StartseiteLänderAsienJapanZusammenfassungÜberblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik: Japan

Japan gehört mit seiner leistungsstarken Wirtschaft und seinen großen technologischen Fähigkeiten zu den wirtschaftlich stärksten Ländern der Welt. Zusätzlich ist Japan einer der größten Investoren in Forschung und Entwicklung (FuE): Im weltweiten Vergleich liegt Japan mit FuE-Gesamtausgaben in Höhe von 177 Milliarden USD (kaufkraftbereinigt) 2021 auf Rang 3 hinter den USA und China. Dahinter folgt Deutschland auf Rang 4 (siehe FuE-Indikatoren).

Einen Spitzenplatz nahm Japan lange Zeit in Bezug auf seine FuE-Intensität, das heißt den Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein: Inzwischen haben andere Länder ihre Investitionen ebenfalls ausgebaut: Im Jahr 2020 liegt Japan mit 3,3 Prozent weltweit auf dem sechsten Rang hinter Israel, Südkorea, den USA, Schweden und Belgien. Die hohe FuE-Intensität ist in Japan vor allem durch das starke Engagement der Unternehmen bedingt, deren Anteil – ähnlich wie in Südkorea und Israel - mehr als drei Viertel an den Gesamtausgaben ausmacht. Dagegen hat sich der Beitrag des japanischen Staates zur Finanzierung von FuE reduziert: Die Ausgaben liegen mit einem Anteil von 0,5 Prozent am BIP unter dem OECD-Durchschnitt (siehe FuE-Indikatoren).

In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen platziert sich Japan 2022 auf Rang 7. Nachdem das Land 1996 noch Rang 3 hinter den USA und Großbritannien eingenommen hatte, wurde es zwischenzeitlich von China, Deutschland, Indien und Italien überholt (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved June 30, 2023, from www.scimagojr.com).

Im Global Innovation Index (GII) 2023, in dem Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, liegt Japan im weltweiten Vergleich auf Rang 13 (USA: Rang 3; Singapur: Rang 5; Deutschland: Rang 8; Südkorea: Rang 10; China: Rang 12).

Die Zukunft des Bildungs-, Wissenschafts- und Technologiestandort Japan wird durch die fortgeschrittene Alterung der japanischen Bevölkerung beeinflusst. Nach aktuellen statistischen Erhebungen sind bereits heute 29 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt (Stand 2023). Vorhersagen gehen davon aus, dass sich die japanische Bevölkerung zwischen den Jahren 2044 und 2054 auf unter 100 Millionen reduziert, während der Anteil der über 65-jährigen weiter wächst.

Das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology, MEXT) ist das verantwortliche Ministerium für Schulen und Hochschulen. In Bezug auf Aus- und Weiterbildung teilt es sich die Kompetenzen mit dem Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales (Ministry of Health, Labour and Welfare, MHLW).Das japanische Hochschulwesen zeichnet sich durch eine große Anzahl an privaten, öffentlich-lokalen und staatlichen Hochschulen aus. Über drei Viertel der Studierenden besuchen teure private Hochschulen. Aber auch an staatlichen und öffentlich-lokalen Hochschulen müssen einheimische Studierende verhältnismäßig hohe Gebühren bezahlen.

Im Bereich Forschung und Innovation sind die Zuständigkeiten zwischen dem MEXT und dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (Ministry of Economics, Trade and Industry, METI) aufgeteilt.

Vor allem die staatlichen Universitäten engagieren sich in der Forschung. Neun staatliche und zwei private Universitäten haben sich 2009 im Interessenverband Research Universities 11 (RU11) zusammengeschlossen. Grundlagenforschung an Hochschulen wird vor allem durch die Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) gefördert, während die Japan Science and Technology Agency (JST) für angewandte Forschung zuständig ist. Um den Herausforderungen der alternden Gesellschaft zu begegnen, hat die japanische Regierung 2015 eine neue Förderagentur speziell für Gesundheitsforschung und -innovation gegründet, die Agency for Medical Research and Development (AMED).

Zu den wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtungen zählt RIKEN (jap. als Kurzform für Rikagaku Kenkyūjo‚ Physikalisch-chemisches Institut). Die renommierte Einrichtung für Grundlagenforschung war 1917 nach dem Vorbild der damaligen Kaiser Wilhelm Gesellschaft, der Vorgängerin der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), gegründet worden. Industrienahe angewandte Forschung wird heute teilweise durch RIKEN, teilweise durch das National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) durchgeführt.

Im privaten Forschungssektor sind viele globale Industriekonzerne tätig. Die aktivsten Branchen sind 1. Fahrzeugbau, 2. Computer, Elektronik und Optik sowie 3. Arzneimittel.

Direkte Förderung für Unternehmen ist in Japan vergleichsweise knapp bemessen. Zuständig für die Vergabe ist vor Allem die New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO). Da japanische Unternehmen nur selten Hochschulen oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit der Durchführung von FuE beauftragen, haben öffentlicher und privater Sektor in Japan nur wenig Kontakt.

In Forschung und Innovation besonders aktive (Groß-)Regionen sind Tokyo, Kansai und Nagoya.

Die japanische Regierung legt die wesentlichen Ziele für Bildungspolitik sowie Forschungs- und Innovationspolitik in mehrjährigen Basisplänen fest. Die übergreifende Planungs- und Koordinierungskompetenz für FuE obliegt dem Cabinet Office (CAO) beim Ministerpräsidenten. Dem CAO ist der Council for Science, Technology and Innovation (CSTI) als zentrales Beratungs- und Koordinierungsgremium unterstellt.

Um Reformen vorzubereiten, hat Japan sein Bildungssystem 2018 von der OECD begutachten lassen. Unter neuen Basisplan für Bildungsförderung („3rd Basic Plan for the Promotion of Education“, 2018-22) stand die Überarbeitung von Lehrplänen in Schulen sowie die Verbesserung von Bildungschancen für ältere Personen („Lebenslanges Lernen“) und ärmere Bevölkerungsgruppen im Vordergrund stehen

Die Festlegung von fachlichen Schwerpunkten für die Forschungs- und Inovationspolitik erfolgt in Japan im Rahmen von „Science, Technology and Innovation Basic Plans“ („STI Basic Plans“) mit fünfjähriger Laufzeit. Ergänzt werden diese durch die jährliche Publikation einer „Integrated Innovation Strategy“ (zuletzt 2023). Der sechste Basisplan („Sixth STI Basic Plan“, 2021-2026) orientiert sich wie schon sein Vorgänger an der Vision einer „Society 5.0“. Unter dem sechsten Basisplan wird angesichts der geostrategischen Herausforderungen und der Erfahrungen mit COVID-19 der Schwerpunkt auf Sicherheit gelegt. Ziele der Politik sind die wirtschaftliche Resilienz, Nachhaltigkeit der technologischen Infrastruktur Japans und der Schutz geistigen Eigentums, insbesondere im Bereich der Hochtechnologien (APRA-Monitoring Bericht Japan (2022), S. 37). Weiterhin bemüht sich Japan in den letzten Jahren um die Schaffung eines japanischen Innovationsökosystems, das unter anderem auf die Förderung von Innovation in kleinen Unternehmen („Small Business Innovation Research“, SBIR-Programme) und eine neue Start-Up-Kultur setzt. Ein japanisches Ziel ist außerdem die Schaffung von Forschungsuniversitäten von Weltklasse, die sich am US-amerikanischen Modell privater Hochschulen orientiert. Die Japan Science and Technology Agency (JST) hat dazu einen University Endowment Fonds mit Mitteln von 10-Billionen Yen (63,63 Mrd. Euro) ausgestattet.

 

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