StartseiteLänderMultilateralesEuropäische Union (EU)Europäische Tagung zum Komplementsystem - Enstehung und Bekämpfung von Krankheiten

Europäische Tagung zum Komplementsystem - Enstehung und Bekämpfung von Krankheiten

Jena. Vom 17. bis 21. August treffen sich etwa 400 Wissenschaftler aus aller Welt in Jena, um sich über neueste Forschungsergebnisse zum Komplementsystem auszutauschen.

Auf der internationalen Fachtagung „14th European Meeting on Complement in Human Disease“ werden die Experten im Volkshaus Jena die Funktion dieses wichtigen Teils des Immunsystems bei der Entstehung und Bekämpfung von Krankheiten diskutieren. Ziel ist die Entwicklung neuer Therapiemethoden für die Behandlung von Erkrankungen.

Der Medizin-Nobelpreisträger Paul Ehrlich beschrieb das Komplementsystem als wichtiges Element der angeborenen Immunantwort erstmals vor über 100 Jahren. Fehlfunktionen und Defekte in dem sehr komplexen Komplementsystem sind an einer ganzen Reihe von Erkrankungen beteiligt. In den vergangenen Jahren entwickelte sich daher ein eigenständiges, interdisziplinäres Forschungsgebiet, in dem Immunbiologen, Mikro- und Molekularbiologen, und Mediziner eng zusammenarbeiten. Neue Erkenntnisse der Grundlagenforschung konnten auf diese Weise schnell in klinischen Studien überprüft werden. So wurde es möglich neue Therapiekonzepte für bis dahin oft nicht behandelbare Erkrankungen zu entwickeln und umzusetzen.

Das Komplementsystem ist ein hochkomplexes Netzwerk aus immunologisch aktiven Proteinen, die sich gegenseitig aktivieren und miteinander kommunizieren. Vor allem im Kindesalter ist es für die Abwehr von Infektionserregern verantwortlich. Außerdem erhält das Komplementsystem im menschlichen Organismus das zelluläre Gleichgewicht, die so genannten Homöostase, aufrecht. Bereits geringfügige Veränderungen einzelner Bestandteile verändern die empfindliche Balance zwischen Infektabwehr und Homöostase und können zu lebensbedrohenden Erkrankungen führen. Ein Beispiel ist das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), eine schwerwiegende Nierenerkrankung. HUS kann unter anderem durch den EHEC-Erreger ausgelöst werden, dessen Toxin das Komplementsystem aus dem Gleichgewicht bringt.

„Mit dem internationalen Treffen in Jena wollen wir eine Brücke zwischen der Grundlagenforschung und neuen klinischen Ansätzen schaffen“, sagt Prof. Dr. Peter F. Zipfel, stellvertretender Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – und einer der Organisatoren des Meetings. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Dr. Christine Skerka und Dr. Teresia Hallström, Privatdozentinnen, vom gleichen Institut organisiert er die Fachkonferenz in enger Zusammenarbeit mit Medizinern des Universitätsklinikums Jena (UKJ).

Ein wichtiges Thema wird die Diskussion der EHEC-Epidemie in Norddeutschland im Mai 2011 sein. Dort kam es durch den Verzehr von verseuchten Bockshornklee-Sprossen aus Ägypten zur komplementvermittelten Erkrankung HUS und zu Todesfällen. Nach Angaben von Prof. Dr. Gunter Wolf vom UKJ werden die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Epidemie intensiv aufgearbeitet. Prof. Dr. Reinhard Burger, der Präsident des Robert-Koch-Instituts, wird die Erfahrungen der Bundesbehörde zusammenfassen. Die Sicht des Nephrologen in der klinischen Praxis wird Prof. Dr. Ulrich Wenzel vom Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf darstellen. In Hamburg, wo die meisten EHEC-Patienten eingeliefert wurden, wurde erstmals ein Inhibitor des Komplementsystems als neue Therapie gegen HUS eingesetzt. Die innovative Behandlungsstrategie führte dazu, dass diese Patienten zwei Jahre nach ihrer lebensbedrohlichen Erkrankung weitgehend genesen sind und eine sehr hohe Lebensqualität haben.

Informationen zum HKI

Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – wurde 1992 gegründet und gehört seit 2003 zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftler des HKI befassen sich mit der Infektionsbiologie human-pathogener Pilze. Sie untersuchen die molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung und die Wechselwirkung mit dem menschlichen Immunsystem. Neue Naturstoffe aus Mikroorganismen werden auf ihre biologische Aktivität untersucht und für mögliche Anwendungen als Wirkstoffe zielgerichtet modifiziert.

Das HKI verfügt über fünf wissenschaftliche Abteilungen, deren Leiter gleichzeitig berufene Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) sind. Hinzu kommen mehrere Nachwuchsgruppen und Querschnittseinrichtungen mit einer integrativen Funktion für das Institut, darunter das anwendungsorientierte Biotechnikum als Schnittstelle zur Industrie. Gemeinsam mit der FSU betreibt das HKI die Jena Microbial Resource Collection, eine umfassende Sammlung von Mikroorganismen und Naturstoffen. Zur Zeit arbeiten mehr als 300 Personen am HKI, darunter 110 Doktoranden.

Das HKI ist Initiator und Kernpartner großer Verbundprojekte wie der Exzellenz-Graduiertenschule Jena School for Microbial Communication, des Sonderforschungsbereiches/Transregio FungiNet, des Zentrums für Innovationskompetenz Septomics sowie von InfectControl 2020 – Neue Antiinfektionsstrategien, einem Vorhaben im Programm Zwanzig20– Partnerschaft für Innovation des  Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

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E-Mail: michael.ramm(at)hki-jena.de

Quelle: Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie HKI Redaktion: Länder / Organisationen: EU Themen: Lebenswissenschaften

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