanz- und Wirtschaftshilfe sowie erleichterten Zugang zum EU-Markt erhalten. So sollen Exporte aus Jordanien in die EU erleichtert und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die jordanische Wirtschaft hängt stark von ausländischen Zuwendungen und den Rücküberweisungen von Auslandsjordaniern sowie ausländischen Direktinvestitionen ab. Aufgrund ihrer Struktur ist sie anfällig für externe Schocks. Die Konsequenzen der regionalen Krisen – u.a. der Zustrom von syrischen Flüchtlingen und der Wegfall der traditionellen Absatzmärkte in Syrien und Irak – haben die Wirtschafts- und Finanzsituation weiter verschlechtert. Die öffentliche Verschuldung liegt bei 75 Prozent des BIP (Stand 2020).

Die Wirtschaft wird durch zahlreiche Organisationen vertreten, dazu gehören u.a. die Jordan Chamber of Commerce, die Jordan Chamber of Industry, die Jordan Enterprise Development Corporation (JEDCO), das Jordan Investment Board (JIB), das Jordan Tourism Board, der Jordanian-German Business Council, German Business Services und die Deutsch-Arabische Industrie- und Handelskammer Kairo als Dachverband mit Nebenzuständigkeit für Jordanien.

Wichtige Wirtschaftsdaten zu Jordanien finden Sie in der Reihe "Wirtschaftsdaten kompakt" von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert. Folgende Indikatoren sind unter anderem enthalten: Einwohner, Bevölkerungsdichte, Währung, Wechselkurs, Bruttoinlandsprodukt, BIP je Einwohner, BIP-Wachstum, Inflationsrate, Durchschnittslohn, Arbeitslosigkeit, Haushaltssaldo, Außenhandel, wichtigste Ein- und Ausfuhrgüter, wichtigste Handelspartner, ausländische Direktinvestitionen, Länderbonität, Devisenreserven, Außenhandel mit der EU und Deutschland, wichtigste deutsche Ein- und Ausfuhrgüter.

(Quelle: Auswärtiges Amt, Januar 2023)

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2Zusammenfassung

2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Bildungssystem

Das Ministerium für Bildung (Ministry of Education, MoE) ist für die Grund- und Sekundarschulen zuständig. Das jordanische Schulsystem basiert auf der zehnjährigen Pflichtschule (6 bis 16 Jahre), bestehend aus sechs Jahren Elementarschule (arabisch: ibtida'i), gefolgt von vier Jahren Mittelschule (arabisch: i´dadi). Danach können die Schülerinnen und Schüler je nach Qualifikation zwischen dem zweijährigen Gymnasium (arab. thanawi) mit Abitur (arab. taudschihi) oder einer Berufsausbildung (ta'drib/ta'hil mihani) wählen. In Jordanien gibt es öffentliche und private Schulen sowie Schulen des UN-Palästinenserhilfswerk (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees, UNRWA). Die UNRWA-Schulen enden mit der 10. Klasse und werden von knapp 120.000 Kindern besucht. Staatliche Grund- und Sekundarschulen sind in Jordanien kostenlos. Jedoch schicken Eltern ihre Kinder zunehmend auf kostenpflichtige Privatschulen, weil sie diese für qualitativ besser halten, vor allem in Bezug auf den Englischunterricht.

Aktuell steht das Schulsystem in Jordanien vor großen Herausforderungen. Nachdem die jordanischen Schulen mit der schnell wachsenden jungen Bevölkerung ohnehin schon überfordert waren, müssen infolge des syrischen Krieges zusätzlich mehr als 200.000 syrische Flüchtlingskinder im schulpflichtigen Alter versorgt werden. Das Ministerium für Bildung arbeitet diesbezüglich eng mit dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF zusammen.

Die berufliche Aus- und Weiterbildung in Jordanien nimmt bisher – wie fast überall im arabischen Raum – gegenüber der akademischen Ausbildung eine nachranginge Stellung ein. Bereits 2005 hatte Jordanien aber eine E-TVET-Strategie (2006 – 2015) verabschiedet, mit der sowohl die formale als auch nicht-formale berufliche Ausbildung verbessert werden sollte (World TVET Database Jordan). Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wurde das System der beruflichen Bildung in den letzten zehn Jahren reformiert und ausgebaut. Verantwortlicher Träger ist die Vocational Training and Education Corporation (VTC), die 1976 gegründet wurde.

Für die Formulierung der Hochschulpolitik, die Zulassung von Hochschulen sowie die Zulassungskriterien für Studierende ist der Council of Higher Education (COHE) zuständig. Zu dem Rat gehören das 2007 gegründete Ministerium für Höhere Bildung und Wissenschaftliche Forschung (Ministry for Higher Education and Scientific Research, MHESR), verschiedene Fachleute für Hochschulen sowie der bzw. die Präsident/-in der 2007 gegründeten Akkreditierungskommission (Higher Education Institutions Accreditation Commission, HEAC), die die Qualitätsstandards für Institutionen und ihre Studiengänge überwacht. Das MHESR ist für die Umsetzung der Hochschulpolitik zuständig, es unterstützt den COHE mit Studien und pflegt die internationalen Beziehungen (siehe nächster Abschnitt).

Bis 2011 gab es eine spezielle Hochschulsteuer, die jedoch seitdem nur noch in veränderter Form und ohne Bezug auf Hochschulen erhoben wird. Auch die jordanischen staatlichen Hochschulen sind daher hauptsächlich auf  Studiengebühren angewiesen (Europ. Kommission: Hochschulbericht Jordanien 2017, S. 4). Heute umfasst das jordanische Hochschulsystem (Überblick) insgesamt 10 staatliche und 19 private Hochschulen (Jameah) sowie 50 Community Colleges (Kulleyat al-Mujtama). Die Anzahl von knapp 300.000 Studierenden im Tertiärbereich ist verhältnismäßig klein (siehe Bildungsindikatoren) und beträgt nur etwa ein Zehntel der Anzahl der Studierenden in Ägypten und in Deutschland. Alle jordanischen Hochschulen verfügen seit der Hochschulreform 2009 über ein relativ hohes Maß an Autonomie.

Das Hochschulsystem ist, ähnlich wie in Deutschland, grundsätzlich in drei Abschnitte und Abschlüsse unterteilt.

  • Bachelor (Dararjat al-Bakalorius), B.Sc. oder B.A. (Dauer vier bis sechs Jahre)
  • Master (Darajat al-Majastair), M.Sc. oder M.A. (Dauer anderthalb bis zwei Jahre)
  • Promotion (Doctorah oder Al-Ikhtisas), Dr. oder Ph.D. (Dauer durchschnittlich vier Jahre)

Anders als Deutschland nimmt Jordanien nicht am Bologna Prozess teil. Bis heute unterscheiden sich deshalb sowohl die Struktur als auch das Bewertungssystem deutlich von der dreistufigen Bologna-Struktur und dem European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) und damit von den hiesigen Gegebenheiten. Konformität mit dem Bologna-System wurde bisher nicht angestrebt.

Die Studiengebühren variieren von Hochschule zu Hochschule. Ungewöhnlich ist, dass sie an privaten Universitäten grundsätzlich deutlich niedriger als an staatlichen Universitäten sind. Dort müssen einheimische Studierende gemessen an den Einkommen in Jordanien tief in die Tasche greifen: für ein Bachelorstudium rangieren die jährlichen Gebühren zwischen 1.000 und 2.300 Euro, je nach Fachgebiet (Europ. Kommission: Hochschulbericht Jordanien 2017, S. 5). Noch höhere Gebühren werden von zwei Gruppen von Studierenden verlangt: denjenigen, die sich über das so genannte „parallele System“ in Studienprogramme einkaufen, für die der eigene Notendurchschnitt nicht ausgereicht hätte. Eine zweite Gruppe, für die das Studium noch teurer ist, sind die ausländischen Studierenden (Europ. Kommission (2017); DAAD-Ländersachstand 2017).

Für die Entwicklung des Hochschulsektors war bisher die „National Strategy for Higher Education in Jordan“ (2014-18) ausschlaggebend. 2015 wurde das langfristige Leitbild „Jordan 2025 - A National Vision and Strategy“ veröffentlicht. Auf dieser Basis wurde für den Bildungssektor 2016 die Strategie “Education for Prosperity: Delivering Results – A National Strategy for Human Resource Development 2016-2025” („National HRD Strategy 2016-25“) entwickelt. Diese zieht in Bezug auf das jordanische Bildungssystem eine überwiegend negative Bilanz:

  • Die Testergebnisse der jordanischen Schülerinnen und Schüler (PISA, aber auch andere Schulleistungstests) zeigen in den letzten Jahren einen Rückgang der Leistungen;
  • Viele Schulabgängerinnen und -abgänger, die für eine technische Berufsausbildung die notwendigen Talente mitbringen, ziehen ein Studium an einer Universität einer Berufsausbildung vor;
  • Eine betriebliche Ausbildung kommt wegen des mangelnden Engagements von jordanischen Unternehmen nur für eine kleine Minderheit in Frage;
  • Es gelingt bisher weder den Einrichtungen für Berufsbildung noch den Universitäten, die Bedarfe des jordanischen Arbeitsmarktes zu decken;
  • Der Anteil der Graduierten, die nach dem Studienabschluss in Jordanien arbeitslos werden, ist hoch;
  • Der Anteil der Bevölkerung, die offiziell erwerbstätig ist, ist im internationalen Vergleich sehr gering, dies gilt insbesondere für den Anteil der erwerbstätigen Frauen.

Von dieser Bilanz ausgehend, gibt die „National HRD Strategy 2016-25“ zahlreiche detaillierte Ziele für das jordanische Bildungssystem vor. So soll der Anteil der Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11-12, die eine technische Berufsausbildung (TVET) durchlaufen, von 14 Prozent auf 30 Prozent gesteigert werden, während gleichzeitig der Anteil der Ausgaben für Berufsbildung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesteigert wird. Im Hochschulbereich wird eine stärkere Orientierung an Qualitätsstandards angestrebt: Der Anteil der Studierenden, die über parallele Programme Zugang zu den Universitäten finden, soll bis 2025 auf null reduziert werden. Weiterhin sollen bis 2025 zehn Universitäten die minimalen Qualitätsstandards der HEAC erfüllen.  Die jordanische Regierung plant gleichzeitig, die staatliche Unterstützung für bedürftige Studierende deutlich auszubauen und so für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen. Ziel ist es auch, Berufsbildung und Hochschulstudium stärker am Arbeitsmarkt zu orientieren: So soll die Arbeitslosenrate von Hochschulgraduierten von 28 auf 20 Prozent reduziert werden. Schließlich setzt die „National HRD Strategy 2016-25“  für den Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) am BIP ehrgeizige Ziele: für 2025 ist ein Anteil von 1,75 Prozent am BIP vorgesehen.

Forschungs- und Innovationssystem

Die jüngsten verfügbaren Zahlen zu den gesamten FuE-Ausgaben (GERD) Jordaniens liegen bei der UNESCO vor und beziehen sich auf das Jahr 2016: Registriert sind FuE-Ausgaben von 607 Mio USD (kaufkraftbereinigt). Die FuE-Intensität in Jordanien, das heißt der Anteil der gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag demnach bei 0,7 Prozent  (siehe FuE-Indikatoren) und somit über dem Durchschnitt der arabischen Länder von 0,6 Prozent (Quelle: UNESCO-UIS, Stand Juni 2019).

In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen liegt Jordanien im weltweiten Vergleich 2023 auf Rang 55 (Vorjahr: Rang 61, Quelle: SCImago. SJR – SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 26, 2024, from www.scimagojr.com).

Im Global Innovation Index (GII) 2023, in dem Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, belegt Jordanien im weltweiten Vergleich Rang 71. Auch hier gibt es eine Vebesserung im Vergleich zum Vorjahr mit Rang 78.

Die wichtigste Institution für den Aufbau des Forschungs- und Innovationssystems in Jordanien ist der Oberste Rat für Wissenschaft und Technologie (Higher Council for Science and Technology, HCST). Ziel des HCST ist die Schaffung einer nationalen wissenschaftlichen und technologischen Basis, die zur Erreichung der Entwicklungsziele beitragen soll. Vorsitzender des HCST ist Prinz El Hassan Bin Talal, der Onkel des jordanischen Königs Abdullah II. Stellvertretende Vorsitzende ist seine Tochter Prinzessin Sumaya. Mitglieder des Gremiums sind einzelne Minister und verschiedene Vorsitzende unterschiedlicher Institutionen aus Wissenschaft, Industrie und Politik.

Zwischen 1987 und 2007 war ausschließlich der HCST für die Formulierung und Umsetzung der Forschungspolitik in Jordanien zuständig, 2007 wurde die Verantwortung für die Umsetzung von dem neuen Ministerium für Höhere Bildung und Wissenschaftliche Forschung (Ministry for Higher Education and Scientific Research, MHESR) übernommen.

Statistische Daten zu der Aufteilung der FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung auf Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen fehlen in Jordanien (siehe unten). Im außeruniversitären Sektor sind zwei große Forschungsorganisationen von Bedeutung: die 1970 gegründete Royal Scientific Society (RSS) sowie das National Center for Research and Development (NCRD), das 40 Jahre später eingerichtet wurde.

  • Seit 2006 fungiert Prinzessin Sumaya als Präsidentin der Royal Scientific Society (RSS). Anders als öffentliche Forschungseinrichtungen anderer Länder, die wirtschaftsnahe Forschung durchführen, ist die RSS nicht dem jordanischen Wirtschaftsministerium unterstellt, sondern ist mit einer Finanzierung vom jordanischen Finanzministerium unabhängig. Die RSS beherbergt derzeit 38 Laboratorien und beschäftigt 500 Fachkräfte. Die Schwerpunkte liegen auf Energie, Wasser und Umwelt, industriellen Technologien, Bau- und Materialwissenschaften sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Teilweise nehmen die Institute des RSS Aufgaben der Ressortforschung für Fachministerien wahr. So ist zum Beispiel das National Energy Research Center (NERC) für das Energieministerium tätig. Das RSS berät auch Wissenschaft und Wirtschaft und führt technische Dienstleistungen und Wartungsarbeiten durch. Dazu gehören u.a. Material- und Geräteprüfungen sowie Medikamentenzertifizierung und Lebensmittelkontrollen.
  • Das National Center for Research and Development (NCRD) wurde Ende 2010 mit dem Ziel gegründet, wissenschaftliche Fähigkeiten in den Bereichen Nanotechnologie, Biotechnologie, Energie, Wasser und der Forschung zur Region Badia zu entwickeln. Das Zentrum hat die Verantwortung für bereits bestehende Zentren und Programme in diesen Bereichen übernommen und ist für alle rechtlichen, finanziellen und administrativen Fragen verantwortlich. Das NCRD ist dem Ministerium für Höhere Bildung und Forschung (MHESR) unterstellt.
  • Dem MHESR sind noch zwei weitere Zentren zugeordnet: Das National Center for Human Resource Development (NCHRD) führt Bildungsstudien durch, um die Umsetzung der Bildungsstrategie in Jordanien zu verbessern. Das National Center for Diabetes, Endocrinology and Genetics (NCDEG) wurde 1996 als private gemeinnützige Einrichtung gegründet, um die in Jordanien relativ stark verbreitete Diabetes besser behandeln zu können.
  • In Jordanien haben nur vergleichsweise wenige Fachministerien eigene Ressortforschungseinrichtungen. Dazu zählt das National Agricultural Research Center (NARC) mit Hauptsitz in Amman und acht regionalen Zentren, das dem Agrarministerium unterstellt ist. Durch ein königliches Dekret wurde 1997 die private unabhängige King Hussein Cancer Foundation und das damit verbundene King Hussein Cancer Center (KHCC) gegründet, das Krebsforschung durchführt.

In Jordanien sind alle Hochschulen seit 2012 gesetzlich verpflichtet, 3 Prozent des Gesamtbudgets in die Durchführung von FuE, wissenschaftliche Publikationen und Konferenzen zu investieren. Weitere 2 Prozent sind für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Masterstudierende und Promovierende) vorgesehen. Falls die Hochschulen die Mittel nicht für den vorgesehenen Zweck verwenden, müssen sie diese in den Scientific Research Support Fund (SRSF) transferieren (Europ. Kommission: Hochschulbericht - Jordanien 2017, S. 22). Insgesamt verfügen die Hochschulen damit aber nur über sehr rudimentäre Forschungsmittel. Fakultätsmitglieder sind daher dazu angehalten, sich um Forschungsstipendien zu bemühen (siehe DAAD-Ländersachstand 2017). Hochschulrankings können Anhaltspunkte für Forschungs- und Innovationsstärke geben. Die vier bestplatzierten Hochschulen unter dem Times Higher Education - World University Ranking 2020, “Best for Research” befinden sich sämtlich in staatlicher Trägerschaft:

  1. die Hashemite University in Zarqa,
  2. die University of Jordan in Amman,
  3. die Jordan University of Science and Technology (JUST) in Irbid,
  4. die Al-Balqa Applied University (Hauptsitz Salt),
  5. die Yarmouk University in Irbid.

Zu den Wirtschaftssektoren und -branchen, in denen Unternehmen aktiv FuE betreiben, gibt es keine gesicherten Daten. Potential wird bei den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) gesehen. Zu den forschungsaktiven Branchen zählt die Arzneimittelherstellung (AIWSI-Länderstudie Jordanien, S. 46 ff.).  FuE wird entweder in den Unternehmen selbst durchgeführt oder in Form von Auftragsforschung in private Einrichtungen ausgelagert, so z.B. in das 1997 gegründete International Pharmaceutical Research Center (IPRC) in privater Trägerschaft.

In Jordanien stehen nur wenige Finanzmittel zur Verfügung, die durch wettbewerbliche Förderung vergeben werden. Seit 1994 gibt es einen Förderfonds für technologieorientierte Forschung und Entwicklung, den Industry Research and Development Fund (IRDF). Er wird durch den HCST verwaltet und durch das Ministerium für Planung und internationale Kooperation finanziert (Quelle: AIWSI-Länderstudie Jordanien, S. 36).

Die wichtigste Quelle für wettbewerbliche Förderung ist der Scientific Research Support Fund (SRSF, Webseite nur in Arabisch zugänglich), der seit seiner Einrichtung 2005 durch das Ministerium MHESR verwaltet wird. Bis 2012 haben jordanische Unternehmen jeweils 1 Prozent ihrer Gewinne in den Fonds eingezahlt. Seitdem hat sich eine alternative Finanzierungsquelle aufgetan, da die jordanischen Hochschulen nunmehr verpflichtet sind, den Anteil der Gelder, den sie nicht wie vorgeschrieben in FuE investieren, innerhalb von drei Jahren in den Fonds zu transferieren (siehe oben). Zwischen 2008 und 2016 hat die Stiftung 325 Projekte mit einer Gesamtsumme von 35 Millionen USD gefördert. Die Investitionen kamen vor allem medizinischer, pharmazeutischer und landwirtschaftlicher Forschung zugute (Quelle: Jordan stakes its future on science", In: Nature  548, 14–15 03 August 2017).

Im Jahr 2010 formulierte der HCST eine Vielzahl von fachlichen Prioritäten für den Zeitraum 2011-20, darunter auch zu historischen, wirtschafts-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Projekten (Defining Scientific Research Priorities in Jordan for the Years 2011-2020"), die im Prinzip heute noch gültig sind. De facto ist in Jordanien, ein Land mit den viertknappsten Wasserressourcen der Welt, Wasser ein zentrales und prominentes Forschungsthema, vor allem in der Agrarforschung. Durch den Mangel an Rohstoffen in Verbindung mit einem starken Bevölkerungswachstum rückt auch das Thema Energie immer stärker in den Mittelpunkt.

Die im April 2007 eingeweihte El Hassan Science City in der Hauptstadt Amman ist eine der wichtigsten jordanischen Projekte, um FuE im öffentlichen und privaten Sektor besser miteinander zu verknüpfen. Sie umfasst heute eine Vielzahl an Instituten und Einrichtungen, darunter den Higher Council for Science and Technology (HCST), die Royal Scientific Society (RSS), die mit der RSS assoziierte private gemeinnützige Princess Sumaya University for Technology (PSUT), den El-Hassan Business Park sowie weitere Forschungs- und Entwicklungszentren.

Eine Bestandsaufnahme zu dem Wissenschafts- und Innovationssystem Jordaniens (Projekt „Atlas of Islamic World Science and Innovation“, AIWSI-Länderstudie Jordanien) empfahl eine bessere Abstimmung verschiedener Initiativen sowie eine Neuausrichtung hin zu einer Stärkung der Innovation. Der HCST bekannte sich in der „National Policy and Strategy for Science, Technology and Innovation in Jordan“ (2013-2017) (Zusammenfassung) dazu sowie zu FuE- Investitionen in der Höhe von 1 Prozent des BIP. Mit Unterstützung der Weltbank sowie des Korean Development Institute bereitete der HCST die „National Innovation Strategy“ (2013 – 2017) vor. Darunter ist die Förderung von Clustern in den folgenden Sektoren vorgesehen:

  • Medizinische Dienstleistungen und Arzneimittelindustrie,
  • IKT,
  • saubere Technologien,
  • architektonische und ingenieurwissenschaftliche Dienstleistungen,
  • Bildung und Berufsberatung sowie
  • Banken und Finanzsektor.

Weiterhin baut der HCST derzeit das National Center for Innovation (NCI) auf. Ziel ist es, für Innovationen im öffentlichen und privaten Sektor eine zentrale Anlaufstelle in Jordanien bereitzuhalten, die Beratung und Förderung anbietet. Nationale und internationale Fördertätigkeiten sollen durch das NCI zusammengefasst und koordiniert werden.

 

Indikatoren für Bildung

Tabelle 3: Bildungsindikatoren
Quelle: UNESCO Institute of Statistics, Stand September 2023
"OECD - PISA 2022: Ergebnisse"
* UNESCO registriert nur diejenigen internationalen Studierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss im Ausland anstreben.
** UNESCO registriert nur diejenigen internationalen Studierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss in dem jeweiligen Land anstreben.

Indikator

Jordanien

Deutschland

Stand

Anteil öffentlicher Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]

3,24

4,53

2022/21

Wachstum des öffentlichen Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres [Prozent]

0,02

-1,06

2022/21

Anteil öffentlicher Ausgaben für die tertiäre Bildung am BIP [Prozent]

0,23

1,39

2022/20

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]*

9,09

3,77

2021

Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.]

0,364

3,352

2022/21

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]**

10,76

11,23

2022/21

Anzahl Promovierender insgesamt

5.056

192.270

2022/21

Anteil tertiär Graduierter (ISCED 5 oder höher) an der über 25-jährigen Bevölkerung [Prozent]

22,69

28,90

2020

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent]

14,18

7,96

2022/21

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent]

12,98

22,13

2022/21

PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)]

342 (77)

480 (21)

2022

PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)]

361 (73)

475 (24)

2022

PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)]

375 (71)

492 (22)

2022

       

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Weitere Informationen
Dokumente

FuE-Indikatoren

Indikator

Jordanien(1)

Deutschland(2)

OECD-Gesamt(2)

Stand

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*]

628

147.502

1.560.968

2016/19/19

FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]

0,7

3,2

2,5

2016/19/19

Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente)

5.832

449.464

5.347.423

2017/19/18

Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte

2,7

9,9

8,9

2017/19/18

Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](3)

38,5

16,6

7,7

2017

Tabelle 4: Indikatoren zu Forschung und Entwicklung (FuE)

Quelle: (1) UNESCO Institute of Statistics, Stand März 2021

(2) OECD.Stat Main Science and Technology Indicators MSTI 2020/2, Stand März 2021

(3) OECD.Stat Patents Statistics, Stand Juli 2020

* in laufenden Preisen, kaufkraftbereinigt

       

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FuE-Finanzierung

Zur Aufteilung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) auf verschiedene Finanzierungsquellen (Wirtschaft, Staat, Sonstiges, Ausland) liegen keine Informationen vor.

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FuE-Durchführung

Zur Aufteilung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) auf verschiedene Durchführungssektoren (Unternehmen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Hochschulen,  private gemeinnützige Einrichtungen) liegen keine Informationen vor.

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Fachliche Stärken

Die Verteilung der Publikationen auf Fachgebiete kann erste Hinweise auf die Stärken eines Forschungssystems geben (Bezugsjahr 2016, (Quelle: SCImago (2007). SJR – SCImago Journal & Country Rank. Retrieved August 8, 2017, from http://www.scimagojr.com)).

Während weltweit die Medizin an erster Stelle mit einem Anteil von 15,9 Prozent liegt und die Ingenieurwissenschaften mit 10,9 Prozent an zweiter Stelle folgt, ist die Reihenfolge in Jordanien anders: Hier liegen die Ingenieurwissenschaften mit 13,2 Prozent vor den Computerwissenschaften (12,1 Prozent). Die  Medizin folgt mit 11,7 Prozent erst auf dem dritten Rang.  

Eine Spezialisierung Jordaniens ist in folgenden Fachgebieten festzustellen (Auswahl basierend auf Spezialisierungsindex Länderanteil/Weltanteil ≥ 1,3):

  • Computerwissenschaften (Informatik) (12,1 Prozent, Welt: 7,3  Prozent, Deutschland: 7 Prozent)
  • Mathematik (6,7 Prozent, Welt: 4,3 Prozent, Deutschland: 4,6 Prozent)
  • Sozialwissenschaften (6,2 Prozent, Welt: 4 Prozent, Deutschland: 3,1 Prozent)
  • Umweltwissenschaften (4,3 Prozent, Welt: 3,4 Prozent, Deutschland: 2,8 Prozent)
  • Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazeutik (3,5 Prozent, Welt: 1,9 Prozent, Deutschland: 1,6 Prozent).

Bei einem weltweiten Vergleich der Anzahl der Publikationen liegt Jordanien im Jahr 2016 insgesamt auf Rang 67. Innerhalb der einzelnen Fachgebiete erreicht Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazeutik mit Rang 59 die beste Platzierung.

 

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2.2 Überblick zur internationalen Kooperation

Das Königreich Jordanien hat den Mehrwert internationaler Studierendenmobilität erkannt. Das Ministerium für Höhere Bildung und Wissenschaftliche Forschung (MHESR) schließt bilaterale Abkommen mit anderen Ländern ab, um die kulturelle und wissenschaftliche Kooperation zu fördern. Unter diesen Abkommen werden jordanischen Studierenden Stipendien für ein Studium in ausgewählten Ländern gewährt, während im Gegenzug ausländische Studierende an jordanischen Universitäten aufgenommen werden. Regierungsabkommen bestehen derzeit insbesondere mit arabischen Ländern wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, sowie dem Irak, Libanon und den maghrebinischen Nachbarstaaten. Auch mit China hat Jordanien ein Abkommen geschlossen. In Europa hat Jordanien einen Schwerpunkt auf Südosteuropa (Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland) sowie Ungarn und die Ukraine gelegt (Überblick des Ministeriums zu Abkommen).

Tatsächlich sind die Studierenden aus Jordanien überdurchschnittlich international orientiert. 9,1 Prozent strebten 2020 einen Abschluss im Ausland an (zum Vergleich: Deutschland 4 Prozent, OECD-Durchschnitt 2 Prozent, siehe Bildungsindikatoren). Die besten Studierenden, die für eine wissenschaftliche Laufbahn vorgesehen sind, werden häufig mit Stipendien ins Ausland geschickt. Die jordanische Regierung bewirbt außerdem den Studienstandort Jordanien intensiv (u.a. durch das Portal Study in Jordan). Auch jordanische Hochschulen bemühen sich darum, internationale Studierende, insbesondere aus den arabischen Nachbarländern, anzuziehen. Zu dem hohen Anteil der ausländischen Studierenden von 12,2 Prozent in Jordanien (2021, zum Vergleich: Deutschland: 11 Prozent, OECD-Durchschnitt 6,6 Prozent, siehe Bildungsindikatoren) trägt aber auch die Tatsache bei, dass Jordanien – teilweise schon vor Jahrzehnten, teilweise vor kurzem – zahlreiche Geflüchtete aufgenommen hat.

Die größte Gruppe der ausländischen Studierenden in Jordanien hat die palästinensische Staatsangehörigkeit. Weitere wichtige Herkunftsländer sind die Palästinensischen Gebiete, Syrien, Irak, Kuwait und Katar. Die wichtigsten Zielländer spiegeln teilweise die Auswahl der Länder wider, mit denen Jordanien Regierungsabkommen abgeschlossen hat: Es sind die Türkei, die USA, Saudi-Arabien, Großbritannien und Malaysia. Deutschland folgt auf Rang 6 (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Unter den Regierungsabkommen, für die das Ministerium für Höhere Bildung und wissenschaftliche Forschung zuständig ist, wird auch die wissenschaftliche Kooperation gepflegt. Der Higher Council for Science and Technology (HCST) hat ebenfalls wissenschaftliche Abkommen geschlossen, so z.B. mit der britischen Royal Academy of Engineering, unter denen bilaterale Förderung vergeben wird.

Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen ist in Jordanien von 34 Prozent (1996) auf 62,7 Prozent (2023) gewachsen. Die Entwicklung des Landes ist damit von einer relativ hohen Ausgangsbasis ähnlich wie in vielen westlichen Industrieländern verlaufen. Zum Vergleich: In Deutschland hat die internationale Ko-Publikationsrate im selben Zeitraum von 30,8 auf 53,3 Prozent zugenommen (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).

Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern Jordaniens liegt Saudi-Arabien an der Spitze, dahinter folgen die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien und Ägypten. Deutschland nimmt Rang 8 hinter Indien auf Rang 7 ein, China platziert sich auf Rang 13 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Zwei Institutionen, die im Rahmen des Friedensprozesses 1996 gegründet wurden, sind das Middle East Desalination Research Center (MEDRC) mit Sitz in Oman und das Arava Institute of Environmental Studies (AIES) in Israel. Die Förderung des MEDRC ermöglicht dem wissenschaftlichen Nachwuchs aus den Palästinensischen Gebieten und Jordanien eine Postgraduierten-Ausbildung zum Thema Wasser. Ein wichtiger Geldgeber sind die Niederlande. AIES, das mit der Ben-Gurion University kooperiert, unterhält heute fünf Forschungszentren, darunter das Jordan-Israel Center for Community, Environment & Research (JICCER), das grenzüberschreitende Projekte in den Gebieten Ökotourismus und Umweltbildung umsetzt.

Die Vereinten Nationen unterstützen Jordanien durch die Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (United Nations Economic and Social Commission for Western Asia, ESCWA). Die ESCWA hatte in den neunziger Jahren ihren Sitz in Amman und unterhält seit 2010 das ESCWA-Technology Center in der El Hassan Science City, das insgesamt 18 Mitgliedsländer berät. Ziel ist es, neue und geeignete Technologien in den Bereichen Bau, Industrietechnik, Energie, Landwirtschaft, Wasser und Telekommunikation zu entwickeln und anzupassen.

Das Land pflegt außerdem eine enge Kooperation mit der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur UNESCO (Office Amman). In Jordanien wurde im Rahmen des UNESCO-Projekts Synchrotron Light for Experimental Science and Applications in the Middle East (SESAME) zwischen 2002 und 2017 an der Al Balqa Applied University in Allen die erste Synchrotron-Strahlungsquelle des Nahen Ostens aufgebaut. Herzstück des Vorhabens, an dem neben Jordanien auch Ägypten, Iran, Israel, Pakistan, die Palästinensischen Gebiete und die Türkei beteiligt sind, ist der aus Deutschland stammende Speicherring BESSY I. Die Anlage produziert hoch intensive Synchrotron-Strahlung vom Infrarot- bis zum Röntgen-Bereich und bietet Forschenden der gesamten Region modernste Arbeitsmöglichkeiten in einem breiten Anwendungsgebiet, das von der Molekularbiologie über Oberflächen und Grenzschicht-Analyse bis hin zur archäologischen Mikroanalyse und medizinischen Fragestellungen reicht.

Vorläufiger Höhepunkt des jordanischen Engagements in der UNESCO war die Ausrichtung des Weltwissenschaftsforums (World Science Forum 2017). Jordanien war nach Brasilien das zweite nichteuropäische Land und das erste arabische Land überhaupt, das mit der Ausrichtung betraut wurde. Die Royal Scientific Society (RSS) organisierte das Forum im November 2017, das unter dem Motto „Science for Peace“ stand.

Jordanien ist nicht nur aktives Mitglied der UNESCO, sondern auch der Arab League Educational, Cultural and Scientific Organization (ALECSO), einer Unterorganisation der Arabischen Liga. ALECSO, die ihren Hauptsitz in Tunis hat, pflegt ebenfalls die Kooperation in Bildung, Kultur und Wissenschaft. Das mit der Arabischen Liga verbundene Regionale Zentrum für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (Regional Center for Renewable Energy and Energy Efficiency, RCREEE) unterstützt Jordanien und andere arabische Länder dabei, den Anteil der erneuerbaren Energien zu steigern. Weiterhin ist Jordanien Mitglied der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (Organization of Islamic Cooperation, OIC) und ihrer Unterorganisation Islamic World Educational, Scientific and Cultural Organization (ICESCO), deren Hauptsitz sich in Rabat in Marokko befindet. Jordanien beteiligte sich 2013 an einer Länderstudie der OIC (Atlas of Islamic World Science and Innovation (AIWSI), Webseite Royal Society zum Atlas-Projekt, siehe zu den Ergebnissen vorheriger Abschnitt).

Im Jahr 2009 unterzeichnete Jordanien mit der Europäischen Union (EU) eine Vereinbarung zur Koooperation in Wissenschaft und Technologie. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Zusammenarbeit mit Jordanien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen worden. Für die EU stand die Überlegung im Vordergrund, Jordanien bei dem Aufbau eines modernen Forschungs- und Innovationssystems zu unterstützen, das zu Wirtschaftswachstum und zu mehr Beschäftigungsmöglichkeiten im Lande beiträgt. Zu dem Zweck hatte die EU ein spezielles Programm zur Kooperation mit Jordanien („Support to Research, Technological Development and Innovation in Jordan“, SRTD)  ins Leben gerufen. Die zweite Phase (SRDT II) startete 2014 und wurde 2017 abgeschlossen. Zu dem Gesamtbudget steuerte die EU 5 Mio. Euro und Jordanien 300.000 Euro bei. Ziel war es, die angewandte wissenschaftliche Forschung mit dem Schwerpunkt der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen, zu unterstützen. Der Fokus von SRTD II lag auf Wasser, Energie, Nahrung und Gesundheit.

Jordanien kann sich an Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in der Regel Förderung erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Bis Januar 2024 warb Jordanien unter Horizont Europa europäische Fördergelder in Höhe von 400.000 Euro ein. Unter den insgesamt 6 Projekten, an denen sich Jordanien beteiligte, verzeichneten alle auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).

Andere Varianten europäisch-jordanischer Kooperation setzen nicht auf eine Beteiligung an Projekten unter dem Rahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung von nationalen und europäischen Fördertöpfen, um gemeinsame Projekte zu finanzieren. So beteiligte sich Jordanien zum Beispiel an Förderbekantmachungen des Netzwerks ERANETMED, das im März 2018 beendet wurde (Übersicht ERA-LEARN Plattform). Im November 2017 wurde das internationale Abkommen über die Beteiligung Jordaniens an der Partnerschaft für Forschung und Innovation im Mittelmeerraum (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area, PRIMA) unterzeichnet. Unter PRIMA haben sich 19 Länder der EU und des südlichen und östlichen Mittelmeerraumes zusammengeschlossen, um innovative Lösungen für zwei der größten Herausforderungen der Region zu finden: effiziente und nachhaltige Nahrungsmittelproduktion und Wasserversorgung. Dafür ist PRIMA über die Laufzeit von 10 Jahren mit Fördermitteln von knapp 500 Millionen EUR ausgestattet, die von den beteiligten Mitgliedstaaten und der Europäischen Union zur Verfügung gestellt werden. Im Februar und im Dezember 2018 wurden die ersten beiden Förderbekanntmachungen veröffentlicht.

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Weitere Informationen

2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland

Für Jordanien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für jordanische Studierende wie auch als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 10 (siehe vorheriger Abschnitt).

Ein Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ) besteht derzeit nicht. Bisherige Grundlage für die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung mit Jordanien ist das bilaterale Abkommen über kulturelle Zusammenarbeit von 1981. Daneben gib es seit 2009 ein Memorandum of Understanding (MoU), dass die Zusammenarbeit bezüglich der Deutsch-Jordanischen Hochschule regelt.

Im Forschungsbereich arbeitet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit Jahren mit Partnereinrichtungen in Jordanien im Bereich Wassermanagement zusammen. Ziel der Projekte ist es, die knappe Ressource Wasser möglichst nachhaltig zu bewirtschaften. Um die Ergebnisse des Verbundprojekts SMART (Sustainable Management of Availabe Water Resources with Innovative Technologies) zum Integrierten Wasserressourcenmanagement (IWRM) am unteren Jordan zu verstetigen, gründete das BMBF im Jahr 2012 das sogenannte NICE-Implementierungsbüro Amman zur wissenschaftlichen Beratung des jordanischen Wasserministeriums sowie des Nationalen Komitees für effektives dezentrales Abwassermanagement in Jordanien (NICE). Im Jahr 2020 veröffentlichte das BMBF die Förderbekanntmachung MEWAC – „Middle East Regional Water Research Cooperation Program mit dem Ziel der Förderung grenzüberschreitender Lösungen für die dringenden Fragen von Wassernutzung und -aufbereitung in der gesamten Region. Zudem stellt das BMBF im Rahmen der Förderbekanntmachung „CLIENT II-Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ in den Themenbereichen Klimaschutz/Energieeffizienz, Anpassung an den Klimawandel, Landmanagement Mittel für Mobilitätsmaßnahmen und Forschungsprojekte in Kooperation mit jordanischen Einrichtungen bereit. Neben der bilateralen Zusammenarbeit kooperieren Deutschland und Jordanien auch im Rahmen von EU-Projekten. Beide Länder arbeiten intensiv bei der Implementierung von Projekten in der PRIMA (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) -Initiative zusammen. Thematische Schwerpunkte sind hier Nahrungsmittelsicherheit, Wasser und Landwirtschaftssysteme, (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF).

Die Aktivitäten und Forschungsvorhaben des vom BMBF geförderten Exzellenznetzwerkes Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sind grundsätzlich arabisch-deutsch mit transregionalem Ansatz, der dezidiert arabisch-deutsche und arabisch-arabisch-deutsche Kooperationen fördert. In sechs Arbeitsgruppen (Energie, Wasser und Umwelt; Bildung; Transformation; Kulturelles Erbe; Gesundheit und Gesellschaft; Forschung und Innovation) werden vor allem interdisziplinäre Forschungsprojekte durchgeführt. Derzeit arbeitet eine jordanische Nachwuchswissenschaftlerin im AGYA-Netzwerk überregional in interdisziplinären Forschungsprojekten zusammen.

Die Großforschungseinrichtung SESAME (Synchrotron Light for Experimental Science and Applications in the Middle East) ist der erste Synchrotonstrahler im Nahen Osten. Der Elektronen-Speicherring BESSY I stammt aus Deutschland, das Beobachterstatus hat. SESAME soll zu einem Exzellenzzentrum mit hoher Ausstrahlungskraft für den Nahen Osten, für Nordafrika sowie für die Golfregion werden und gleichzeitig als „Anker“ für internationale Forschungskooperationen mit Europa dienen (siehe vorheriger Abschnitt zur internationalen Kooperation Jordaniens).

Ein Flaggschiffprojekt der deutsch-jordanischen Bildungs- und Wissenschaftskooperation ist der Aufbau der Deutsch-Jordanischen Hochschule (German Jordanian University, GJU), die 2005 eröffnet wurde. Die GJU ist eine staatliche jordanische Universität, die nach dem Vorbild der deutschen Fachhochschulen eine wissenschaftlich anspruchsvolle Ausbildung mit starkem Praxisbezug vor allem in betriebswirtschaftlichen und technischen Fächern anbietet. Dabei orientiert sie sich am Bedarf der jordanischen Wirtschaft und Gesellschaft. Bereits nach zehn Jahren zählte die GJU 2.000 auf dem Arbeitsmarkt begehrte Absolventinnen und Absolventen; aktuell sind etwa 5.000 Studierende an der Hochschule immatrikuliert (Stand Mai 2023). Federführender Partner in Deutschland ist die Hochschule Magdeburg-Stendal. Die Rückbindung nach Deutschland erfolgt durch obligatorische Deutschkurse sowie einen einsemestrigen Studienaufenthalt an einer von derzeit 118 deutschen Partnerhochschulen und ein sechsmonatiges Praktikum in einem Unternehmen in Deutschland im 4. Studienjahr. Das BMBF hat den Aufbau der GJU seit 2004 gefördert. Das Auswärtige Amt leistet ebenfalls Förderung durch die Vergabe von Stipendien (Quelle Webseite DAAD).

Mit dem Programm „Ta’ziz Partnerschaft" fördert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) die akademische Zusammenarbeit zwischen deutschen Hochschulen und Partnern in ausgewählten Ländern im Nahen und Osten sowie Nordafrika (MENA). Insgesamt stehen zwischen 2023 und 2025 rund 15 Millionen EUR aus Mitteln des Auswärtigen Amts zur Verfügung. Der arabische Begriff Ta’ziz (تعزيز) bedeutet "Stärkung" oder "Festigung". Gefördert werden Hochschulprojekte, die Reformbestrebungen an Hochschulen in Partnerländern der MENA-Region unterstützen. Das Programm legt besonderen Wert auf die Beteiligung von Frauen und außeruniversitären Partnern aus der Zivilgesellschaft und Wirtschaft, um den Wissenstransfer mit den Hochschulen zu stärken.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 125 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Jordanien aus. Dabei kooperieren 106 deutsche Hochschulen mit 11 jordanischen Hochschulen (Stand: 08/2023). 2023 hat der DAAD einen Leitfaden zur Hochschulkooperation mit Jordanien, Libanon und dem Irak veröffentlicht.

Die internationale Mobilität von und nach Jordanien wird durch den DAAD, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

  • Die ERASMUS-Förderung des DAAD wird in beiden Richtungen (2018-21) in Anspruch genommen, auch wenn die Zahlen hier noch relativ gering sind.
  • 2022 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Jordanien an 225 (174) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 126 (105) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben.
  • In den gleichen Kategorien erhielten 642 (581) und 207 (95) Geförderte aus Jordanien eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – zu finanzieren. Dabei zielt der DAAD auch darauf ab, Geflüchteten insbesondere aus Syrien in der Region Studienmöglichkeiten zu eröffnen. So wurde 2014 in Kooperation mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) das Programm „New Perspectives for Young Jordanians and Syrians" aufgesetzt, welches Sur-Place Stipendien für ein Master-Studium an einer von vier jordanischen Partneruniversitäten vorsieht, darunter auch an der GJU (DAAD-Ländersachstand). Das Auswärtige Amt finanziert darüber hinaus die Deutsche Akademische Flüchtlingsinitiative Albert Einstein (DAFI), die in Jordanien im Jahr 2017 721 Flüchtlingen ein Hochschulstudium ermöglicht hat.
  • Die DFG ermöglicht in Kooperation mit dem Higher Council for Science and Technology (HCST) jährlich etwa 70 Jordanierinnen und Jordanier einen meist dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Deutschland.

2022 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 5 jordanische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.

Die GIZ kooperiert mit Jordanien im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Mit über 30 Jahren Erfahrung berät die GIZ das Partnerministerium für Wasser in strategischen Fragen und bei der Erarbeitung einer neuen Wassergesetzgebung. Weiterhin führt die GIZ regionale Projekte im Bereich der Schulbildung, der Berufsausbildung und der Schaffung von Arbeitsplätzen durch.

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist zentraler Träger des NICE II-Projektes (siehe oben und Vertretungen vor Ort).

Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-jordanische Kooperation tragen und unterstützen:

  • Um der wachsenden Bedeutung Jordaniens gerecht zu werden, hat der DAAD 2021 eine DAAD-Außenstelle in Amman eingerichtet, die das bisherige Informationszentrum ersetzt. Neben der Zuständigkeit für Jordanien hat die Außenstelle die regionale Verantwortung für den Irak, den Libanon und die Vereinigten Arabischen Emirate übernommen;
  • Der DAAD wird in den Palästinensischen Gebieten (mit einem Hub in Jordanien) bis 2025 eines von acht fächerübergreifenden „Globalen Zentren“ zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen einrichten: Thema des „Regional Centre for Sustainable Adaptation to Global Change in the Middle East“ (SAGE-Centre) ist die nachhaltige Landnutzung im Jordanbecken. Die Projektverantwortung liegt bei der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, zu den Partnern zählt unter anderem die An Najah University Palestine;
  • Der Campus der 2005 eröffneten Deutsch-Jordanischen Hochschule (GJU) befindet sich in Mushaqar bei Madaba, etwa 35 Kilometer südlich von Amman.
  • Seit 1979 ist die GIZ mit einem Büro in Amman vertreten (GIZ Jordanien).
  • Seit 2012 ist ein Implementierungsbüro für dezentrales Abwassermanagement in Amman tätig (Träger: UFZ und Jordanisches Wasserministerium); 2010 wurde eine Forschungs- und Demonstrationsanlage in Fuheis in Betrieb genommen.
  • Eine 1982 eröffnete Niederlassung des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEI Amman) ist seit 2007 zugleich Forschungsstelle des Deutschen Archäologischen Institutes (DAI). Das DEI Amman steuert gemeinsame Grabungen mit dem jordanischen Antikendienst, vor allem im Norden des Landes (Tell Zira'a, Umm Quais). Das Büro Amman ist organisatorisch mit der Außenstelle des DEI in Jerusalem verbunden.

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Weitere Informationen
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3Weitere Informationen

Nähere Informationen für Jordanien erteilt im Auftrag des BMBF der DLR Projektträger.

Fachliche Ansprechpartnerin für Jordanien ist:
Frau Susanne Ruppert-Elias
DLR Projektträger
Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Tel: +49 228 3821-1487
E-Mail: susanne.ruppert-elias(at)dlr.de

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