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Überblick zur internationalen Kooperation: Polen

Zuständig für die Internationalisierung der Hochschulen ist wieder das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulwesen (Ministerstwo Nauki i Szkolnictwa Wyższego, MNiSW). Derzeit sind sowohl Studium als auch Forschung in Polen noch vergleichsweise wenig internationalisiert. Der Anteil von 2 Prozent der polnischen Studierenden, die 2021 einen Abschluss im Ausland anstrebten, entspricht dem OECD-Durchschnitt. Seit 2012 wirbt Polen mit Hilfe der KampagneReady, Study, Go! Poland" für ein Hochschulstudium im Land und hat zusätzlich 2015 ein Förderprogramm aufgelegt. Ziel ist es, den Anteil der internationalen Studierenden bis 2020 auf 5 Prozent zu steigern. Die Anstrengungen haben durchaus Früchte getragen: 2021 wurde ein Anteil von 5,5 Prozent erreicht (siehe Bildungsindikatoren), dazu trugen bereits vor Ausbruch des Krieges mehr als 30.000 ukrainische Studierende aus Polen bei.

In Bezug auf den Anteil der internationalen Ko-Publikationen an allen wissenschaftlichen Publikationen gibt es in Polen seit 2012 einen klaren Aufwärtstrend. 2017 wurde erstmals die Marke von 30 Prozent überschritten, 2021 wurden 37,7 Prozent erreicht. Zum Vergleich: In Deutschland ist – ähnlich wie in vielen anderen westlichen Industrieländern – die internationale Ko-Publikationsrate zwischen 1996 und 2021 von etwa 30 auf über 50 Prozent angewachsen (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved October 31, 2022, from www.scimagojr.com).

Die wichtigsten Herkunftsländer für internationale Studierende in Polen sind die Ukraine, Belarus, Indien, Deutschland und China. Die wichtigsten Zielländer für polnische Studierende sind Großbritannien, Deutschland, Dänemark die USA und Frankreich (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Die fünf wichtigsten Ko-Publikationsländer der letzten vier Jahre entsprechen teilweise den wichtigsten Zielländern für polnische Studierende: Es sind die USA, Deutschland, Großbritannien, Italien und Frankreich (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Polen investiert mittels der National Agency of Academic Exchange (Narodowa Agencja Wymiany Academickiej, NAWA) weiter in Internationalisierung. Die Agentur, welche nach dem Vorbild des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) die grenzüberschreitende Mobilität von Studierenden und Forschenden in beide Richtungen fördern soll, nahm im Oktober 2017 ihre Arbeit auf.

Seit 2005 profitiert Polen von dem großzügig ausgestatteten Förderprogramm „EEA und Norway Grants". Nach der zweiten Programmphase (2011-2017) wurde 2019 eine dritte Programmphase eröffnet, die insgesamt mit 110 Millionen Euro unterlegt ist.

Für den Abschluss von bilateralen Kooperationsabkommen ist in der Regel das Ministerium für Bildung und Wissenschaft zuständig. Für spezielle Abkommen zur Biomedizin ist das Gesundheitsministerium der richtige Ansprechpartner. Derzeit gibt es zwar eine Vielzahl von Abkommen, es fehlt jedoch an einer strategischen Ausrichtung der bilateralen Kooperation. Sowohl das NCBR als auch das NCN schließen bilaterale Abkommen zur Forschungsförderung ab (Überblick NCBR internationale Partner, Überblick NCN internationale Partner). Die Verfahren des NCN zur Förderung bi- und trilateraler Projekte mit Belgien, Deutschland, Luxemburg, Österreich, der Schweiz, Slowenien und der Tschechischen Republik werden ab 2022 unter dem sogenannten WEAVE-Programm durchgeführt, wenn Projektleitung und federführende Förderorganisation außerhalb von Polen angesiedelt sind. Im Falle einer polnischen Projektleitung, bei der die NCN als Lead Agency fungiert, wird das OPUS-Verfahren genutzt.

Besondere Anstrengungen werden von Seiten Polens unternommen, die ukrainische Wissenschaft nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 zu unterstützen. Im Juni 2022 verabschiedete die Polnische Akademie der Wissenschaften PAN in Warschau zusammen mit Wissenschaftsakademien aus Partnerländern (Ukraine, Deutschland, Dänemark, den USA und dem Vereinigten Königreich) einen 10-Punkte-Plan für den Wiederaufbau des ukrainischen Forschungs- und Innovationssystems. An erster Stelle steht das Prinzip, die Verbindung zwischen ukrainischen Forschenden und Institutionen in der Ukraine soweit wie möglich zu erhalten, um eine schnelle Rückkehr der Forschenden nach dem Krieg zu ermöglichen. Ein Beispiel für eine konkrete Unterstützungsmaßnahme ist ein Programm, unter dem PAN-Institute als Gastinstitutionen leitende ukrainische Forschenden von 18 ausgewählten Projekten aufnehmen. Diese erhalten jeweils bis zu 200.000 USD über einen Zeitraum von 3 Jahren. Weiterhin beteiligt sich Polen mit den baltischen Staaten an dem Programm IMPRESS-U (International Multilateral Partnerships for Resilient Education and Science System in Ukraine). Ziel von IMPRESS-U ist es, ukrainische Forschende in internationale Forschungsnetzwerke zu integrieren. US-amerikanische Institutionen (National Academy of Science, National Science Foundation) leisten wesentliche Beiträge finanzieller und organisatorischer Art zu beiden Maßnahmen.

Ein wichtiger Akteur in der internationalen Forschungskooperation ist die Polnische Akademie der Wissenschaften PAN. Die Akademie hat eine Vielzahl von Kooperationsabkommen geschlossen und sich zudem an der Gründung von internationalen Forschungszentren in Polen beteiligt. Dazu gehören das Stefan Banach International Mathematical Center at the PAS Institute of Mathematics, das Internationale Institut für Molekular- und Zellbiologie (International Institute of Molecular and Cell Biology, IIMCB) sowie das mit der UNESCO verbundene European Regional Center for Ecohydrology (ERCE). Die Akademie PAN verfügt außerdem über sieben Außenstellen, unter anderem in Moskau, Paris, Rom, Wien und Kiew, die um Partner werben sollen. Die Außenstelle in Berlin nimmt eine Sonderrolle ein (siehe nächster Abschnitt). Die Polish Science Contact Agency (PolSCA) in Brüssel bringt polnische Perspektiven in die europäische Politikgestaltung mit ein (Überblick PAN-Außenstellen).

Als Mitgliedsland der Europäischen Union kann sich Polen in allen Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) voll beteiligen. Zur Beteiligung an dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20) liegen finale Zahlen vor. Polen warb europäische Fördergelder in Höhe von 723 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 1.894 Projekten, an denen sich das Land beteiligte, wiesen mit 1.254 Projekten zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Datenbank). Für Polen war Deutschland nach Spanien und Italien der wichtigste Kooperationspartner in Horizont 2020.

Andere Varianten europäischer Kooperation setzen nicht auf einen gemeinsamen Fördertopf unter dem Rahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung verschiedener nationaler und europäischer Fördertöpfe, um gemeinsame Projekte im Rahmen von Public Public Partnerships (P2Ps) zu finanzieren. Derzeit ist Polen an 52 P2Ps beteiligt (Übersicht ERA-LEARN Plattform, Stand November 2023). Ein regionales Netzwerk zur Kooperation im Ostseeraum (BONUS) hat 2020 seine Arbeit beendet. Aktive Partnerschaften mit polnischer Beteiligung sind beispielsweise die Chips JU (European Partnership for Key Digital Technologies), die Clean Energy Transition Partnership (CETP) sowie „ERA4Health“ (Fostering a European Research Area for Health Research). Die zuständige Förderagentur in Polen ist meist entweder das NCN oder das NCBR. Zudem hat das NCN die Koordination des ERA-NET Cofund zu Quantentechnologien (QuantERA) übernommen.

Polen trat außerdem 1995 dem Netzwerk zur Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA bei und beteiligt sich an dem gemeinsamen Förderprogramm Eurostars. Dabei wird Polen durch das NCBR vertreten (EUROSTARS-Webseite Polen).

Neue Horizonte eröffnet die Auflage eines China-MOEL-Partnerschaftsprogramms, das 16 mittel- und osteuropäische Länder (MOEL), darunter auch Polen, mit China zusammen führt („16+1-Kooperation"). Das im Juli 2018 vereinbarte Programm ist umfassend angelegt. Es sieht vor

  • einen politischen Dialog zur Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik durchzuführen;
  • gemeinsame Forschungsinfrastrukturen aufzubauen;
  • den Austausch des wissenschaftlichen Nachwuchses zu fördern sowie
  • einen Finanzierungsmechanismus zur Förderung von gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten einzuführen.

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