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ITB infoservice 12/2025 - Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit

Erscheinungsdatum: 15.12.2025 ITB infoservice

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in dieser Ausgabe informieren wir Sie gerne über Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit. Wie Sie es vielleicht bereits über unsere Mitteilung an die Abonnentinnen und Abonnenten erfahren haben, wird "Kooperation international" seinen Betrieb Ende des Jahres 2025 einstellen. Der Grund hierfür ist die Neuausrichtung der Kommunikationskanäle des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR). Auch die Abonnements zu Nachrichten und Bekanntmachungen sowie zu unseren beiden Newslettern ITB infoservice und inside laufen damit aus. Wir danken Ihnen für Ihr Interesse und langjähriges Vertrauen! 

Für unsere letzte Ausgabe geht der Blick zunächst über den Atlantik: Sowohl in den USA als auch in Kanada wird ein Rückgang der internationalen Studierendenzahlen registriert. Die Gründe dafür sind allerdings unterschiedlicher Natur. Das Land Kanada stand im vergangenen Monat noch mit mehreren weiteren Meldungen im Fokus unserer Berichterstattung: Im Rahmen der diesjährigen kanadischen G7-Präsidentschaft fand Anfang Dezember ein Treffen der Industrie-, Digital- und Technologieressorts der Mitglieder in Montréal statt. Weiterhin hat der Council of Canadian Academies eine umfassende und kritische Bestandsaufnahme des kanadischen Wissenschafts- und Technologiesystems vorgelegt. Zudem veröffentlichte die neue Regierung unter dem Premierminister Carney das erste Budget mit neuen Prioritäten. Eine Auswertung der weltweiten Berichterstattung zeigt: Das Erreichen technologischer Souveränität gewinnt als Ziel stark an Bedeutung, insbesondere in Schwerpunktsektoren wie Künstliche Intelligenz (KI) und Raumfahrt.

Gewinnung internationaler Studierender und Fachkräfte in Nordamerika 

Obwohl noch keine gesicherten statistischen Daten vorliegen, zeigen erste Umfragen, dass die Anzahl der internationalen Studierenden in den USA zurückgegangen ist. Gleichzeitig bleiben die USA im weltweiten Vergleich das beliebteste Zielland für internationale Studierende. Der Rückgang geht unter anderem auf Verzögerungen und eine restriktivere Vergabe von Visa zurück, die die Trump-Administration im Frühjahr 2025 eingeführt hat. Die Reduktion der internationalen Studierenden ist allerdings kein offizielles Ziel der US-amerikanischen Regierung. Ganz anders in Kanada: Nach einem starken Anstieg der Zahlen war es zu Engpässen auf dem Wohnungsmarkt und in der Betreuung gekommen. Seit dem Jahr 2023 gilt daher eine veränderte Praxis: Die kanadische Regierung begrenzt die Anzahl der internationalen Studierendenvisa für das grundständige Studium und erschwert dieser Gruppe zudem den Zugang zum kanadischen Arbeitsmarkt. Davon deutlich zu unterscheiden ist wiederum der kanadische Ansatz in Bezug auf Forschung: Im jetzt vorgelegten Haushalt "Canada Strong" werden umfangreiche Mittel in Höhe von 1,7 Milliarden CAD bereitgestellt, um mehr als 1.000 internationale Forschende für das kanadische Wissenschaftssystem zu gewinnen. Insbesondere für neue Professuren und Assistenzprofessuren sind die Programme dabei auf lange Zeiträume von 13 bzw. 12 Jahren angelegt.

Kanadas Wissenschafts- und Innovationssystem: eine kritische Zwischenbilanz

Fast zeitgleich mit der Vorlage des Haushalts "Canada Strong" hat der Council of Canadian Academies (CCA) eine umfassende Bestandsaufnahme des kanadischen Wissenschafts-, Technologie- und Innovationssystems vorgelegt ("The State of Science, Technology and Innovation in Canada 2025"). Lobend hervorgehoben wird der Hochschulsektor des Landes. Kanadische Universitäten bringen laut Bericht weiterhin Talente und Forschungsergebnisse von Weltrang in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen hervor. Trotz seiner Forschungsstärke gelinge es Kanada aber nur unzureichend, seine Entdeckungen in kommerzielle Erfolge umzusetzen. Dem Land fehle es an großen, innovativen Unternehmen und es gebe anhaltende Hindernisse bei der Skalierung von Start-ups und dem Erhalt von geistigem Eigentum. Ein entschlossener Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte nach Einschätzung der kanadischen Akademien das Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsökosystem Kanadas verändern. Das Land habe eine führende Rolle bei der Entwicklung von KI gespielt, verliere jedoch an Boden bei Anwendung und wirtschaftlicher Nutzung. Die Einführung von KI in Unternehmen war auch ein Schwerpunkt beim G7-Treffen der Industrie-, Digital- und Technologieminister im Rahmen der kanadischen Präsidentschaft.

Technologische Souveränität: Künstliche Intelligenz und Raumfahrt

Technologisch souverän zu sein heißt, digitale und industrielle Schlüsseltechnologien wissenschaftlich mitgestalten zu können. Dies soll einseitige Abhängigkeiten von ausländischem Know-how verringern sowie hochwertige Arbeitsplätze und Wohlstand sichern. Es kann daher nicht verwundern, dass Zielsetzungen rund um technologische Souveränität in zunehmendem Maße die Ausrichtung von Forschungs- und Innovationspolitik dominieren. So stellt Frankreich 15 neue strategische Fördermaßnahmen in den Dienst "wissenschaftlicher und technologischer Souveränität". Das Streben nach Souveränität ist auch eine Triebkraft hinter der zunehmenden Verbreitung von Raumfahrttechnologien: In der jetzt publizierten Sonderausgabe der University World News zu "Raumfahrt und Hochschulen" wird darauf hingewiesen, dass Staaten, die eigene Weltraumsatelliten bauen und entsenden, ihre strategischen Handlungsmöglichkeiten stark erweitern. Ein weiterer Schlüsselsektor für technologische Souveränität ist die Künstliche Intelligenz (KI). Kanada setzt bereits seit mehreren Jahren auf den Ausbau von KI-Infrastrukturen auf kanadischem Territorium und unter kanadischer Kontrolle. Dieser Ansatz wird auch in dem neuesten Haushalt fortgesetzt. Eine Grundlage für mehr europäische "KI-Souveränität" soll die jüngst gestartete "Next Frontier AI Challenge" schaffen. Der mit 125 Millionen EUR dotierte Wettbewerb fördert den Aufbau von drei europäischen "Frontier-Labs". Solche Strukturen sind bisher fast ausschließlich in den USA und China präsent. Dabei geht es um kommerzielle Unternehmen, die Spitzenforschung mit der konsequenten Umsetzung von Grundlagenmodellen verbinden, angetrieben von einer klaren Marktorientierung und operativer Exzellenz.

Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben. 

Ihre Sonja Bugdahn und Anna März

Über den ITB infoservice

Der ITB infoservice berichtet über strategische Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit und ist eine wichtige Quelle für Entscheidungsträger in Politik, Wissenschaft und Forschung. Besondere Schwerpunktausgaben berichten fokussiert über ein aktuelles Thema oder eine Region.

Quelle: DLR Projektträger, VDI Technologiezentrum GmbH Redaktion: von Anna März, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Südafrika Kanada USA China Indien Dänemark Deutschland Finnland Frankreich Schweden Tschechische Republik EU G7 / G20 Global Australien Themen: Bildung und Hochschulen Energie Förderung Information u. Kommunikation Infrastruktur Innovation Lebenswissenschaften Physik. u. chem. Techn. sonstiges / Querschnittsaktivitäten Strategie und Rahmenbedingungen Umwelt u. Nachhaltigkeit Wirtschaft, Märkte

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