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Academic Freedom Index: Freiheit der Wissenschaft global ungleich verteilt

Berichterstattung weltweit

Der Academic Freedom Index (AFI) liefert jährlich ein Update mit Daten zur Wissenschaftsfreiheit weltweit. In 23 von 179 Ländern geht die Wissenschaftsfreiheit weiterhin zurück, fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ländern, in denen die akademische Freiheit vollständig eingeschränkt ist.

Deutschland zählt zusammen mit Schweden, Finnland, Italien, Spanien, Portugal, Costa Rica, Chile, Zypern, Barbados, Jamaica, Slowenien, Luxembourg, Honduras und Barbados zu den Ländern mit dem höchsten AFI. Den allerhöchsten hat Tschechien, gefolgt von Estland und Belgien. Besonderen Zuwachs verzeichnen die Seychellen, Gambia und Montenegro. Zu den Verlierern im oberen AFI-Segment zählen Österreich, die Niederlande, Großbritannien, Polen und die USA. 

Die Schlusslichter insgesamt beim AFI bilden Nordkorea, Eritrea, Myanmar und Belarus sowie Saudi-Arabien, China, die Vereinigten Arabischen Emirate und der Iran. Besonders abgenommen hat die Wissenschaftsfreiheit in Myanmar, Belarus, Nicaragua, Türkei und Afghanistan. Auch im Yemen, Russland, Bangladesch sowie Ungarn, Mali und den Philippinen ging der AFI stark zurück. In Usbekistan, Kasachstan und Fiji ist die Wissenschaftsfreiheit verhältnismäßig stark eingeschränkt, aber die Situation hat sich in diesen Ländern im Vergleich zu den anderen sichtlich verbessert.

Negative Gesamtbilanz mit Verbesserungen in 56 Ländern 

Für 45,5 Prozent der Weltbevölkerung – also 3,6 Milliarden Menschen – ist Wissenschaftsfreiheit im Jahr 2024 keine Realität. Nach dem globalen Hochpunkt im Jahr 2006 ist die Lage heute damit vergleichbar mit der Situation vor fünfzig Jahren im Jahr 1973. Es gibt jedoch auch Anlass zu Optimismus: Im gleichen Zeitraum hat sich die Wissenschaftsfreiheit in 56 Ländern verbessert und in 61 Ländern – für 1,1 Milliarden Menschen –  ein hohes Maß erreicht. Die Forschenden identifizierten zehn Länder, in denen die Wissenschaftsfreiheit im Jahr 2023 sogar anhaltend zunahm – eine positive Entwicklung, die zuletzt vor mehr als 20 Jahren zu beobachten war. In 23 Ländern hat sich die Wissenschaftsfreiheit jedoch verschlechtert und in zehn davon sogar maßgeblich. Dazu gehören häufig Länder mit hoher Bevölkerung, wie Bangladesch, Indien, USA und die Türkei. 

Wissenschaftsfreiheit und Polarisierung

Wissenschaftsfreiheit ist in Ländern mit starker gesellschaftlicher Polarisierung gefährdet. Die Forschenden identifizierten sechs Länder und Territorien, in denen die Wissenschaftsfreiheit 2023 anhaltend zurückging: El Salvador, Hongkong, Ungarn, Indien, Russland und Venezuela. In jedem Fall ging der Rückgang im Index der Wissenschaftsfreiheit mit einer Zunahme der Polarisierung einher. Allerdings gab es Ausnahmen, denn in Brasilien, Montenegro, Nordmazedonien und Thailand nahm die Wissenschaftsfreiheit trotz Polarisierung zu. Das Verhältnis zwischen Wissenschaftsfreiheit und Polarisierung ist demnach komplex und noch nicht abschließend untersucht. Das rechtliche Rahmenwerk, die Wissenschaftspolitik sowie die Reaktionen von Universitäten und Wissenschaftlern spielen wahrscheinlich eine wichtige Rolle im Umgang mit Polarisierung und ihren möglichen Auswirkungen auf Wissenschaft und Hochschulbildung.

Datenerhebung und die fünf Indikatoren des AFI

Der Index bietet Daten zur Wissenschaftsfreiheit weltweit für den Zeitraum von 1900 bis 2023. Er beruht auf Einschätzungen von 2.329 Länderexpertinnen und -experten aus der ganzen Welt, einer Million Beobachtungspunkten und einem maßgeschneiderten, qualitätsgesicherten statistischen Modell, das die einzelnen Einschätzungen systematisch zu einem Indexwert aggregiert. Der AFI selbst setzt sich aus fünf Indikatoren zusammen. Jeder Indikator erfasst dabei eine andere Dimension der Wissenschaftsfreiheit: Freiheit der Forschung und Lehre, sowie Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation, die institutionelle Autonomie, die Campus-Integrität sowie die akademische und kulturelle Ausdrucksfreiheit.

Open Access und interaktive Weltkarte

Die detaillierten Daten, aus denen sich der AFI 1900-2023 zusammensetzt, sind zur freien Verfügung online abrufbar. Auf einer interaktiven Website stehen Visualisierungstools sowie weitere Informationen zum Projekt zur Verfügung. Der Index kann von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für weiterführende Forschung genutzt werden, aber auch von Universitätsleitungen, Forschungsförderern, politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern sowie Studierenden zu Rate gezogen werden.

Über das AFI-Projekt

Das AFI-Projekt ist eine internationale Kooperation mit mehr als 2.300 Länderexpertinnen und Länderexperten aus der ganzen Welt und wird koordiniert von Forschenden des V-Dem-Instituts der Universität Göteborg und des Instituts für Politische Wissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg. Die VolkswagenStiftung ermöglicht die Erstellung und wissenschaftliche Auswertung der Index-Daten seit 2021; sie fördert das Index-Projekt für insgesamt fünf Jahre.

Zum Nachlesen

Quelle: Forschung & Lehre, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Redaktion: von Julia Arning, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Global Themen: Bildung und Hochschulen Ethik, Recht, Gesellschaft Geistes- und Sozialwiss.

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