StartseiteLänderOzeanienAustralienZusammenfassungÜberblick zur Kooperation mit Deutschland

Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Australien

Australien bietet aufgrund seiner geografischen Lage und natürlichen Gegebenheiten deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern interessante Forschungsmöglichkeiten vor allem in den Geo-, Meeres-, Polar-, Umwelt-, Klima- und Agrarwissenschaften. Daneben bieten auch die Bereiche Gesundheit einschließlich Medizintechnik, Erneuerbare Energien, Bioökonomie und Quantentechnologien für Forschende Arbeitsbedingungen auf exzellentem Niveau.

Für Australien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Deutschland ist nach der Zahl der Ko-Publikationen Australiens viertwichtigster Partner weltweit und nach Großbritannien der zweitwichtigste Kooperationspartner in Europa.

Australien gewinnt für Deutschland als Wissenschaftspartner ebenfalls an Bedeutung, weshalb seit März 2023 die Position der Wissenschaftsreferentin an der Deutschen Botschaft in Canberra erstmals direkt durch eine Entsendung aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) besetzt wurde.

Die Zusammenarbeit im Wissenschaftsbereich hat eine lange Tradition. Seit der Unterzeichnung des Regierungsabkommens zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ) im Jahr 1976 haben sich die Beziehungen zwischen deutschen und australischen Forschungseinrichtungen und Hochschulen sowie der Austausch von Studierenden positiv entwickelt. An zahlreichen Hochschulen und Einrichtungen in Australien sind deutsche Forschende dauerhaft oder auf Zeit beschäftigt. Viele von ihnen halten über die bilateralen Kooperationsprojekte den Kontakt nach Deutschland. Die 2018 von der deutschen Botschaft in Canberra und der australischen Botschaft in Berlin gegründete Gemeinschaftsinitiative „Australia-Germany Research Network (AGRN)“ zur Vernetzung von Forschenden aus beiden Ländern und der Förderung der bilateralen WTZ wurde weiter ausgebaut.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nutzt verschiedene Ansätze, um die Kooperation mit Australien zu fördern (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF). So stellt das BMBF über seine internationale Abteilung Mittel für Sondierungs- und Vernetzungsaktivitäten bereit.

Die Reise von Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger im Mai 2022 nach Australien setzte den inhaltlichen Schwerpunkt auf die Themen Grüner Wasserstoff und Bioökonomie. Ein Höhepunkt der Reise war die Unterzeichnung einer Vereinbarung („Joint Declaration of Intent“) zur Stärkung der gemeinsamen Biöökonomie-Forschung durch Bettina Stark-Watzinger und Cameron Dick, Minister für Handel und Investitionen im australischen Bundesstaat Queensland. Als Ergebnis wurde im März 2023 im Rahmen von „Bioökonomie International“ eine gemeinsame Förderbekanntmachung mit der Regierung von Queensland veröffentlicht (Bioeconomy International: Call 2023 (bioeconomy-international.de).

Der Schwerpunkt der binationalen Zusammenarbeit mit Australien liegt zurzeit im Bereich Grüner Wasserstoff. Für den Aufbau einer Lieferkette von Australien nach Deutschland müssen regulatorische, technische und ökonomische Hindernisse entlang der gesamten Wertschöpfungskette überwunden werden. Die Machbarkeitsstudie HySupply (acatech-Seite zu HySupply) hat seit ihrem Start im November 2020 dazu bereits Ergebnisse geliefert, die in den sogenannten Deutsch-Australischen Wasserstoffakkord einfließen.  Dieser wird seit 2021 vom BMBF, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem australischen Energieministerium (Department of Climate Change, Energy, the Environment and Water, DCCEEW), gemeinsam getragen.

Als zentraler Baustein dieser Initiative wurde eine deutsch-australische Förderbekanntmachung HyGATE (German-Australian Hydrogen Innovation and Technology Incubator) ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um einen Technologieinkubator für Pilot- und Demonstrationsprojekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Grünen Wasserstoff. Mit HyGATE werden die zwei grundlegenden Zielsetzungen der Nationalen Wasserstoffstrategie von 2020 verfolgt: 1. Import von nachhaltigen Energieträgern und 2. Export von Klimaschutztechnologien „made in Germany“. Es wurden vier Konsortien zur Förderung ausgewählt, die sukzessive bis Anfang 2024 ihre Arbeit aufnehmen. Die vier Projekte haben unterschiedliche Forschungsschwerpunkte: die Herstellung von Grünem Wasserstoff, der Aufbau einer Wasserstoff-Export-Wertschöpfungskette, die Steigerung des Effizienzgrades zur Produktion von Grünem Wasserstoff und die Herstellung von Methanol in großem Ausmaß. In allen Projekten arbeiten Industrie und Academia eng zusammen.

Neben HyGATE setzt auch das trilaterale Kompetenzzentrum TrHyHub im Hafen von Rotterdam nun das fort, was mit HySupply begonnen worden ist: Das BMBF hat mit den Niederlanden und West-Australien eine Machbarkeitsstudie für den Import von Grünem Wasserstoff über den Rotterdamer Hafen begonnen. So sollen die Voraussetzungen für eine Versorgungskette zwischen Westaustralien und Deutschland von mindestens einer Million Tonnen erneuerbaren Wasserstoffs pro Jahr geschaffen werden. (Grüner Wasserstoff: Welche internationalen Projekte fördert das BMBF?)

Auch unter der Förderbekanntmachung Aufbau von Forschungspräsenzen im asiatisch-pazifischen Raum fördert das BMBF seit 2022 zwei Projekte mit Australien zum Thema Grüner Wasserstoff. Die Laufzeit der Projekte beträgt jeweils 5 Jahre. Im Projekt ADELE baut die RWTH Aachen gemeinsam mit der University of Melbourne ein Joint Laboratory mit dem Ziel auf, effiziente elektrochemische Prozesse zur Erzeugung und Nutzung von Grünem Wasserstoff zu erforschen. Im zweiten Projekt, dem E-Ammonia-Lab, gründen die TU Berlin und die Monash University zusammen ein Labor zur Erzeugung und Speicherung von Grünem Wasserstoff mithilfe elektrochemischer Direktreduktion von atmosphärischem Stickstoff. Die zwei Forschungspräsenzen sollen die Basis für nachhaltige „Hubs“ für grüne Wasserstofftechnologien in Australien bilden und den Zugang für die deutsche Wissenschaft und Industrie in Australien verbessern (siehe APRA-Bericht Wasserstofftechnologien, S. 43).

Darüber hinaus wird noch eine ältere Forschungspräsenz im Rahmen von APRA seit 2017 gefördert: Batterieforschung: “German-Australian Center for Electrochemical Energy Storage for Renewable Energy” (ZENITH/CENELEST) zwischen dem FhG-Institut für chemische Technologien (ICT) in Pfinztal und der University of New South Wales in Sydney. Das Projekt wurde bis Ende 2023 verlängert.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist derzeit 562 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Australien aus. 176 deutsche Hochschulen kooperieren mit 43 australischen Hochschulen und 5 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2023).

Internationale Mobilität von und nach Australien wird vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD), der Alexander-von-Humboldt Stiftung (AvH) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

2021 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Australien an 608 (1061) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 58 (163) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 81 (144) und 36 (66) Geförderte aus Australien eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren.

Die AvH fördert Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2022 vergab die AvH 11 Forschungsstipendien und 1 Forschungspreis an Geförderte aus Australien.

Mit Australien gibt es laufend eine beachtliche Zahl von Kooperationen im Normalverfahren sowie bei Tagungen und Einzelreisen. Weiterhin befinden sich mehrere Forschungsgruppen und Schwerpunktprogramme mit Beteiligung australischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Förderung. Leuchttürme der DFG-Förderung sind die drei internationalen Graduiertenkollegs (GRK) mit Australien:

An Instituten der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) waren 2022 66 australische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler tätig. Die Institute registrierten für 2022 insgesamt 121 Projekte mit australischen Partnern. Seit 2022 ist die MPG mit einem Max Planck Center in Queensland vertreten.

Im März 2023 verkündete die Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger, dass Deutschland der zwischenstaatlichen Organisation Square Kilometre Array Observatory (SKAO) beitreten wird. Das Superteleskop wird exzellente Radioastronomie an zwei Standorten in Südafrika und Australien ermöglichen. Die MPG war in Zusammenarbeit mit weiteren Forschungseinrichtungen und der Industrie in Deutschland in vielen Bereichen an der Entwicklungsarbeit für das Square Kilometre Array (SKA) beteiligt, darunter an der Entwicklung der Teleskope für beide SKA-Standorte in Afrika und Australien, an der zentralen Datenverarbeitung und an den wissenschaftlichen Auswertungsmethoden.

Die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) kooperiert über eine große Anzahl von Instituten mit australischen Partnern. Hervorzuheben ist die CSIRO (Commonwealth Scientific & Industrial Research Organisation). Das FhG-Institut für chemische Technologien (ICT) ist im Rahmen der Forschungspräsenzen-Bekanntmachung 2016 des BMBF mit einem Vorhaben zur Batterieforschung mit der University of New South Wales vertreten (2017-2023) (siehe oben). In zwei Fraunhofer-intern finanzierten ICON-Projekten arbeiten seit 2018 das Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) unter dem das Fraunhofer International Consortium for Anti-Infective Research (iCAIR) mit der Griffith University zusammen; im Bereich Ernährungsphysiologie mit dem Titel „Health Kitchen“ kooperieren das FhG-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME) mit der Monash University in Melbourne.

Eine Vielzahl von Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) kooperiert mit australischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. 2022 wurden 25 australische Gastfroschende an HGF-Zentren registriert. Im Folgenden einige Beispiele für Kooperationen:

  • Das Forschungszentrum Jülich (FZJ) unterhält mit der „Jülich-University of Melbourne Postgraduate Academy“ (JUMPA) eine wichtige strategische Partnerschaft mit der University of Melbourne im Bereich der Nachwuchsförderung;

  • das Deutsche Elektronensynchroton (DESY) unterhält mit verschiedenen australischen Universitäten und Forschungseinrichtungen in den Gebieten Photon Science, Teilchenphysik und Astroteilchenphysik gemeinsame Projekte und Kooperationsbeziehungen;

  • Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeitet mit einer großen Zahl australischer Forschungseinrichtungen zusammen. Themenbereiche sind u.a. Erdbeobachtung, Antriebstechnik, Faserverbundstoffe und Wasserstoff.

2022 führte die Leibniz-Gemeinschaft 74 Kooperationen mit australischen Partnern durch, sowohl mit Hochschulen als auch mit außeruniversitären Forschungs- und Serviceeinrichtungen, mit Unternehmen und mit sonstigen Partnern. Die Kooperationen erstrecken sich über alle Sektionen der Leibniz-Gemeinschaft (A: ‚Geisteswissenschaften und Bildungsforschung‘, B: ‚Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften‘, C: ‚Lebenswissenschaften‘, D ‚Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften‘ und E: ‚Umweltwissenschaften‘).

Vor Ort in Australien tragen und unterstützen folgende Einrichtungen die deutsch-australische Wissenschaftskooperation:

  • Der DAAD ist in Australien mit einem Informationszentrum an der Macquarie University in Sydney vertreten. Zudem gibt es jeweils ein Lektorat an der University of Melbourne und an der Monash University.
  • Das Max Planck Queensland Center (MPQC) ist ein Zusammenschluss der Max-Planck-Institute für Kolloid- und Grenzflächenforschung (Potsdam) sowie für Intelligente Systeme (Stuttgart) mit der Queensland University of Technology in Brisbane. Am 1. Januar 2022 hat das Center seine Arbeit aufgenommen und wird nun in insgesamt sieben Projekten extrazelluläre Matrizen sowie ihre Bedeutung für Medizin, Ökologie und Technik über einen Zeitraum von fünf Jahren erforschen.

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