StartseiteAktuellesNachrichtenTechnische Universität Berlin koordiniert europäisches Projekt zur Säuberung der Erdumlaufbahn von Weltraumschrott

Technische Universität Berlin koordiniert europäisches Projekt zur Säuberung der Erdumlaufbahn von Weltraumschrott

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Das Projekt "gEICko: GEcko based Innovative Capture Kit for uncooperative and unprepared Orbital assets", das von der TU Berlin koordiniert wird, will einen Mechanismus für Satelliten bauen, der andere beschädigte Satelliten und ausgediente Raketenteile aus ihrer Erdumlaufbahn holt. Dazu soll er die Hafteigenschaften der Füße von Geckos nutzen. Das Projekt wird über das EU-Programm "EIC-Pathfinder" gefördert.

Weltraumschrott entsteht, wenn zwei Satelliten zusammenprallen, etwa über den Polen, wo sich viele Umlaufbahnen überschneiden. Oder es sind Reste alter Raketen. Das Problem: Durch die Restatmosphäre oder gravitative Störungen entlang der Umlaufbahn geraten die Schrottteile in eine gefährliche Taumelbewegung. Prof. Dr. Enrico Stoll, Leiter des Fachgebiets Raumfahrttechnik an der TU Berlin, erklärt, dass die Orbits um unseren Planeten in absehbarer Zeit entmüllt werden müssen, da der zunehmende Weltraumschrott eine ernste Gefahr darstellt – nicht nur für viele Millionen Euro teure Satelliten, sondern auch für die Besatzung der internationalen Raumstation ISS.

Enrico Stoll arbeitet deshalb seit bereits zehn Jahren an einem Haftprinzip, dass durch Geckos inspiriert ist. Geckos besitzen Milliarden feinster Härchen an ihren Füßen, um die sogenannten Van-der-Waals-Kräfte zu nutzen. Stoll nutzt kleine Pilzköpfchen, im Durchmesser etwa einen halben Millimeter groß, die in Zusammenarbeit mit Materialwissenschaftlern entwickelt wurden. Mit ihnen soll sich sein Gecko-Satellit etwa an den Solarzellen eines havarierten Satelliten über die Van-der-Waals-Kräfte anheften. Diese schwachen Kräfte wirken zwischen vielen Atomen oder Molekülen, auch wenn diese nicht geladen sind – sie müssen sich nur nahe genug sein. Dabei helfen sollen auch Fangleinen, die vom Gecko-Satelliten ausgeworfen werden können und ebenfalls Haftelemente für die Ausnutzung der Van-der-Waals-Kräfte besitzen. Um sich noch sicherer mit dem havarierten Satelliten zu verbinden und dabei im Idealfall eine stromführende Stelle zu treffen, soll der Gecko-Satellit eine Bohrtechnik der Holzwespe anwenden. Den so angezapften und gesicherten Weltraumschrott soll der Gecko-Satellit dann langsam in eine tiefergelegene Umlaufbahn ziehen, bis er schließlich in der Erdatmosphäre verglüht. Für ihren aufwendigen Entwurf haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits etliche Vorexperimente durchgeführt.

Weitere Partner im Projekt "gEICko" sind die Universitäten Würzburg und Padua (Spanien), das Tecnico in Lissabon (Portugal), das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik (EMI) und das spanische Solar-Unternehmen DHV Technology. Das Forschungsvorhaben wird vom Programm "EIC-Pathfinder" der Europäischen Union mit vier Millionen Euro über die nächsten 3 Jahre gefördert, ein Drittel der Summe entfällt dabei auf die TU Berlin.

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Quelle: Technische Universität Berlin Redaktion: von Luis Franke, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Italien Portugal Spanien EU Themen: Bildung und Hochschulen Engineering und Produktion Innovation Physik. u. chem. Techn.

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