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EU-Israel Assoziierungsabkommen weiter auf dem Prüfstand

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Das EU-Israel- Assoziierungsabkommen bildet die Grundlage für eine breit angelegte Kooperation, die auch die Assoziierung Israels mit dem EU-Rahmenabkommen für Forschung und Innovation "Horizont Europa" (2021-27) umfasst. Aufgrund der Situation im Gaza-Streifen steht das Abkommen jedoch derzeit auf dem Prüfstand. Bei der Sitzung im Juni gab es unter den EU-Außenministerinnen und -ministern keine Einigung auf mögliche Maßnahmen, die gegebenenfalls auch die Kooperation in Forschung und Innovation betreffen könnten. Gegen solche Maßnahmen hatte sich zuvor die deutsche Hochschulrektorenkonferenz (HRK) öffentlich positioniert.

Ein von den Niederlanden am 7. Mai angeregter Prüfbericht der Europäischen Kommission zum EU-Israel- Assoziierungsabkommen kommt zu dem Schluss, dass Israel durch sein Vorgehen im Gaza-Streifen Menschenrechte verletzt haben könnte. Der Respekt vor den Menschenrechten ist wesentliches Element des Abkommens (Art. 2). Bei einer Verletzung dieses Respektgebots kann das umfassende Abkommen ganz oder teilweise ausgesetzt werden. Die EU-Außenministerinnen und -minister wollen bei einem weiteren Treffen am 15. Juli erneut über mögliche Maßnahmen beraten, falls sich die Situation im Gaza-Streifen bis dahin nicht verbessert hat. Eine vollständige Aussetzung des umfassenden Abkommens ist unwahrscheinlich, da dafür eine einstimmige Unterstützung der EU-Mitgliedsländer notwendig wäre. Einzelne Maßnahmen könnten mit einer qualifizierten Mehrheit (55 der Prozent der Länder, die 65 Prozent der Bevölkerung umfassen) beschlossen werden.

Neben dem Handel könnte auch die Forschungskooperation zwischen der EU und Israel eingeschränkt werden, beispielsweise durch eine Aussetzung der Assoziierung Israels am EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-2027). Die Beteiligung israelischer Forscherinnen und Forscher am EU-Rahmenprogramm ist laut einem Bericht des Portals „Science|Business“ seit dem Oktober 2023 bereits deutlich zurückgegangen und hatte zuletzt einen historischen Tiefstand erreicht.

Die deutsche Hochschulrektorenkonferenz (HRK) veröffentlichte im Vorfeld des Treffens auf EU-Ebene am 11. Juni eine Pressemitteilung, in der sie sich klar gegen Beschränkungen der EU-Forschungskooperation mit Israel aussprach. Die HRK argumentiert, dass die israelischen Hochschulen und die Wissenschaft einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Verbindungen zwischen den von Konflikt und Krieg betroffenen Menschen, Institutionen und Gesellschaften leisten. Folglich plädiert die HRK dafür, dass die EU gerade in der jetzigen Zeit durch ihre Maßnahmen Hochschulen und Wissenschaft in Israel stärkt und nicht schwächt.

Die Diskussion über die Positionierung der EU findet mittlerweile vor einem deutlich veränderten Hintergrund statt: Die militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran im Juni – für die zwischenzeitlich ein Waffenstillstand in Kraft trat – umfasste auch gezielte Angriffe auf die Wissenschaft. So bekannte sich Israel offiziell zur Tötung von Nuklearwissenschaftlern im Iran. Durch Luftangriffe des Irans wurden Forschungslabore des Weizmann Institutes of Science und der Ben Gurion Universität sowie der Tel Aviv Universität in Israel stark beschädigt. Personen kamen nicht zu Schaden, jedoch beklagt die israelische Wissenschaft den Verlust von Forschungsergebnissen aus der neurowissenschaftlichen Forschung und der Krebsforschung. Versuchsaufbauten und Gerätschaften in Millionenhöhe wurden zerstört. Hunderte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verloren ihre Arbeitsplätze.

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Quelle: Science|Business, HRK, Euronews, Times of Israel, Nature Redaktion: von Sonja Bugdahn, DLR Projektträger Länder / Organisationen: Iran Israel Deutschland EU Themen: Ethik, Recht, Gesellschaft Infrastruktur Lebenswissenschaften

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