Licht ist für das Leben im Ozean entscheidend: Es ermöglicht Photosynthese, dient Lebewesen zur Orientierung und steuert ihr Verhalten. Doch menschlicher Einfluss verändert die Lichtverhältnisse: Sedimente, Algenwachstum und Klimawandel verdunkeln das Meer, während Küstenregionen nachts zunehmend von künstlichem Licht belastet werden.
Die "Joint Action on Changing Marine Lightscapes" von Joint Programming Initiative Healthy and Productive Seas and Oceans (JPI Oceans) bündelt deshalb europaweit Expertise unter dem Dach einer gemeinsamen Wissensplattform, um erstmals systematisch die Auswirkungen solcher Veränderungen auf marines Leben und Ökosystemleistungen zu untersuchen. Das Konsortium wird für eine Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt rund 4 Millionen EUR gefördert.
In Fachvorträgen, Workshops und Diskussionsrunden tauschen sich die Forschenden über ihre jeweiligen Forschungsansätze aus und legen die Schnittmengen und Schritte zur gemeinsamen Erarbeitung von Empfehlungen für Politik und Gesellschaft fest. Ziel ist es, Synergien zwischen den beiden Projekten zu entwickeln und die enge Vernetzung aller Partnerinstitutionen sicherzustellen.
ISOLUME: Veränderungen in der natürlichen Lichtdurchdringung der Meere
Das Projekt ISOLUME (IndicatorS Of changing Lightcapes in Underwater Marine Ecosystems) bringt elf Partnerinstitutionen aus sieben Ländern zusammen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die Lichtdurchdringung in marinen Ökosystemen über Jahrzehnte verändert hat und in Zukunft weiter verändern wird. Das Projekt berücksichtigt dabei erstmals alle vier Dimensionen mariner Lichtlandschaften: Ort, Zeitpunkt, Intensität und Spektren. Ursachen und Folgen von Meeresverdunkelung aber auch von nächtlicher Lichtverschmutzung sollen dabei sowohl in großem Maßstab für die europäischen Meeresbecken als auch in kleinerem Maßstab durch regionale Fallstudien analysiert werden. Der Forschungsansatz kombiniert Trendanalysen historischer Messreihen, die zum Teil Jahrzehnte bis Jahrhunderte zurückreichen, mit Daten aktueller meeresoptischer Fernerkundung und ozeanografischen in-situ-Messungen; verschiedene Modellierungsansätze sollen Entwicklungsszenarien bis 2050 ermöglichen.
ALANIS: Auswirkungen von künstlichem Licht auf pelagische Küstenökosysteme
Parallel startet das Projekt ALANIS (Impacts of Artificial Light At Night on pelagic ecosystems In European Seas), das am Helmholtz-Zentrum Hereon durchgeführt wird. ALANIS vereint acht Partnerinstitutionen aus sechs europäischen Ländern. Sie widmen sich schwerpunktmäßig der bislang kaum erforschten Frage, wie Lichtverschmutzung in Form von künstlicher Beleuchtung – von Hafenanlagen über Schifffahrtsrouten bis hin zu Küstenstädten – die marine Umwelt verändert. Die Forschenden untersuchen dabei, wie sich das künstliche Licht unter Wasser ausbreitet und welche Auswirkungen dies auf das Verhalten von Organismen wie das Zooplankton hat. Vorgesehen sind Feldversuche sowohl in höheren Breiten mit trüberem Küstenwasser, zum Beispiel in norwegischen Fjorden und der Ostsee, sowie in sehr klaren Gewässern des Mittelmeers bei Kreta.
An der Wissensplattform "Changing Marine Lightscapes" beteiligte Partnerinstitutionen
Neben dem IOW und dem Hereon sind folgende Partnerinstitutionen beteiligt: Brandenburg University of Applied Sciences (THB), Hellenic Centre for Marine Research (HCMR), Institute of Oceanology of Polish Academy of Sciences (IOPAN), Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Norwegian Institute for Water Research (NIVA), Plymouth Marine Laboratory, Scottish Association for Marine Science (SAMS), SINTEF Norway, University of Bergen, University College Cork, University of Galway, Universität Greifswald, University of Malta, University of Plymouth, University of Tromsø
Zum Nachlesen
- Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (10.09.2025): Wie verändert sich das Licht im Meer? Europäische Forschungsinitiative untersucht Unterwasserlichtverhältnisse im Wandel