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Überblick zur internationalen Kooperation: Brasilien

Für die internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung ist federführend das brasilianische Außenministerium (MRE, Itamaraty) u.a. mit einer Abteilung für Wissenschaftskooperation (DCT) und einem Referat für die Bildungskooperation (DCE) verantwortlich.

Die Zahlen von UNESCO und OECD erfassen die Studierenden, inklusive der Promovierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Diese Gruppe ist wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern verhältnismäßig klein. Insgesamt weist Brasilien 2018 mit etwa 20.000 ausländischen Studierenden im Land einen Anteil von 0,3 Prozent auf, darunter 2 Prozent der Promovierenden. Die aus Brasilien stammenden 89.000 Studierenden, die im Ausland einen Abschluss anstreben, entsprechen einem Anteil von 1 Prozent aller Studierenden in Brasilien. Mit diesen Zahlen liegt Brasilien unter dem OECD-Durchschnitt (siehe Bildungsindikatoren, Klick auf Grafik oben für Entwicklung seit 2010).

Die wichtigsten Herkunftsländer der ausländischen Studierenden sind Angola, die südamerikanischen Nachbarländer Kolumbien, Peru, Japan und Paraguay. Brasilianische Studierende bevorzugen für ein Studium im Ausland als Zielländer die USA, Argentinien, Portugal, Australien und Deutschland (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

In der internationalen Bildungs- und Forschungszusammenarbeit ist neben der Förderagentur für Hochschulbildung (CAPES) und dem Nationalen Forschungs- und Technologierat (CNPq) auch die Förderagentur des Bundesstaates São Paulo (FAPESP) ein zunehmend wichtiger Akteur. Im Zeitraum von 2011-16 finanzierte die brasilianische Regierung Auslandsaufenthalte von über 90.000 brasilianischen Studierenden im Rahmen des Stipendienprogramms „Wissenschaft ohne Grenzen - Science without borders“ (Webseite). Ende 2017 stellte die nationale Förderagentur für Hochschulbildung CAPES einen neuen Ansatz vor: Unter dem Strukturprogramm CAPES/PRINT wird die institutionelle Internationalisierung von ausgewählten brasilianischen Hochschulen gefördert (Pressemitteilung). Der Schwerpunkt von CAPES/PRINT liegt auf Postgraduiertenstudiengängen: Vor allem der wissenschaftliche Nachwuchs aus dem Ausland soll für Forschungsaufenthalte in Brasilien gewonnen werden.

Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an allen wissenschaftlichen Publikationen hat sich in Brasilien uneinheitlich entwickelt. Zwischen 1996 und 2010 ging der Anteil von 35,9 auf 23,6 Prozent zurück. Nachdem der Anteil seit 2013 wieder steigt, wurden 2021 36,4 Prozent erreicht. Zum Vergleich: In Deutschland ist – ähnlich wie in vielen anderen westlichen Industrieländern – die internationale Ko-Publikationsrate im selben Zeitraum von 30,8 Prozent auf 52,7 Prozent gewachsen (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved October 31, 2022, from www.scimagojr.com).

Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern liegen an erster Stelle die USA, gefolgt mit weitem Abstand von Großbritannien, Spanien, Deutschland und Frankreich. China belegt Rang 10 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

2004 wurde ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Brasilien und der Europäischen Union unterzeichnet, das 2007 in Kraft trat. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Brasilien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Einrichtungen aus Brasilien können sich an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in Ausnahmefällen auch europäische Fördermittel erhalten. Um die Beteiligung Brasiliens zu erleichtern, hat die Europäische Kommission im November 2021 mit verschiedenen brasilianischen Fördereinrichtungen ein Abkommen zur Ko-Finanzierung geschlossen. Ähnliche Abkommen gab es bereits seit 2018 für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Zur Beteiligung an Horizont 2020 liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor: Bis Dezember 2021 warb Brasilien 15,53 Millionen Euro an europäischen Fördergeldern ein. Unter den insgesamt 142 Projekten, an denen sich das Land beteiligte, wiesen mit 93 Projekten zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Datenbank).

Eine weitere Variante europäisch-brasilianischer Kooperation betrifft die Verbindung verschiedener Fördertöpfe im Rahmen von themenbezogenen Public-Public Partnerships (P2Ps) (Übersicht ERA-LEARN Plattform) und dem bi-regionalen Netzwerk EU CELAC Interest Group (Vorgänger ERA-Net LAC). Die letzte Förderbekanntmachung wurde 2017 veröffentlicht.

Ein neuer Ansatz ist, durch eine Präsenz vor Ort Forschungseinrichtungen und Unternehmen den Zugang zu Brasilien bzw. zu der EU zu erleichtern. 2017 wurde zu diesem Zweck das  European Network of Research and Innovation Centres and Hubs in Brasilien (ENRICH in Brazil) gegründet.

Brasilien beteiligt sich an diversen internationalen Organisationen, die zur Bildung-, Forschungs- und Innovationspolitik in Lateinamerika kooperieren. Dazu zählen die UN - Economic Commission for Latin America and the Caribbean (ECLAC/ CEPAL), die Vereinigung Südamerikanischer Länder (UNASUR), der MERCOSUR (Gemeinsamer Markt Südamerikas) sowie die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) und die Iberoamerikanische Staatenorganisation (OEI) , die teilweise eigene Programme im Bereich Forschung und Technologie und zur Ausbildung hoch qualifizierter Fachkräfte haben.

Neue Horizonte schafft die Zusammenarbeit mit den anderen BRICS-Ländern Russland, Indien, China und Südafrika. Seit 2016 haben die BRICS-Länder sechs Förderbekanntmachungen für prioritäre Themen unter einem gemeinsamen Rahmenprogramm für Wissenschaft, Technologie und Innovation veröffentlicht („BRICS STI FP“, Stand Januar 2023).

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