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PIAAC-Studie: Junge Erwachsene können besser lesen und rechnen als ältere

Die Gruppe der 16- bis 35-Jährigen weist in den Bereichen Lesen, Alltagsmathematik und computerbasiertes Problemlösen höhere Kompetenzen auf als die Gruppe der 55- bis 65-Jährigen. Dies ist ein Ergebnis des Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC), mit dem Kompetenzen der erwachsenen Bevölkerung gemessen und international verglichen werden.

PIAAC ist ein Projekt der OECD, an dem sich über 25 Staaten beteiligen. Darunter sind mit den USA, Japan, dem Vereinigten Königreich und Frankreich neben Deutschland auch die anderen großen westlichen Industrieländer vertreten.
 
Ziel von PIAAC ist es, Kompetenzen von Erwachsenen international zu vergleichen. Hierfür wurden in Deutschland rund 5.000 Personen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren repräsentativ ausgewählt und ihre Kompetenzen in Form einer Haushaltsbefragung von Herbst 2011 bis Frühjahr 2012 erfasst. Im Fokus stehen dabei Schlüsselkompetenzen wie Lesen, Mathematik und allgemeine Kompetenzen. Darüber hinaus wurden personenbezogene Kontextinformationen erfasst, die es ermöglichen, die Ergebnisse zu analysieren und zu interpretieren. Hierzu gehören unter anderem Fragen nach dem Bildungsabschluss und dem Beruf. Mit seinem arbeitsmarktbezogenen Fokus ist PIAAC die umfassendste Untersuchung von Kompetenzen Erwachsener, die bislang international vergleichend gemacht wurde.

Erwachsene in Deutschland erzielen bei der Lesekompetenz im Mittel 270 Punkte und liegen damit nur knapp unter dem OECD-Durchschnitt von 273 Punkten. Die Mittelwerte der verschiedenen Teilnehmerländer in der Lesekompetenz variieren zwischen 250 Punkten (Italien) und 296 Punkten (Japan). Anders das Bild bei der alltagsmathematischen Kompetenz. Hier erzielen Erwachsene in Deutschland im Mittel 272 Punkte und liegen damit knapp über dem OECD-Durchschnitt von 269 Punkten. Die Mittelwerte der verschiedenen Teilnehmerländer in der alltagsmathematischen Kompetenz variieren zwischen 264 Punkten (Spanien) und 288 Punkten (Japan).
 
Für den Bereich technologiebasiertes Problemlösen wurden aus methodischen Gründen keine Mittelwerte ermittelt. Für den internationalen Vergleich eignet sich vor diesem Hintergrund der Anteil der Personen an der Bevölkerung, die die beiden oberen Kompetenzstufen (2 und 3) erreichen. Hier zeigt sich, dass Deutschland mit 36 Prozent über dem OECD-Durchschnitt von 34 Prozent liegt. Im internationalem Vergleich führen die nordischen Staaten und die Niederlande (Schweden 44 Prozent, Finnland 41 Prozent). Auffällig ist, dass Deutschland somit nicht nur über dem OECD-Durchschnitt (34 Prozent) liegt, sondern auch vor Japan (35 Prozent), den USA (32 Prozent) und Estland (28 Prozent) - Staaten, die in den Medien regelmäßig mit dem häufigen Einsatz von Hochtechnologien und Computern in Verbindung gebracht werden.

Ihre große Bedeutung und ihr analytisches Potenzial zeigen internationale Vergleichsstudien jedoch nicht primär bei dem Vergleich der Mittelwerte. Viele wichtige Information erlangt man erst bei genauerem Hinsehen. So zeigt PIAAC, dass Problemlagen des deutschen Bildungssystems, die seit PISA in das Zentrum der öffentlichen Diskussion gerückt sind, keine neuen Phänomene sind, sondern eine sehr lange "Tradition" haben. Seit der Veröffentlichung der ersten PISA-Ergebnisse werden die Probleme jedoch angegangen. PIAAC zeigt, dass wir dabei erfolgreich sind. Egal ob Lesekompetenz, mathematische Kompetenz oder im Umgang mit Computern: Jüngere erreichen höhere Werte als Ältere. Während zum Beispiel etwa 30 Prozent der 55- bis 65-Jährigen höhere Lesekompetenzen (ab Stufe III) aufweisen, sind dies bei den 16- bis 34-Jährigen bereits circa 60 Prozent.
 
PIAAC zeigt auch: Die berufliche Bildung hält Deutschland international wettbewerbsfähig. Staaten mit einer stärker allgemeinbildenden schulischen Orientierung und höheren Anteilen an Hochschulabsolventen haben keine wesentlichen Kompetenzvorteile oder schneiden zum Teil schlechter ab als Deutschland. Zusätzlich vermittelt das deutsche duale System berufspraktische Fähigkeiten.
 
PIAAC belegt auch die zentrale Bedeutung von Grundkompetenzen für den individuellen Arbeitsmarkterfolg, für Arbeiten und Lernen an sich verändernden Arbeitsplätzen. Höhere Grundkompetenzen führen zu mehr Teilhabe am Arbeitsmarkt und höheren Einkommen. Dies lässt sich sogar in Euro und Cent ausdrücken: Bei einem Anstieg um eine Kompetenzstufe (50 Punkte) in der Lesekompetenz steigt das Einkommen pro Monat um circa 10 Prozent. Dies entspricht bei einem durchschnittlichen Einkommen über 200 Euro pro Monat. Und dies ist kein Effekt, der alleine auf höhere Bildungsabschlüssen beruht: So zeigen vertiefende Analysen für Deutschland, dass eine höhere alltagsmathematische und Lesekompetenz auch innerhalb von Berufsgruppen einkommenswirksam ist.

Bei der OECD liegt PIAAC in der gemeinsamen Zuständigkeit des Directorate for Education und des Directorate for Employment, Labour and Social Affairs. In Deutschland ist für die Durchführung von PIAAC federführend das BMBF unter Beteiligung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) verantwortlich. 
 
Das nationale Projektmanagement wird von GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften durchgeführt.

Zur Presssemitteilung des BMBF vom 8.10.2013:
Jüngere schneiden besser ab als Ältere

Weitere Informationen:

http://www.gesis.org/piaac
http://www.bmbf.de/pubRD/PIAAC_InteressBroschuere.pdf
http://www.oecd.org/berlin/presse/piaac.htm
http://www.oecd.org/berlin/publikationen/skills-outlook.htm

Quelle: BMBF Redaktion: von Miguel Krux Länder / Organisationen: OECD Global Deutschland Themen: Berufs- und Weiterbildung Bildung und Hochschulen Strategie und Rahmenbedingungen

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