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Europäische Hochschulallianzen: Gemeinsam für mehr Fachkräfte

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Vielfalt fördern, Arbeitsmöglichkeiten attraktiv gestalten: Die Europäischen Hochschulallianzen fokussieren sich auch auf den Fachkräftemangel. Ein Blick auf zwei beteiligte deutsche Hochschulen.

Insgesamt 45 deutsche Hochschulen sind 2023 in die Europäischen Hochschulen integriert – flankierend gefördert über die nationale Initiative der Europäischen Hochschulnetzwerke (EUN). Alle Hochschulen zeichnet aus, dass sie gesellschaftlichen Herausforderungen auf nationaler und europäischer Ebene visionär und mit innovativen Methoden begegnen. Dazu gehören unter anderem besondere Anstrengungen in der Lehre, damit im fairen internationalen Rahmen Fachkräfte ausgebildet und gewonnen werden können.

Bedingungen für gutes Gelingen

Die Mission, mit der die Hochschule Ruhr West (HRW) in ihrem Gründungsjahr 2009 in einer vom Strukturwandel gebeutelten Region antrat, berücksichtigte zwei Realitäten: die einer regionalen Bevölkerung, die vor dem schockierenden Aus eines über Generationen funktionierenden Versorgungssystems durch Steinkohlebergbau stand, und die einer über Jahrzehnte ins westliche Ruhrgebiet zugewanderten Bevölkerung, die mit Aufbruchsgeist und Risikobereitschaft vertraut war. „Unsere zukunftsorientierte Antwort auf diese spannungsreiche regionale Situation war, Studiengänge mit externen Wirtschaftspartnern zu verzahnen und Studierende als zukünftige Arbeitskräfte für die Region mit praxisnaher Fachkompetenz und einem lösungsorientierten Geist für Veränderungen und Innovationen auszustatten“, sagt die HRW-Präsidentin Professorin Susanne Staude. „Wir kennen inzwischen die Gelingensbedingungen für eine gute Kooperation mit Unternehmen, wie zum Beispiel ein transparentes Erwartungsmanagement gleich zu Beginn.“

Vierzehn Jahre später zeigt sich eine neue gesellschaftliche Herausforderung, mit der auch alle Hochschulen konfrontiert sind: der Mangel an Fachkräften. „Als einzige Hochschule für angewandte Wissenschaften sind wir neben sieben forschungsstarken Universitäten in der Europäischen Hochschulallianz CHARM-EU der bunte Hund und das Reallabor der Allianz“, so Staude. „Unsere praxiserprobten Erfahrungen mit Diversität, Zugänglichkeit und der erfolgreichen Ausbildung von Fachkräften können wir jetzt auf europäischer Ebene einbringen.“

Werbung für Willkommenskultur

Die Technische Universität Dresden ist seit September 2021 Mitglied der Allianz EUTOPIA. „Wir sind eine der größten Technischen Universitäten in Deutschland mit einem sehr großen Fächerspektrum. Und wir sind eine Anpack-Universität“, sagt Peter Rosenbaum, Leiter des International Office. „Wir liegen in der Mitte Europas und sind über unsere Forschungsallianz mit außeruniversitären Forschungs- und Kultureinrichtungen, DRESDEN-concept, regional fest verankert.“ Um Inklusion und Diversität zu stärken, pflegt die Exzellenzuniversität TU Dresden nicht nur engen Kontakt zu global vernetzten Unternehmen der Region, sie ist auch mit der Stadtgesellschaft im Austausch. Ziel ist es, die Notwendigkeit einer globalen Aufstellung der Region zu kommunizieren und für mehr Willkommenskultur zu werben.

„Als Universität können wir das Reflektieren über Probleme aus globaler Perspektive fördern“, so Rosenbaum. „Für die Arbeitenden von morgen, die Ingenieurinnen und Ingenieure etwa, die sich in internationalen Kontexten bewegen müssen, ist das sehr wichtig.“ Connected Communities heißt das Herzstück-Format von EUTOPIA, in dem es auch um die Stärkung einer guten Praxis entlang des sogenannten „challenge-based learning“ geht. Zu Herausforderungen wie Künstliche Intelligenz, nachhaltige Stadtplanung oder Wassermanagement werden Module von den Universitäten der Allianz zusammengesetzt, um internationalen Studierenden Lernerfahrungen anhand konkreter Projekte anzubieten. Zukünftig sollen nun nach und nach Unternehmenspartner aus der sächsischen Region integriert werden – eine langfristige Chance auch für deren Fachkräftegewinnung. „Wir gehen dafür auf Firmen zu und fragen, welche Module gleichzeitig gewinnbringend für Studierende und zukünftige Arbeitgeber wären“, so Rosenbaum.

Fair bleiben: Fachkräfte für alle

Wo Lehr- und Praktikumsangebote attraktiv sind und der Kontakt in eine spannende und zugewandte Arbeitswelt für internationale Studierende früh hergestellt wird, kann einerseits der Studienerfolg besser gesichert werden. Andererseits bleiben erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen somit auch eher für den Job in Deutschland. Zugleich gehe es aber nicht darum, sich in Europa gegenseitig die Fachkräfte wegzunehmen, betont Peter Rosenbaum: „Fachkräftegewinnung geht uns alle an, und wir suchen in EUTOPIA nach gemeinsamen Lehrangeboten, individuell passenden Strategien und lernen dabei im Netzwerk voneinander.“

Bettina Mittelstraß (DAAD-Journal, 11. Dezember 2023)

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Redaktion: von Miguel Krux, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Deutschland EU Themen: Bildung und Hochschulen Fachkräfte Netzwerke

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