Bildungslandschaft: Vereinigtes Königreich (Großbritannien)

  1. Indikatoren für Bildung
  2. Schulen und Hochschulen

Indikatoren für Bildung

Tabelle 3: Bildungsindikatoren
Quelle: OECD Data Explorer (Stand Oktober 2025) und "OECD - PISA 2022: Ergebnisse", außer
1 UNESCO Institute of Statistics (Stand Oktober 2025)
* OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss im Ausland anstreben.
** OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden bzw. Promovierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss in dem jeweiligen Land anstreben.

Indikator

Vereinigtes Königreich (Großbritannien)

Deutschland

OECD

Stand

Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: Bildung insgesamt [Prozent]

6,12

4,38

4,73

2022

Wachstum des Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent]

-0,11

-0,19

-0,18

2022

Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: tertiäre Bildung [Prozent]

2,08

1,27

1,42

2022

Öffentlicher Anteil an den Ausgaben für tertiäre Bildung [Prozent]

22,3

83,8

66,1

2022

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]*

1,46

4,29

1,91

2023

Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.]1

3,128

3,336

- -

/2023

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]**

23,41

12,69

- -

2023

Anzahl Promovierender insgesamt

122.567

205.302

- -

2023

Anteil internationaler abschlussorientierter Promovierender im Land [Prozent]**

40,43

23,41

- -

2023

Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent]

60,32

39,57

48,44

2024

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent]

7,97

7,89

5,37

2023

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent]

9,04

22,03

13,35

2023

PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)]

494 (13)

480 (21)

472

2022

PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)]

489 (12)

475 (24)

485

2022

PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)]

500 (14)

492 (22)

476

2022

         

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Schulen und Hochschulen

Die nachführenden Ausführungen zum Schulsystem in Großbritannien beziehen sich im Wesentlichen auf England und Wales. Das schottische Schulsystem unterscheidet sich in diversen Punkten vom englischen System,  für Wales und Nordirland bestehen Sonderregelungen. Auch in Bezug auf die Hochschulen gibt es Unterschiede: so werden in Schottland für schottische und EU-Studierende („home fee status“) keine Gebühren für das Erststudium verlangt.

Bis zum 5. Lebensjahr können Kinder die freiwillige Vorschule besuchen. Ab dem zweiten Lebensjahr ist diese für Kinder aus benachteiligten Familien kostenfrei, ab dem dritten Lebensjahr für alle. Die meisten Kinder besuchen im letzten Jahr des Elementarbereiches eine Vorschule. Der Primarbereich umfasst das fünfte bis elfte Lebensjahr, der Sekundarbereich I das zwölfte bis 16.Lebensjahr und der Sekundarbereich II das 17. bis 18. Lebensjahr. Zwischen dem fünften und dem 16. Lebensjahr besteht Schulpflicht und seit 2014 gilt bis zum 18. Lebensjahr Ausbildungspflicht. Vollzeitbildung an Schulen oder Weiterbildungseinrichtungen ist für Jugendliche bis zum Alter von 19 Jahren kostenlos.

Es gibt zwei Abschlussqualifikationen, die am Ende der Schulzeit abgelegt werden können. Die erste ist das General Certificate of Secondary Education (GCSE), das planmäßig nach elf Jahren Schulbesuch am Ende der Sekundarstufe I im Alter von 16 Jahren erworben wird. Anschließend können Schülerinnen und Schüler einen Vollzeitunterricht an einer Oberstufenschule (Sixth Form Colleges) oder an einer weiterführenden Sekundarschule (College for Further Education) besuchen. Nach zwei Jahren können sie am Ende der Sekundarstufe II (Secondary School) im Alter von 18 Jahren das Certificate of Education at Advanced Level (GCE A-Level) ablegen. Gute Noten in den A-level-Prüfungsfächern sind Voraussetzung, um sich in einen entsprechenden Studiengang an der Universität einzuschreiben.

Derzeit gibt es 162 tertiäre Bildungsanbieter, die akademische Abschlüsse vergeben dürfen ("recognised bodies"). 136 davon sind in dem Hochschulverband Universities UK (UUK) zusammen geschlossen. Die autonome Unterorganisation Universities Scotland vertritt 19 Hochschuleinrichtungen aus Schottland. Die ältesten britischen Universitäten stammen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert. Zu ihnen gehören Oxford und Cambridge sowie St. Andrews, Glasgow und Aberdeen. Die großen City-Universitäten wurden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet. Universitäten der jüngeren Generation wurden zwischen 1960 und 1970 meist als Campus-Universitäten „auf der grünen Wiese" errichtet. Den ebenfalls in den sechziger und siebziger Jahren entstandenen Polytechnics wurde 1992 Universitätsstatus verliehen. Sie werden noch heute häufig unter dem Begriff New Universities zusammengefasst (siehe DAAD-Bildungssystemanalyse 2018).

Für den Zugang zu den Hochschulen werden bestimmte Abschlüsse des Sekundarbereichs verlangt. Offiziell gibt es keinen Numerus clausus, jedoch legt jede Hochschule grundsätzlich ihre eigenen Zulassungsbedingungen fest. Von staatlicher Seite aus überwacht seit Januar 2018 das Office for Students (OfS) den fairen Zugang, das Funktionen der Vorgänger Higher Education Funding Council for England (HEFCE) und Office for Fair Access (OFFA) übernommen hat. Die Einhaltung von Qualitätsstandards stellt die unabhängige Behörde Quality Assurance Agency (QAA) sicher.

Innerhalb dieses Rahmens sind die Hochschulen frei in der Gestaltung ihrer Ausbildungsprogramme. Nach Abschluss eines dreijährigen Studiums wird der Bachelor-Titel verliehen, als Bachelor of Arts (BA) oder Bachelor of Science (BSc). Daran kann sich ein Graduiertenstudium anschließen, dass mit dem Masters' Degree abschließt. Typischerweise beträgt die Studiendauer dafür lediglich ein Jahr,  bei einem mehr forschungsorientierten Studium auch zwei Jahre. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, nach einem dreijährigen Promotionsstudium den Doktortitel zu erlangen.

Die britische Regierung hat für dreijährige Bachelorstudiengänge in England eine Obergrenze für Studiengebühren in Höhe von mehr als 9.000 GBP je Studienjahr eingeführt. Da die meisten Universitäten die Obergrenze voll ausnutzen, ist ein Bachelorstudium auch für einheimische Studierende vergleichsweise teuer, wie ein OECD-Vergleich bestätigt. Demnach ist England Spitzenreiter bei den Studiengebühren und liegt kaufkraftbereinigt sogar noch vor den USA (OECD Education at a Glance (2019), Daten und Grafik). Für Postgraduiertenstudiengänge (Master und Promotion) hat die britische Regierung bisher keine Reglementierung eingeführt, hier liegt die Entscheidung über die Höhe der Studiengebühren bei den einzelnen Universitäten (siehe DAAD-Bildungssystemanalyse 2018).

Trotz der hohen Studiengebühren entscheidet sich etwa die Hälfte eines Jahrgangs für die Aufnahme eines Studiums (tertiären Bildungsgangs). Um die Studienfinanzierung zu erleichtern, vergibt die britische Regierung günstige Volldarlehen zur Studienfinanzierung, diese wurden auf Postgraduiertenstudiengänge ausgeweitet.

Studierende aus EU-Ländern genossen bis 2020 gewisse Privilegien in Bezug auf Studiengebühren und Darlehen („home fee status“), diese sind allerdings nach dem Brexit entfallen: („home fee status“, siehe unterBildungspolitische Zielsetzungen und Programme).

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