Das Zurückfallen der französischen Schüler in Mathematik um 14 Punkte zwischen 2003 und 2009 wird seitens Frankreich - so Le Figaro vom 8.12.2010 - als besonders enttäuschend empfunden.
Wenn Frankreich insgesamt - so Le Figaro (Marie Estelle Pech) weiter - innerhalb des OECD-Classements einen "ehrenvollen Platz" im Mittelfeld behaupten kann, verdankt es dies seiner Elite, "die stark bleibe und leicht zugelegt hat, während sich parallel hierzu die Zahl der Schüler, die in ihrer schulischen Laufbahn scheiterten (Niveau 0 einer aufsteigenden Skala von 5) zwischen 2000 und 2009 verdoppelt habe. Das französische Bildungssystem sei eines der "ungleichsten"; es funktioniere gut für die Besten, vergesse aber die Schwächsten.
In Frankreich sei - so Sophie Vayssettes, Statistikerin der OECD - der Einfluss des sozio-ökonomischen Milieus, dem die Schüler entstammten, im Vergleich zu Regionen wie Shanghai, Südkorea, Hongkong und Kanada groß.
In einem zweiten Beitrag der ganzseitigen Berichterstattung von Le Figaro vom 8.12.2010 zu PISA 2009 bemerkt Natacha Polony unter der Überschrift "Les méthodes pédagogiques francaises mises à mal", "PISA habe lange gebraucht, um seinen Platz in der sehr französisch geführten Bildungsdebatte zu finden; lange Zeit seien die Ergebnisse der PISA-Studien in Frankreich unbeachtet geblieben. Heute seien sie das Alpha und Omega der Evaluierung des französischen Bildungssystemes".
Natacha Polony weist darauf hin, dass Frankreich - insoweit auf gleichem Niveau wie Großbritannien - in dem Versuch gescheitert sei, die Immigranten-Kinder der 2. Generation auf das gleiche Niveau zu bringen wie die jungen Menschen ohne Migrationshintergrund.
Erziehungsminister Luc Chatel hat am 7.12.2010 PISA 2009 und das Abschneiden Frankreichs der Presse durchaus selbstkritisch präsentiert. Hierzu steht ein 15-seitiges Pressedossier (s.o.) zur Verfügung.
Vor dem Hintergrund von PISA 2009 verdient auch der Situationsbericht "L' état de l' école" Interesse, den das französische Erziehungsministerium Ende November 2010 - seit 1991 zum zwanzigsten Mal - veröffentlicht hat. Anhand von 29 Indikatoren weist der Bericht - unter Einblendung einiger europäischer und internationaler Vergleichsparameter - den letzten Stand der finanziellen, personellen und strukturellen Entwicklung des französischen Blidungssystems aus. Die dem 76 Seiten umfassenden Bericht vorangestellte "Présentation" in Verbindung mit einer sechsseitigen Kurzübersicht erlaubt einen Überblick über den "Stand der Schule" aus der Sicht des französischen Erziehungsministeriums.