Kurzprofil

Der Großraum Tokio umfasst Japans Hauptstadtpräfektur und das größte zusammenhängende urbane Gebiet der Erde. Aufgrund besonderer japanischer Verwaltungskriterien existieren verschiedene Definitionen der Region, die sich teilweise sehr stark voneinander unterscheiden. Im vorliegenden Porträt sollen durch die Einteilung in die „Präfektur Tokio“, „Metropolregion Tokio“ und die „Region Kanto“ die gebräuchlichsten Definitionen verwendet werden.

Die Präfektur Tokio ist mit beinahe 14 Millionen Einwohnern (9 Millionen im Kern-Stadtgebiet, Stand 2019) auf einer Fläche von gerade einmal 2.000 km² die bevölkerungsreichste und am dichtesten besiedelte Gebietskörperschaft Japans. Sie gilt seit Aufhebung des Stadtstatus‘ Tokios als kleinste Definitionseinheit der Hauptstadtregion. Die Metropolregion Tokio (auch als Tokio-Yokohama Metropolregion bekannt) erstreckt sich auf einem Gebiet zwischen 13.500 und 14.000 km² (je nach Definition) über die vier Präfekturen Tokio, Saitama, Kanagawa und Chiba. Mit mehr als 37 Millionen Menschen leben rund 30 Prozent der gesamten Landesbevölkerung innerhalb dieses Gebietes. Die Metropolregion befindet sich an der Bucht von Tokio auf der Hauptinsel Honshū, der größten Insel des japanischen Archipels, und ist Teil der größeren Kanto-Region. Neben den Präfekturen der Metropolregion Tokios umfasst die Kanto-Region auch die nördlich gelegenen Präfekturen Gunma, Tochigi und Ibaraki, die im Gegensatz zu Tokios Ballungsraum eher ländlich geprägt sind.

Die Metropolregion Tokio ist das industrielle Zentrum Japans und ein Produktionsstandort mit hoher Diversifizierung. Geographisch konzentriert sich die Schwerindustrie in der Präfektur Chiba und den zu Kanagawa gehöhrenden Städten Kawasaki und Yokohama, während sich Tokio gerade durch die Ansiedlung von Leichtindustrie auszeichnet. Gleichzeitig ist Tokio das Management- und Finanzzentrum Japans; im Geschäftsviertel Marunouchi, dem Zentrum des japanischen Bankenwesens, haben viele japanische Unternehmen ihre Hauptzentralen. Insgesamt unterhalten rund 75 Prozent (ca. 2300) aller ausländischen Unternehmen in Japan Niederlassungen in Tokio.

Das 30 km südlich von Tokio liegende Yokohama ist eine weitere wichtige Großstadt der Metropolregion. Bedeutende Unternehmen dort sind Fujitsu, Panasonic, Samsung, Bridgestone, Hitachi und Nissan. Zu den wichtigsten Innovationsfeldern in der Region gehören Biotechnologien, Umwelttechnologien und Informations- und Kommunikationstechnologien. Diese Felder werden mithilfe von Sonderwirtschaftszonen („Special Comprehensive Zones“) gezielt gefördert. Das Areal zwischen Yokohama und Tokio ist Japans größtes Industriegebiet.

Internationale Anziehungskraft

Tokio fungiert als Verkehrsknotenpunkt des Landes. Viele der wichtigsten japanischen Häfen liegen in der Bucht von Tokio, wie beispielsweise die Häfen von Tokio, Kawasaki, Chiba und Yokohama. Die Metropolregion verfügt darüber hinaus über zwei Flughäfen. Während der Haneda Airport gemessen an seinem Passagieraufkommen zu den fünf größten Flughäfen weltweit gehört, ist der Narita Airport global einer der zehn Cargo-stärksten. Die Region ist auch durch den Schienenverkehr samt moderner Highspeed-Züge optimal verbunden. Das Streckennetz rund um Tokio ist mit 40 Mio. Fahrten pro Tag das meist genutzte und umfangreichste der Welt. Tokios Regionalregierung und die angrenzenden Präfekturen investieren zudem fortwährend in den Infrastrukturausbau.

Im nationalen wie internationalen Vergleich gilt Tokio als besonders sichere Stadt und konnte aufgrund hoher Rankings im Hinblick auf die digitale und private Sicherheit sowie die Sicherheitsbewertung der Infrastruktur und des Gesundheitssystems 2019 das dritte Mal in Folge den ersten Platz im Safe City Index erzielen. Darüber hinaus ist die Region um Tokio besonders für ihren hohen Innovationsgeist und internationalen Stellenwert bekannt. Rankings, in denen die Wissens- und Innovationskapazitäten und die Hochschulbildung untersucht werden, bewerten die Metropolregion insgesamt stark. Tokio zählt beispielsweise aufgrund seiner technologischen Stärke seit vielen Jahren zu den bestplatzierten Innovationshubs weltweit (2. Platz Innovation Cities Index 2019 ). Im Zuge der Olympischen Spiele 2020, die aufgrund der COVID-19 Pandemie verschoben wurden, präsentiert Tokio abermals, durch den Einsatz selbstfahrender Autos und Gesichtserkennungssysteme für die Sportlerinnen und Sportler, Stärken in puncto smarter Technologien.

Während bisher insbesondere etablierte Unternehmen und Forschungskooperationen als Innovationstreiber vor Ort agieren, haben sich in neueren Entwicklungen die Lokal- und Zentralregierungen die Stärkung von Start-ups zum Ziel gesetzt. Japanische Start-ups erwirtschafteten 2019 umgerechnet vier Milliarden USD, fünfmal so viel wie vor zehn Jahren. Das 2020 etablierte „Start-up Ecosystem – Tokyo Consortium“ soll durch Kollaborationen zwischen Forschungseinrichtungen, dem öffentlichen und privaten Sektor innovative Start-ups unterstützen und somit schließlich lokale Kooperationsnetzwerke sowie die globale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Japans Regierung hat darüber hinaus 2020 ein Strategieprogramm ins Leben gerufen, dass sich neben weitreichenden Investitionen im Besonderen auf vier strategische Start-up Regionen konzentriert. Die Metropolregion Tokio ist eine dieser vier „Global Startup Cities“. Aufgrund dieser Anstrengungen konnte sich Tokio 2020 erstmals unter den Top-20 Start-up Städten im Global Startup Ecosystem Report platzieren (Rang 15).

Auch über diese Innovationskraft hinaus gilt Tokio als wirtschaftliches Zentrum Japans. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 976 Mrd. USD (2016) macht die Wirtschaftsleistung der Präfektur Tokio allein 20 Prozent des Gesamt-BIP Japans aus. Das Bruttoinlandsprodukt der gesamten Kanto-Region bemisst 2.097 Mrd. USD (2018), womit diese im Vergleich knapp über dem BIP Italiens liegt (ca. 2.084 Mrd. USD in 2018). Die Kanto-Region repräsentiert ca. 45 % der gesamten Wirtschaftskraft Japans.

Zu den wichtigsten Messen in der Region gehört die jährlich im Frühjahr stattfindende International Nanotechnology Exhibition & Conference. Für Fachleute aus dem Bereich erneuerbare und intelligente Energien findet alljährlich die World Smart Energy Week in Tokio und Osaka statt. Nepcon Japan ist eine der größten Fachmessen für Herstellungstechnologien zur Produktion von Elektroprodukten in Asien und zieht jedes Jahr Besucher aus den Sektoren Elektrogeräte, Halbleiter und Fahrzeugbau an. Auch Bio Japan, die Leitmesse im Bereich Biotechnologien in Asien, findet jährlich mit über 10.000 Besucherinnen und Besuchern statt.

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Thematische Stärkefelder

Die Metropolregion Tokio ist Japans ökonomisches Powerhouse. Während sich die Schwerindustrie (u. a. Metall, Chemie, Maschinenbau) insbesondere auf die Präfekturen Chiba, Kawasaki und Yokohama konzentriert, weist die Präfektur Tokio eine besondere Stärke in der Leichtindustrie auf. Die Industrieregionen Keiyō und Keihin sind die zwei größten Industriezonen Japans und liegen beide im Clustergebiet entlang der Bucht von Tokio. Die Keiyō Industrial Zone (die auch unter den Namen Keiyō Industrial Region, Keiyō Industrial Area oder Keiyō Industrial Belt bekannt ist) liegt an der Nordostküste der Bucht von Tokio. Sie erstreckt sich über ein Gebiet von 4.700 ha und verbindet acht Städte miteinander. Die Schwerpunkte des Keiyō Industriegebiets liegen in der Stromerzeugung, der Petrochemie, im Schiffsbau, in der Logistik, der Schifffahrt und der Stahlindustrie. Die Keihin Industrieregion erstreckt sich auf 4.400 ha von der Nordküste der Tokio-Bucht ins Landesinnere hinein und umschließt die gesamte Metropolregion Tokio und Teile der Kanagawa-Präfektur. Das Zentrum der Zone ist das Hafengebiet Yokohama und Kawasaki.

In der Präfektur Tokio operieren über 660.000 Unternehmen mit mehr als 10 Millionen Angestellten. 99 Prozent davon sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die damit die Grundlage für die Wirtschaftsvitalität Tokios bilden. Die gezielte Förderung von KMUs und Start-ups gehört zu den strategischen Zielen der Region. Gleichzeitig plant die Regionalregierung, Tokio zu Asiens Hauptfinanz- und Wirtschaftszentrum zu entwickeln. Im nationalen Vergleich ist Tokio bereits der wichtigste Standort für sowohl nationale als auch internationale Unternehmen. 34 der Fortune 500 Unternehmen 2020 und mehr als 75 Prozent aller in Japan operierenden ausländischen Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Tokio. Durch steuerliche Anreize und Deregulierungen bestimmter Arbeits- und Aufenthaltstitel plant Tokio, diesen Trend auszubauen und vor allem hochkarätige internationale Unternehmen und Forschungszentren zu den Themen Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI) und Fintech zu gewinnen.

Japans FuE-Ausgaben liegen mit 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts über dem Durchschnitt aller OECD-Länder. Dies spiegelt sich auch in einer hohen Patentrate wider: Rund 308.000 Anmeldungen wurden allein 2020 eingereicht. Damit zählt Japan seit vielen Jahren neben China und den USA zu den patentreichsten Ländern weltweit.

Finanzwesen

Tokio gilt mit rund 1.500 ansässigen Finanzinstitutionen als eines der bedeutendsten Finanzzentren der Welt. Im Global Financial Centres Index (GFCI) belegt Tokio 2020 den vierten Rang und ist damit nach Shanghai das wichtigste Finanzcluster im Asien-Pazifik-Raum. Tokio wird im GFCI als "relativ breit aufgestellter Finanzplatz mit weltweiter Bedeutung" geführt. Die 2013 aus der Tokyo Stock Exchange und Osaka Stock Exchange fusionierte Börse Tokios ist unter dem Namen Japan Exchange Group bekannt. Mit über 3.700 gelisteten Unternehmen und einer Marktkapitalisierung von 5.8 Bio. USD ist sie einer der größten Handelsplätze weltweit (Stand 2018).

2017 veröffentlichte die Regionalregierung Tokyo Metropolitan Government (TMG) ihre Global Financial City: Tokyo Strategie. Teil der Strategie ist es, öffentlich-private Kooperationen zu fördern, die Fachkräftegewinnung im Management- und Finanzsektor zu intensivieren sowie die Auszeichnung innovativer Finanzunternehmen mit dem „Tokyo Financial Award“.

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und Robotik

Tokio hat einen besonderen Stellenwert im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Knapp ein Drittel aller japanischen IKT-Unternehmen haben ihren Sitz in Tokio.

Japan hat seit jeher eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung inne und war 2017 nach Kanada weltweit das zweite Land, dass eine eigene Strategie zu Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelte. In den letzten Jahren ist der IKT-Sektor insbesondere in Yokohama stark gewachsen und bemisst dort mittlerweile rund 3.500 Unternehmen . Neben Start-ups und KMU siedeln in Yokohama auch vermehrt FuE-Zentren globaler Tech-Größen wie Apple und LG an . Die Stadt fördert aktiv Kooperationen in der Region und führt seit 2017 eine Netzwerk- und Projektplattform für die ansässige IKT-Branche. Der IKT-Sektor in der Tokio-Yokohama-Region wird trotzdem vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen dominiert.

Zu den Schwerpunkten der Region gehören die Themen Internet der Dinge, Big Data, Künstliche Intelligenz und Robotik. Der Robotik-Bereich ist von vielen Start-ups geprägt, die eine technologische Bandbreite von fertigenden-sensorischen bis kollaborativ-humanoiden Robotern abdecken. Japan ist im Bereich der Robotik und Künstlichen Intelligenz weit fortgeschritten. In keinem anderen Land sind diese Technologien derartig gesellschaftlich eingebunden und akzeptiert. Dieser Trend wird von der öffentlichen Hand zusätzlich gefördert. Die Sagami Robot Industry Special Zone in Kanagawa ist beispielsweise eine Sonderwirtschaftszone, die durch Deregulierungsprogramme und Steuervorteile die Kommerzialisierung und Verbreitung von Alltags-Assistenzrobotern unterstützen soll.

Die Region wird zusätzlich durch viele Schnittstellen mit der Elektronikindustrie gestärkt. Mit Sony, Hitachi und Canon haben drei der größten japanischen Elektronik- und Unterhaltungskonzerne ihren Unternehmenssitz in Tokio. Die drei Unternehmen gehören mit einem FuE-Budget von insgesamt rund 11 Milliarden USD zu Japans Top-10 der forschungsstärksten Unternehmen im Technologiesektor. Die Kompetenz- und Forschungsschwerpunkte (insbesondere KI und Robotik) sind wiederum eng mit den anderen Hightech-Branchen der Region verknüpft.

Automobilindustrie

Die Automobilindustrie ist eine der erfolgreichsten Branchen Japans und zugleich der Metropolregion. Kfz-Produkte sind zum einen die wichtigsten Exportgüter des Landes (rund 20 %), zum anderen steckt innerhalb der japanischen Automobilbranche eine besonders hohe Innovationskraft. Die Automobilindustrie investiert vor Ort in Zukunftstechnologien wie das autonomen Fahren und grüne Mobilität. In der Produktion ist die Region insbesondere im Feld der Smart Factory Vorreiter.

Yokohama ist der wichtigste Automobilstandort innerhalb der Hightech-Region. Mit einem FuE-Budget von rund 5 Mrd. USD ist Nissan der größte und wichtigste Autokonzern dort. Im FuE-Fokus des regionalen Automobilclusters steht die elektrische, vernetzte und automatisierte Mobilität ebenso wie Sharing-Angebote. Kooperationen mit anderen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, vor allem aus der Informationstechnologie, KI und Robotik sind in diesem Zuge zunehmend relevant. Die Stärkefelder der Region sitzen genau an diesen Schnittstellen. Der japanische Automobilzulieferer Denso gründete 2020 beispielsweise gemeinsam mit dem Tokyo Institute of Technology das Mobility Collaborative Research Center, um Tokyo Tech’s Open Innovation Plattform und die gemeinsame Forschung in den definierten Zukunftssektoren weiter zu fördern. Auch deutsche Unternehmen wie Bosch, Mercedes-Benz und Volkswagen sind in der Clusterregion aktiv.

Life Sciences

Die Region um Yokohama und Tokio ist ein bedeutendes japanisches Zentrum der Biotechnologie und Lebenswissenschaften mit vielen FuE-Aktivitäten in den Präfekturen Chiba, Kanagawa und Saitama. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung von Medikamenten und medizinischen Instrumenten.

Besonders im Bereich der Biotechnologie wurden im Cluster schon früh Querschnittsaktivitäten und Forschungskooperation zwischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen gefördert. Beispiele hierfür liefern etwa Biosensoren (Molekularbiologie und Mikroelektronik), Bioinformatik (Molekularbiologie und Informationstechnologie) und grüne Biotechnologie (Molekularbiologie und Umweltschutz). Politische Akteure und Experten bezeichnen die Zusammenarbeit benachbarter Themenfelder mit dem Begriff "technology fusion", der einen zentralen Platz in der japanischen Technologiepolitik einnimmt.

Die Präfektur Chiba ist eine der weltweit führenden Regionen in der Krebs- und Genomforschung. Die dort angesiedelten Biotechnologie-Cluster in Kazusa, Chiba und Kashiwa-Tokatsu sind drei der wichtigsten Wirtschaftshubs der Präfektur. Die wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Chiba sind das Kazusa DNA Research Institute, die National Institutes for Quantum and Radiological Science and Technology, das Chiba Cancer Center sowie das National Cancer Center Hospital East.

In der Kanagawa Region sind vor allem die Städte Yokohama und Kawasaki im Life-Sciences-Sektor aktiv. Mit dem Life Innovation Center in Kawasaki unterstützt die Stadt öffentlich-private Forschungskooperationen im Bereich der regenerativen Medizin und Zelltherapie. Das Regenerative Medicine and Cell Therapy Industrialization Network (RINK) entstand 2016 als gemeinsame Initiative ansässiger Unternehmen und soll zusätzlich die öffentlich-private Zusammenarbeit und Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette fördern. Auch in Yokohama werden Forschungskooperationen beispielsweise durch die Kihara Memorial Yokohama Foundation for the Advancement of Life Sciences strategisch vorangetrieben. In der Stadt findet außerdem jährlich Asiens größte internationale Biotechnologie-Konvention, BioJapan, statt.

Für die Kanto-Region spielt insbesondere das Metropolitan Bio Network Japan eine herausgehobene Rolle, das gemeinsam mit dem Kanto Bureau of Economy, Trade and Industry biotechnologische Unternehmen in der Region unterstützt. Das Netzwerk vereint über 450 Mitglieder aus Industrie und Forschung, organisiert Seminare und Workshops und fördert die Kooperation zwischen Start-ups und großen Unternehmen. Durch die Einführung von Sonderwirtschaftszonen und Anreizprogrammen sollen zusätzlich der Life-Sciences-Sektor gestärkt und ausländische Unternehmen gewonnen werden. Neben dem US-amerikanischen Pharmaunternehmen Johnson and Johnson ist beispielsweise auch das deutsche Unternehmen Boehringer Ingelheim vor Ort aktiv. Auch eine Vielzahl japanischer Pharmaunternehmen führen FuE-Zentren und Unternehmenszentralen in der Region. Zu ihnen gehören Takeda Pharmaceutical, Astellas Pharma, Chugai Pharmaceutical und Daiichi Sankyō. Innerhalb der Hightech-Region sind die Städte Kawasaki und Yokohama Sonderwirtschaftszonen der Life Sciences Wirtschaft.

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Akteure und Netzwerke

Die Hightech-Region ist Japans Forschungszentrum, wie sich zum Beispiel anhand der vielen Forschungsorganisationen in und um Tokio ablesen lässt. In den Bereichen IKT, Robotik, Manufacturing sowie Biotechnologie und Life Sciences bilden zahlreiche öffentliche Forschungsinstitutionen die Stärkefelder der Region ab:

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)

Robotik und Manufacturing

Biotechnologie und Life Sciences

Das 1917 gegründete Forschungsinstitut RIKEN ist Japans größtes und renommiertestes Forschungsinstitut. Es hat seinen Hauptsitz in Saitama, wenige Kilometer von Tokio entfernt, und führt insgesamt zehn Forschungsstandorte in ganz Japan. RIKEN betreibt Grundlagenforschung wie auch FuE-Aktivitäten in vielen wissenschaftlichen Bereichen, darunter Physik, Chemie, Medizin, Biologie und den Ingenieurwissenschaften. Zentrale Aufgabe von RIKEN ist die umfassende Forschung in Technik und Wissenschaft und die öffentliche Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse. Die Forschungseinrichtung führt außerdem zahlreiche Kooperationen mit sowohl nationalen als auch internationalen Partnern durch. Im Bereich der Chemischen Systembiologie gründete RIKEN beispielsweise 2011 gemeinsam mit der deutschen Max-Planck-Gesellschaft das RIKEN-Max Planck Joint Research Center for Systems Chemical Biology. In interdisziplinärer Zusammenarbeit werden dort an medizinische Wirkstoffe aus Naturstoffen geforscht.

Das Institut der Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology (JAMSTEC) ist eine weitere Großforschungsanstalt mit exzellentem Ruf. Die Hauptaufgaben der selbstverwalteten Einrichtung liegen in der Grundlagenforschung und Förderung wissenschaftlicher Forschung im Bereich der Ozeanologie, Meerestechnik und Klimaforschung. Das zugehörige Yokohama Institute for Earth Sciences (YES) gilt als Knotenpunkt für die globale Klimaüberwachung und Vorhersage von Naturkatastrophen. Im Feld der Umweltwissenschaft sind die Forschungsinstitute Kawasaki Environment Research Institute und das RIKEN Center for Sustainable Resource Science von großer Bedeutung.

Das Regionalbüro des japanischen Wirtschaftsministeriums (METI) Kanto Bureau of Economy, Trade and Industry (METI-Kanto) unterstützt die Cluster-Bildung in der gesamten Kanto Region beispielsweise durch die Förderung von Kooperationen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und der Förderung regionaler Innovationskapazitäten. Dabei soll auch die Kooperation mit Finanzierungsorganisationen gefördert werden.

Speziell an Mittelständler richtet sich das Angebot des Tokyo Metropolitan Small Business Center, das Beratung zu Management, geistigen Eigentumsrechten sowie Subventionen und Förderungen liefert. Aus deutscher Sicht relevante Ansprechpartner sind u. a.:

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Bildung, Qualifikation und Fachkräfte

Der demografische Wandel – bedingt durch eine sinkende und alternde Bevölkerung – stellt Japan in vielen Bereichen vor große Herausforderungen. Um dem entgegen zu wirken, bemüht sich das Land mithilfe besonderer Punktesysteme und Arbeitserlaubnissen, die Zuwanderung von Fachkräften auszubauen. Zu ihnen gehört das „Specific Skills Visa-Programme“, das sich vor allem an Fachkräfte aus Pflegeberufen richtet.

Japans Bildungssystem gilt als leistungsstark. Schülerinnen und Schüler in Japan erzielen vor allem in den Bereichen Lesen, Mathematik und (Natur-)Wissenschaften PISA-Ergebnisse weit über dem OECD-Durschnitt. Trotz sinkender Bevölkerungszahlen bleibt die Zahl der Studierenden an Universitäten aufgrund höherer Einschreibungsquoten relativ konstant. Japanische Universitäten gliedern sich in staatliche Universitäten, öffentlich-lokale Universitäten (die von Präfekturen oder Städten gegründet wurden) und private Universitäten. In Japan gelten öffentliche Universitäten insgesamt als prestigeträchtiger als private. Im Vergleich zu anderen Metropolregionen wie London, Paris oder Singapur verfügt Tokio über recht wenige internationale Studierende. Die öffentlichen und privaten FuE-Zentren sind überwiegend mit japanischen Akademikerinnen und Akademikern besetzt.

Tokio hat ebenfalls weniger Hochschuleinrichtungen von Weltrang als andere vergleichbare Metropolregionen. Nach der Meiji Restauration 1868 adaptierte Japan Strukturen des westlichen Bildungssystems, um das Land zu modernisieren. Im Jahr 1877 gründete die Regierung die Universität von Tokio zunächst in enger Zusammenarbeit mit englischen Ingenieuren als erste staatliche Universität des Landes. Noch heute ist die Universität von Tokio die wichtigste Universität der Region und belegt auch im internationalen Vergleich einen guten Patz (36. Rang Times Higher Education World University Ranking 2021). Sie verfügt über fünf Standorte und zehn Fakultäten und trägt maßgeblich zu Forschung und Innovation in den Feldern Biotechnologie und Entwicklung kohlenstoffarmer Technologien bei. Die Universität führt 540 internationale Austauschprogramme und Kooperationsabkommen. Rund 4.000 der insgesamt über 28.000 eingeschriebenen Studierenden sind internationale Studierende. In Deutschland gibt es Kooperationsvereinbarungen der Universität Tokio u. a. mit der FU Berlin, der Humboldt Universität Berlin, der LMU München und der Ruhr-Universität Bochum. Sie ist darüber hinaus Mitglied in mehreren internationalen Forschungskooperationen wie der International Alliance of Research Universities (IARU), der Association of Pacific Rim Universities (APRU) und der Asian Universities Alliance (AUA).

Ein Beispiel für die intensive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft liefert das Research Center für Advanced Science and Technology (RCAST) der University of Tokyo. Dort verfolgt man das Modell einer dreigliedrigen Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft: Neben dem personellen Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft werden auch die Forschungsberatung beider Seiten und die gemeinsame Anfertigung von Machbarkeitsstudien ins Zentrum gerückt. Mit den Forschungsfeldern Werkstoffe, Umwelt, Gesellschaft, Informations- und Kommunikationstechnologien, Barrierefreiheit und Biologie und ihren zusätzlichen interdisziplinären Forschungsprojekten bildet auch das RCAST die Stärkefelder des Clusters ab. Das RCAST unterhält Kooperationsbeziehungen mit dem Clare Hall College der University of Cambridge, dem französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS) und der Arizona State University.

Das Tokyo Institute of Technology (Tokyo Tech) ist eine weitere wichtige technische Forschungs- und Hochschuleinrichtung mit besonderer Stärke in den Fachbereichen Chemie und Materialwissenschaft, Ingenieurswissenschaften, Life Sciences und IT. Tokyo Tech zählt über 10.00 Studierende an den drei Standorten in Tokio und Yokohama. Rund 1.700 von ihnen sind internationale Studierende.

Weitere höhere Bildungseinrichtungen innerhalb der Kanto-Region sind:

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Entwicklungsdynamik

Der Ballungsraum Tokio hat, wie das gesamte Land, mit den Folgen des demografischen Wandels und einer abflachenden Wirtschaftsleistung zu kämpfen. Vor Beginn der COVID-19 Pandemie wurde für die Kanto-Region allerdings trotz der Unsicherheiten im internationalen Wirtschaftshandel zumindest ein moderates Wirtschaftswachstum prognostiziert.

Im Zusammenhang mit der Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2020 verabschiedete Tokios Regionalregierung das Strategiepaper "Tokyo Vision 2020". Zu den Schlüsselinitiativen des Programms zählen neben dem Infrastrukturausbau auch die Stärkung der industriellen und internationalen Anziehungskraft. Die Regionalregierung will zudem verstärkt Nachhaltigkeitsziele verfolgen und Tokio zu einer CO2-neutralen Stadt entwickeln. Dabei setzt sie vor allem auf die Innovationskraft der Region. So soll der Ballungsraum Tokio-Yokohama zukünftig nicht nur eine Smart City, sondern zugleich eine Smart Energy City sein. Bis 2024 soll der Anteil erneuerbarer Energien auf mindestens 20 Prozent steigen. Auch der Einsatz effizienter Energie-Messsysteme und innovativer Wasserstofftechnologien gehört zu den strategischen Zielen der Region, die derzeit hohen Stromkosten und emissionsbasierten Gesundheitsrisiken zu senken. Umwelttechnologien sind bereits ein Stärkefeld der Metropolregion. Die Umsetzung der genannten Umweltziele birgt daher großes Entwicklungspotenzial für die Branche.

Als wichtiger Technologiestandort sind für die Region zudem die Hightech-Strategien des Landes besonders relevant. Japan ist bekannt für seinen hohen Digitalisierungsgrad. Nun plant das Land die Realisierung der sogenannten Society 5.0. Die Society 5.0-Vision sieht vor, durch automatisierte, digitale Technologien wie IoT und KI, den Cyberspace und das reale, alltägliches Leben noch stärker zu vernetzten und schließlich miteinander zu integrieren. Auf dem Weg dorthin sollen Sonderwirtschaftszonen, ein „Sandkasten-System“ zur regionalen Vereinfachung der sonst starren Bestimmungen, eine neue Wirtschaftsdynamik generieren. Das 2011 verabschiedete Sonderstrategiezonen-Gesetz soll demnächst als „Super City Bill“ neu aufgelegt werden. Dadurch können Technologien wie autonomes Fahren, Telemedizin und virtueller Unterricht im realen Leben ausprobiert werden.

All diese Ziele und Strategien werden die Hightech-Region beeinflussen und können zu den Bemühungen beitragen, die Wirtschaftskraft und Innovationsstärke der Region erneut anzuheben.

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