StartseiteLänderEuropaTschechische RepublikZusammenfassungÜberblick zur Kooperation mit Deutschland

Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Tschechische Republik

Für die Tschechische Republik hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Herkunftsland für internationale Studierende liegt Deutschland unter den Top 10. Als Zielland für tschechische Studierende platziert sich Deutschland auf Rang 3, als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen nimmt Deutschland nun sogar den Spitzenrang ein (siehe vorheriger Abschnitt).

Die bilaterale wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit (WTZ) zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik beruht auf dem WTZ-Abkommen vom 02.11.1990, das ursprünglich mit der Regierung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik geschlossen wurde. Bilaterale Kooperationen in Forschung und Entwicklung werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF). Zum einen stellt das BMBF über seine internationale Abteilung Mittel für Sondierungs- und Vernetzungsaktivitäten und Workshops sowie für die Nachwuchsförderung bereit. In den Fachabteilungen werden Kooperationsprojekte mit verschiedenen fachlichen Schwerpunkten gefördert. Vernetzungsaktivitäten mit der Tschechischen Republik in Bedarfsfeldern der Hightech-Strategie werden seit 2004 über kontinuierliche wie temporäre Bekanntmachungen (Regionalausschreibungen 2004-2013 sowie 2014-2017, „Bridge2ERA“ 2017 und 2021, Donauraumbekanntmachungen 2013 und 2015) gefördert.

Wesentliche neue Impulse nach 2010 erhielt die deutsch-tschechische Kooperation in Forschung und Entwicklung durch den Strategischen Dialog beider Länder, der 2015 auf der Basis einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister aufgenommen wurde. Forschung und Entwicklung ist eine der zentralen Arbeitsbereiche des Strategischen Dialogs. Wichtige Instrumente  waren eine bilaterale Konferenzreihe 2015-2019, neue Förderangebote des BMBF für die deutsch-tschechische Kooperation sowie der Austausch von deutschen und tschechischen Forschenden und Innovationsexperten.

Als Begleitangebot einer bilateralen FuE-Konferenz wurde 2017 erstmalig eine deutsch-tschechische EUREKA-Bekanntmachung aufgelegt. Im November 2019 wurde die zweite bilaterale EUREKA-Bekanntmachung veröffentlicht, mit Einreichungsfrist Ende März 2020. Als Nachfolgeangebot zur Brünner Konferenz von 2019 war sie den Themenschwerpunkten Nanotechnologien, Neue Materialien und Digitalisierung gewidmet und erzielte mit 17 Projektvorschlägen eine hohe Beteiligung. Die fünf ausgewählten Projekte liefen zwischen Ende 2020 und Anfang 2023.

Die Tschechische Republik ist eines der Zielländer der aktuellen Neuauflage der BMBF-Bekanntmachung „Bridge2ERA2021“, die im September 2021 mit vier Einreichungsfristen zwischen Februar 2022 und Mai 2024 veröffentlicht wurde. Mit diesem Förderinstrument werden Finanzmittel für Vorhaben bereitgestellt, um die Vorbereitung und Antragstellung von Projekten zu thematischen Prioritäten des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizont Europa sowie zu anderen forschungsrelevanten EU-Programmen zu fördern. Aus der Einreichungsrunde zu Februar 2022 resultierten 56 Einreichungen, 12 Vorhaben mit Start ab April 2023 wurden ausgewählt. Partner aus der Tschechischen Republik sind in vier Projekten beteiligt. Aus der Einreichungsrunde November 2022 resultierten 42 Einreichungen.

Eine wichtige Thematik wurde im Rahmen des Strategischen Dialogs zwischen dem BMBF und dem tschechischen Ministerium für Handel und Industrie (MPO) zu Forschung, Entwicklung und Innovation im Bereich Industrie 4.0 angegangen. Als Ergebnis einer bilateralen Bekanntmachung von BMBF und der tschechischen Technologieagentur starteten Anfang 2018 neun ausgewählte Projekte. Die Bekanntmachung erhielt 2018 eine zweite Auflage mit weiteren zwei geförderten Projekten.

Ein wegweisendes gemeinsames Vorhaben ist RICAIP (zu Details siehe unten), das in der Zeit von 2019 bis 2026 mit Hilfe von verschiedenen EU-Finanzierungen durchgeführt wird. Durch dieses Projekt von insgesamt vier Institutionen aus der Tschechischen Republik und Deutschland soll der Grundstein für eine Forschungsinfrastruktur mit Partnern aus ganz Europa gelegt werden. Die Anwendungsfelder werden sich auf Künstliche Intelligenz, Robotik, Maschinelles Lernen und Computerwissenschaften erstrecken.

Anträge zur Förderung von bilateralen grenzüberschreitenden Projekten zur Grundlagenforschung mit deutscher und tschechischer Beteiligung können nach dem „Weave Lead Agency-Verfahren" jederzeit bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bzw. der tschechischen Fördereinrichtung GA CR eingereicht werden.

2022 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 71 tschechische Nachwuchs- und Gastforschende und sie führte 58 Projekte mit Partnern in der Tschechischen Republik durch.Das von der MPG initiierte Dioscuri-Programm (Webseite Max Planck – DIOSCURI) unterstützt herausragende Forscherinnen und Forscher bei der Etablierung innovativer und international sichtbarer Forschungsgruppen in der Region Mittelosteuropa. Die Finanzierung übernehmen zu gleichen Teilen das BMBF und die Regierung des jeweiligen Landes. Nach dem Start des Programms in Polen wurde Dioscuri nun auf die Tschechische Republik ausgeweitet. Mit einer ersten Bekanntmachung im April 2022 ging das Programm in die konkrete Umsetzung. Die Eröffnung der Zentren ist ab 2023 geplant. Eine zweite Ausschreibung soll dann im Jahr 2024 folgen.

Fachliche Schwerpunkte der gemeinsamen deutsch-tschechischen Projekte unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 (2014-20) bildeten die Themenfelder Informations- und Kommunikationstechnologien. Unter dem Siebten EU-Forschungsrahmenprogramm (2007-13) lagen die Schwerpunkte bei Nanowissenschaften, neuen Produktionstechnologien sowie Informations- und Kommunikationstechnologie.

Internationale Mobilität aus und in die Tschechische Republik wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

Das ERASMUS Plus-Programm fördert Mobilität in beide Richtungen: Zwischen 2020-22 erhielten 773 Studierende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie 80 Hochschullehrkräfte und Mitglieder des Hochschulpersonals aus Deutschland Finanzierung für einen Aufenthalt in der Tschechischen Republik. Im Gegenzug kam die ERASMUS-Finanzierung für Aufenthalte in Deutschland 654 bzw. 135 Geförderten aus der Tschechischen Republik zugute.

2022 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in der Tschechischen Republik an 328 (288) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 106 (124) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 240 (317) und 135 (194) Geförderte aus der Tschechischen Republik eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – zu finanzieren.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 583 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik aus.189 deutsche Hochschulen kooperieren mit 50 tschechischen Hochschulen und 2 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2023). Die meisten Einzelvereinbarungen mit tschechischen Partnerhochschulen haben die TU Chemnitz, die TU Dresden, die Universität Leipzig sowie die Westsächsische Hochschule Zwickau getroffen. Auf tschechischer Seite sind die Karls-Universität Prag, die Masaryk-Universität Brünn, die Westböhmische Universität Pilsen sowie die Tschechische Technische Hochschule Prag die häufigsten Partnerorganisationen.

Wichtigste Partnerregionen in der Tschechischen Republik sind vor allem Prag (Stadt und Umland) und die zweitgrößte Stadt und Hochschulmetropole Brünn. Weitere wichtige Standorte sind z. B. Pilsen und Ostrau. Die Tschechische Regierung pflegt ihrerseits einen besonderen Austausch mit den deutschen grenznahen Bundesländern Sachsen und Bayern.

Vor Ort in Deutschland tragen und unterstützen unter anderem folgende Einrichtungen die deutsch-tschechische Kooperation:

  • Die Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur (BTHA) wird vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung, Kultur, Wissenschaft und Kunst und dem tschechischen Bildungsministerium gemeinsam getragen. Schwerpunkte der Förderprogramme sind u.a. die Themenfelder Chemie- und Materialwissenschaften sowie Digitalisierung. Sie ist als eigene Abteilung an das Bayerische Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa (BAYHOST) angegliedert und hat ihren Sitz in Regensburg.

Vor Ort in der Tschechischen Republik tragen und unterstützen unter anderem folgende Einrichtungen die deutsch-tschechische Kooperation:

  • Der DAAD ist vor Ort durch einen Informationspunkt in Prag vertreten.
  • Ab 2023 werden Dioscuri-Zentren in Kooperation mit deutschen Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) an tschechischen Hochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen etabliert (siehe oben). Im Rahmen der ersten Ausschreibung 2022 sollen bis zu drei Dioscuri-Zentren gefördert werden.
  • Am 28. April 2022 wurde das Research and Innovation Center on Advanced Industrial Production (RICAIP) in Prag eingeweiht. Es ist ein internationales Exzellenzzentrum für verteilte Forschung (CoE), das auf einer strategischen Partnerschaft von zwei tschechischen und zwei deutschen Forschungseinrichtungen basiert. Die Finanzierung ist bis 2026 aus Mitteln des Europäischen Strukturfonds und aus dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 gewährleistet. Zwei verbundene Testbeds für Industrie 4.0 in Prag und in Saarbrücken bilden den Kern des RICAIP-Netzwerks von experimentellen Produktionsstätten. Dabei kooperieren:  
    • Czech Institute of Informatics, Robotics and Cybernetics an der Czech University of Technology (CIIRC CTU) in Prag;
    • Central European Institute of Technology an der Brünn University of Technology (CEITEC BUT) in Brünn;
    • Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken;   
    • Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) in Saarbrücken
    • Mit einbezogen sind außerdem das DFKI Kaiserslautern, das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Chemnitz sowie die Technischen Universitäten Brünn und Ostrava.
  • Die erste Fraunhofer Innovation Platform in der Tschechischen Republik haben das IWU und das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT nach mehr als fünf Jahren erfolgreicher Kooperation gegründet: Am 01. September 2021 nahm die „Fraunhofer Innovation Platform for Applied Artificial Intelligence for Materials & Manufacturing at VSB – Technical University of Ostrava" (FIP-AI@VSB-TUO) an der TU Ostrava ihre Tätigkeit auf.
  • 1993 wurde das Deutsche Historische Institut (DHI) in Warschau eröffnet, das zur bundesunmittelbaren Stiftung öffentlichen Rechts Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland gehört. Am 01. Oktober 2018 kam eine Außenstelle des DHI Warschau in Prag dazu, die wissenschaftliche Forschungen zur tschechischen, deutschen und polnischen Geschichte im europäischen Kontext fördert.
  • Am 17. September 2021 haben das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europas (GWZO) in Leipzig und die Czech Academy of Sciences, vertreten durch das Philosophische Institut, die Forschungsplattform für Kultur- und Geisteswissenschaften „leibniz GWZO prague“  gegründet.

Nach oben

Weitere Informationen
Abkommen
Bekanntmachungen
Links/Institutionen
Nachrichten

Projektträger