StartseiteLänderEuropaTschechische RepublikZusammenfassungÜberblick zur internationalen Kooperation

Überblick zur internationalen Kooperation: Tschechische Republik

Internationale Zusammenarbeit und Internationalität haben für die Tschechische Republik einen hohen Stellenwert. Zielvorgaben zur Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern sowie zu verstärkter Forschungszusammenarbeit insbesondere im europäischen Rahmen finden sich in allen maßgeblichen Strategiedokumenten. Die tschechischen Wissenschafts- und Forschungsorganisationen sind durchweg im internationalen Bereich sehr aktiv, obwohl die tschechische Regierung noch keine dezidierte übergreifende Internationalisierungsstrategie angenommen hat.

Die Zuständigkeit für internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung, Außenwissenschaftspolitik und Mobilität liegt beim Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MSMT). Im Bereich Studierendenaustausch gibt es eine Vielzahl von Programmen. In Bezug auf die Forschungszusammenarbeit ist im MSMT die Zuständigkeit für die europäischen Programme angesiedelt, aber auch die internationale Forschungskooperation mit außereuropäischen Schwerpunktregionen wird im MSMT administriert.

Die folgenden Daten beziehen sich nur auf ausländische Studierende, die einen Abschluss anstrebten. Der Anteil der ausländischen Studierenden in der Tschechischen Republik war mit 15 Prozent hoch (zum Vergleich: Deutschland: 11 Prozent, OECD-Durchschnitt: 6,6 Prozent). Auch die tschechischen Studierenden sind überdurchschnittlich mobil (siehe Bildungsindikatoren).

Von den mehr als 47.000 ausländischen Studierenden in der Tschechischen Republik stammten fast als die Hälfte aus dem Nachbarland Slowakei. Aufgrund eines Abkommens zwischen der Tschechischen und der Slowakischen Republik steht slowakischen Studierenden das tschechische Hochschulsystem ohne Einschränkung offen, auch spielt hier die enge Sprachverwandtschaft aus gemeinsamer tschechoslowakischer Zeit vor 1992 eine besondere Rolle (Quelle: DAAD). Weitere wichtige Herkunftsländer sind Russland, die Ukraine, Kasachstan und Indien. Bei den Zielländern für 12.195 tschechische Studierende lag ebenfalls die Slowakei vorne, gefolgt von Großbritannien, Deutschland, den USA und Dänemark (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen ist in der Tschechischen Republik zwischen 1996 und 2011 mit einigen Schwankungen konstant geblieben. Ab 2011 ist die Rate stetig von 34 auf zuletzt 54,3 Prozent (2021) angewachsen. Zum Vergleich: In Deutschland blieb die Rate zwischen 1996 und 2001 konstant. Dann verzeichnete Deutschland zwischen 2001 und 2021 eine Steigerung von 30,8 auf 52,7 Prozent (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved June 26, 2022, from www.scimagojr.com).

Die wichtigsten tschechischen Ko-Publikationsländer in den letzten vier Jahren waren Deutschland, die USA, Großbritannien, Italien und Frankreich. China und Russland platzieren sich auf den Rängen 10 und 11, Indien auf Rang 18 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Mit dem Aufbau der EU-kofinanzierten Exzellenzzentren (siehe vorheriger Abschnitt) hat die Tschechische Republik gezielt in ihre Attraktivität als Forschungsstandort investiert. Die Erstellung dieser Infrastrukturzentren wurde explizit in den Dienst der Anbahnung verstärkter internationaler Zusammenarbeit gestellt.

In den letzten Jahren hat die Tschechische Republik Anstrengungen unternommen, die Kooperation mit nicht-europäischen Ländern zu verstärken. Die Entsendung der bisher einzigen Wissenschaftsdiplomatin der Tschechischen Republik nach Israel unterstreicht die Bedeutung als Kooperationspartner. In der Kooperation mit Schwellen- und Entwicklungsländern ist ein Schwerpunkt bei China sowie Thailand und Vietnam in Südostasien zu erkennen.

Bei der Beschäftigung ausländischer Forschender in der Tschechischen Republik gibt es keine grundsätzlichen Hindernisse, jedoch auch keinen generellen strategischen Ansatz. Häufig stellt die Sprache ein Hindernis dar (Quelle: European Research Area Progress Report 2016, Country Snapshot Czech Republic, S. 5).

Die internationale (Kurzzeit-)Mobilität von Forschenden in beide Richtungen wird sowohl durch das Ministerium (MSMT) als auch durch die Czech Academy of Sciences (AV CR) gefördert. Das MSMT bietet über sein Schwerpunktprogramm „MOBILITY“ Austauschförderung für acht Länder an. Neben Deutschland sind auch Argentinien, Österreich, Polen, Frankreich, Griechenland, Slowenien und die Slowakei adressiert. Weiterhin gibt es einen Donauraum-Pfeiler von MOBILITY. Um die wissenschaftlich-technologische Kooperation zu fördern, hat das MSMT bilaterale Länderprogrammen mit China, Israel und Norwegen sowie mit dem Bundesland Bayern vereinbart.

Die Czech Academy of Sciences (AV CR) als wichtigste tschechische Wissenschaftsorganisation ist in ihren Aktivitäten international breit vernetzt. Über ihre Abteilung für Internationale Angelegenheiten unterhält sie Beziehungen zu 38 Ländern weltweit, entsprechend angelegte Kooperationsprogramme wurden mit etwa der Hälfte dieser Länder abgeschlossen. Die AV fördert diese internationale Zusammenarbeit über bilaterale sowie multilaterale mehrjährige Projekte („Mobility“, „Mobility Plus“, „ERA-net like projects“). Außerdem administriert die AV zwei Fellowship-Programme. Das J. E. Purkyně Fellowship-Programm richtet sich an ausländische sowie im Ausland tätige tschechische Wissenschaftler, in der Regel unter 40 Jahren, und fördert maximal fünfjährige Forschungsaufenthalte an AV-Instituten. Im Rahmen von Josef-Dobrovsky-Fellowships erhalten ausländische Nachwuchswissenschaftler (in der Regel unter 35 Jahren) geförderte Kurzstudienaufenthalte in der Tschechischen Republik insbesondere für landeskundliche Fragestellungen.

Die Czech Science Foundation (GA CR) hatte bereits mit einer Reihe von europäischen Fördereinrichtungen, darunter dem österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), bilaterale Projekte gefördert. Die Verfahren zur Förderung bi- und trilateraler Projekte mit Deutschland, Luxemburg, Österreich, Polen, der Schweiz und Slowenien werden ab 2021 unter der sogenannten WEAVE-Initiative durchgeführt. Dabei werden Anträge nur in einem der beteiligten Länder von der sogenannten federführenden Förderorganisation („Lead Agency“) bewertet. In den nächsten fünf Jahren plant die GA CR die Ausdehnung des Verfahrens auf weitere europäische Länder wie Belgien, Kroatien, Norwegen und Schweden. Weitere bilaterale Förderprogramme setzt die Czech Science Foundation mit Südkorea und Taiwan um. Einreichungen und Bewertung zu diesen zwei- bis dreijährigen Projekten erfolgen hierin in jeweils beiden Ländern.

Die tschechische Technologieagentur (TA CR) hat ihre internationale Zusammenarbeit vorrangig auf die neun Länder China, Korea, Nigeria, Polen, Slowakei, USA, Thailand, Taiwan und Vietnam ausgerichtet. Das DELTA-Programm bildete das erste Programm für die internationale Zusammenarbeit. Das mittlerweile DELTA-2 benannte Programm geht 2023 in seine fünfte Ausschreibung.

Als Mitgliedsland der Europäischen Union kann sich die Tschechische Republik in allen Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Europa (2021-27) voll beteiligen. Zur Beteiligung an dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20) liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb die Tschechische Republik europäische Fördergelder in Höhe von 474,59 Millionen Euro ein. Unter den 1.350 Projekten, an denen sich das Land beteiligte, wies mit 866 Projekten knapp zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Datenbank). Die Zuständigkeit liegt bei dem Ministerium MSMT.

Andere Varianten europäischer Kooperation setzen nicht auf einen gemeinsamen Fördertopf unter dem Rahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung verschiedener nationaler Fördertöpfe, um gemeinsame Projekte im Rahmen von Public Public Partnerships (P2Ps) zu finanzieren. Derzeit ist die Tschechische Republik an über 30 P2Ps beteiligt (Überblick ERA-LEARN). Darunter sind ERA-NETs zu Informations- und Kommunikationstechnologien (CHIST-ERA III), Quantentechnologien (QuantERA) und Materialwissenschaften (M-ERA.NET 2), auf der Forstwirtschaft basierende Bioökonomie (ForestValue) sowie Netzwerke mit Gesundheitsbezug (JPCOFUND2 zu neurodegenerativen Krankheiten). Vertreten wird die Tschechische Republik in den Netzwerken meist durch ein Ministerium (MSMT, Wirtschafts- oder Agrarministerium) oder auch der Technologieagentur (TA CR).

Die Tschechische Republik trat außerdem 1995 dem Netzwerk zur Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA bei und beteiligt sich an dem gemeinsamen Förderprogramm Eurostars. Zuständig ist das Ministerium MSMT (EUROSTARS-Webseite - Tschechische Republik).

Neue Horizonte eröffnet die Auflage eines China-MOEL-Partnerschaftsprogramms, das 16 mittel- und osteuropäische Länder (MOEL), darunter auch Polen, mit China zusammen führt („16+1-Kooperation"). Das im Juli 2018 vereinbarte Programm ist umfassend angelegt. Es sieht vor

  • einen politischen Dialog zur Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik durchzuführen;
  • gemeinsame Forschungsinfrastrukturen aufzubauen;
  • den Austausch des wissenschaftlichen Nachwuchses zu fördern sowie
  • einen Finanzierungsmechanismus zur Förderung von gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten einzuführen.

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