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ITB infoservice 07/2025 - Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit

Erscheinungsdatum: 17.07.2025 ITB infoservice

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in dieser Ausgabe informieren wir Sie gerne über Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit. Zu unseren Top-Themen zählen an erster Stelle neue interessante Veröffentlichungen mit einem Fokus auf Indikatorik. So identifiziert die UNESCO langfristige Megatrends an Hochschulen, während das Wissenschaftsmagazin Nature die Forschungsleistungen von Hochschulen, Einrichtungen und Unternehmen seit 2014 vergleichend analysiert („Nature Index“). Die weiteren Top-Themen adressieren politische Initiativen zur Veränderung von Rahmenbedingungen. Für die USA ist der gerade beschlossene „Big Beautiful Act“ von zentraler Bedeutung. Mögliche Auswirkungen auf Forschung, Hochschulen und Studierende haben wir für Sie zusammengefasst. Auch die EU hat im vergangenen Monat zwei einschlägige Gesetzesvorschläge präsentiert. Ziel ist eine europäische Harmonisierung und Verbesserung der Rahmenbedingungen für Innovation sowie für Weltraumaktivitäten.

Indikatorik und Analyse: Hochschulbildung weltweit und Publikationsleistungen einzelner Länder

Die UNESCO hat die vorliegenden Daten zu Hochschulen und Studierenden nach Großregionen (z.B. Region „Europa und Nordamerika“, „Nordafrika und Westasien“, „Subsahara-Afrika“) zusammengefasst. Die kurze Auswertung ermöglicht es, langfristige Trends seit dem Jahr 2000 zu erkennen. Demnach wächst in fast allen Großregionen der Anteil junger Menschen, die ein Studium aufnehmen und abschließen. Die Geschlechterratio in den asiatischen Regionen und Nordafrika hat sich seit dem Jahr 2000 zugunsten von weiblichen Studierenden umgekehrt. Dies zeigt sich auch im weltweiten Durchschnitt: Inzwischen entfallen global 113 Studentinnen auf 100 Studenten.

Das Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht seit 2014 jährlich den sogenannten Nature Index, ein Ranking von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf Basis ihrer wissenschaftlichen Publikationen in ausgewählten Zeitschriften. Die neuesten Zahlen des Nature Index belegen einen eindeutigen Trend: 2015 war die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) noch die einzige chinesische Institution mit einer Platzierung in den Top 10. Im Jahr 2024 dominiert China die Top 10 mit 7 Hochschulen und der CAS als Spitzenreiter. Lediglich zwei nicht-chinesische Einrichtungen sind noch unter den Top 10 platziert: die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) auf Rang 9 und die Harvard University, die ihren Rang 2 mit Mühe verteidigen kann. Weiterhin hat das Wissenschaftsmagazin Nature zu den Forschungs- und Publikationsleistungen von Unternehmen eine spezielle Auswertung sowie eine Reihe von Beiträgen veröffentlicht. Vor dem Hintergrund der staatlichen Budgetkürzungen in den USA stellt sich die Frage, ob und inwieweit Unternehmen diese Rückgänge durch vermehrte Forschungsaktivitäten kompensieren können.

Big Beautiful Act: Mögliche Auswirkungen auf Hochschulen, Studierende und Forschung in den USA

In den USA hat der Kongress mit dem Big Beautiful Act erstmals seit Beginn der Präsidentschaft von Trump ein größeres Gesetzesvorhaben verabschiedet. In dem 870 Seiten umfassenden Gesetzestext werden Hochschulen, Forschung und Innovation nicht gesondert betrachtet, sondern sind Teil eines umfassenden Gesamtpakets zur Steuerung der Wirtschafts- und Staatsfinanzen. Positive Effekte sind in einigen forschungsrelevanten Sektoren zu erwarten: So werden für Künstliche Intelligenz, die Erforschung des Weltraums und für Agrarforschung zusätzliche Mittel bereitgestellt. Investitionen von inländischen Unternehmen in Forschung und Entwicklung werden erleichtert. Dagegen verschlechtern sich für große private Hochschulen die Rahmenbedingungen. Hintergrund ist die stärkere Besteuerung von Erträgen aus Stiftungsvermögen, die die Hochschulen je nach dem Verhältnis „Erträge je Studierende“ unterschiedlich stark betrifft. Im Ergebnis werden gerade die großen privaten und besonders forschungsaktiven Hochschulen wie Harvard, Princeton und Yale mit einem Steuersatz von 8 Prozent am stärksten zusätzlich belastet.
Weiterhin sieht der „Big Beautiful Act“ eine Reihe von Maßnahmen vor, um einer Anhebung der Studiengebühren durch private Hochschulen und der hohen Verschuldung von Graduierten durch Studienkredite entgegenzuwirken. Anders als unter Präsident Biden zielen die nun beschlossenen Maßnahmen nicht etwa auf eine Entschuldung durch den Staat ab. Stattdessen wurden die Bedingungen für eine Rückzahlung verschärft. Die individuelle Kreditaufnahme, die bisher für die Teilnahme an Graduiertenstudiengängen unbegrenzt möglich war, wird ab 2026 mit einer Obergrenze von 100.000 USD versehen (Ausnahmen gelten für Medizin und Jura). In der Folge könnten US-amerikanische Hochschulen ab dem nächsten Jahr weniger Graduiertenprogramme (Master, Promotion) anbieten, wenn deren Kosten nicht mehr durch entsprechende Gebühren finanziert werden können.

Europäische Gesetzesentwürfe zu Innovationen und Weltraumaktivitäten

Zum 1. Juli hat Dänemark die europäische Ratspräsidentschaft übernommen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schließen der europäischen Innovationslücke in Künstlicher Intelligenz sowie Bio-, Quanten- und Raumfahrttechnologien. Zu den wichtigsten Leitinitiativen gehört die Verabschiedung eines Europäischen Innovationsgesetzes („European Innovation Act“). Es zielt darauf ab, ein innovations- und investitionsfreundliches Umfeld in der gesamten EU zu schaffen, indem der Zugang innovativer Unternehmen zu Märkten, Finanzmitteln, Talenten und Infrastrukturen verbessert wird. Die Einreichung von Stellungnahmen und die Teilnahme an der öffentlichen Konsultation ist bis zum 3. Oktober 2025 möglich.
Die EU legte zudem Ende Juni den Entwurf eines europäischen Weltraumgesetzes („EU Space Act“) vor. Dieser Gesetzentwurf ist neben der Vision für die europäische Weltraumwirtschaft („Vision for the European Space Economy“) zentraler Bestandteil eines neuen EU-Weltraumpakets. Grundsätzlich wird die Raumfahrt als wachstumsstarker Marktsektor anerkannt, der zur Wettbewerbsfähigkeit der EU beiträgt. Ein Flickenteppich nationaler Regelungen soll durch einen klaren, harmonisierten Rahmen auf europäischer Ebene ersetzt werden. Insbesondere sieht die Kommission Handlungsbedarf in den Bereichen Sicherheit, Resilienz und Nachhaltigkeit.

Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben. 

Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns gerne an.

Ihre Sonja Bugdahn und Anna März

Über den ITB infoservice

Der ITB infoservice berichtet über strategische Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit und ist eine wichtige Quelle für Entscheidungsträger in Politik, Wissenschaft und Forschung. Besondere Schwerpunktausgaben berichten fokussiert über ein aktuelles Thema oder eine Region.

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Quelle: DLR Projektträger, VDI Technologiezentrum GmbH Redaktion: von Anna März, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Namibia Brasilien Kanada Kolumbien USA China Israel Japan Jordanien Republik Korea (Südkorea) Singapur Dänemark Italien Schweiz Vereinigtes Königreich (Großbritannien) EU Eureka Global OECD UNESCO Neuseeland Themen: Bildung und Hochschulen Energie Ethik, Recht, Gesellschaft Förderung Information u. Kommunikation Infrastruktur Innovation Lebenswissenschaften Netzwerke Physik. u. chem. Techn. Sicherheitsforschung sonstiges / Querschnittsaktivitäten Strategie und Rahmenbedingungen Umwelt u. Nachhaltigkeit Wirtschaft, Märkte

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