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ITB infoservice 06/2025 - Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit

Erscheinungsdatum: 18.06.2025 ITB infoservice

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in dieser Ausgabe informieren wir Sie gerne über Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit. Angesichts eines schwachen Wirtschaftswachstums in Europa setzt die Politik auf die Gründung innovativer Unternehmen – beispielsweise als Ausgründung aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Das ist der Fokus unseres ersten Top Themas. Zweites Thema ist die wissenschaftlich-technologische Kooperation der Europäischen Union mit zwei arabischen Ländern in der Nachbarschaft: Jordanien und Ägypten. Insbesondere die erstmalige Assoziierung Ägyptens mit einem EU-Rahmenprogramm („Horizont Europa“ zum Ende des Jahres) stellt einen wichtigen Meilenstein dar. Unser drittes Top Thema widmet sich den sogenannten kritischen und aufkommenden Technologien sowie der Leistungsfähigkeit einzelner Länder. Hintergrund ist, dass die Länderkapazitäten in fünf Technologiesektoren – darunter den Raumfahrttechnologien – zunehmend als Garant für staatliche Selbständigkeit und Sicherheit eingeschätzt werden.

Unternehmensgründungen in Großbritannien und der EU

Die britische Agentur für Hochschulstatistik (HESA) hat eine Datenbank zu Hochschulausgründungen im Vereinigten Königreich („Spin-outs“) veröffentlicht, die alle Ausgründungen seit 2012/2013 sowie ältere, noch aktive Ausgründungen erfasst. Demnach liegt die University of Cambridge mit 299 Spin-outs an erster Stelle, gefolgt von Oxford und dem University College London. Ein Vergleich der Disziplinen zeigt: Die Natur- und Ingenieurwissenschaften standen lange Zeit unangefochten auf dem ersten Platz, wurden 2023/24 jedoch erstmals von Medizin und Lebenswissenschaften überholt. Die Gründung innovativer Unternehmen und die Rolle der Hochschulen beschäftigt auch die Europäische Kommission, die Ende Mai eine umfassende EU-Strategie zur Unterstützung von Start-ups und Scale-ups vorgelegt hat. Ziel ist es, junge Unternehmen in der EU während ihres gesamten Lebenszyklus zu unterstützen – von der Gründung über die Expansion bis hin zur Reifephase und zum Erfolg. Elemente der Strategie sind eine bessere Finanzierung, weniger Bürokratie und ein „blauer Teppich“ für Spitzenkräfte. Geplant ist auch eine neue Initiative „Vom Labor zum Einhorn“ („Lab to Unicorn“) zur Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen. Akademische Einrichtungen und innovative Forschende sollen an der Vermarktung von geistigem Eigentum beteiligt werden.

EU-Kooperation mit Jordanien und Ägypten

Die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit zwischen der EU und Jordanien kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bei einer Ausschusssitzung Ende Mai in der jordanischen Hauptstadt Amman stand die Beteiligung Jordaniens am EU-Rahmenprogramm „Horizont Europa“ sowie auch zwei besondere Aktivitäten im Fokus: SESAME, die Synchrotron-Strahlungsquelle, ist eine wichtige regionale Forschungsinfrastruktur mit Sitz in Jordanien. Zudem engagiert sich das Land stark in Projekten der Europäische Partnerschaft für Forschung und Innovation im Mittelmeerraum (PRIMA). Neben Jordanien hat auch Ägypten die Beteiligung an PRIMA bis 2027 verlängert. Bei einem Treffen in Kairo hoben Teilnehmende von Seiten Ägyptens und der EU-Kommission die entscheidende Rolle von PRIMA bei der Bewältigung globaler Herausforderungen hervor, insbesondere in den Bereichen Wasserknappheit und Ernährungssicherheit. Das Treffen fiel mit der Auftaktveranstaltung zum Arbeitsprogramm „Horizont Europa 2025“ zusammen, welche ebenfalls am 21. Mai in Kairo stattfand. Hintergrund ist die künftige Assoziierung Ägyptens mit „Horizont Europa“. Nach Tunesien ist Ägypten erst das zweite arabische sowie das zweite afrikanische Land, welches diese Assoziierung als höchste Stufe der EU-Kooperation mit Nichtmitgliedsländern erreicht. Die Unterzeichnung ist für das Jahresende 2025 geplant, bis dahin gelten Übergangsregelungen für die Beteiligung ägyptischer Forschender und Einrichtungen.

Forschung, Technologie und Raumfahrt: Länder im Vergleich

Raumfahrttechnologien gehören gemeinsam mit Künstlicher Intelligenz, Biotechnologie, Halbleitern und Quantentechnologien zu den sogenannten kritischen und aufkommenden Technologien. Innovationen in diesen fünf Bereichen haben das Potenzial, den technologischen Fortschritt sektorübergreifend zu beschleunigen. Hinzu kommt, dass die strategische Autonomie und Sicherheit einzelner Länder zunehmend von Kompetenzen und Leistungen in diesen fünf Technologiesektoren abhängt. Ein länderübergreifender „Critical and Emerging Technologies Indexder Harvard Kennedy School untersucht daher die Leistungsfähigkeit ausgewählter Staaten.
Der unmittelbare wirtschaftliche Nutzen von Raumfahrttechnologien kommt auch kleineren Ländern zugute. In Österreich umfasst die Weltraumwirtschaft rund 150 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 250 Millionen EUR, von dem 75 Prozent in Forschung und Entwicklung (FuE) fließen. Ende Juni ist das European Space Agency (ESA) Living Planet Symposium in der Hauptstadt Wien zu Gast, begleitet vom öffentlichen Weltraum-Festival „Space in the City“. Zudem erhöht Österreich seinen Jahresbeitrag für die ESA. Großzügige öffentliche Investitionen entsprechen dabei dem allgemeinen Trend in Österreich: Die gesamten FuE-Ausgaben erreichten 2024 mit 3,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) einen Höchstwert, womit Österreich innerhalb der EU den dritten Rang belegt. Im European Innovation Scoreboard erreicht das Land Rang 6. Weitere Informationen finden sich im Monitor für Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Monitor) 2025, den der österreichische Rat FORWIT Ende Mai der Öffentlichkeit vorstellte.

Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben. 

Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns an.

Ihre Sonja Bugdahn und Anna März

Über den ITB infoservice

Der ITB infoservice berichtet über strategische Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit und ist eine wichtige Quelle für Entscheidungsträger in Politik, Wissenschaft und Forschung. Besondere Schwerpunktausgaben berichten fokussiert über ein aktuelles Thema oder eine Region.

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