Das 4-Meter-Multi-Objekt-Spektroskopie-Teleskop (4MOST) hat kürzlich seine ersten Testbeobachtungen erfolgreich abgeschlossen. Es ist am Teleskop „Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy” (VISTA) der Europäischen Südsternwarte (ESO) am Paranal-Observatorium in Chile installiert und das größte Instrument seiner Art zur Erforschung des südlichen Sternenhimmels. 4MOST erstellt nicht einfache Himmelsaufnahmen, sondern erfasst spektroskopische Daten – das Licht jedes beobachteten Objekts in all seinen Farben. Dabei kann es das Licht von 2.400 Himmelsobjekten gleichzeitig in 18.000 Farbkomponenten zerlegen und eröffnet Astronominnen und Astronomen so die Möglichkeit, die Eigenschaften der beobachteten kosmischen Quellen zu analysieren, darunter ihre chemische Zusammensetzung, Geschwindigkeit oder Entfernung. Diese neuartige Technik wird nicht nur den Blick auf unsere eigene Galaxie erhellen, sondern auch Beobachtungen von mehreren Galaxien in größerer Entfernung ermöglichen, um zu verstehen, wie sie entstehen und sich entwickeln.
Die ersten Beobachtungen mit 4MOST zeigen die Fähigkeit dieses hochmodernen Instruments, mehrere Ziele mit einem erstaunlich großen Sichtfeld und zahlreichen optischen Fasern zu beobachten. Im ersten Durchlauf sammelte das Teleskop Spektren von verschiedenen Sternen in unserer Milchstraße und von mehr als tausend nahen und fernen Galaxien und demonstrierte damit seine beeindruckenden Kapazitäten. 4MOST wird künftig alle 10 bis 20 Minuten eine neue Gruppe von Objekten am Himmel beobachten, wobei ein Faserpositionierer sämtliche Fasern in weniger als zwei Minuten zu neuen Zielen bewegt.
Die Durchführung der 4MOST-Beobachtungen erfolgt ferngesteuert vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München aus. Die Durchführung der Beobachtungen und die Wartung des Instruments liegen in der Verantwortung der ESO. Die gewonnenen Daten werden an das 4MOST-Datenzentrum an der Universität Cambridge übertragen, wo sie mit einer umfangreichen Reihe von Software-Paketen analysiert werden, um die physikalischen Parameter der untersuchten Objekte zu extrahieren. Die Analyseergebnisse werden dann an die Datenarchive des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) und der ESO übertragen, um sie an alle Projektmitglieder und die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft für wissenschaftliche Untersuchungen weiterzugeben.
Das Team um 4MOST besteht insgesamt aus mehr als 700 Forschenden von Universitäten und Forschungsinstituten aus aller Welt. In den ersten fünf Jahren seines Bestehens wird 4MOST 25 verschiedene wissenschaftliche Programme durchführen. Zehn dieser Programme wurden von Mitgliedern des Konsortiums, das das Instrument gebaut hat, entworfen, die anderen fünfzehn Programme wählte ein externer Ausschuss aus Astronominnen und Astronomen der ESO aus.
Das Teleskop wurde von einem Konsortium aus 30 Universitäten und Forschungsinstituten in Europa und Australien unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) entworfen, gebaut und wissenschaftlich betrieben. Die wichtigsten am Bau und Betrieb des Instruments beteiligten Institute sind neben dem AIP:
- Macquarie University / Australian Astronomical Optics (AAO), Australien
- Centre de Recherche Astrophysique de Lyon (CRAL), Frankreich
- Europäische Südsternwarte (ESO)
- Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA), Deutschland
- Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE), Deutschland
- Nederlandse Onderzoekschool Voor Astronomie (NOVA), Niederlande
- Universität Cambridge, Institut für Astronomie (IoA), Vereinigtes Königreich
- Universität Hamburg (UHH), Hamburger Sternwarte, Deutschland
- Universität Heidelberg, Zentrum für Astronomie (ZAH), Deutschland
Folgende Partner des Konsortiums sind ebenfalls an der wissenschaftlichen Analyse und Erforschung beteiligt: Durham University, École polytechnique fédérale de Lausanne, Lunds universitet, Rijksuniversiteit Groningen, University of Bath, University of Western Australia und Uppsala universitet. Zudem sind weitere kleinere Konsortiumsteilnehmer involviert: Georg-August-Universität Göttingen, L'Observatoire de Paris, Laboratoire des Matériaux Avancés, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, University College London, Universität Potsdam, University of Sussex, University of Tartu, University of Warwick, Lancaster University, University of Portsmouth, University of Southampton und Queen’s University Belfast.
Die Entwicklung und der Betrieb von 4MOST wurden durch die Förderung des BMFTR, des Großgeräteprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Universität Hamburg ermöglicht.
Zum Nachlesen
- ESO (21.10.2025): Tausende Augen richten sich auf den Himmel: 4MOST sieht das erste Licht
- AIP (21.10.2025): 4MOST empfängt erstes Licht