Länderbericht: Südafrika
Länderbericht
Südafrika

Inhaltsverzeichnis
-
Zusammenfassung
Zusammenfassung -
Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik
Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik -
Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
1Allgemeine Landesinformationen
Bevölkerung/Geografie
Ländername |
Republik Südafrika Republic of South Africa |
Fläche |
1.219.090 km² (3,4-mal so groß wie Deutschland) |
Bevölkerungszahl |
60,4 Millionen (Schätzung 2024) |
Lebenserwartung |
Männer: 70,3 Jahre Frauen: 73,5 Jahre (Schätzung 2024) |
Altersstruktur |
0-14 Jahre: 27,2 % 15-64 Jahre: 65,3 % über 65 Jahre: 7,5 % (Schätzung 2024) |
Bevölkerungswachstum |
1,07 % (Schätzung 2024) |
Bevölkerungsgruppen |
(Schätzung 2021) Der Begriff "farbig" wird in Südafrika offiziell für Personen mit gemischter Ethnie, die über mehrere Jahrhunderte hinweg eine eigene kulturelle Identität entwickelt haben, verwendet. |
Sprachen |
11 offizielle Landessprachen:
(Schätzung 2018) |
Religionen |
(Schätzung 2015) |
Nationaltag |
27. April 1994 (Freedom Day, Tag der ersten freien Wahlen) |
Zeitzone |
MEZ + 1 (UTC + 2); Keine Sommer-/Winterzeitumstellung in Südafrika. |
Währung |
1 Südafrikanischer Rand ZAR = 100 Cents
Aktueller Wechselkurs unter OANDA.com Währungskonverter |
Vorwahl |
+27 |
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, South African Gouvernment
Lebensumstände
Südafrika ist ein beliebtes Reiseziel auf dem afrikanischen Kontinent, das wachsende Besucherzahlen anzieht. Die großen Städte werden zum Teil von scharfen Gegensätzen geprägt. Während die besseren Wohngebiete oft großzügig angelegt und auffallend gepflegt sind, bestehen die "Townships", in denen nach wie vor der Großteil der nicht-weißen Bevölkerungsgruppen lebt, aus sehr schlichten Häusern, Baracken oder slumartigen Hütten.
Südafrika verzeichnet im Vergleich zu Deutschland erhebliche soziale Unterschiede im Land, zusätzlich verschärft die Stromversorgungskrise die Situation, so dass es zu Protesten und Demonstrationen kommen kann. Gewaltsame Auseinandersetzungen und Verkehrsbehinderungen können nicht ausgeschlossen werden. Weiterhin bestehen hohe Kriminalitätsraten, vor allem in den Großstädten und deren Randgebieten. Dies schließt auch Straftaten unter Anwendung von körperlicher Gewalt ein (vgl. dazu Reise- und Sicherheitshinweise Südafrika des Auswärtigen Amtes).
Die Versorgung ist insbesondere im Umfeld der großen Städte in jeder Hinsicht gut, im ländlichen Bereich hat sie allerdings nicht das gleiche hohe Niveau. Ausländische Medien, insbesondere deutschsprachige Zeitschriften und Zeitungen sind kaum erhältlich. Die Elektrizitätskrise mit häufigen und länger anhaltenden Stromabschaltungen besteht weiterhin. Dies führt zu zeitweisen Stromausfällen, u.a. bei privaten Unterkünften, Geschäften, Banken und Geldautomaten, bei öffentlichen Beleuchtungen, Ampeln und Sicherheitsanlagen. Auch die Wasserversorgung, Internetverbindungen und Mobilfunk, als auch Tankstellen sind zeitweise beeinträchtigt.
Die im Jahre 1997 verabschiedete Verfassung Südafrikas enthält einen umfassenden und modernen Menschenrechtskatalog ("Bill of Rights", Chapter 2 of the Constitution of South Africa).
Hinweise zu Konsulaten und zur medizinischen Versorgung finden sich auf den Webseiten des Auswärtigen Amts.
Weitere Informationen
Politik/Administration
Ländername |
Republik Südafrika Republic of South Africa |
Regierungsform |
Parlamentarische Demokratie mit einem starken Exekutivpräsidenten und föderativen Elementen |
Hauptstadt |
|
Staatsoberhaupt |
Präsident Cyril Ramaphosa (ANC) (President of the Republic of South Africa)
zweite Amtszeit |
Vizepräsident |
Paul Mashatile (Deputy President of the Republic of South Africa)
zweite Amtszeit |
Regierungschef/in |
Präsident und Vizepräsident sind gleichzeitig Regierungschef bzw. stv. Regierungschef |
Außenminister/in |
Ronald Lamola (ANC) (Minister for International Relations and Cooperation)
seit 2024 |
Bildungsminister/in |
Siviwe Gwarube (DA) seit 2024 (Minister of Basic Education) |
Wissenschaftsminister/in |
Dr. Bonginkosi Emmanuel "Blade" Nzimande (SACP) bereits seit 2009 (Minister of Science, Technologie and Innovation)
Stellvertretender Minister (Deputy Minister) Nomalungelo Gina (ANC) seit 2024 (Deputy Minister of Science, Technology and Innovation) |
Parlament |
Zweikammersystem bestehend aus der Nationalversammlung (National Assembly, 400 Sitze) und dem Nationalen Rat der Provinzen (National Council of Provinces, 90 Sitze). Die Mitglieder der Nationalversammlung werden durch Direktwahl mit proportionaler Repräsentation für 5 Jahre gewählt. Aus jeder der 9 Provinzparlamente werden 10 Mitglieder für 5 Jahre gewählt. |
Regierungsparteien |
Eine Regierung der nationalen Einheit |
Oppositionsparteien |
u. a. |
Zusammensetzung der Nationalversammlung |
(Quelle: National Assembly - Parliament of South Africa, Stand Juni 2024) |
Verwaltungsstruktur |
Südafrika ist verwaltungsmäßig in 9 Provinzen aufgeteilt: Western Cape, Northern Cape, Eastern Cape, KwaZulu-Natal, Free State, North West, Gauteng, Mpumalanga, Limpopo |
Unabhängigkeit |
31. Mai 1910 (Gründung Südafrikanischen Union) seit 31. Mai 1961 Republik Südafrika (erste demokratische Wahlen 27.4.1994) |
Quelle: CIA - Chiefs of State, Auswärtiges Amt, South African Government Online, CIA - World Factbook (Stand: 2024)
Staatsaufbau
Basis für den Staatsaufbau ist die am 04. Februar 1997 in Kraft getretene Verfassung der Republik Südafrika. Sie begründet eine Präsidialdemokratie mit föderalen Elementen.
Der Präsident wird von der Nationalversammlung für 5 Jahre gewählt (Wiederwahl ist möglich). Er ist mit weitreichenden Befugnissen und Vollmachten ausgestattet, die jedoch durch ein System von "checks and balances" eingeschränkt werden.
Die neun Provinzen verfügen über eigene Provinzparlamente und -regierungen, sie sind jedoch in politischen und finanziellen Fragen weniger unabhängig als die deutschen Bundesländer.
Die Verfassung sieht ein parlamentarisches Zweikammersystem vor. Es umfasst die Nationalversammlung (National Assembly - NA), die sich aus 400 Abgeordneten zusammensetzt und den Nationalrat der Provinzen (National Council of Provinces - NCOP), der 90 Mitglieder umfasst; jede der neun Provinzen benennt zehn Mitglieder. Parlamentarische Sitzungen sind öffentlich.
Der NCOP hat Gesetzesinitiativrecht und ein Einspruchsrecht gegen solche Gesetzentwürfe der NA, die die Angelegenheiten der Provinzen betreffen. Für den Konfliktfall ist ein Vermittlungsausschuss vorgesehen.
In beiden Kammern werden Gesetze im Normalfall mit einfacher Mehrheit beschlossen. Fehlt diese in einer der Kammern, so ist die gemeinsame Mehrheit der Stimmen beider Kammern erforderlich. Besondere Verfahren und Quoren gelten für Gesetzentwürfe der NA zu Grenzen der Provinzen und Befugnissen der Provinzregierungen sowie für Finanz-, Haushalts- und Steuergesetze.
Quelle: Auswärtiges Amt, South African Government (Stand: Juni 2024)
Wirtschaftsinformationen
Die Reihe "Wirtschaftsdaten kompakt" von Germany Trade and Invest (GTAI) wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert. Folgende Indikatoren sind unter anderem enthalten: Einwohner, Bevölkerungsdichte, Währung, Wechselkurs, Bruttoinlandsprodukt, BIP je Einwohner, BIP-Wachstum, Inflationsrate, Durchschnittslohn, Arbeitslosigkeit, Haushaltssaldo, Außenhandel, wichtigste Ein- und Ausfuhrgüter, wichtigste Handelspartner, ausländische Direktinvestitionen, Länderbonität, Devisenreserven, Außenhandel mit der EU und Deutschland, wichtigste deutsche Ein- und Ausfuhrgüter.
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2Zusammenfassung
2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik
Nach den nationalen Wahlen im Mai 2019 wurde im Rahmen einer Verkleinerung des Kabinetts angekündigt, dass die beiden Ministerien für Hochschulen und Ausbildung (DHET) sowie Wissenschaft und Technologie (DST) zu einem Ministerium zusammengeführt werden sollten. Die Zuständigkeit für beide Bereiche liegt bei Dr. Bonginkosi Emmanuel "Blade" Nzimande als Minister für Hochschulen, Wissenschaft und Innovation (Minister of Higher Education, Science and Innovation). In Bezug auf die administrativen Strukturen wurde die Zusammenführung allerdings offenbar noch nicht umgesetzt (Stand Mai 2020). Im August 2019 erfolgt die Umbenennung in „Department of Science, Technology and Innovationn“ (DSTI).
Alle zwei Jahre publiziert die südafrikanische Regierung ein Jahrbuch, das politische Entwicklungen in Bildung, Wissenschaft und Technologien sowie anderen Politikbereichen zusammenfasst (siehe „South Africa Year Book“).
Die berufliche Bildung nach Beendigung der Schulpflicht wird als Further Education and Training (FET) bezeichnet, die Ausbildung findet an sogenannten Technological and Vocational Education and Training (TVET) Colleges statt (vormals FET-Colleges). Im Bereich der Berufs- und Hochschulbildung ist die South African Qualifications Authority (SAQA) für die Implementierung und Kontrolle der nationalen Standards zuständig.Die südafrikanische Regierung hat in den letzten Jahren die gesetzlichen Voraussetzungen für ein modernes und entwicklungsorientiertes Berufsbildungssystem geschaffen. Die Regierung hat für jeden Wirtschaftssektor Ausbildungskammern gegründet, sogenannte Sector Education and Training Authorities (SETAs), die für die Anerkennung neuer Ausbildungsgänge und Ausbildungsstätten zuständig sind.
In der Bildungspolitik hat Südafrika mit massiven Problemen zu kämpfen, die mit der Überwindung der Apartheid verbunden sind. Trotz überdurchschnittlicher Bildungsinvestitionen sind die Bildungsergebnisse (so z.B. in den Schulleistungstests unter „Trends in International Mathematics and Science Study“, TIMSS) häufig unzureichend. Unter den 25-34jährigen verfügen 14,85 Prozent über einen tertiären Bildungsabschluss. Der niedrige Anteil der Abschlüsse in den MINT-Fächern Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften verstärkt zusätzlich den Fachkräftemangel (siehe Bildungsindikatoren).
Es gibt 26 öffentliche Hochschulen in Südafrika, darunter sechs technische Hochschulen, elf Volluniversitäten und neun sogenannte umfassende Universitäten. Grundsätzlich werden Studiengebühren erhoben, was für Studierende aus einkommensschwächeren Familien zu einer massiven Verschuldung führen kann. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die Südafrika unter der Apartheid mit dem Ausschluss großer Bevölkerungsgruppen von Bildungsangeboten gemacht hatte, wurden die Studiengebühren zunehmend als eine Barriere für einen Hochschulzugang wahrgenommen. Nach erheblichen teilweise gewaltsamen Protesten in den Jahren 2015/16 werden nun Reformen umgesetzt, die eine Finanzierung des Studiums insbesondere für Studierenden aus einkommensschwachen Haushalten erleichtern.
Südafrika ist ein wichtiger Standort für Forschung und Innovation. In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen liegt Südafrika 2024 im weltweiten Vergleich auf Rang 30 (Quelle: SCImago. SJR – SCImago Journal & Country Rank. Data retrieved April 22, 2025 from www.scimagojr.com). Mit einer FuE-Intensität, das heißt einem Anteil der gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,6 Prozent liegt Südafrika deutlich unter dem durchschnittlichen Anteil für diejenigen Industrieländer, die sich in der OECD zusammen geschlossen haben (siehe FuE-Indikatoren).
Innerhalb Afrikas nimmt Südafrika jedoch eine Spitzenstellung ein. Bei der Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen platziert sich Südafrika (im weltweiten Vergleich mit Rang 30) auf dem zweiten Platz hinter dem afrikanischen Spizenreiter Ägypten (weltweit Rang 25). Im Global Innovation Index (GII) 2022, in dem Innovationsleistungen weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, belegt Südafrika im weltweiten Vergleich Rang 61 und damit innerhalb von Subsahara-Afrika den zweiten Rang hinter Mauritius.
Die südafrikanische Forschungs- und Technologielandschaft ist historisch durch die Entwicklung des (Gold-) Bergbaus und die in der Apartheid-Ära betriebenen Autarkiepolitik auf den Gebieten der Energie-, Nuklear-, Bergbau- und Rüstungspolitik geprägt. In einigen Bereichen (Bergbautechnologie, Medizin, synthetische Treibstoffe sowie Einzelbereiche der Rüstungshochtechnologie) zählt Südafrika weiterhin zu den weltweit führenden Ländern.
Die Bedeutung der Unternehmen bei der Finanzierung und Durchführung von FuE in Südafrika hat in den letzten zwei Jahrzehnten durch zunehmende staatliche Investitionen abgenomen (siehe FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung). Heute sind vor allem staatliche Unternehmen aktiv, dazu kommen Zweigniederlassungen ausländischer Unternehmen.
Zu den wichtigsten außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen zählt der Council for Scientific and Industrial Research (CSIR), das angewandte und industrienahe Forschung auch im Auftrag von Unternehmen durchführt. Auch der South African Medical Research Council (SAMRC) betreibt selbst Forschung. FuE an Hochschulen ist vor allem auf die elf Volluniversitäten konzentriert. Von großer Bedeutung sind vier Universitäten, die in Afrika als Mitglieder der African Research University Alliance (ARUA) eine führende Rolle einnehmen: die University of Cape Town, die University of Witwatersrand, die Stellenbosch University und die University of KwaZulu-Natal.
Die zentrale Fördereinrichtung für FuE an Hochschulen ist die 1999 gegründete National Research Foundation (NRF). Die meisten Programme werden im Auftrag von Ministerien (DSTI, DHET, Ministerium für Landwirtschaft, Ministerium für Umwelt) gemanagt. Ein Flaggschiffprogramm des NRF ist die African Research Chairs Initiave (SARChI), unter der seit 2006 Forschungslehrstühle an den Hochschulen eingerichtet werden.Für Gesundheitsforschung (South African Medical Research Council - SAMRC) sowie Sozial- und Geisteswissenschaften gibt es eigene Fördereinrichtungen (National Institute for the Humanities and Social Sciences - NIHSS). Die 2011 gegründete Technology Innovation Agency (TIA) fördert Technologieentwicklung im öffentlichen und/oder privaten Sektor, die auf die Entwicklung marktfähiger Produkte hinzielt.
Das 2019 veröffentlichte Weißbuch zu Wissenschaft, Technologie und Innovation (DST (2019): White Paper on Science, Technology and Innovation) löst das erste 1996 publizierte Weißbuch ab. Es basiert auf einer umfassenden Überprüfung des Nationalen Innovationssystems (NSI) und legt die langfristige politische Ausrichtung der südafrikanischen Regierung im Zeitraum 2019 - 2028 fest. Die geplanten politischen Maßnahmen dienen vier Zielen:
Ein kohärentes inklusives Nationales Innovationssystem, eine innovationsfreundliche Umwelt, verbesserte Fähigkeiten zur Unterstützung wissensbasierter Unternehmen und die verbesserte Finanzierung von Wissenschaft, Technologie und Innovation (STI). Bis 2028 soll eine FuE-Intensität von 1,5 Prozent erreicht werden. Fachliche Schwerpunkte legt der Zehnjahresplan („Science, Technology and Innovation (STI) Decadal Plan“) aus dem Jahr 2022 fest:
1. Modernisierung der Landwirtschaft, des verarbeitenden Gewerbes und des Bergbaus;
2. Erschließung neuer Wachstumsquellen, insbesondere der Digital- und Kreislaufwirtschaft;
3. große Forschungs- und Innovationsprogramme in den Bereichen Gesundheit und Energie;
4. Nutzung von STI zur Unterstützung eines fähigen Staates;
5. Bewältigung von drei großen gesellschaftlichen Herausforderungen, dem Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit, die Zukunft von Bildung, Kompetenzentwicklung und Arbeit sowie die Zukunft der Gesellschaft.
In Bezug auf Wasserstoff ist Südafrika bereits 2008 mit der Verabschiedung der Strategie für nationale Wasserstoff- und Brennstoffzellenforschung,- entwicklung und -innovation Strategie „Hydrogen South Africa (HySA) tätig geworden. Nach einer positiven Evaluation wurde im Februar 2022 ein Fahrplan zu Wasserstoffgesellschaft „Hydrogen Society Roadmap“ (HSRM) vom DSTI gestartet. Ziel ist es, mit Hilfe von Wasserstoff das Potential neuer sauberer Energiequellen zu erschließen und einen gerechten Übergang von einer Kohlenstoff-intensiven zu einer Kohlenstoff-neutralen Wirtschaft zu erleichtern.
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2.2 Überblick zur internationalen Kooperation
Bei der Internationalisierung von Bildung hat es Südafrika bisher vermieden, ministerielle Unterstützung zu gewährleisten. Vielmehr sind hier die Hochschulen am Zug, die eigene Programme entwickeln. De facto hat sich Südafrika vermehrt zu einem beliebten Zielland vor allem für afrikanische Studierende aus der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC) entwickelt. Mit einem Anteil von 3 Prozent internationaler Studierender liegt Südafrika allerdings noch immer unter dem Durchschnitt der OECD-Mitgliedsländer (siehe Bildungsindikatoren).
Führende Herkunftsländer sind Simbawe, die Demokratische Republik Kongo, Nigeria, Lesotho und Namibia. Die führenden Zielländer für südafrikanische Studierende sind dagegen die USA, Großbritannien, Kuba, Deutschland und Russland (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).
Zur Internationalisierung von Forschung und Innovation hat Südafrika noch keine eigene Strategie angenommen. Das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation (DSTI) setzt bei der internationalen Kooperation vor allem darauf, die nationalen Investitionen in FuE durch ausländische Investitionen (von Partnerländern, Wirtschaftsunternehmen und/oder gemeinnützigen Einrichtungen) zu ergänzen, dem südafrikanischen wissenschaftlichen Nachwuchs eine Ausbildung im Ausland zu verschaffen und den Einfluss in internationalen Organisationen durch Wissenschaftsdiplomatie zu stärken. 2022 haben das südafrikanische Wissenschaftsministeriums DSTI und der Forschungsrat CSIR die Initiative Initiative „Science Diplomacy Capital for Africa" vorgestellt, um technologische Innovationen zum Nutzen der Menschheit in Afrika und global einzusetzen.
Das DSTI hat bisher bilaterale Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit mit über 40 Ländern in Afrika, Asien und Europa geschlossen, die von der National Research Foundation (NRF) administriert werden. Mit zahlreichen Ländern – darunter auch China – gibt es bilaterale Förderbekanntmachungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Kooperation mit Afrika bzw. dem südlichen Afrika. Hier engagiert sich Südafrika beim Aufbau von Forschungs-, Technologie- und Innovationskapazität, so beispielsweise durch Promotionsprogramme und die Unterstützung der „African Open Science Platform“ (AOSP).
Die internationale Ko-Publikationsrate Südafrikas ist im Zeitraum von 1996 bis 2023 ähnlich wie in Deutschland und vielen anderen westlichen Industrieländern deutlich gewachsen: von 27,1 auf 59 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland nahm der Anteil im selben Zeitraum von 30,8 auf 53,3 Prozent zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Die fünf wichtigsten südafrikanischen Ko-Publikationsländer der letzten vier Jahre sind größtenteils identisch mit den beliebtesten Zielländern für internationale Studierende: Dazu zählen auf Rang 1-4 die USA, Großbritannien, Australien und Deutschland. Mit Nigeria kann sich ein afrikanisches Land unter den Top 5 platzieren, China belegt Rang 7 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Südafrika ist Sitzland mehrerer multilateraler Forschungsenrichtungen. Die prominenteste stellt das im Aufbau befindliche Square Kilometre Array (SKA) dar, ein neues hochempfindliches Superteleskop, mit dessen Hilfe fundamentale Fragen in der Weltraumforschung beantwortet werden sollen. Das SKA wird von einer internationalen Trägergemeinschaft mit Hilfe von über zwanzig Staaten aufgebaut (siehe nächster Abschnitt).
Im Jahr 1997 schlossen die Europäische Union (EU) und Südafrika ein Abkommen über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit und fördern seitdem die bilateralen Beziehungen. Aktuelle Informationen können auf der Website der EU zur Kooperation mit Südafrika im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Südafrika kann sich an Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in der Regel Förderung erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Bis Januar 2025 warb das Land unter Horizont Europa europäische Fördergelder in Höhe von 61,66 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 140 Projekten, an denen sich Südafrika beteiligte, verzeichnete mit 85 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).
Eine weitere Variante europäisch-südafrikanischer Kooperation betrifft die Verbindung verschiedener nationaler und europäischer Fördertöpfe im Rahmen von Public-Public Partnerships (P2Ps) mit Länder- oder Themenfokus (Überblick ERA-LEARN). Dazu gehört die Initiative EDCTP („European and Developing Countries Clinical Trials Partnership“) zur langfristigen klinischen Untersuchung von Impfstoffen und Arzneimitteln gegen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose, die in die bi-regionale Kooperation EU-Afrika-Kooperation eingebettet ist.
Erweitertete Perspektiven schafft die Zusammenarbeit mit den anderen BRICS-Ländern Brasilien, Russland, Indien und China durch gemeinsam Förderbekanntmachungen und Kooperationen im Bildungsbereich wie dem BRICS Network University.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Südafrika: DHET - Ministerium für Hochschulen und Ausbildung
- SADC - Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika
- Südafrika: DSI - Ministerium für Wissenschaft und Innovation
- SKAO - Square Kilometre Array Observatory
- Europäische Kommission: Portal zu Horizont 2020
- BRICS STI Framework Programme - Zusammenarbeit der BRICS-Staaten in Forschung, Technologie und Innovation
Nachrichten
2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland
Für Südafrika hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für südafrikanische Studierende wie auch als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 5 (siehe vorheriger Abschnitt). Auch in anderer Hinsicht ist die Verbindung eng: In Südafrika sind etwa 600 deutsche Unternehmen vor Ort vertreten, die rund 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen (Quelle: Kooperation international).
Zwischen dem Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) als Nachfolger des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) auf deutscher Seite und dem südafrikanischem Wissenschaftsministerium (DSTI) besteht seit 1996 ein Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ). Dieses regelt das Einsetzen einer gemeinsamen Kommission (Joint Science and Technology Cooperation Committee) und fördert die Zusammenarbeit unter anderem bei der Durchführung gemeinsamer Forschungsvorhaben, Nutzung wissenschaftlich-technischer Einrichtungen, Informationsaustausch, gemeinsamen Veranstaltungen sowie Austausch und Entsendung von Fachleuten (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMFTR).
Schwerpunkte der ministeriellen Zusammenarbeit in Forschung und Inovation liegen bisher auf Energie, Gesundheit und Klimaforschung. Die besondere Rolle Südafrikas in der Wissenschaftskooperation mit Deutschland wurde durch das gemeinsame Wissenschaftsjahr 2012/13 belegt.
In den vergangenen Jahren ist der Klimaschutz und die Energiewende zu einem wichtigen Treiber der Kooperation geworden: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt den Kohleausstieg Südafrikas und den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Auftrag der Bundesregierung mit einem Förderkredit in Höhe von bis zu 300 Mio. Im Bereich Forschung und Innovation ist derzeit das mit 30 Mio. Euro vom deutschen Forschungsministerium geförderte Vorhaben „Catalyst Research for Sustainable Kerosene“ (CARE-O-SENE) ein herausragendes Leuchtturmprojekt. Das Konsortium mit sieben deutschen und südafrikanischen Projektpartnern arbeitet daran, Katalysatoren im Hinblick auf die Herstellung von klimaneutralen Flugkraftstoffen mit Hilfe von Grünem Wasserstoff zu optimieren.
Südafrika ist außerdem ein wichtiges Ziel- und Partnerland im Rahmen der Umsetzung von Maßnahmen der Afrika-Strategie des BMBF als Vorgänger des BMFTR. Zusammen mit Angola, Botswana, Namibia und Sambia beteiligt sich Südafrika an dem Southern African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use (SASSCAL), für welches das BMBF seit 2010 Finanzierung bereitstellt. Ziel ist es, die Bildungs- und Forschungskapazitäten vor Ort so zu stärken, dass afrikanische Länder selbständig entscheiden können, wie sie sich an den Klimawandel anpassen. Zudem koordiniert SASSCAL die Stipendienvergaben an namibische Studierende im Rahmen des Programms Youth for Green Hydrogen (Y4H2) im Auftrag des BMBF.
Ein Ministerium, das sich stark für die Energiewende in Südafrika engagiert, ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Zur Umstellung auf Erneuerbare Energien vergibt die deutsche KfW Entwicklungsbank einen Kredit.
Die Kooperation von Südafrika und Deutschland wurde 2013 durch eine Vereinbarung zwischen dem BMBF und dem Ministerium für Hochschulen und Ausbildung (DHET) um eine Komponente in der Berufsbildungszusammenarbeit erweitert, deren Laufzeit 2016 und 2019 jeweils um drei Jahre verlängert wurde. Der Fokus der Zusammenarbeit liegt zum einen auf der Stärkung des Praxisbezugs der südafrikanischen Berufsbildung. Ausbildungen sollen besser auf die Bedarfe der Wirtschaft zugeschnitten werden und kompetenzbasiert sein, um Auszubildende möglichst praxisnah auf das Berufsleben vorzubereiten. Hierfür werden Maßnahmen zur Modernisierung der Curricula eingesetzt. Eine weitere Maßnahme ist der Aufbau eines südafrikanischen Berufsbildungsinstituts, des „South African Institute for Vocational and Continuing Education and Training“ (SAIVCET). Weiterhin fördet das BMBF die Aus- und Weiterbildung von berufsschulischen Lehrkräften TRAINME Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) beteiligt sich durch fachliche Beratung an der bilateralen Kooperation mit Südafrika seit deren Anbahnung 2012/13. Die Exportinitiative iMOVE am BIBB unterstützt deutsche Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung beim Markteintritt nach Südafrika. Das Land gilt als der wichtigste Zielmarkt für die deutsche Bildungswirtschaft in Afrika. Im Februar 2021 erschien die iMOVE-Marktstudie für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung zu Südafrika. Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) fördert in Südafrika ein Pilotprojekt zur dualen Ausbildung: An fünf TVET -Colleges (Einrichtungen zur technischen Berufsbildung und zum beruflichen Training) und gemeinsam mit 70 Ausbildungsbetrieben wird eine dual strukturierte Lehrlingsausbildung für Elektriker sowie für Wasser- und Abwasserinstallateure erprobt.
Deutsche Hochschulen bilden wichtige internationale Partner für südafrikanische Hochschulen. Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 240 offizielle Kooperationen zwischen 132 deutschen Hochschulen sowie 24 südafrikanischen Hochschulen und 1 sonstigen Einrichtung aus (Stand 8/2024). Mit 52 Kooperationen ist die Universität Stellenbosch der am meisten nachgefragte Partner.
Internationale Mobilität von und nach Südafrika wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert. 2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Südafrika an 422 (568) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 51 (98) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 373 (535) und 145 (98) Geförderte aus Südafrika eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – zu finanzieren.
Die AvH fördert Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2023 vergab die AvH 11 Forschungsstipendien und einen Forschungspreis an Geförderte aus Südafrika. Die AvH koordiniert auch die Besetzung der „German Research Chairs“ an Standorten des African Institute for Mathematical Sciences (AIMS) in Ghana, Südafrika, Senegal, Kamerun und Ruanda (siehe unten).
Die DFG fokussiert sich in der bilateralen Zusammenarbeit vornehmlich auf besonders starke Partnerländer wie etwa Südafrika. Im Rahmen des DFG-TWAS Austauschprogrammes wurden zwischen 2018 und 2023 Gastaufenthalte von 35 südafrikanischen Nachwuchsforschenden an deutschen Universitäten gefördert. Unter dem Titel "Transformative Religion: Religion als situiertes Wissen in sozialen Transformationsprozessen" (Humboldt Universität Berlin, University Stellenbosch, Inyuvesi YakwaZulu-Natali und University of the Western Cape) erforscht das von der DFG geförderte deutsch-südafrikanische Graduiertenkolleg die komplexen Zusammenhänge zwischen Religion und Gesellschaft und vergleicht dabei insbesondere die Länder des globalen Nordens mit denen des globalen Südens.
Die vier großen deutschen Forschungsorganisationen pflegen die Zusammenarbeit mit Südafrika:
Im Jahr 2023 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 23 südafrikanische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und führte 35 Projekte mit Partnern in Südafrika durch. Im Jahr 2012 hat die MPG eine Forschungsgruppe des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie gegründet, welche am unabhängigen Africa Health Research Institute (AHRI) in Durban, Südafrika, zurzeit zu den Themen „Reservoire der Infektion bei HIV und Tuberkulose“ sowie „Antivirale Immunmechanismen und virale Adaptation bei der HIV-Infektion“, forscht.
Im März 2023 verkündete die Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger, dass Deutschland der zwischenstaatlichen Organisation Square Kilometre Array Observatory (SKAO) beitreten wird. Das Superteleskop wird exzellente Radioastronomie an zwei Standorten in Südafrika und Australien ermöglichen (siehe unter Fachliche Stärken: Weltraumforschung sowie Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen). Die MPG war in Zusammenarbeit mit weiteren Forschungseinrichtungen und Industrie in Deutschland in vielen Bereichen an der Entwicklungsarbeit für das Square Kilometre Array (SKA) beteiligt, darunter an der Entwicklung der Teleskope für beide SKA-Standorte in Afrika und Australien, an der zentralen Datenverarbeitung und an den wissenschaftlichen Auswertungsmethoden. Zudem wurde im Februar 2021 ein Rahmenvertrag (MoU) von South African National Parks (SANParks) und der MPG als Grundlage für den Aufbau konkreter Forschungsprojekte unterzeichnet.
Weiterhin engagiert sich die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) durch Auftragsforschung, wissenschaftliche Zusammenarbeit sowie „Capacity Building“ in Südafrika (siehe unten). Fraunhofer-Institute forschen mit südafrikanischen Partnern schwerpunktmäßig zu biomedizinischen und systemtechnischen Fragestellungen sowie im Bereich Wasser(stoff), Produktionstechnologie und Kommunikationssysteme.
Die Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) hat mit Südafrika langjährige Partnerschaften in nahezu allen sechs Forschungsbereichen der Gemeinschaft aufgebaut. Sie verzeichnete im Jahr 2022 insgesamt 62 Kooperationen von Helmholtz-Zentren mit Partnern in Südafrika. So arbeiten das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB), das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) , das Helmholtz-Zentrum Hereon sowie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und der Bereich „natürlich gebaute Umwelt“ mit Partnerorganisationen in Südafrika zusammen.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina unterhält enge Beziehungen zur Südafrikanische Akademie der Wissenschaften (Academy of Science of South Africa, ASSAf), zentraler Partner der Leopoldina auf dem afrikanischen Kontinent. Ein Schwerpunkt der Zusammenarbeit ist die Beratung der Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten, für die die nationalen Wissenschaftsakademien dieser Länder Stellungnahmen erarbeiten.
Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-südafrikanische Kooperation tragen und unterstützen:
- DAAD-Informationszentrum in Johannesburg an der University of the Witwatersrand mit Zuständigkeiten für Südafrika und das südliche Afrika;
- Aus Mitteln des BMBF hat die Humboldt-Stiftung bisher neun „Deutsche Forschungslehrstühle“ im Fachbereich Mathematik an Standorten des African Institute for Mathematical Sciences (AIMS) in Ghana, Südafrika, Senegal, Kamerun und Ruanda besetzt. Gesamtziel der Initiative ist die Stärkung der deutsch-afrikanischen wissenschaftlichen Zusammenarbeit und der Aufbau wissenschaftlicher Kapazitäten in Afrika;
- Das Auswärtige Amt finanziert im Rahmen der Projektförderung des DAAD „African Excellence – Fachzentren Afrika“ an der University of the Western Cape (UWC) in Bellville zwei Fachzentren: das Südafrikanisch-Deutsche Fachzentrum für Entwicklungsforschung, in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum („South African German Centre for Development Research", SA GER CDR) sowie das Südafrikanisch-Deutsche Fachzentrum für Strafjustiz in Kooperation mit der Humboldt Universität Berlin („South African German Centre for Transnational Criminal Justice", TRANSCRIM);
- Der DAAD richtet in Kolumbien und Südafrika bis 2025 eines von acht fächerübergreifenden „Globalen Zentren“ zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen ein: Themen des „Transnational Centre for Just Transitions in Energy, Climate & Sustainability“ (TRAJECTS, DAAD-Seite) sind der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und Veränderungen im Landmanagement und Ökosystemschutz vor dem Hintergrund des Klimawandels. Die Projektverantwortung liegt bei der TU Berlin, zu den Partnern zählt unter anderem die University of Cape Town.
- Die FhG ist mit einem Senior Advisor in Pretoria vertreten. Bereits seit einigen Jahren erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FhG und der University Stellenbosch, wie sich Fraunhofer-Know-how und -Technologien im Bereich der Wasserbehandlung und Wassernutzung vor Ort anwenden lassen. 2020 haben die FhG und die Universität eine Vereinbarung zur Einrichtung einer „Fraunhofer Innovation Platform for the Water-Energy-Food Nexus“ (FIP-WEF@SU) unterzeichnet, um sich mit dem gesamten Spektrum der Wasser-, Energie- und Ernährungssicherheit in der Region befassen (siehe Pressemitteilung);
- Die Deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika in Johannesburg unterhält verschiedene Kompetenzzentren in Südafrika, u.a. das Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Energieeffizienz mit Sitz in Kapstadt, das Kompetenzzentrum Bergbau & Rohstoffe in Johannesburg oder das Kompetenzzentrum für Corporate Social Responsibility (CSR) mit Sitz in Pretoria;
- Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist seit 1996 vor Ort präsent und unterhält ein Büro in Pretoria (GIZ Südafrika), das über 200 Arbeitskräfte beschäftigt.
Weitere Informationen
Abkommen
Bekanntmachungen
Links/Institutionen
- Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V.
- BIBB-GOVET: Südafrika – Länder- und Projektinformationen zur Berufsbildung
- DAAD: Südafrika – Länder- und Programminformationen zu Hochschulen
- DAAD: African Excellence – Fachzentren Afrika
- AGNES - African German Network of Excellence in Science
- GIZ weltweit: Südafrika – Programminformationen
Nachrichten
3Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und –politik
3.1 Bildungslandschaft
Indikatoren für Bildung
Indikator |
Südafrika |
Deutschland |
Stand |
---|---|---|---|
Anteil öffentlicher Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
6,15 |
4,54 |
2023/2022 |
Wachstum des öffentlichen Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent] |
-0,02 |
-0,91 |
2023/2022 |
Anteil öffentlicher Ausgaben für die tertiäre Bildung am BIP [Prozent] |
1,35 |
1,35 |
2023/2021 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]* |
1,04 |
3,75 |
2022/2022 |
Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.] |
1,22 |
3,36 |
2022/2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]** |
2,50 |
12,00 |
2022/2022 |
Anzahl Promovierender insgesamt |
24.792 |
200.307 |
2022/2022 |
Anteil 25- bis 65-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent] |
14,23 |
29,85 |
2023/2022 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent] |
7,13 |
7,93 |
2022/2022 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent] |
6,29 |
22,52 |
2022/2022 |
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Schulen und Hochschulen
In Südafrika umfasst die Schulpflicht (General Education and Training; GET) die Primar- und die Sekundarstufen I also die Klassen 1 – 9. Abweichend von den OECD-Ländern, in denen die Schulpflicht in der Regel im Alter von 6 Jahren beginnt, fängt sie in Südafrika mit 7 Jahren etwas später an. Und während in den OECD-Ländern bei den 5- bis 14-Jährigen eine fast universelle Bildungsbeteiligung besteht, liegt diese in Südafrika nur bei 84 Prozent. Die Schulpflicht endet mit der 9. Klasse; seit dem Jahre 2008 wird die Schulpflicht allerdings nicht mehr mit einer Prüfung beendet, d.h. die Absolventinnen und Absolventen erhalten kein Abschlusszeugnis, wenn sie bereits nach der 9. Klasse abgehen. Um die Berechtigung für den Beginn eines Studiums an einer Universität zu erwerben, ein so genanntes „National Senior Certificate“ (NSC, etwa vergleichbar mit einem High-School-Abschluss), sind weitere drei Jahre an einer Senior Secondary School zu absolvieren. Bei den Bildungsergebnissen schneiden südafrikanische Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich regelmäßig schlecht ab. Dies betrifft Leseleistungen, vor allem aber auch mathematische Grundkenntnisse (so z.B. in den Tests unter „Trends in International Mathematics and Science Study“, TIMSS).
Die universitäre Bildung wird durch den Hochschulverband „Universities South Africa“ (USAf) koordiniert, der 2015 seinen Vorgänger „Higher Education South Africa“ (HESA) ablöste. Es gibt 26 öffentliche Hochschulen in Südafrika, darunter elf Volluniversitäten, sechs technische Hochschulen und neun weitere Universitäten (Überblick Mitglieder USAf). Insbesondere die Volluniversitäten haben eine starke Forschungsorientierung und einen hohen Anteil an Postgraduierten und Promovierenden (siehe unter FuE im öffentlichen und privaten Sektor). Die technischen Hochschulen gingen aus den so genannten Technikons hervor, die in der Zeit der Apartheid schwarzen Studierenden vorbehalten waren. Sie bieten hauptsächlich praxis- und berufsorientierte Studiengänge an. Die übrigen Universitäten verstehen sich als „Comprehensive Universities“, die stärker auf die Ausbildung und Lehre ausgerichtet sind, aber dennoch Forschung und postgraduelle Studiengänge umsetzen wollen. Auch Größe, Standort und Geschichte prägen das Profil einzelner Hochschulen.
Die jetzige Struktur des Systems der Universitäten und Hochschulen ist nach Ende der Apartheid entstanden und beruht auf der südafrikanischen Hochschulgesetzgebung. Im Jahr 2017 wurde hierzu eine Ergänzung veröffentlicht. Auf der Grundlage dieser Gesetzesnovelle soll der Hochschulbereich neu strukturiert und zukünftig in Universities, University Colleges und Higher Education Colleges gegliedert werden.
Aufbau und Struktur der Studiensysteme orientieren sich am angelsächsischen Modell mit den Abschlüssen Bachelor, Master und PhD. Bachelorstudiengänge werden in Südafrika vierjährig (Ingenieurwissenschaften, Erziehungswissenschaften, Künste) oder dreijährig mit anschließendem Honours (Geistes- und Sozialwissenschaften, Natur- und Lebenswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Jura) angeboten. Der Honours ist nach dreijährigen Bachelorprogrammen Zugangsvoraussetzung für den Master (DAAD-Bildungssystemanalyse 2019).
Zu den Bildungsergebnissen gehört auch, dass der Anteil junger Menschen, denen es gelingt, in Südafrika einen tertiären Bildungsgang abzuschließen, sehr niedrig ist. Zwar erreichen rund drei Viertel der jungen Menschen inzwischen die Sekundarstufe II in der Schule, doch nur etwa ein Drittel schließt die Schule nach drei weiteren Jahren mit der Hochschulzugangsberechtigung NSC (9. Klasse + 3 Jahre) ab. Im Jahr 2017 betrug die Studierendenquote in Südafrika rund 22 Prozent, etwas weniger als ein Drittel der Quote in Deutschland sowie auch des OECD-Durchschnitts, welcher bei rund 74 Prozent lag. Einerseits steigen in Südafrika die Studierendenzahlen und die Zahl der Graduierten kontinuierlich an; die Abbruchquote ist im ersten Studienjahr jedoch hoch, was auch an der inhomogenen Schulbildung in Südafrika und der damit verbundenen Diversität der Studienanfänger liegt. Im Ergebnis gibt es in Südafrika nur sehr wenige junge Menschen mit einem tertiären Abschluss: Während im OECD-Durchschnitt in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen der Anteil der Graduierten 44 Prozent beträgt, liegt der Anteil in Südafrika bei lediglich 6 Prozent. Südafrika bildet damit in einem internationalen Ländervergleich mit den Industrieländern und großen Schwellenländern das Schlusslicht (siehe OECD Education at a Glance (2019), Abbildung A1.3, Daten und Grafik). Im Vergleich zur Gruppe der 25- bis 64-Jährigen, die einen Anteil von 11 Prozent mit tertiärem Abschluss aufweisen, ist damit in der jüngeren Altersgruppe sogar ein Rückgang zu verzeichnen. Der niedrige Anteil der Abschlüsse in den MINT-Fächern (Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften), der ebenfalls deutlich unter dem OECD-Durchschnitt liegt, verstärkt zusätzlich den Fachkräftemangel (siehe Bildungsindikatoren).
Das Studium an allen tertiären Bildungseinrichtungen Südafrikas ist gebührenpflichtig. Die Höhe der jeweiligen Studiengebühren ist von einer Reihe von Faktoren abhängig, zu denen neben dem gewählten Studienprogramm und dem Umfang der belegten Module auch die Lage und die Reputation der Universität zählen. Die Studiengebühren werden inflationsbedingt jährlich erhöht. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die Südafrika unter der Apartheid mit dem Ausschluss großer Bevölkerungsgruppen von Bildungsangeboten gemacht hat, wurden die Studiengebühren zunehmend als eine Barriere für einen Hochschulzugang wahrgenommen. Nach erheblichen teilweise gewaltsamen Protesten wurden Reformen implementiert, die für Studierende insbesondere aus einkommensschwachen Haushalten Erleichterungen mit sich bringen (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme).
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Berufliche Bildung
Die südafrikanische Regierung hat in den letzten Jahren die gesetzlichen Voraussetzungen für ein modernes und entwicklungsorientiertes Berufsbildungssystem geschaffen. Die berufliche Bildung nach Beendigung der Schulpflicht am Ende der 9. Klasse wird als Further Education and Training (FET) bezeichnet, die Ausbildung findet an sogenannten Technological and Vocational Education and Training (TVET) Colleges statt (vormals FET-Colleges).
Im Bereich der Berufs- und Hochschulbildung ist die South African Qualifications Authority (SAQA) für die Implementierung und Kontrolle der nationalen Standards zuständig. Die SAQA untersteht dabei dem Ministerium für Hochschul- und Berufsbildung (DHET). Ferner gibt es branchenspezifische Bildungsinstitutionen der Industrie und des Handwerks, sogenannte Sector Education Training Authorities (SETAs), die für die Aufsicht über den praktischen Teil von Berufsausbildungen, d.h. inklusive Erarbeitung von Ausbildungsregeln, Abnahme von Prüfungen sowie die Nachqualifizierung von Schulabgängern und Berufstätigen, zuständig sind. Zurzeit gibt es 21 SETAs (Überblick).
Seit dem Jahr 2008 kann das National Senior Certificate (NSC), welches zu einem Hochschulstudium berechtigt, auch im Bereich der beruflichen Bildung abgelegt werden. Die Auszubildenden erlangen hierzu zunächst einen beruflichen Abschluss, ein National Certificate Vocational (NCV), und legen im Anschluss weitere, gegebenenfalls auch von den einzelnen Universitäten geforderte Tests ab. Hierdurch werden spezifische Grundlagen, die die Studierfähigkeit in einem bestimmten Studienprogramm sicherstellen, geprüft (Quelle: bq Portal Länderprofil Südafrika).
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3.2 Forschungs- und Innovationslandschaft
FuE-Indikatoren
Indikator |
Südafrika |
Deutschland |
OECD |
Stand |
---|---|---|---|---|
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**] |
5.046 |
158.837 |
1.930.649 |
2022/2023/2023 |
FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent] |
2,06 |
0,85 |
2,43 |
2022/2023/2023 |
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*] |
5.660 |
178.970 |
2.196.800 |
2022/2023/2023 |
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
0,61 |
3,11 |
2,70 |
2022/2023/2023 |
Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent] |
0,31 |
0,92 |
0,61 |
2022/2021/2022 |
Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent] |
0,18 |
1,93 |
1,75 |
2022/2021/2022 |
Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*] |
2.007 |
122.149 |
1.615.925 |
2022/2023/2023 |
Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent] |
4,29 |
3,52 |
4,81 |
2022/2021/2022 |
Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent] |
16,18 |
7,90 |
8,09 |
2022/2021/2022 |
Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*] |
2.061 |
30.838 |
347.351 |
2022/2023/2023 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent] |
2,85 |
13,09 |
6,25 |
2022/2021/2021 |
Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*] |
1.348 |
21.715 |
187.216 |
2022/2023/2023 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent] |
3,10 |
7,93 |
2,52 |
2022/2021/2022 |
Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente) |
27.520 |
498.500 |
6.327.470 |
2022/2023/2022 |
Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte |
1,77 |
10,83 |
9,91 |
2022/2023/2022 |
Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent] |
11,34 |
61,75 |
66,36 |
2022/2023/2022 |
Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1) |
14,1 |
19,4 |
8,2 |
2020 |
FuE-Finanzierung
In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt und Deutschland 64 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 24 bzw. 28 Prozent und für das Ausland 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland).
Südafrika, das kein Mitglied der OECD ist, wird als Land mit mittlerem Einkommen eingestuft (Weltbank). Die Verteilung der Finanzierungsanteile in Südafrika entsprach im Jahr 2001 eher dem „OECD-Modell": die Wirtschaft lag mit einem Anteil von immerhin 55 Prozent klar vor dem Staat mit 36 Prozent. Seitdem wurde der Anteil des Staates zulasten der Wirtschaft deutlich ausgebaut. Inzwischen ähnelt die Verteilung in Südafrika mehr der typischen Verteilung für ein Land mit mittlerem Einkommen: der Staat liegt seit 2007 mit dem höchsten Anteil vor der inländischen Wirtschaft, deren Anteile seit 2010 etwa 40 Prozent betragen. Auffällig ist der hohe Anteil an Auslandsfinanzierung, der über die Jahre relativ konstant geblieben ist.
FuE-Durchführung
Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 67 und 71 Prozent). Die Unternehmen in Südafrika halten sich wie schon bei der Finanzierung auch bei der Durchführung zurück.
Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35:65 bzw. 45:55). Dies gilt auch für Südafrika (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 40:60).
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Forschungs- und Förderorganisationen
Der zentrale Akteur im südafrikanischen System ist das Ministerium für Wissenschaft und Innovation (Department of Science and Innovation), das für zwei Fördereinrichtungen (s. unten) sowie mehrere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zuständig ist.
Die öffentliche Industrieforschungseinrichtung Council for Scientific and Industrial Research (CSIR), wurde bereits 1945 gegründet. Heute führt der CSIR angewandte und industrienahe Forschung durch, die eine breite Palette von Fachgebieten abdeckt: Landwirtschaft und Ernährung, Industrie, Gesundheit, Energie, Verteidigung und Sicherheit, Infrastrukturen und Gebäude, Umwelt und Natur sowie Digitale Kommunikation. Neben der Grundfinanzierung durch das DSTI erhält der CSIR einen Teil seiner Mittel durch Auftragsforschung für Unternehmen und für öffentliche Akteure, so z.B. von den Ministerien für Umwelt bzw. Verteidigung, daneben wirbt der CSIR wettbewerbliche Mittel ein.
Der Human Sciences Research Council (HSRC) betreibt seit 1968 sozialwissenschaftliche Forschung zur Entwicklung Südafrikas. 2014 wurde das 2001 gegründete Africa Institute of South Africa (AISA) in den HSRC integriert.
2010 wurde die South African Space Agency (SANSA) eingerichtet, für die das DSTI verantwortlich ist. Die 1999 gegründete National Research Foundation finanziert und managt im Auftrag des DSTI eine Reihe von Großforschungseinrichtungen bzw. Forschungsinfrastrukturen („National Research Facilities“, zum Beispiel das South African Astronomical Observatory (SAAO) sowie das South African Radio Astronomy Observatory (SARAO, siehe unter Fachliche Stärken – Weltraumforschung).
Über eigene Ressortforschungseinrichtungen verfügen in Südafrika u.a. folgende Ministerien:
- das Ministerium für Landwirtschaft ist zuständig für den 1990 gegründeten Agricultural Research Council (ARC);
- das Ministerium für Siedlungen, Wasser und Abwasser (Ministry of Human Settlements, Water and Sanitation) ist zuständig für den Zugang zu sauberem Wasser ein essentiell wichtiges Thema in Südafrika. Unterstützung im Forschungsbereich erhält das Ministerium durch die 1971 gegründete Water Research Commission (WRC);
- das Ministerium für Bodenschätze und Energie ist für drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zuständig: Der Council for Geoscience (CGS) wurde 1912 durch den Zusammenschluss von drei geologischen Diensten (Surveys) geschaffen. Der Council for Mineral Technology (MINTEK) forscht seit 1934 zu Bergbau und Rohstoffen. MINTEK finanziert sich heute teilweise durch Auftragsforschung für Unternehmen bzw. Ministerien. Das 2011 gegründete South African National Energy Development Institute (SANEDI) führt FuE im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz durch (siehe unter Fachliche Stärken – Energie);
- das Ministerium für Umwelt wird durch das 2004 gegründete South African National Biodiversity Institute (SANBI) unterstützt;
- Das Ministerium für Gesundheit (Department of Health, DoH) ist zuständig für den 1969 gegründeten South African Medical Research Council (SAMRC). Dieser ist gleichzeitig die wichtigste öffentliche Forschungseinrichtung und die wichtigste Fördereinrichtung für Gesundheitsforschung (siehe unten). Der SAMRC forscht sowohl in außeruniversitären Forschungseinheiten mit eigenem Personal als auch durch Forschende an Hochschulen, die im Auftrag des SAMRC arbeiten. Das fachliche Spektrum des SAMRC reicht von medizinischer Grundlagenforschung über klinische Versuche bis hin zu Forschungen zu öffentlicher Gesundheitsversorgung. Das National Institute for Communicable Diseases (NICD) wurde 2002 nach dem Vorbild des US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC) gegründet. Das NICD konzentriert seine Forschungsarbeiten auf die Bekämpfung von Infektionskrankheiten in Südafrika.
Die South African Agency for Science and Technology Advancement (SAASTA), eine Abteilung der NRF, fördert keine FuE-Projekte im klassischen Sinne. Stattdessen unterstützt die Einheit unter der „Science Engagement Strategy“ (2015) zahlreiche Programme, Veranstaltungen und Wettbewerbe, um Wissenschaft in der Bevölkerung, insbesondere unter Kindern und Jugendlichen populärer zu machen.
Das Weißbuch von 2019 hat in Aussicht gestellt, dass den Ergebnissen des STIIL-Reviews (2017) folgend, in Gebieten von strategischer Bedeutung wie Meeres- und Polarforschung sowie Biotechnologie möglicherweise neue außeruniversitäre Einrichtungen geschaffen werden (siehe unter Ergebnisse von Evaluierungen).
Wettbewerbliche Förderung für FuE an Hochschulen leisten vier Fördereinrichtungen, von denen die ersten beiden dem DSTI unterstehen:
- Die 1999 gegründete National Research Foundation (NRF) fördert Grundlagenforschung und angewandte Forschung in den Bereichen Sozial- und Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Technik. Die meisten Programme werden im Auftrag von Ministerien (DSTI, DHET, Ministerium für Landwirtschaft, Ministerium für Umwelt) gemanagt (NRF-Übersicht zu Förderprogrammen).
- Die 2011 gegründete Technology Innovation Agency (TIA) fördert Technologieentwicklung im öffentlichen und/oder privaten Sektor, die auf die Entwicklung marktfähiger Produkte hinzielt.
- Für sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung hat das Ministerium für Hochschulen und Ausbildung (DHET) 2013 eine eigene Fördereinrichtung, das National Institute for the Humanities and Social Sciences (NIHSS) geschaffen.
- Der South African Medical Research Council (SAMRC) fördert Gesundheitsforschung. Die meisten Programme werden im Auftrag des DSTI und des Gesundheitsministeriums (DoH) gemanagt.
Unternehmen, die in Südafrika aktiv forschen und Technologien entwickeln, können eine Förderung durch das Ministerium für Handel und Industrie (Department of Trade & Industry, DTI) erhalten. Das bekannte Programm „Technology and Human Resource for Industry Programme“ (THRIP) wird durch die NRF administriert. Innovationsförderung, die besonders für Unternehmen von Interesse ist, bietet neben dem DTI auch die TIA an (Portal Innovation Bridge zur Innovationsförderung, siehe unter Forschungs- und innnovationspolitische Ziele und Programme).
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Links/Institutionen
- Südafrika: DSI - Ministerium für Wissenschaft und Innovation
- Südafrika: CSIR - Council for Scientific and Industrial Research
- Südafrika: HSRC - Human Sciences Research Council
- Südafrika: ARC - Agricultural Research Council
- Südafrika: CGS - Council for Geoscience
- Südafrika: Mintek - Council for Mineral Technology
- Südafrika: SAMRC - South African Medical Research Council
- Südafrika: NRF - National Research Foundation
- Südafrika: TIA - Technology Innovation Agency
- Südafrika: Innovation Bridge
FuE im öffentlichen und privaten Sektor
Die regionalen Schwerpunkte für Forschung und Entwicklung (FuE) in Südafrika liegen in der Provinz Gauteng mit der administrativen Hauptstadt Pretoria sowie der Provinz Western Cape mit der Metropole Kapstadt (siehe South African STI Indicators Report 2022, S.110).
Im staatlichen Hochschulsektor Südafrikas sind es insbesondere die elf Volluniversitäten („Traditional Universities“), die eine starke Forschungsorientierung und einen hohen Anteil an Postgraduierten, Promovierenden und Publikationen aufweisen. Dieselben Universitäten nehmen auf dem afrikanischen Kontinent eine führende Rolle ein, was sich in der Zusammensetzung der 2015 gegründeten African Research Universities Alliance (ARUA) widerspiegelt: Südafrika stellt mit 6 Universitäten mehr als ein Drittel der ARUA-Mitglieder. Die fünf bestplatzierten Hochschulen unter dem Times Higher Education - World University Ranking 2021, “Best for Research” in Südafrika sind sämtlich Mitglied in der ARUA: die University of Witwatersrand („Wits", Rang 201-250), die University of Cape Town (UCT), die Stellenbosch University, die University of KwaZulu-Natal sowie die University of Pretoria. Eine weitere südafrikanische Universität, die eine Mitgliedschaft in ARUA vorweisen kann, ist die Rhodes University.
Die OECD-Publikation ANBERD, die FuE-Ausgaben der Unternehmen nach Sektoren und Branchen analysiert, enthält keine Angaben zu Südafrika. Das Weißbuch von 2019 (S. 36) würdigt die Rolle staatlicher Unternehmen („state-owned enterprises“, SoEs) als wichtige Nutzer, Förderer, Durchführer und Kooperationspartner in FuE (Überblick SoEs in Südafrika). Zehn SOEs kommt dabei eine größere Rolle zu, darunter Alexkor (Diamantenabbau), Denel (Rüstungstechnik), TransNet (Transport und Logistik), Eskom (Stromerzeugung), der South African Nuclear Energy Corporation (NECSA) und der Petroleum Oil and Gas Corporation of South Africa (PetroSA). Im internationalen Vergleich spielen Unternehmen mit Hauptsitz in Südafrika allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Unter den weltweit 2.500 größten FuE-Investoren gab es 2019 noch zwei südafrikanische Unternehmen, darunter den integrierten Energie- und Chemiekonzern Sasol (siehe unter Fachliche Stärken – Energie), 2022 konnte sich jedoch kein südafrikanisches Unternehmen mehr auf dieser Liste platzieren (Quellen: 2022 EU Industrial R&D Investment Scoreoboard IRI; 2019 EU Industrial R&D Investment Scoreboard, IRI, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern).
Internationale FuE-Investitionen haben im vergangenen Jahrzehnt regelmäßig einen Anteil von mehr als 10 Prozent an den FuE-Ausgaben Südafrikas ausgemacht (siehe unter FuE-Finanzierung). Dem Wissenschaftsministerium ist es gelungen, neben internationalen Konzernen (z.B. Pfizer, Nestle und Hitachi) internationale Stiftungen wie die Bill & Melinda Gates Foundation zu FuE-Investitionen in Südafrika zu bewegen („South Africa Year Book – Science and Technology 2018/19“, S. 15).
Seit 2006 können Unternehmen in Südafrika eine steuerliche (indirekte) Förderung beantragen. Da das Programm zunächst nur wenig in Anspruch genommen wurde, führte das zuständige Ministerium 2012 Reformen ein. Die Bedeutung der direkten Förderung in Südafrika hat derweil abgenommen: Während die Regierung 2008 noch mehr als 20 Prozent der FuE-Ausgaben der Unternehmen direkt finanziert hatte, ist der Anteil stark gesunken, lag zuletzt aber wieder über dem OECD-Durchschnitt (siehe FuE-Indikatoren).
Der Anteil der FuE im öffentlichen Sektor, der durch Auftragsforschung von Unternehmen finanziert wird, ist sowohl in den Hochschulen als auch in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen traditionell relativ groß: Zwar erreicht Südafrika dabei nicht die hohen deutschen Anteile, lag aber häufig über dem OECD-Durchschnitt. Für 2019 wurden jedoch sehr niedrige Zahlen vermeldet, mit denen Südafrika in Bezug auf Unternehmensfinanzierung der Hochschulen unter den OECD-Durchschnitt fiel (siehe South African STI Indicators Report 2022, S.70 und FuE-Indikatoren). Universitäten in der Provinz Western Cape (insbesondere Stellenbosch, UCT, technische Universitäten) unterstützen den Transfer von FuE-Ergebnissen in die Wirtschaft, indem sie die Gründung von Start-Ups in Technoparks in unmittelbarer Nachbarschaft fördern (siehe South African STI Indicators Report 2019, S. 53).
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3.3 Fachliche Stärken des Forschungssystems
Übersicht
Die Zitation von wissenschaftlichen Publikationen im Vergleich zum Weltdurchschnitt kann erste Hinweise auf die Stärken eines Forschungssystems geben. Eine Analyse in dem 2019 erschienenen Weißbuch zeigt, dass Publikationen von Forschenden in Südafrika überdurchschnittlich häufig in der Weltraumforschung, der klinischen Medizin und der molekularen Biologie und Genetik zitiert werden. Unter dem Durchschnitt liegt Südafrika hingegen im Bereich der Materialwissenschaft (DST (2019): „White Paper on Science, Technology and Innovation”, S. 47). Im afrikanischen Vergleich liegt Südafrikas differenzierte, leistungsfähige Forschungslandschaft bei allen einschlägigen Indikatoren an der Spitze. Insbesondere in den Feldern, in denen Südafrika einen natürlich Standortvorteil besitzt, existiert exzellente Forschung, dazu gehören unter anderem Rohstoffe, einschließlich Verarbeitungsprozesse, Anthropologie, Radioastronomie und Biodiversität
Das White Paper legt die langfristige politische Ausrichtung der südafrikanischen Regierung im Zeitraum 2019 – 2028 fest. Die Umsetzung der im Weißbuch von vorgestellten Maßnahmen soll durch Zehnjahrespläne („decadel plans“) konkretisiert werden. Das Kabinett hat den Science, Technology and Innovation (STI) Decadal Plan im Jahr 2022 genehmigt. Der aktuell geltende Zehnjahreplan hat fünf thematische Schwerpunkte:
- Modernisierung der Landwirtschaft, des verarbeitenden Gewerbes und des Bergbaus;
- Erschließung neuer Wachstumsquellen, insbesondere der Digital- und Kreislaufwirtschaft;
- große Forschungs- und Innovationsprogramme in den Bereichen Gesundheit und Energie;
- Nutzung von STI zur Unterstützung eines fähigen Staates
- Bewältigung von drei großen gesellschaftlichen Herausforderungen, dem Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit, die Zukunft von Bildung, Kompetenzentwicklung und Arbeit sowie die Zukunft der Gesellschaft (s. hier).
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Energie
Südafrikas Wirtschaft hängt in Bezug auf Erzeugung und Verbrauch von Energien zu einem großen Anteil von fossilen Energien ab und gehört dadurch auch zu den großen Emittenten von CO2. Etwa 80 Prozent des südafrikanischen Energieverbrauchs wird durch einheimische Kohle abgedeckt. In Bezug auf Energietechnologien kommt dem Unternehmen Sasol („South African Synthetic Oil Limited“) eine herausragende Bedeutung zu. Das 1950 gegründete Unternehmen nutzt Verfahren bzw. entwickelt diese weiter, um Kohle und Erdgas mittels Kohlevergasung und Fischer-Tropsch-Synthese zu Benzin und Grundstoffen für die chemische Industrie zu verarbeiten. Die politische Öffnung Südafrikas hat Sasol erfolgreich genutzt um international neue Produktionsstandorte aufzubauen (u.a. in Nigeria, Katar, China, Usbekistan und Deutschland). Das Unternehmen Sasol ist auch in dem vom BMBF geförderten Projekt „Catalyst Research for Sustainable Kerosene“ (CARE-O-SENE) beteiligt. dessen Ziel die Entwicklung von grünem Kerosin (siehe unten) mit Hilfe verbesserter Katalysatoren ist (siehe unter Überblick zur Kooperation mit Deutschland).
Weiterhin betreibt Südafrika ein Kernkraftwerk mit einer regulären Laufzeit bis 2024. Die South African Nuclear Energy Corporation (NECSA) betreibt einen Forschungsreaktor (siehe „South Africa Year Book – Energy 2018/19“). Seit 2011 führt das South African National Energy Development Institute (SANEDI) FuE zu erneuerbaren Energien, Smart Grids und mehr Energieeffizienz durch. Eine führende Rolle spielt das Centre for Renewable and Sustainable Energy Studies (CRSES) an der Universität Stellenbosch, das gleichzeitig innerhalb der African Research University Alliance das Exzellenzzentrum für Energieforschung leitet („ARUA CoE: Energy“).
Südafrika ist von massiven Stromausfällen betroffen. Unter dem Eindruck der Klimakrise strebt Südafrika zudem einen Stopp der Kohlenutzung an. Das Ziel: Im Jahr 2030 sollen fossile Energieträger insgesamt nur noch einen Anteil von maximal 48 Prozent ausmachen, erneuerbare Energien dagegen einen Anteil von mindestens 38 Prozent. Hierfür und um die Stromausfälle zu kompensieren, muss das Land die Stromerzeugungskapazität erneuerbarer Energien allerdings noch deutlich hochschrauben. Auf der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen COP26 im Vereinten Königreich haben Länder aus der EU, Großbritannien und die USA zugesagt, Südafrikas Energiewende in den kommenden drei bis fünf Jahren mit bis zu 8,5 Milliarden US-Dollar (rund 8,2 Milliarden Euro) zu unterstützen. Deutschland will einen Beitrag von bis zu einer Milliarde US-Dollar (rund 970 Millionen Euro) leisten (Quelle: German Energy Solutions, siehe unter Kooperation mit Deutschland).
Aufgrund der landeseigenen bedeutenden Platinvorkommen engagiert sich Südafrika bereits seit 15 Jahren im Bereich Wasserstoff- und Brennstoffzellenforschung,- entwicklung und -innovation. Nach einer positiven Evaluierung der nationalen Strategie von 2007 („Hydrogen South Africa (HySA) wurde im Februar 2022 vom DSTI ein Fahrplan zu Wasserstoffgesellschaft „Hydrogen Society Roadmap“ (HSRM) gestartet. Die Umsetzung der HSRM soll teils durch initiale öffentlich-private Partnerschaftsprojekte (z.B. Hydrogen Valley) erfolgen, jedoch maßgeblich durch Investitionen von Seiten des Privatsektors getragen werden.
Vor dem Hintergrund der Klimawende liegt der Schwerpunkt auf der Erzeugung von Grünem Wasserstoff mit Hilfe von erneuerbaren Energien. Von Seiten der Privatwirtschaft besteht ein großes Interesse, grüne Wasserstoffprojekte in Südafrika zu realisieren. Bereits rund ein Dutzend „First Mover“/ Pionierprojekte im industriellen Maßstab befinden sich in verschiedenen Stadien der Entwicklung. Erste Projekte sollen bereits ab den Jahren 2023/24 die Produktion aufnehmen. Im Fokus stehen Produkte und Anwendungen mit einer Aussicht auf zeitnahe Wirtschaftlichkeit: grüner Ammoniak (Export mittels vorhandener Chemikalientanker möglich), synthetische Kraftstoffe, der Einsatz von Wasserstoff zur Dekarbonisierung von Industrieprodukten (z.B. grüner Stahl) und im Schwerlastverkehr. (siehe Deutsche Industrie- und Handelskammer für das Südliche Afrika: Südafrika: Grüner Wasserstoff, P2X und Energiespeicher. Zielmarktanalyse 2022 mit Profilen der Marktakteure). Realistische Szenarien sehen ein Produktionspotenzial von jährlich rund 3,8 Mio. Tonnen Grünen Wasserstoffes. Bis zum Jahr 2030 könnten bereits Kapazitäten von jährlich rund 0,75 Mio. Tonnen realisiert werden. Für die Produktion dieser grünen Wasserstoffmenge müssten in Südafrika je rund 36 GW Windkraft und Photovoltaik errichtet werden.
Weltraumforschung
In der nationalen Weltraumstrategie (DST (2014): National Space Strategy) hat Südafrika die durch die Raumfahrt angestrebten Ziele (bspw. Impulse für die Wirtschaft und eine Verbesserung des nationalen Ressourcenmanagements) präzisiert und strategische Ansätze zum Erreichen der Ziele aufgezeigt. Zuständig für die Umsetzung der Strategie ist die South African National Space Agency (SANSA). Diese betreibt verschiedene Infrastrukturen, unter anderem die „SANSA Space Science", die geomagnetische Forschungen in Hermanus (Provinz Western Cape) durchführt. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, Südafrika zu einem international anerkannten Standort für Astronomie, Weltraumforschung und -technologien zu entwickeln. Außerhalb der SANSA sind die Universität Stellenbosch und der CSIR in diesen Fachgebieten besonders aktiv. Südafrika hat durch Standortfaktoren wie Klima und abgeschiedene, bevölkerungsarme Gebiete günstige Ausgangsvoraussetzungen. Unter dem Astronomy Geographic Advantage Act von 2007 kann das Wissenschaftsministerium Aktivitäten der Bevölkerung in Gebieten beschränken, die für Forschungen von nationaler Bedeutung besonders geeignet sind („Astronomy Advantage Areas").
Das 1972 gegründete South African Astronomical Observatory (SAAO) betreibt unter anderem das größte optische Einzelteleskop in der südlichen Hemisphäre, das 2005 in Betrieb genommene Southern African Large Telescope (SALT). An der Finanzierung beteiligen sich neben Südafrika Deutschland, Indien, Neuseeland, Polen, die USA und das Vereinigte Königreich. Die Radioastronomie hat eine lange Tradition in Südafrika: Ein Vorgänger des Hartebeesthoek Radio Astronomy Observatory (HartRAO) wurde bereits 1961 von der US-amerikanischen National Aeronautics and Space Administration (NASA) eingerichtet. Heute wird das HartRAO wie auch andere radioastronomische Infrastrukturen durch das South African Radio Astronomy Observatory (SARAO) administriert. Als wichtiges Prestigeprojekt ist das Square Kilometre Array Telescope (SKA), das weltweit größte Radioteleskop, zu nennen. Zwei Drittel der Anlage werden bis 2027 in Südafrika entstehen, der übrige Teil in acht weiteren afrikanischen Staaten und Australien. Das Projekt zählt zu den größten Infrastrukturprojekten des 21. Jahrhunderts. Um den Bau des SKA vorzubereiten, hat Südafrika im Rahmen eines Pilotprojekts das MeerKAT (afrikans für moreKAT = größeres Karoo Array Telescopes, eine kleinere Version des SKA) errichtet. Es wurde 2018 eröffnet und wird später in das SKA integriert. Außerdem unterstützt Südafrika den Aufbau von Radioteleskopen im Rahmen des Afrikanischen VLBI-Netzwerks (African Very Long Baseline Interferometry Network, AVN) in den acht afrikanischen SKA-Partnerländern (siehe unter Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen).
Südafrika hat seine Expertise genutzt, um in der Afrikanischen Union (AU) auf die Entwicklung einer pan-afrikanischen Weltraumstrategie und -politik hinzuwirken (siehe AU African Space Strategy (2019): „African Space Strategy: Towards Social, Political and Economic Integration"; AU African Space Policy (2019)). In einer gemeinsamen Strategie und Politik sieht die AU große Potenziale für Klima- und Katastrophenschutz, Wettervorhersagen, die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit.
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3.4 Ministerien und Gremien
Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien
Im Mai 2009 wurde die vormalige Zuständigkeit des Bildungsministeriums (Department of Education, DoE) für die gesamte Bildungspolitik auf zwei Ministerien aufgeteilt: das Ministerium für Grundbildung (Department for Basic Education, DBE), das für schulische Bildung in der Primar- und Sekundarstufe verantwortlich zeichnet und das Ministerium für Hochschulen und Ausbildung (Department for Higher Education and Training, DHET). Letzteres ist für die weiterführende Bildung nach dem Schulabschluss („Post School Education and Training“, PSET) zuständig.
Die Verantwortung für die Innovation in den Unternehmen liegt beim Ministerium für Handel, Industrie und Wettbewerb (dtic) wurde nach der Fusion des Ministeriums für Handel und Industrie und des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung gegründet. Für wissenschaftliche Forschung und Technologie ist das Department for Science, Technology and Innovation (DSTI) zuständig.
Der Name des Ministeriums hat sich in den letzten Jahren mehrfach geändert. Im Jahr 2021 benannte die Regierung das damalige Ministerium für Wissenschaft und Technologie in "Ministerium für Wissenschaft und Innovation" um. Der neue Name beinhaltet alle Elemente des Mandats des Ministeriums, die Produktivität, das Wirtschaftswachstum und die gesellschaftliche Entwicklung durch Wissenschaft, Technologie und Innovation (STI) zu fördern. "Die Wiederaufnahme von "Technologie" in den Namen ist eine Anerkennung der Rolle, die der technologische Fortschritt bei der Förderung des wissenschaftlichen Fortschritts, des Wirtschaftswachstums und der gesellschaftlichen Entwicklung spielt", sagt Forschungsminister Dr. Bonginkosi Emmanuel „Blade“ Nzimande.
Im Oktober 2024 erfolgte die Umbenennung in Department of Science, Technology and Innovation (DSTI).
Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik
Der Human Resource Development Council of South Africa (HRDC), arbeitet am Aufbau einer Humanressourcenbasis für ein wohlhabendes und inklusives Südafrika. Alle Politiken, Programme und Initiativen sollen sich an den umfassenden strategischen Zielen orientieren (siehe nächster Abschnitt für die Human Resource Development Strategy for South Africa (HRDS-SA) 2010 – 2030).
Für Fragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung ist außerdem der Council for Quality Assurance in General and Further Education and Training (UMALUSI) beratend tätig. Der Council on Higher Education (CHE) ist ein unabhängiges gesetzliches Gremium zur Beratung des Ministeriums in allen Angelegenheiten der höheren Bildung. Der Rat ist auch verantwortlich für die Qualitätssicherung. Dazu wurde der Ausschuss Higher Education Quality Committee (HEQC) eingerichtet.
1996 entstand unter der Schirmherrschaft des damaligen Staatspräsidenten Nelson Mandelas die Academy of Science of South Africa (ASSAf). Im Jahr 2001 wurde ihr per Gesetz die Rolle der einzigen nationalen Akademie Südafrikas zugewiesen. Mit Hilfe von Studien und Analysen berät die ASSAf Politik und Gesellschaft in Südafrika in Bezug auf Wissenschaft(spolitik).
Aufgabe des 1997 eingerichteten National Advisory Council on Innovation (NACI) ist es, das Ministerium für Wissenschaft und Innovation (DSI, früher DST) - und durch dieses das Kabinett - im Hinblick auf die Rolle zu beraten, die Wissenschaft und Forschung bei der Erreichung nationaler Ziele spielen können. Die Zusammensetzung der Mitglieder soll gewährleisten, dass verschiedene nationale und provinzielle Interessen, wissenschaftliche und technologische Disziplinen sowie Forschung und Entwicklung in allen Wirtschaftssektoren vertreten sind und Fachwissen einbringen können.
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3.5 Politische Zielsetzungen und Programme
Bildungspolitische Ziele und Programme
Zu den obersten bildungspolitischen Zielen gehört es auch mehr als 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid, den vormals benachteiligten Bevölkerungsgruppen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Die „Human Resource Development Strategy for South Africa 2010 – 2030" (HRDS-SA, S. 18 f.) benennt unter anderem das strategische Ziel 7, nach der die Bildungs- und Ausbildungsergebnisse in Bezug auf Rasse, Geschlecht, mögliche Behinderungen und geografische Verortung gerecht und ausgewogen sein sollten.
Der 2012 veröffentlichte „National Development Plan 2030" (NDP 2030) legt langfristige Entwicklungsziele fest. Die übergreifende Zielsetzung des NDP ist es, Armut und Ungleichheit bis 2030 zu eliminieren. Für die Bildung werden konkrete Ziele gesetzt, so beispielsweise, dass im Jahr 2030 80 bis 90 Prozent eines Jahrgangs 12 Jahre Schulbesuch bzw. berufliche Ausbildung vorweisen können, und davon wiederum 90 Prozent ihr Abschlussexamen bestehen (siehe Executive Summary NDP 2030, Kapitel 9, S. 59). Das strategische Ziel, die Studierendenzahlen bis 2030 auf 1,6 Millionen zu steigern, ist angesichts knapper Mittel eine Herausforderung, die unter anderem durch die Förderung und den Ausbau des berufsbegleitenden Studiums und des Fernstudiums erreicht werden soll (siehe DAAD-Ländersachstand).
Auf der Basis eines im Jahr 2014 veröffentlichten Weißbuchs (White Paper) hat das Ministerium für Hochschulen und Ausbildung (DHET) 2019 einen „National Plan for Post-School Education and Training“ (NPPSET) mit einer Laufzeit bis 2030 gebilligt. Das Ziel ist es, die Teilnahme junger Menschen an post-sekundären Ausbildungswegen bis dahin deutlich zu erhöhen. Weitere Hauptziele des Plans sind die Verbesserung der Ausbildungsqualität, die Optimierung der Schnittstellen zum Arbeitsmarkt, die Einrichtung eines Systems von Community Colleges sowie die Aufwertung berufsbildender Ausbildungszweige (Zusammenfassung Konzept NPPSET). An der Umsetzung des NPPSET wirkt auch der National Skills Fund (NSF) mit, indem er Mittel für die Entwicklung nationaler Kompetenzen zu einer leistungsfähigen Erwerbsbevölkerung bereitstellt.
Die aktuelle Bildungspolitik wird durch einen Fünfjahresplan des Ministeriums für Hochschulen und Ausbildung bestimmt, der in jährlichen Plänen konkretisiert wird („DHET: Strategic Plan 2020-25 “, zuletzt „DHET Annual Performance Plan 2020-21").
Dem National Student Financial Aid Scheme (NSFAS) kommt bei der Sicherstellung des Zugangs zur Hochschulbildung auch für einkommensschwächere Schichten eine zentrale Rolle zu. Um sich für das NSFAS-Programm bewerben zu können bzw. dafür berechtigt zu sein, muss das Jahreseinkommen der Familie des Studierenden unterhalb einer Obergrenze liegen. Nach großflächigen und teilweise gewaltsamen Protesten gegen die Politik der Studiengebühren (siehe unter Schulen und Hochschulen) wurden Reformen eingeführt. 2015 hat das zuständige Ministerium infolgedessen die Gebührenerhöhung bei 8 Prozent gedeckelt und damit in die Hochschulautonomie eingegriffen. Zudem sollten Studierende abhängig vom Haushaltseinkommen in den Folgejahren ggf. von weiteren Gebührenerhöhungen ausgenommen werden. Für Kinder armer Familien (bis 350.000 Südafrikanische Rand / 20.000 Euro) steht über NSFAS eine staatliche Studienfinanzierung zur Verfügung, die dem BaFöG nicht unähnlich, aber auf das Erststudium im Undergraduate-Bereich beschränkt ist (siehe DAAD-Bildungssystemanalyse 2021: S. 17).
Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme
Im „National Development Plan 2030" (NDP 2030) gehören Wissenschaft und Innovation zu den Schlüsselaktivitäten, um Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze zu schaffen. Sie benennt allerdings nur wenige konkrete Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen, überwiegend wird auf bildungspolitische Ziele Bezug genommen (siehe Executive Summary NDP 2030, Kapitel 9, S. 59).
Das Wissenschaftsministerium (DSI, bis 2019 DST) hat einen Fünfjahresplan verabschiedet und zusätzlich eine Reihe von Strategiedokumenten für Wissenschaft und Innovation angenommen. Vor dem Hintergrund einer geringen Anzahl von Hochschulabschlüssen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften (siehe Bildungsindikatoren) hat Südafrika eine eigene Strategie verabschiedet, um das wissenschaftliche Interesse und Engagement der Bevölkerung zu wecken (DST 2015: „Science Engagement Strategy“). 2016 veröffentlichte Südafrika erstmals eine Roadmap für Forschungsinfrastrukturen (DST 2016: „South African Research Infrastructure Roadmap", SARIR). Um dem Mangel an Forschenden im postgradualen und im Post-Doc-Bereich zu begegnen, hat Südafrika eine eigene Strategie für Humankapital angenommen (DST 2016: „Human Capital Development Strategy for Research, Innovation and Scholarship“, HCD Strategy).
Die aktuelle Forschungs- und Innovationspolitik wird durch einen Fünfjahresplan des Wissenschaftsministeriums bestimmt, der in jährlichen Plänen konkretisiert wird („DSI Revised Strategic Plan 2021 to 2025", zuletzt „DSI Annual Performance Plan 2022-2023").
Zentrales Strategiedokument für die mittelfristige Zukunft ist das Weißbuch zu Wissenschaft, Technologie und Innovation (DST: „White Paper on Science, Technology and Innovation“), das 2019 seinen Vorgänger, das Weißbuch von 1996, ablöste. Das neue Weißbuch basiert auf einer umfassenden Überprüfung des Nationalen Innovationssystems (NSI, siehe unter Ergebnisse von Evaluierungen). Die geplanten politischen Maßnahmen dienen dabei vier Hauptzielen (Weißbuch, S. xi ff.):
- Ein kohärentes inklusives Nationales Innovationssystem: Es ist geplant, zur verbesserten ressortübergreifenden Koordinierung eine ministerielle Struktur („Ministerial STI Structure“) unter der Leitung des Wissenschaftsministeriums (DSI) zu schaffen, die von einem gestärkten National Council for Innovation (NACI, siehe unter Beratungsgremien) beraten wird. Die ministerielle Struktur soll ihre jährlichen Planungen und die bisher erzielten Ergebnisse einem neuen Gremium, dem „STI Plenary“ vorstellen, in der die Regierung, die Wirtschaft, die Hochschulen und die Zivilgesellschaft vertreten sein sollen. Ein neuer Fokus wird auf Monitoring, Evaluierung und Lernen liegen. Außerdem sollen entsprechend den Ergebnissen eines 2017 veröffentlichten Reviews übergreifende Regelungen zu Aufgaben, Steuerung und Evaluierung außeruniversitärer öffentliche Forschungseinrichtungen geschaffen werden. In Gebieten von strategischer Bedeutung werden möglicherweise neue außeruniversitäre Einrichtungen geschaffen, wie sie durch den STIIL-Review (2017) vorgeschlagen werden (siehe unter Ergebnisse von Evaluierungen).
- Eine innovationsfreundliche Umwelt: Eine Reihe von Maßnahmen soll sicherstellen, dass Innovationen im Land stärker gefördert werden, so z.B. Gesetzesreformen zum Schutz und zur Verwertung geistigen Eigentums und Fördermaßnahmen für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), Graswurzel-Innovationen sowie lokaler Innovationsökosysteme unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft.
- Verbesserte Fähigkeiten zur Unterstützung wissensbasierter Unternehmen: Vorgesehen sind auch in Fortführung der HCD Strategy von 2016 Maßnahmen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs besser auszubilden, technische Fachkräfte im post-sekundären Bereich bedarfsgerecht zu schulen sowie durch Unterstützung von Interdisziplinarität, Open Science und Einbindung in internationale Netzwerke (siehe unter Internationale Strategien und Programme) Wissen schneller und wirksamer zu verbreiten.
- Finanzierung von Wissenschaft, Technologie und Innovation: die Regierung strebt an, innerhalb der nächsten Dekade eine FuE-Intensität, das heißt einen Anteil der gesamten Ausgaben für FuE am Bruttoninlandsprodukt (BIP) von 1,5 Prozent zu erreichen. Einen Großteil des Zuwachses sollen Unternehmen beitragen, insbesondere mittels FuE-Investitionen aus dem Ausland (siehe unter FuE im öffentlichen und privaten Sektor). Unter dem fünfjährigen mittelfristigen Plan („DSI Revised Strategic Plan 2021 to 2025") sollen bis 2025 1,1 Prozent erreicht werden. Im öffentlichen Sektor sollen sich Provinz- und Lokalverwaltungen verstärkt engagieren.
Fachliche Schwerpunkte legt der Zehnjahresplan („Science, Technology and Innovation (STI) Decadal Plan“) für die Jahre 2022-32 fest (siehe unter Fachliche Stärken).
Zu den wichtigsten Förderprogrammen Südafrikas zählt die South African Research Chairs Initiative (SARChI). Sie wurde im Jahr 2006 vom Wissenschaftsministerium (DST, heute DSI) lanciert und wird seitdem von der National Research Foundation (NRF) administriert. SARChI soll Exzellenz in Forschung und Innovation an südafrikanischen öffentlichen Universitäten etablieren und erhalten, indem zu prioritären Themen Forschungslehrstühle über einen Zeitraum von bis zu fünfzehn Jahren eingerichtet werden. Im Rahmen von mehreren Ausschreibungsrunden wurden bis März 2020 bereits über 238 Lehrstühle an mehr als 20 Universitäten finanziert.
Um den Fachkräftemangel in der Wirtschaft zu bekämpfen, hat das Ministerium für Handel und Industrie (DTI) 1996 das „Technology and Human Resource for Industry Programme“ (THRIP) lanciert, das ebenso wie das SARChI-Programm von der NRF administriert wird. Das Ministerium bezuschusst Unternehmen unter dem THRIP-Programm, um ihnen die temporäre Beschäftigung von Studierenden im Abschlussjahr und Promovierenden in Forschungsprojekten zu ermöglichen.
Zu weiteren Programmen veröffentlicht die NRF eine Übersicht (NRF-Förderprogramme).
Das DSI hat das Portal Innovation Bridge eingerichtet, um einen besseren Überblick zu den verschiedenen Innovationsförderprogrammen, insbesondere vom Ministerium für Handel und Industrie (DTI) und von der Technology Innovation Agency (TIA) sowie zu den Dienstleistungen der öffentlichen Forschungseinrichtungen für Unternehmen zu bieten.
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Ergebnisse von Evaluierungen
Das DHET hat im Frühjahr 2021 zu dem „National Plan for Post-School Education and Training“ einen aktuellen Bildungsbericht veröffentlicht (DHET 2021: „Post–School Education and Training Monitor. Macro–Indicator Trends”).
Quantitative Daten liefert der jährliche „South African Science, Technology and Innovation Indicators Report“, der durch den National Advisory Council on Innovation (NACI) veröffentlicht wird (zuletzt South African STI Indicators Report 2022).
2013 hat die Academy of Science of South Africa (ASSAf) eine Evaluierung des südafrikanischen Nationalen Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsystems publiziert, gefolgt 2017 von einer Evaluierung durch NACI, um die Publikation des neuen Weißbuchs vorzubereiten (siehe ASSAf 2013: „Review of the State of the Science, Technology and Innovation System in South Africa“ und NACI 2017: „Performance Analysis. Towards a Next-Generation Science, Technology and Innovation White Paper for South Africa“).
Das Weißbuch von 2019 fasst die Ergebnisse dieser und anderer Bewertungen zusammen und identifiziert folgende Schwächen des NSI (siehe DST 2019, S. 9):
- unzureichende und nicht-inklusive Instrumente für die Entwicklung einer politischen Agenda;
- mangelnde Kohärenz und Koordination;
- unzureichende Mechanismen für politisches Lernen;
- nicht ausreichende Einbeziehung von Unternehmen und Zivilgesellschaft;
- mangelhafte hochklassige naturwissenschaftliche und technische Kompetenzen für die Wirtschaft;
- ein zwar produktives jedoch kleines Forschungssystem;
- eine Umwelt, die Innovationen nicht ausreichend fördert und
- Unterfinanzierung auf mehreren Ebenen
2017 hatte ein Panel des Wissenschaftsministeriums (heute DSI, damals DST) die institutionelle Landschaft Südafrikas im Hinblick auf die Förderung und Durchführung von Wissenschaft-, Technologie- und Innovation einer Analyse unterzogen (DST Review Panel (2017): „Science, Technology and Innovation Institutional Landscape Review“, STIIL Review). Insbesondere die außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen („Science Councils“, siehe unter Forschungs- und Förderorganisationen) des Landes wurden dabei kritisch bewertet: Zum einen haben sie einen verhältnismäßig geringen Output in Bezug auf Publikationen und Technologietransfer. Weiterhin bemängeltemahnte der Bericht, dass fachliche Schwerpunkte wie Landwirtschaft und Bergbau eher Prioritäten des 20. Jahrhunderts widerspiegeln. Für drängende Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie Energie und Wasser benötige man dagegen Institutionen, die die bisher fragmentierten Anstrengungen zusammen führten.zusammenführten. Für andere Bereiche wie die Meeres- und Polarforschung sowie die Forschung zur Digitalisierung industrieller Produktionsprozesse („4th Industrial Revolution“, 4IR) könnten neue Einrichtungen geschaffen werden. Abschließend schlägt der Bericht konkretwurde die SchaffungEinrichtung folgender neuer Institutionen vorvorgeschlagen (siehe STIIL Review, S. 133 und 155 ff.): „Ikwezi National Institute for Astronomy“, „Benguela Institute for Oceanic and Antarctic Research“, „Agulhas Climate Change and Earth System Sciences Institute“ (ACCESS), „National Biotechnology Institute“, „National Cyberinfrastructure Institute“„National Cyberinfrastructure Institute“ sowie für die Administration von Forschungsinfrastrukturen eine „National Research Facilities Commission“. Für die Koordinierung und Unterstützung der „Science Engagement“-Programme soll die „South African Agency for Science and Technology Advancement“ geschaffen werdenwurde die „South African Agency for Science and Technology Advancement“ geschaffen.
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4Internationale Kooperationen des Landes in Bildung, Forschung und Innovation
4.1 Internationale Programmatik
Strategien und Programme
Mit dem Ende der Apartheid 1994 hatte die Neustrukturierung und Transformation der Hochschul- und Forschungslandschaft Vorrang vor anderen strategischen Zielen. Wegen der schwierigen Ausgangssituation an den südafrikanischen Hochschulen (ungleicher Zugang der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, wenige Studierende und Graduierte, wenig qualifiziertes Lehr- und Forschungspersonal) herrschte in der Regierung längere Zeit Skepsis in Bezug auf Internationalisierung vor. 2019 legte das Ministerium für Hochschulen und Ausbildung (DHET) schließlich ein Papier für einen strategischen Rahmen vor. Das DHET betont darin, dass die Regierung im Regelfall keine Fördermittel für eine Internationalisierung der Hochschulbildung bereitstellen wird, diese müssen von den Hochschulen kommen. Bei der Entwicklung eigener Maßnahmen sollen die Hochschulen Qualität vor Quantität den Vorrang einräumen und Risiken wie eine mögliche Abwanderung südafrikanischer Talente mitbedenken (siehe DHET 2019: „Policy Framework on Internationalisation of Higher Education in South Africa"). De facto hat sich Südafrika vermehrt zu einem beliebten Zielland vor allem für afrikanische Studierende entwickelt (siehe unter Überblick zur internationalen Kooperation). Eine binationale Promotionsbetreuung ist besonders in der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC) etabliert und erwünscht. Der Austausch wird jedoch häufig durch einen intransparenten Visa-Prozess erschwert.
Zur Internationalisierung von Forschung und Innovation hat Südafrika noch keine eigene Strategie angenommen. Das 2019 veröffentlichte Weißbuch zu Wissenschaft, Technologie und Innovation hatte argumentiert, dass Internationalisierungsbestrebungen in Südafrika noch stärker an nationalen Prioritäten ausgerichtet sein soll (DST (2019): White Paper on Science, Technology and Innovation, S. 59 f.). Der aktuelle Internationalisierungsansatz wird durch einen Fünfjahresplan des Wissenschaftsministeriums bestimmt, der in jährlichen Plänen konkretisiert wird („DSI Revised Strategic Plan 2021 to 2025", zuletzt „DSI Annual Performance Plan 2022-2023" S. 89-96). Dabei gibt es vier Prioritäten, unter denen Südafrika anstrebt:
- internationale öffentliche und private Finanzmittel einzuwerben, um das nationale Innovationssystem in Südafrika weiter auszubauen (siehe unter FuE im öffentlichen und privaten Sektor);
- den Zugang zu internationalen Wissenschaftsressourcen auszubauen. Jedes Jahr sollen mehr als 300 südafrikanische Studierende an internationalen Postgraduiertenprogrammen im Ausland teilnehmen;
- die Wissenschafts-, Technologie- und Innovationskooperation mit Afrika weiter auszubauen, sowohl auf bilateraler als auch auf multilateraler Basis sowie mit Bezug auf die übergreifende Agenda 2063 der Afrikanischen Union (siehe unter Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern sowie Teilnahme an multilateralen Programmen und Initiativen);
- mit Hilfe einer Wissenschaftsdiplomatie-Initiative die strategischen außen- und handelspolitischen Interessen Südafrikas besser zu vertreten („creating a better South Africa, a better Africa and a better world”). Die südafrikanische Regierung startet in daher jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von Initiativen mit Wissenschafts- und Technologiebezug in internationalen Gremien, um die UN-Nachhaltigkeitsziele zu fördern sowie um südafrikanische Prioritäten auf die internationale Wissenschaftsagenda zu setzen. Weitere Initiativen sind geplant, um internationale Politikdialoge zu den Prioritäten des „Decadal Plans“ zu führen sowie um Kapazitäten für traditionell benachteiligte Institutionen und Personen aufzubauen.
2022 haben das südafrikanische Wissenschaftsministeriums DSI und der Forschungsrat CSIR die Initiative "Science Diplomacy Capital for Africa" vorgestellt, um technologische Innovationen zum Nutzen der Menschheit in Afrika und global einzusetzen.
Mit der Gründung des Science Forum South Africa (SFSA) im Jahr 2015, einer Kombination aus Messe und Konferenz, initiierte das Wissenschaftsministerium eine internationale Plattform für Fachdiskussionen zu Wissenschaft und Gesellschaft. Im Dezember 2021 wurde das SFSA bereits zum siebten Mal durchgeführt (Programm 2021). Vom 6.-9. Dezember 2022 richtete Südafrika als erstes Land auf dem afrikanischen Kontinent, das World Science Forum aus. Die ist eine alle zwei Jahre stattfindende internationale Konferenzreihe zur globalen Wissenschaftspolitik, die führende Wissenschaftler, Forscher, Akteure des Privatsektors, die Zivilgesellschaft und globale Medien zusammenbringt.
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Internationale Präsenz
Südafrikanische Hochschulen, Forschungs- und Fördereinrichtungen haben bis jetzt darauf verzichtet, Präsenzen im Ausland aufzubauen.
4.2 Bi- und multilaterale Kooperationen
Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern
Das Ministerium für Wissenschaft und Innovation (DSI) hat bisher bilaterale Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit mit über 40 Ländern abgeschlossen, darunter über 20 mit afrikanischen Staaten (Überblick Abkommen). Administriert werden diese Abkommen von der National Research Foundation (NRF), die mit zahlreichen Ländern bilaterale Förderbekanntmachungen durchführt (zur Rolle der NRF, siehe P. Makhura, in: ITB infoservice Special Edition (2018) „Science and Innovation in Africa. International Funding and Cooperation", S. 23 ff.).
Auf dem afrikanischen Kontinent bzw. im südlichen Afrika wird sich Südafrika weiterhin beim Aufbau von Forschungs-, Technologie- und Innovationskapazität engagieren. Dies unterstreicht der aktuell geltende Fünfjahresplan des Wissenschaftsministeriums „DSI Revised Strategic Plan 2021 to 2025" der wie auch der Vorgänger („DST Strategic Plan 2015-20“) die Kooperation mit Afrika als einen Schwerpunkt in der internationalen Kooperation benennt. Unter bilateralen Abkommen bestehen intensive Beziehungen zu Algerien, Ägypten, Äthiopien, Botswana, Kenia, Lesotho, Mali, Marokko, Mosambik, Namibia, Nigeria, Senegal, Sudan und Tunesien. Das Weißbuch von 2019 argumentiert, dass das afrikanische Engagement Südafrikas keinen karitativen Charakter habe; vielmehr könne das Land nur als Teil von vitalen regionalen und kontinentalen Innovationsökosystemen gedeihen. Beim Kapazitätsaufbau stehen der politische Rahmen, institutionelle Kapazitäten einschließlich Forschungsinfrastrukturen sowie Mobilitätsprogramme, vor allem für intra-afrikanische Mobilität im Fokus. Mittelfristig will sich Südafrika verstärkt an pan-afrikanischen Wissenschafts- und Innovationsprogrammen beteiligen, um die Anzahl an Ko-Publikationen mit afrikanischen Ländern zu steigern (siehe DST 2019: White Paper on Science, Technology and Innovation“, S. 59 f.).
Kooperationsabkommen gibt es aber auch mit zahlreichen Industrieländern in Amerika, Asien und Europa. Beispiel für eine bilaterale Aktivität mit einem Industrieland ist der mit dem Vereinigten Königreich 2014 zusammen aufgelegte UK-South Africa Newton Fund, unter dem gemeinsame Forschungslehrstühle gegründet, gemeinsame Innovationspartnerschaften und Forschungsprojekte gefördert sowie Mobilitätsstipendien vergeben werden.
Ein zunehmend wichtiger Partner für Südafrika wie auch andere afrikanische Länder ist China (siehe dazu S. Grimm, in: ITB infoservice „Science and Innovation in Africa" (2018), S. 17 ff.).
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Teilnahme an europäischen Programmen und Initiativen
Südafrika hat mit der 1954 gegründeten Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) 1992 ein Abkommen geschlossen (siehe CERN-Südafrika).
Im Jahr 1996 schlossen die Europäische Union (EU) und Südafrika ein Abkommen über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit und fördern seitdem die bilateralen Beziehungen. Aktuelle Informationen können auf der Website der EU zur Kooperation mit Südafrika im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Südafrika kann sich an Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in der Regel Förderung erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Dazu liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb das Land europäische Fördergelder in Höhe von 59,54 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 213 Projekten, an denen sich Südafrika beteiligte, wiesen mit 132 Projekten etwa 60 Prozent auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Vertragsdatenbank).
Die Beziehungen zwischen Südafrika und der EU wurden auch im Rahmen der ESASTAP-Projekte gepflegt, die darauf abzielten, den bilateralen politischen Dialog zu bereichern und prioritäre Bereiche für eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zu ermitteln. ESASTAP 2020, das mehrere Vorläufer hatte (ESASTAP, ESASTAP-2 and ESASTAP Plus projects) wurde im Februar 2016 gestartet und im Januar 2019 abgeschlossen, die Webseite von ESASTAP 2020 wird jedoch nach wie vor gepflegt und aktualisiert.
Eine weitere Variante europäisch-südafrikanischer Kooperation betrifft die Verbindung verschiedener nationaler und europäischer Fördertöpfe im Rahmen von länder- und themenbezogenen Public-Public Partnerships (P2Ps). Derzeit ist Südafrika an 13 dieser Partnerschaften beteiligt, die gemeinsame Förderbekanntmachungen durchführen können. Ein Schwerpunkt liegt auf den Netzwerken zum Thema Wasser (Water Works), die die gemeinsame Programminitiative zu Wasser (JPI Water) unterstützen (Übersicht ERA-LEARN Plattform, Stand Januar 2023).
2012 unterzeichnete Südafrika als erstes afrikanisches Land ein Assoziationsabkommen mit dem Netzwerk EUREKA. Als europäisch-internationales Netzwerk für anwendungsnahe Forschung und Entwicklung bietet EUREKA Unternehmen und Forschungseinrichtungen einen Rahmen für grenzüberschreitende Kooperationsprojekte, ohne selbst Förderung bereitzustellen. 2016 wurde Südafrika neues Partnerland in Eurostars, ein von EUREKA und Horizont 2020 gemeinsam finanziertes Programm, um kleine und mittlere Unternehmen bei einer Kooperation mit Partnern aus dem Netzwerk zu unterstützen (Webseite Eurostars-Südafrika).
Zwischen 2016 und 2022 setzte Südafrika mit über 20 weiteren Ländern die europäisch-afrikanische Forschungs- und Innovationspartnerschaft zu Ernährungssicherheit und nachhaltiger Landwirtschaft („Long-Term European and African Research and Innovation Partnership on Food Security and Sustainable Agriculture“, LEAP-Agri) um (zu dem Konzept von LEAP-Agri, siehe P. Makhura & B. Mallet, in: ITB infoservice „Science and Innovation in Africa" (2018), S. 51 ff.).
LEAP-Agri ist wie die Partnerschaft europäischer Länder und Entwicklungsländer für klinische Versuche („European and Developing Countries Clinical Trials Partnership“, EDCTP) Teil der bi-regionalen Kooperation EU-Afrika-Kooperation. Ziel von EDCTP ist die langfristige klinische Untersuchung von Impfstoffen und Arzneimitteln gegen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose, an der sich Südafrika seit 2004 beteiligt. Ende des Jahres 2013 wurde die erste Forschungsphase abgeschlossen, welche von Seiten der EU mit 35 Mio. Euro unterstützt wurde. In der 2. Programmphase (2014-2024) erhält die Initiative Mittel unter Horizont 2020 und nationale Zuwendungen. Mitglieder sind neben Südafrika 15 weitere afrikanische Länder sowie 14 europäische Länder. EDCTP hat für die europäisch-südafrikanische Kooperation weiterhin eine hohe Priorität und soll auch in Zukunft gefördert werden. Auch weitere multilaterale Gesundheitsforschungsinitiativen wie die „Global Alliance for Chronic Diseases“ und die „Global Research Collaberation for Infectious Disease Preparedness“ (GLoPID-R) genießen hohe Priorität.
Weitere zukünftige Schwerpunkte der europäisch-südafrikanischen Kooperation liegen im Bereich der Forschungsinfrastrukturen (Square Kilometre Array, SKA, siehe unter Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen), der Geowissenschaften (GEOSS 10 year strategic plan and AfriGEOSS), der Meereswissenschaften („Atlantic Ocean Research Cooperation“) und Grünem Wasserstoff (siehe: German-Energy-Solutions).
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Links/Institutionen
- CERN - Europäische Organisation für Kernforschung
- ESASTAP 2020 - Stärkung der Kooperation zwischen Europa und Südafrika in den Bereichen Technologie, Forschung und Wissenschaft
- Europäische Kommission: Portal zu Horizont 2020
- Eureka - Netzwerk für innovative und marktorientierte Forschung
- Gemeinsames Unternehmen Globale Gesundheit (Global Health EDCTP3 Joint Undertaking)
- Europ. Kommission: Forschungs- und Innovationskooperation mit den Ländern Afrikas
- AEIP - Africa-Europe Innovation Partnership
Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren
Südafrika ist kein Mitglied der G7, jedoch der G20. Während die G7 ein informeller Zusammenschluss der klassischen Industrieländer sind, gehören zu den G20 auch die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sowie Argentinien, Australien, Saudi-Arabien und die Türkei. Durch die Mitgliedschaft ist das Land an den jährlichen Beschlüssen der Staats- und Regierungschefs beteiligt, die auch Bildung und Forschung betreffen können. Zusätzlich finden Treffen der G20-Bildungs- und Wissenschaftsministerien statt.
Außerdem ist Südafrika Gründungsmitglied der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Im Jahr 1956 trat das Land aus der Organisation aus; seit Dezember 1994 ist es wieder Mitglied.
Seit dem Jahr 2007 ist Südafrika einer der fünf Schlüsselpartner der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Das Land kooperiert sowohl in Bildung als auch in Forschung mit der OECD, nimmt an der Gremienarbeit teil, liefert Daten und trägt zu Projekten bei (siehe Überblick Südafrika - OECD).
Südafrika ist außerdem Mitglied in den folgenden internationalen Regierungsorganisationen, die Schwerpunkte in den Bereichen Forschung und Innovation setzen:
- Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC);
- Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES);
- Weltgesundheitorganisation (World Health Organization, WHO);
- Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA).
In der Internationalen Energieagentur (International Energy Agency, IEA) hat Südafrika den Status eines assoziierten Mitglieds.
Im regionalen Zusammenhang sind zwei internationale Organisationen für Südafrika von Bedeutung:
- die Afrikanische Union (African Union, AU) setzt für ihre Mitglieder Orientierungsmarken über eine langfristige Vision (Agenda 2063) und eine mittelfristige Strategie (Science, Technology and Innovation (STI) Stragegy for Africa, STISA-2024). Die bi-regionale Kooperation mit der Europäischen Union wird unter der Joint Africa Europe Strategy (JAES) on Science, Technology and Innvation organisiert. Schwerpunkte für eine Forschungs- und Innovationspartnerschaft sind Ernährungssicherheit und Landwirtschaft sowie Klimawandel und nachhaltige Energie (siehe vorheriger Abschnitt).
- Die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (Southern African Development Community, SADC) ist eine regionale Organisation zur wirtschaftlichen und politischen Integration im südlichen Afrika. Ihr Sitz ist Gaborone in Botswana. Die SADC-Minister für Wissenschaft und Technologie unterzeichneten 2007 ein Protokoll in Pretoria. Ziel der SADC ist es, Kooperationen zu fördern und den Transfer von Wissenschaft, Technologie und Innovation unter den Mitgliedstaaten zu optimieren.
Seit 2009 treffen sich die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika jährlich. Seit 2013 finden jährliche Treffen der BRICS- Bildungsministerien statt, 2014 wurden Treffen der BRICS-Ministerien für Wissenschaft und Technologie eingeführt. Zu den bisherigen Ergebnissen des BRICS-Prozesses gehören die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding von 2015 („MoU on Cooperation in Science, Technology and Innovation between the Governments of BRICS Countries“), ein gemeinsames Forschungsrahmenprogramm (siehe unten) sowie ein Aktionsplan zur Innovationskooperation (2017-2020).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- UNESCO - Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur
- OECD: Themenseite Bildung
- OECD: Themenseiten Wissenschaft, Technologie und Innovation
- IPCC - Weltklimarat
- IPBES - Weltbiodiversitätsrat
- WHO - Weltgesundheitsorganisation
- IRENA - Internationale Organisation für Erneuerbare Energien
- IEA - Internationale Energieagentur
- AU - Afrikanische Union
- SADC - Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika
Teilnahme an multilateralen Programmen und Initiativen
Im Bildungsbereich hat die BRICS-Zusammenarbeit 2015 zur Schaffung der BRICS Network University (BRICS-NU) geführt, die 54 Universitäten zusammenführt. Im Rahmen der BRICS-NU-Aktivitäten ist geplant, in sechs Schwerpunktbereichen völlig neue Graduiertenprogramme zu entwickeln und zu starten. Die BRICS haben 2015 auf dem vierten Ministertreffen in Moskau ein gemeinsames multilaterales Rahmenprogramm für Wissenschaft, Technologie und Innovation ins Leben gerufen („BRICS STI Framework Programme", BRICS STI FP). Das Sekretariat, das bei der Russian Foundation for Basic Research (RFBR) eingerichtet wurde, hat seit 2016 sechs koordinierte Förderbekanntmachungen für prioritäre Themen veröffentlicht (Stand Januar 2024). Die Partner der Forschungskonsortien müssen aus mindestens drei verschiedenen BRICS-Ländern stammen. Die verantwortliche Förderorganisation auf südafrikanischer Seite ist das Wissenschaftsministerium (DSI).
Südafrika beteiligt sich am Belmont Forum, einer Partnerschaft von Forschungsförderorganisationen zu globalem Wandel sowie an der Global Biodiversity Information Facility (GBIF).
In der weltweit größten Nichtregierungsorganisation im Bereich Wissenschaft, dem Internationalen Wissenschaftsrat (International Science Council, ISC) ist Südafrika durch die National Research Foundation (NRF) sowie den Human Sciences Research Council of South Africa (HSRC) vertreten.
Südafrika nimmt an zahlreichen panafrikanischen bzw. regionalen Initiativen teil bzw. initiiert und finanziert diese. Im Vordergrund stehen Programme und Projekte zur Zielerreichung unter der Agenda 2063 der Afrikanischen Union (AU) und für die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC) sowie bilaterale Initiativen. In allen drei Bereichen setzt sich die Regierung das Ziel, jährlich eine festgelegte Anzahl neuer Initiativen zu starten (siehe „DSI Annual Performance Plan 2022-2023", S. 93). Die National Research Foundation (NRF) trägt ab 2020 die „African Open Science Platform“ (AOSP), außerdem leistet sie Unterstützung für das Promotionsprogramm „Southern African Systems Analysis Centre“ (SASAC) sowie für die „Science Granting Councils Initiative“ (SGCI), die 2014 gegründet wurde, um die Kapazitäten von Wissenschaftsförderorganisationen in Subsahara-Afrika zu stärken (zu dem Konzept von SGCI, siehe D. Ngila, in: ITB infoservice „Science and Innovation in Africa" (2018), S. 45 ff). Weiterhin beteiligt sich Südafrika zusammen mit Angola, Botsuana, Namibia und Sambia an dem „Southern African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use (SASSCAL, siehe unter Kooperation mit Deutschland). Weitere Beispiele für das Engagement Südafrikas sind die Förderung der Beteiligung anderer afrikanischer Länder an dem Projekt „Square Kilometre Array" (SKA) im Rahmen des Afrikanischen VLBI-Netzwerks, die Beteiligung an dem Aufbau einer Panafrikanischen Universität (PAU), einem Projekt der AU sowie an dem Netzwerk AIMS („African Institute for Mathematical Sciences“, siehe nächster Abschnitt).
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Links/Institutionen
- BRICS STI Framework Programme - Zusammenarbeit der BRICS-Staaten in Forschung, Technologie und Innovation
- Belmont Forum - Transnationale Forschung zum Globalen Wandel
- GBIF - Global Biodiversity Information Facility
- ISC - Internationaler Wissenschaftsrat
- SGCI - Science Granting Councils Initiative (Wissenschaftsförderorganisationen Afrika)
- SASSCAL - Wissenschaftszentrum für Klimawandel und alternative Landnutzung im südlichen Afrika
Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen
Eine wichtige Komponente der internationalen Forschungs- und Technologiezusammenarbeit Südafrikas ist die Errichtung des Square Kilometre Array (SKA), ein neues hochempfindliches Radioteleskop, mit dessen Hilfe fundamentale Fragen in der Weltraumforschung beantwortet werden sollen. Das SKA wird von einer internationalen Trägergemeinschaft aufgebaut und soll etwa ab 2027 in Betrieb gehen. Die Standorte in Südafrika und Australien wurden ausgewählt, da von dort aus die beste Sicht auf das galaktische Zentrum und minimale Radiointerferenzen gewährleistet sind. Zunächst koordinierte die SKA-Organisation als privatrechtlich organisierter Träger von Manchester aus die technischen Entwicklungsarbeiten, die Konsortien in über 20 Ländern leisteten. 2019 wurde eine zwischenstaatliche Trägerorganisation gegründet, das Square Kilometre Array Observatory (SKAO), das Installation und Betrieb des SKA überwachen soll. Am SKAO sind neben den Standorten Südafrika und Australien sowie der Zentrale im Vereinigten Königreich bisher auch die Staaten China, Italien, Niederlande, Portugal und die Schweiz als Mitglieder beteiligt (siehe Statusliste). Im März 2023 kündigte Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger an, dass Deutschland ebenfalls dem SKAO beitreten wird. Beobachter sind Frankreich, Indien, Japan, Kanada, Schweden, Spanien und Südkorea. Zusätzlich gibt es acht afrikanische SKA-Partnerländer (Botswana, Ghana, Kenia, Madagaskar, Mauritius, Mosambik, Namibia und Sambia), die ebenfalls Teile der Einrichtungen beherbergen sollen. Südafrika unterstützt diese Länder beim Aufbau von Radioteleskopen im Rahmen des Afrikanischen VLBI-Netzwerks (African Very Long Baseline Interferometry Network, AVN).
Das International Center for Genetic Engineering and Biotechnology (ICGEB) ist eine Forschungs- und Fördereinrichtung, die sich durch hohe Exzellenzstandards auszeichnet. Das ICGEB erreichte 1996 die volle Unabhängigkeit und hat heute über 60 Mitgliedsländer. Neben dem Hauptsitz in Italien (Triest) unterhält das Institut zwei Zweigstellten („components") in Indien und Südafrika (ICGEB-Kapstadt).
In Kapstadt wurde 2003 auch das erste Institut des African Institute for Mathematical Sciences (AIMS South Africa) angesiedelt (allerdings wird das panafrikanische AIMS-Netzwerk nicht von einer internationalen Regierungsorganisation getragen: zu dem Konzept von AIMS, siehe B. Green in: ITB infoservice „Science and Innovation in Africa" (2018), S. 40 ff).
Im April 2019 haben Südafrika und Vertreter des Weltwirtschaftsforums (WEF) ein Abkommen zur Einrichtung eines Partnerzentrums als Teil des Centre for the Fourth Industrial Revolution (C4IR) geschlossen. Ziel des C4IR ist es, politische Rahmenbedingungen zu entwickeln und Kooperationen zu fördern, um weltweit Industrie 4.0-Technologien zu verbreiten und weiterzuentwickeln. Das C4IR-Partnerzentrum in Südafrika soll als öffentlich-private Partnerschaft am Council for Scientific and Industrial Research (CSIR) angesiedelt werden.
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Sonstige nähere Informationen zu Südafrika erteilt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) der DLR Projektträger.
Fachliche Ansprechpartner für Südafrika sind:
Dr. Kerstin Silvestre Garcia
DLR Projektträger
Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Tel: +49 228 3821 1480
E-Mail Kerstin.Garcia(at)dlr.de
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