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Wissenschaftsakademien übergeben Stellungnahmen für den G7-Gipfel an Bundeskanzlerin Angela Merkel

Beim gestrigen Dialogforum der nationalen Wissenschaftsakademien der G7-Staaten in Berlin erhielt Bundeskanzlerin Angela Merkel drei Stellungnahmen zur späteren Beratung beim G7-Gipfeltreffen in Schloss Elmau Anfang Juni 2015. Die Papiere zu den Themen Zukunft der Meere, vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten sowie Antibiotikaresistenzen wurden gemeinsam von den Wissenschaftsakademien der G7-Staaten erarbeitet.

Die Nationalakademien der G7-Staaten fordern eine umfassende Strategie, um Gesundheitsgefahren durch Infektionskrankheiten zu bekämpfen und Fortschritte im Bereich der Prävention, Kontrolle und Beseitigung von vernachlässigten Tropenkrankheiten zu erzielen, sowie ferner Maßnahmen, die die Nutzung und den Schutz der Meere nachhaltig gestalten. „Es ist Aufgabe der nationalen Wissenschaftsakademien, ihren wissenschaftlichen Sachverstand in die politische Debatte einzubringen“, sagte Professor Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. „Der Dialog zwischen den Wissenschaftsakademien und den Staats- und Regierungschefs der G7/8-Staaten im Vorfeld der jährlichen Gipfeltreffen hat sich in zehn Jahren erfolgreich etabliert und zeigt, dass wissenschaftliche Expertise in der internationalen Politik unverzichtbar ist“, sagte Jörg Hacker weiter.

Zukunft der Meere: Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Ökosysteme der Ozeane

Das erste Thema behandelt die Verschmutzung der Ozeane durch Schwermetalle und Plastikmüll. Drängend ist insbesondere die durch den Klimawandel bedingte Versauerung und Erwärmung der Meere sowie die Überdüngung durch Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft. Die Wissenschaftsakademien der G7 fordern (1) eine Kursänderung bei den CO2-Emissionen der Staaten, (2) die Reduzierung und weitere Regulierung der vom Menschen verursachten Verschmutzung der Meere, (3) die Beendigung der Überfischung und die Erhaltung der biologischen Vielfalt der Meere und ihrer Funktion als Ökosysteme durch ein forschungsbasiertes Management und (4) eine Verbesserung der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit, um künftige Veränderungen der Meere sowie die entsprechenden Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft und die Umwelt besser vorhersehen, bewältigen und reduzieren zu können.

Vernachlässigte Tropenkrankheiten

Das zweite Thema greift vernachlässigte Krankheiten auf, die häufig Menschen in ärmeren Regionen der Erde betreffen. Dazu gehören die Afrikanische Schlafkrankheit, die Flussblindheit und Dengue-Fieber. Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist ein Beispiel dafür, welche Folgen der Ausbruch einer Krankheit haben kann, die zwar bekannt ist, gegen die aber erprobte Impfstoffe und Medikamente fehlen. Die Wissenschaftsakademien der G7 fordern (1) die Ausweitung der Bemühungen, um Kapazitäten für den Umgang mit diesen Krankheiten in den betroffenen Ländern zu stärken und auszubauen, (2) die Intensivierung der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs), (3) die Entwicklung und Bereitstellung von bezahlbaren und zugänglichen Therapien und (4) die uneingeschränkte Berücksichtigung von NTDs bei den nachhaltigen Entwicklungszielen.

Infektionskrankheiten und Antibiotikaresistenz: Bedrohungen und notwendige Maßnahmen

Hintergrund des dritten Themas ist die steigende Zahl an Infektionen durch antibiotika-resistente Bakterien weltweit. Gleichzeitig gibt es immer weniger wirksame Antibiotika. Die Wissenschaftsakademien der G7 fordern (1) eine Beschleunigung der Forschung sowie der Herstellung neuer Antibiotikawirkstoffe, Impfstoffe und Diagnostika, (2) Prioritätensetzung in der Forschungsagenda, um Wissenslücken für die wichtigsten Krankheiten zu schließen, (3) die Einrichtung von weltweiten Überwachungsprogrammen, (4) Sensibilisierung der Öffentlichkeit und (5) koordinierte, schnelle Reaktionen bei großen Epidemien.

Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der G7 wird seit zehn Jahren von den Wissenschaftsakademien dieser Länder begleitet. Sie befassen sich im Vorfeld jeweils mit drängenden Fragen, die im Zusammenhang mit der Agenda der Gipfeltreffen stehen, aber thematisch darüber hinausgehen und multilateral angegangen werden müssen. Federführend ist jeweils die Wissenschaftsakademie des Gastgeberlandes – in diesem Jahr wieder die Leopoldina. Sie hatte bereits 2007 den wissenschaftlichen Beratungsprozess im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm vorbereitet. Damals legten die Wissenschaftsakademien Stellungnahmen zu den Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Klimaschutz und Schutz geistigen Eigentums vor.

Quelle: Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina / IDW Nachrichten Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: G7 / G20 Themen: Lebenswissenschaften Umwelt u. Nachhaltigkeit

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