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Länderbericht: Chile

Länderbericht: Chile

Chile

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

1Allgemeine Landesinformationen

Bevölkerung und Geografie

Tabelle 1: Bevölkerung und Geografie
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook

Ländername

República de Chile

Republik Chile

Kurzform: Chile

Hauptstadt

Santiago de Chile

Fläche

756.626 km²

Bevölkerungszahl

18,186 Mio.

(Schätzung Juli 2020)

Lebenserwartung

Männer: 76,3 Jahre

Frauen: 82,5 Jahre

(Schätzung 2020)

Altersstruktur

0-14 Jahre: 19,79%

15-64 Jahre: 68,4%

65 Jahre und älter: 11,89%

(Schätzung 2020)

Bevölkerungswachstum

0,71%

(Schätzung 2020)

Sprachen

99,5% Spanisch

(Schätzung 2012)

Religionen

64% Katholiken

17% Protestanten

3% Andere

16% Keine

(Schätzung Juni 2019)

Nationaltag

18./19. September (Fiestas Patrias)

Zeitzone

Festland und Juan-Fernández-Inseln: MEZ - 5 (UTC - 4); Oktober bis März: MEZ - 4 (UTC - 3)

 

Osterinsel: MEZ - 7 (UTC - 6); Oktober bis März: MEZ - 6 (UTC - 5)

Unabhängigkeit

12. Februar 1818 von Spanien

Währung

1 Chilenischer Peso CLP / 100 Centavos

   

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Politik und Administration

Ländername

República de Chile

Republik Chile

Hauptstadt

Santiago de Chile

Staatsform / Regierungsform

Republik / Präsidialdemokratie

Staatsoberhaupt

Präsident Gabriel Boric,

seit 11. März 2022

Regierungschef

Präsident Gabriel Boric

Außenminister

Alberto van Klaveren

Bildungsminister

Nicolás Cataldo

Forschungsministerin

Aisén Etcheverry

Parlament

Kongress, bestehend aus Senat (38 Sitze) und Abgeordnetenkammer (120 Sitze); gewählt nach einem Verhältniswahlsystem (zwischen zwei und fünf Senatoren in 19 Senatswahlkreisen und jeweils zwei Abgeordneten in 60 Abgeordnetenwahlkreisen); letzte Wahl am 21. November 2021

Regierungsparteien

Linksparteienbündnis Apruebo Dignidad

Bestehend aus der Kommunistischen Partei Chiles (Nuevo Pacto Social - PC), sozialistische Gruppierungen sowie kleinere Parteien, die aus sozialen Bewegungen hervorgegangen sind.

Oppositionsparteien

Parteienbündnisse Chile Podemos Más, Frente Social Cristiano sowie sonstige kleinere Parteien und Unabhängige

Verwaltungsstruktur

15 Regionen (regiones)

Tabelle 2: Politik und Administration

Quelle: Auswärtiges Amt

 

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Politisches System

Chile ist eine Präsidialdemokratie mit einer in der Verfassung verankerten und verwirklichten Gewaltenteilung. Die Verfassung weist dem Präsidenten eine starke Rolle zu. Er bestimmt die Richtlinien der Politik, ernennt und entlässt Mitglieder des Kabinetts, die Intendanten der Regionen und Gouverneure der Provinzen sowie Inhaber weiterer wichtiger Staats- und Verwaltungsämter.

Der historisch gewachsene Staatsaufbau ist zentralistisch ausgerichtet. Das Land ist in 15 Regionen untergliedert, diese wiederum in 53 Provinzen und 346 Gemeinden.

Chile ist ein demokratischer Rechtsstaat mit einem materiell-rechtlich entwickelten, in der Praxis jedoch hin und wieder schwerfälligen Justizsystem. Neben den Zivil- und Strafgerichten gibt es eine Militärgerichtsbarkeit, z.B. für Straftaten gegen Angehörige der bewaffneten Polizei (Carabineros). Das Strafprozessrecht wurde vor einigen Jahren - auch mit deutscher Hilfe - reformiert.

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Wirtschaftsinformation

Wirtschaftsdaten zu Chile finden Sie in der Reihe "Wirtschaftsdaten kompakt" von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert. Folgende Indikatoren sind unter anderem enthalten: Einwohner, Bevölkerungsdichte, Währung, Wechselkurs, Bruttoinlandsprodukt, BIP je Einwohner, BIP-Wachstum, Inflationsrate, Durchschnittslohn, Arbeitslosigkeit, Haushaltssaldo, Außenhandel, wichtigste Ein- und Ausfuhrgüter, wichtigste Handelspartner, ausländische Direktinvestitionen, Länderbonität, Devisenreserven, Außenhandel mit der EU und Deutschland, wichtigste deutsche Ein- und Ausfuhrgüter.

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2Zusammenfassung

2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Bildungssystem

Im OECD-Vergleich hat das chilenische Bildungssystem noch Nachholbedarf. Chile zeichnet sich durch verhältnismäßig hohe Bildungsausgaben aus, was für lateinamerikanische Länder typisch ist (siehe UNESCO-Wissenschaftsbericht 2015). Gleichzeitig ist Chile unter den OECD-Ländern derzeit das Land, das den höchsten "Privatanteil" an den Bildungskosten hat (siehe Bildungsindikatoren).

Die Studierenden in Chile verteilen sich derzeit etwa zur Hälfte auf die 27 traditionellen und die 34 nicht-traditionellen Universitäten (DAAD-Bildungssystemanalyse 2017). Die „traditionellen“ Universitäten Chiles, die in der chilenischen Hochschulrektorenkonferenz CRUCH (Consejo de Rectores de las Universidades Chilenas) zusammen geschlossen sind, arbeiten nicht gewinnorientiert, aber das Studium ist auch hier kostenpflichtig. Es handelt sich um 18 staatliche und neun private traditionelle Universitäten mit öffentlicher Orientierung. Zur Gruppe der traditionellen privaten Universitäten zählen zum Beispiel die katholische Pontificia Universidad Católica de Chile oder auch die regionalen Hochschulen Universidad Técnica Federico Santa María (UTFSM), Concepción und Austral, die von lokalen Gemeinschaften und von Stiftungen gegründet wurden. Ab 1981 ermöglichte die Militärdiktatur in Chile jedoch die Gründung nichttraditioneller privater Hochschulen, die gewinnorientiert arbeiten. Sie werden durch den Verband der privaten Universitäten (Corporación de Universidades Privadas, CUP) vertreten.

Gleichzeitig fuhr der Staat die Finanzierung der traditionellen Universitäten immer weiter zurück, wodurch diese Studiengebühren erheben mussten. Chile wurde durch die Hochschulrahmengesetzgebung so eines der Länder mit der weltweit höchsten Segregation und mit den höchsten privaten Bildungkosten in der OECD. Besonders auffällig ist, dass Chiles öffentliche Hochschulen für ein Bachelorstudium im Durchschnitt sogar höhere jährliche Studiengebühren als private Hochschulen verlangen. Chile gehört damit innerhalb der OECD zur Spitzengruppe, wie ein kaufkraftbereinigter Vergleich zeigt (OECD Education at a Glance (2019), Daten und Grafik).

Im Jahr 2011 kam es zu Massenprotesten der Studierenden in Chile. 2014 leitete die neue Regierung unter Präsidentin Bachelet einen historischen Kurswechsel in der Bildungspolitik ein. Zunächst konzentrierte sich die Regierung darauf, den Schulsektor, der ebenfalls unter hohen Gebühren litt, zu reformieren. Ende Januar 2018 erreichte die Regierung unter der scheidenden Präsidentin Bachelet nach einem langwierigen Verfahren, dass zwei Hochschulgesetze von beiden Parlamentskammern angenommen wurden. Kernpunkt ist die Festschreibung des Rechts auf einen freien Zugang zu der Hochschulbildung für Studierende aus sozial schwachen Familien. Derzeit bezahlen Studierende aus den ärmsten 60 Prozent der Haushalte keine Studiengebühren. Anstatt wie bisher die Stipendien als Kredite zu vergeben, werden diese nun als Beihilfe von den Hochschulen vergeben, ohne diese später zurückzufordern.

Die neue Regierung unter Sebastian Piñera, seit März 2018 im Amt, hatte die Reform vorab mehrfach kritisiert, wird die bildungspolitischen Reformen aber letztendlich im neuen Regierungsprogramm weiterführen. Hauptziel ist die Qualität der Bildung weiter zu verbessern, den kostenlose Zugang zu frühkindlicher Erziehung weiter auszubauen und die technische Fachausbildung zu modernisiern. In Chile wird ein größerer Teil der beruflichen Ausbildung im Tertiärbereich durchgeführt, nachdem als Folge der Reformen von 1981 zwei neue Typen von tertiären Bildungsinstitutionen geschaffen worden: die Berufsschulen (Institutos Profesionales de Educación Superior, IP, insgesamt 43) und die technische Berufsschulen (Centros de Formación Técnica, CFT, insgesamt 49). Die letzteren gelten als wenig attraktiv und werden als Notlösung für den Nachwuchs betrachtet (oft aus finanziellen Gründen, da die hohen Studiengebühren der Universitäten nicht finanziert werden können, siehe DAAD-Bildungssystemanalyse 2017). Unter der neuen Regierung sollen mehr Berufsakademien für die technische Fachausbildung geschaffen werden, um somit dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.

Forschungs- und Innovationssystem

Chile hat wie die meisten lateinamerikanischen Länder nur eine vergleichsweise geringe FuE-Intensität, das heißt der Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) schwankt seit 2007 zwischen 0,4 und 0,3 Prozent (siehe FuE-Indikatoren). Anteile in dieser Größenordnung sind typisch für die größeren lateinamerikanischen Länder, während die OECD-Länder eine deutlich höhere FuE-Intensität aufweisen (siehe Bericht Ricyt 2023): El Estado de la Ciencia. Red de Indicadores de Ciencia y Tecnología - Iberoamericana e Interamericana, S. 19).

In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen nimmt Chile 2023 im globalen Vergleich Rang 45 ein (Quelle: SCImago. SJR – SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 26, 2024, from www.scimagojr.com).

Im Global Innovation Index (GII) 2023, in dem Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, belegt Chile in Lateinamerika hinter Brasilien Rang 2: Dabei platziert sich Chile auf Rang 52 knapp hinter Brasilien auf Rang 49.

Die chilenische Wissenschafts- und Technologiepolitik hat sich traditionell mehr auf die Entwicklung, Einrichtung und Koordination von Fonds und Programmen zur Innovationsförderung konzentriert, als auf die Definition von thematischen Bereichen oder substantiellen politischen Strategien. Um die Forschungspolitik effektiver zu gestalten, wurde 2005 ein Nationaler Innovationsrat (Consejo Nacional de Innovación para Competitividad, CNI, 2014 umbenannt in den Consejo Nacional de Innovación para el Desarrollo, CNID) eingerichtet. Seitdem wurden zwei nationale Innovationsstrategien ausgearbeitet (2008 und 2012). Eine weitere Neuerung war die Einrichtung eines Innovationsfonds für die Wettbewerbsfähigkeit (Fondo de Innovación para la Competitividad, FIC), der zu einem wichtigen Instrument für die staatliche Förderung wurde. Der Fonds speist sich aus einer Steuer, die den Bergbauunternehmen auferlegt wurde. Der Innovationsrat ist für die Zuteilung der Mittel aus dem Innovationsfond FIC an die chilenischen Fördereinrichtungen zuständig.

Grundsätzlich war die Verantwortung für die Umsetzung von Forschungs- und Innovationspolitik in Chile bisher zwischen dem Ministerium für Wirtschaft und dem Ministerium für Bildung verteilt. Ab 2015 wurde ein Reformprozess angestoßen, der ab 2018 unter der neuen Regierung Piñera fortgesetzt wurde. Das im August 2018 in Kraft getretene Gesetz (Ley Nr. 21.105) hat das gesamte chilenische Forschungs- und Innovationssystems („Sistema Nacional de Ciencia, Tecnología, Conocimiento e Innovación“) umfassend neu geordnet. Seit Dezember 2018 trägt ein neues Ministerium für Wissenschaft, Technologie, Wissen und Innovation (Ministerio de Ciencia, Tecnología, Conocimiento e Innovación, CTCI)  die Verantwortung für die chilenische Forschungspolitik. Präsident Piñera ernannte den Neurobiologen Andrés Couve Correa zum ersten Forschungsminister und die Biologin Carolina Torrealba zur Unterstaatssekretärin. Innovation, die auf wissenschaftlicher Forschung basiert, fällt ebenfalls in die Zuständigkeit des neuen Ministeriums. Das Wirtschaftsministerium ist dagegen weiterhin für die Innovation der Unternehmen zuständig.

Eine Herausforderung stellt der normative und institutionelle Rahmen dar, der nach der Einrichtung des neuen Wissenschaftsministeriums noch weiter definiert und umgesetzt werden muss. Das Gesetz sieht die Schaffung von fünf Governance-Ebenen vor:  Nach der nun erfolgten Ernennung des Ministers und der Unterstaatssekretärin stehen noch die Konstituierungen des Nationalrates für Wissenschaft, Technologie, Wissen und Innovation (Consejo Nacional de Ciencia, Tecnología, Conocimiento e Innovación para el Desarrolo), der Regionalministersekretäre, des ministeriellen Beirats sowie des interministeriellen CTCI-Ausschusses aus. Jede dieser Ebenen muss vom Präsidenten ernannt werden.

Der noch zu schaffende Nationalrat für Wissenschaft, Technologie, Wissen und Innovation soll den derzeit noch operierenden Nationalen Innovationsrat (Consejo Nacional de Innovación para el Desarrollo, CNID) ablösen. Zu seinen Aufgaben gehört es, eine mittel- bis langfristige nationale Strategie für den Sektor („Estrategia Nacional de Ciencia, Tecnología, Conocimiento e Innovación para el Desarrollo“) zu erstellen oder zu bestätigen. Zu Beginn jeder neuen Präsidentschaft wird die nationale Strategie einer Revision unterzogen. Das neue Wissenschaftsministerium erarbeitet außerdem einen Entwurf von Leitlinien, die für die Dauer einer Präsidentschaft gelten („Política Nacional de Ciencia, Tecnología, Conocimiento e Innovación“). Diese nationale Politik wird dann in jährlichen sogenannten Aktionsplänen konkretisiert und fortgeschrieben. Die Verantwortung für die Aktionspläne trägt der interministerielle Ausschuss.

Am 1. Januar 2020 hat die neue Nationale Agentur für Forschung und Entwicklung (Agencia Nacional de Investigación y Desarrollo, ANID) ihre Arbeit aufgenommen und hat die bisherige zentrale Förderorganisation CONICYT (Comisión Nacional de Investigación Científica y Tecnológica) abgelöst. CONICYT war 1967 als eine regierungsberatende Institution für Wissenschaft und Technologie gegründet und dem Bildungsministerium unterstellt worden. Später war CONICYT primär für die Förderung zuständig. ANID hat die Verantwortung für die Förderprogramme von CONICYT übernommen, darunter 1. Stipendienprogramme (Programa Formación de Capital Humano Avanzado, PFCHA), 2. Projektförderung für Grundlagenforschung (FONDECYT) und 3. Projektförderung für angewandte Forschung und Innovation auf wissenschaftlich-technologischer Grundlage (FONDEF). Zusätzlich unterstützt ANID auch die Einrichtung von Sonderforschungsbereichen an Hochschulen unter FONDAP (Fondo de Financiamiento de Centros de Investigación en Áreas Prioritarias).

Mit ihrer neuen Zuständigkeit für die Millennium Science Initiative (Iniciativa Científica Milenio, ICM) hat ANID ihren Verantwortungsbereich im Vergleich zu CONICYT deutlich ausgebaut. Für ICM war zwischen 2012 und 2019 das chilenische Wirtschaftsministerium zuständig, da das Programm ursprünglich 1999 von der Weltbank durch einen Kredit angeschoben worden war. Unter der ICM werden Exzellenzinstitute und sogenannte Exzellenzkerne für natur- und sozialwissenschaftliche Forschung an chilenischen Hochschulen für begrenzte Zeiträume gefördert.

Zwei weitere wichtige Förderorganisationen sind der Verband zur Wirtschaftsförderung (Corporación de Fomento de la Producción, CORFO) sowie die Stiftung für landwirtschaftliche Innovation (Fundación para la Innovación Agraria, FIA). CORFO stehen verschiedene Fonds zur Verfügung. Eine Aktionslinie ist speziell auf Innovation und technologische Entwicklung bezogen. FIA untersteht dem Landwirtschaftsministerium. Sie arbeitet mit Universitäten, Forschungszentren und dem Privatsektor zusammen, um die Entwicklung der Landwirtschaft und der Wirtschaft in ländlichen Gebieten zu fördern.

Die fachliche Spezialisierung Chiles ist eng mit naturräumlichen Besonderheiten verbunden. Dazu gehören die Nähe zur Antarktis, die hohe seismische Aktivität (Gefährdung durch Erdbeben) und die starke Sonneneinstrahlung. Durch eine Fülle an Bodenschätzen (unter anderem Kupfer) kommt der Bergbauindustrie eine wichtige Rolle zu. Und schließlich eignet sich Chile aufgrund bestimmter Standortfaktoren besonders gut als Ausgangspunkt für astronomische Forschungen. Die Europäische Südsternwarte (ESO) entschied sich daher bereits in den sechziger Jahren, Chile als Sitzland zu wählen (siehe unter Internationale Kooperationen). Zu den fachlichen Schwerpunkten Chiles zählen neben Astronomie, Geologie, Rohstoffen und Bergbau auch Umweltforschung und Umwelttechnologie, Biotechnologie und Gesundheitsforschung.

Der private Sektor in Chile ist bei der Finanzierung und Durchführung von Forschung und Entwicklung nicht so aktiv wie in den meisten Ländern mit hohem Einkommen. Es gibt circa 150 industrielle Unternehmen, die im Bereich Innovation und Entwicklung vorwiegend in der Landwirtschaftsindustrie, dem Bergbau, dem Wohnungsbau und der Fischerei tätig sind. Eine Aufschlüsselung nach Sektoren und Branchen sieht den Dienstleistungssektor an erster Stelle, gefolgt von dem Produktionssektor (Anteile von 42 und 30 Prozent). Für ein OECD-Land sehr ungewöhnlich sind die hohen Anteile von Unternehmen, die in den Sektoren Bergbau und Landwirtschaft (12,4 und 11,9 Prozent) tätig sind (Daten für 2017, OECD Research and Development Expenditure in Industry 2019, ANBERD). Die Unternehmen werden bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung durch staatliche Zuschüsse großzügig gefördert (siehe FuE-Indikatoren), dazu kommt indirekte Förderung durch Steuererleichterungen.

Im öffentlichen Forschungssektor spielen die außeruniversitären Forschungseinrichtungen bei der Durchführung mit einem Anteil von 25 Prozent nur eine untergeordnete Rolle gegenüber den Hochschulen. Chilenische Fachministerien leisten mit den Aktivitäten ihrer Ressortforschungseinrichtungen einen Beitrag, so zum Beispiel:

  • das Ministerium für Landwirtschaft (Institut für Agrarforschung - Instituto de Investigaciones Agropecuarias, INIA; Informationszentrum zu natürlichen Ressourcen - Centro de Información de Recursos Naturales, CIREN),
  • das Ministerium für Bergbau (Nationaler Dienst für Geologie und Bergbau - Servicio Nacional de Geología y Minería, SERNAGEOMIN, sowie das Forschungszentrum für Bergbau und Metalle - Centro de Investigación Minera y Metalúrgica, CIMM) und
  • das Ministerium für Gesundheit (Institut für öffentliche Gesundheit - Instituto de Salud Pública de Chile, ISPCH).
  • Dem Außenministerium untersteht das Chilenische Antarktis-Institut (Instituto Antártico Chileno, INACH).

Eine öffentlich finanzierte Industrieforschungseinrichtung im klassischen Sinne fehlt in Chile. Jedoch hat die Stiftung Chile (Fundación Chile, FCH), die als private gemeinnützige Einrichtung 1976 unter Beteiligung der chilenischen Regierung gegründet wurde, Aufgaben im Bereich der Technologieentwicklung und Kommerzialisierung übernommen und insbesondere die Aquakultur stark vorangebracht. Zur erfolgreichen Arbeit der FCH hat die Weltbank 2014 eine Studie veröffentlicht (infoDev, 2014. Fundación Chile Incubator - Chile Case Study).

Forschung und Entwicklung im öffentlichen Sektor ist auf die Hochschulen und darunter wiederum auf eine verhältnismäßig kleine Auswahl konzentriert. Die Daten der UNESCO weisen darauf hin, dass die chilenischen Hochschulen durch ihre Eigenmittel (Studiengebühren, Kapitalerträge) einen relativ großen Anteil an Forschung und Entwicklung finanzieren (Anteil von 14,4 Prozent in 2016, dieser Anteil wird bei den Daten der OECD unter sonstige Finanzierungsquellen ausgewiesen, siehe FuE-Finanzierung).

Hochschulrankings können Hinweise auf Forschungs- und Innovationsstärke geben. Zu den fünf bestplatzierten chilenischen Hochschulen gehören demnach 1. die Pontificia Universidad Católica de Chile (in Santiago, Rang 501-600), 2. die Universidad de la Frontera (in Temuco), 3. die Universidad de Chile (in Santiago), 4. die Pontificia Universidad Católica de Valparaiso sowie 5. die Universidad de Tarapacá (in Arica) (Quelle: Times Higher Education - World University Ranking 2021, “Best for Research”).

Regional gesehen konzentrieren sich die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Chile nach wie vor stark auf die Hauptstadt Santiago. Ein Beispiel für eine Forschungseinrichtung, die unter Beteiligung von Hochschulen und einer chilenischen Regionalregierung entstanden ist, ist das Zentrum für wissenschaftliche und technologische Forschung für den Bergbau (Centro de Investigación Científico Tecnológico para la Minería). Die auch als CICITEM bezeichnete Institution wurde 2008 von der Universidad Católica del Norte (UCN), der Universidad de Antofagasta (UA), der Regionalregierung Antofagasta und CONICYT gegründet.

Die Zusammenarbeit zwischen dem privaten und öffentlichen FuE-Sektor ist in Chile noch relativ schwach ausgeprägt: sowohl Hochschulen als auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen decken nur einen geringen Anteil ihrer Ausgaben durch Aufträge von Unternehmen ab (siehe FuE-Indikatoren). Die chilenische Regierung bemüht sich durch eine Reihe von Maßnahmen, die Kooperation zu verbessern.

Das Regierungsprogramm der Regierung  Piñera (Programa de Gobierno 2018-22, S. 84 ff.) legt für die Wissenschaftspolitik folgende Pläne fest: Chile soll seine geografischen Besonderheiten als „natürliche Laboratorien“ besser nutzen und neue Programme schaffen, die die Astronomie im Norden Chiles und die Polarforschung in der Antarktis in weltweit wichtige Forschungszonen verwandelt. Weiterhin ist es das Ziel, die öffentlichen Investitionen in den Bereichen Forschung und Entwicklung so zu steigern, dass ein Anteil von 1,2 Prozent Prozent am Bruttoinlandsprodukt erreicht wird. Besonders die Wirtschaft soll sich stärker engagieren. Die chilenische Regierung plant daher, Forschung und Entwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen verstärkt zu fördern. Die Einführung von Industrie 4.0 soll es Chile ermöglichen, mit effizienteren Technologien erfolgreich in der modernen Welt zu konkurrieren sowie den chilenischen Exportprodukten einen Mehrwert zu verleihen.

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Indikatoren für Bildung

Tabelle 3: Bildungsindikatoren
Quelle: OECD Data Explorer (Stand Oktober 2024) und "OECD - PISA 2022: Ergebnisse", außer
1 UNESCO Institute of Statistics (Stand Oktober 2024)
* OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss im Ausland anstreben.
** OECD (UNESCO) registrieren nur diejenigen internationalen Studierenden bzw. Promovierenden, bei denen aufgrund der Aufenthaltsdauer davon auszugehen ist, dass sie einen Abschluss in dem jeweiligen Land anstreben.

Indikator

Chile

Deutschland

OECD-Gesamt

Stand

Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: Bildung insgesamt [Prozent]

5,87

4,57

4,91

2021

Wachstum des Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent]

-0,54

-0,03

-0,15

2021

Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: tertiäre Bildung [Prozent]

2,42

1,32

1,48

2021

Öffentlicher Anteil an den Ausgaben für tertiäre Bildung [Prozent]

38,5

83,9

68,7

2021

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]*

0,98

4,08

1,79

2022

Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.]1

1,292

3,363

- -

2022

Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]**

1,37

12,00

- -

2022

Anzahl Promovierender insgesamt

6.689

200.307

- -

2022

Anteil internationaler abschlussorientierter Promovierender im Land [Prozent]**

25,29

22,79

- -

2022

Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent]

41,12

38,51

47,57

2022/23/23

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent]

1,95

7,93

5,45

2022

Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent]

16,25

22,53

13,60

2022

PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)]

448 (37)

480 (21)

472

2022

PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)]

412 (52)

475 (24)

485

2022

PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)]

444 (43)

492 (22)

476

2022

         

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Weitere Informationen
Dokumente
 

FuE-Indikatoren

Tabelle 4: Indikatoren zu Forschung und Entwicklung (FuE)
Quelle: OECD Main Science and Technology Indicators, Stand März 2025
(1) OECD Patents Statistics, Stand Februar 2024 (Die Jahreszahl bezieht sich auf das Eingangsdatum der ersten Patentanmeldung (Prioritätsdatum).)
* in laufenden Preisen, kaufkraftbereinigt
** inflations- und kaufkraftbereinigt

Indikator

Chile

Deutschland

OECD

Stand

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**]

2.181

158.837

1.930.649

2022/2023/2023

FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent]

10,70

0,85

2,43

2022/2023/2023

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*]

2.363

178.970

2.196.800

2022/2023/2023

FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]

0,39

3,11

2,70

2022/2023/2023

Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent]

0,14

0,92

0,61

2022/2021/2022

Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent]

0,16

1,93

1,75

2022/2021/2022

Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*]

993

122.149

1.615.925

2022/2023/2023

Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent]

8,54

3,52

4,81

2022/2021/2022

Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent]

1,92

7,90

8,09

2022/2021/2022

Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*]

1.000

30.838

347.351

2022/2023/2023

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent]

2,90

13,09

6,25

2022/2021/2021

Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*]

215

21.715

187.216

2022/2023/2023

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent]

8,80

7,93

2,52

2022/2021/2022

Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente)

14.493

498.500

6.327.470

2022/2023/2022

Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte

1,64

10,83

9,91

2022/2023/2022

Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent]

35,85

61,75

66,36

2022/2023/2022

Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1)

12,9

19,4

8,2

2020

         

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FuE-Finanzierung

In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt und Deutschland 64 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 24 bzw. 28 Prozent und für das Ausland 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland).

In Chile liegen die Anteile der inländischen Wirtschaft noch deutlich hinter denen des Staates zurück, wie es für Länder mit mittlerem Einkommen typisch ist. Tatsächlich wird Chile, das 2010 der OECD beitrat, erst seit 2012 als Land mit hohem Einkommen eingestuft. Auffällig ist der hohe Anteil an sonstiger Inlandsfinanzierung in Chile, der vor allem von den chilenischen Hochschulen kommt (Quelle: Statistik-Instituts der UNESCO). Diese engagieren sich offenbar durch Eigenmittel (Kapitalerträge, Studiengebühren) stark bei der FuE-Finanzierung.

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FuE-Durchführung

Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 69 und 71 Prozent). Im Vergleich dazu halten sich die Unternehmen in Chile ähnlich wie bei der Finanzierung sehr zurück.

Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). Im öffentlichen Forschungssektor in Chile dominieren die Hochschulen noch stärker gegenüber den außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 20 : 80 bzw. 1 : 4).

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Bibliometrie

Die Verteilung der Publikationen auf Fachgebiete kann erste Hinweise auf die Stärken eines Forschungssystems geben (Bezugsjahr 2016, (Quelle: SCImago (2007). SJR – SCImago Journal & Country Rank. Retrieved August 8, 2017, from http://www.scimagojr.com)). Weltweit wie in Chile steht die Medizin mit den meisten Publikationen an erster Stelle. Jedoch liegt der Anteil in Chile mit 13,1 Prozent unter dem weltweiten Durchschnitt (Welt: 15,9 Prozent sowie Deutschland: 16,7 Prozent). Die Ingenieurwissenschaften in Chile können mit relativ geringen Anteilen (7,1 Prozent, zum Vergleich Deutschland: 9,3 Prozent) nicht den zweiten Platz einnehmen, den sie weltweit mit einem Anteil von 10,9 Prozent behaupten. Auf dem zweiten Platz liegen stattdessen Physik und Astronomie (s. unten).

Eine Spezialisierung Chiles ist in folgenden Fachgebieten festzustellen (Auswahl basierend auf Spezialisierungsindex Länderanteil/Weltanteil ≥ 1,3), die eng mit den naturräumlichen Besonderheiten des Landes verbunden sind:

  • Physik und Astronomie (Chile: 11 Prozent, Welt: 7,8 Prozent, Deutschland: 9,6 Prozent)
  • Erd- und Planetare Wissenschaften (Chile: 7,3 Prozent, Welt: 3,1 Prozent und Deutschland: 3,6 Prozent).

Zusätzlich gibt es in Chile noch weitere Spezialisierungen im Hinblick auf:

  • Agrar- und Biowissenschaften (Chile: 8,5 Prozent, Welt: 5 Prozent sowie Deutschland: 4,4 Prozent)
  • Sozialwissenschaften (Anstieg seit 2005, Chile: 7,3 Prozent, Welt: 4 Prozent, Deutschland: 3,1 Prozent)
  • Geisteswissenschaften (Anstieg seit 2005, Chile: 4,8 Prozent, Welt: 1,9 Prozent und Deutschland: 2 Prozent)
  • Mathematik (Chile: 5,4 Prozent, Welt: 4,3 Prozent und Deutschland: 4,6 Prozent).

Bei einem weltweiten Vergleich der Anzahl der Publikationen liegt Chile im Jahr 2016 insgesamt auf Rang 45. Die beste Platzierung erreicht Chile in den Erd- und Planetaren Wissenschaften (Rang 22). 

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2.2 Überblick zur internationalen Kooperation

Die Zuständigkeit für internationale Bildungs- und Forschungszusammenarbeit liegt beim chilenischen Außenministerium. Chile unterhält circa 35 Abkommen und Vereinbarungen mit Partnerländern aus Europa, Asien, Amerika und Ozeanien. Unterstützt wird das Außenministerium durch die Chilenische Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (Agencia Chilena de Cooperación Internacional para el Desarrollo, AGCID), die Bildungsstipendien unter bilateralen und multilateralen Abkommen vergibt. Im Rahmen der Pazifischen Allianz können Studierende und Lehrende aus Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru beispielsweise ein Stipendium erhalten, um ein Gastsemester an der Hochschule eines Teilnehmerlandes zu verbringen (Plataforma de Movilidad Académica y Estudiantil de la Alianza del Pacífico). 

Die Zahlen von UNESCO und OECD erfassen dagegen nur die Studierenden, inklusive der Promovierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Diese Gruppe ist wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern verhältnismäßig klein. Insgesamt (in Klammern OECD-Durchschnittswerte) weist Chile einen Anteil von 1,3 (OECD 6,4) Prozent internationaler Studierender im Land auf. Der Anteil der internationalen Promovierenden liegt jedoch mit  24,4 Prozent leicht über dem OECD-Durchschnitt von 23,6 Prozent. Die ins Ausland abwandernden Studierenden entsprechen einem Anteil von 1,4 (OECD 2) Prozent (siehe Bildungsindikatoren).

Die wichtigsten Herkunftsländer sind Peru, Kolumbien, Venezuela, Ecuador und Bolivien. Die wichtigsten Zielländer sind Argentinien, die USA, Spanien, Deutschland und Australien (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen war 1996 in Chile mit 44,9 Prozent bereits recht hoch und er wuchs bis 2023 auf 64.3 Prozent an. Zum Vergleich: In Deutschland nahm der Anteil im selben Zeitraum von 30,8 auf 53,3 Prozent zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank.Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).

Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern der letzten drei Jahre liegen die USA an erster Stelle, gefolgt von Spanien, Großbritannien, Deutschland und (mit deutlichem Aufwärtstrend) Brasilien. China platziert sich auf Rang 11 und Indien auf Rang 14 (Quelle: Scopus database, Elsevier B.V., 2022-24, downloaded on February 12, 2025).

Auslandsaufenthalte von chilenischen Promovierenden und Post-Docs werden durch die Nationale Agentur für Forschung und Entwicklung (Agencia Nacional de Investigación y Desarrollo, ANID) gefördert, die auch die Zuständigkeit für eine Vielzahl von Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Kooperation von ihrer Vorgängerin CONICYT übernommen hat. Als ausländische Partner kommen sowohl Ministerien auf Bundes- und Landesebene als auch Forschungs- und Förderorganisationen in Frage. Die Anzahl der bilateralen Förderbekanntmachungen, die bisher durchgeführt wurden, ist allerdings begrenzt. Ein Aktionsplan, der mit dem Wissenschaftsministerium in China für den Zeitraum 2017-19 vereinbart wurde, sieht sowohl gemeinsame Förderbekantmachungen als auch die Einrichtung von chinesisch-chilenischen Forschungslaboratorien vor.

Die bisher bedeutendste chilenische Initiative im Bereich der internationalen Forschungszusammenarbeit war die Gründung von internationalen Forschungsexzellenzzentren vor Ort. 2009 stellte die Wirtschaftsförderagentur CORFO erstmals 19,5 Mio. USD für einen Zeitraum von zehn Jahren für bis zu fünf Zentren bereit. Unter dem Programm richtete der australische Council of Scientific and Industrial Research (CSIRO) 2011 ein Forschungsexzellenzzentrum für Bergbau und Bodenschätze unter Beteiligung verschiedener öffentlicher und privater Akteure ein (CSIRO Chile"). Über die CSIRO Chile Foundation wird die Kooperation auf verwandte Bereiche wie Wassermanagement ausgedehnt. Andere internationale Exzellenzzentren in Chile konzentrieren sich auf Lebensmittel (mit der niederländischen Universität Wageningen), Informations- und Kommunikationstechnologien (INRIA, Frankreich) sowie Biotechnologie und Solarenergie (Fraunhofer, siehe unter Überblick zur Kooperation mit Deutschland, siehe zu dem Programm auch L. Klerkx.und J. Guimón (2017): Attracting foreign R&D through international centres of excellence: early experiences from Chile. In: Science and Public Policy, pp. 763–774).

Chile ist Mitglied der Vereinten Nationen und zahlreicher Unterorganisationen, darunter der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Das UNESCO-Regionalbüro für Bildung in Lateinamerika und der Karibik hat seinen Sitz in der Hauptstadtmetropole Santiago de Chile.

Das Land trat außerdem 2010 der OECD bei und hat seitdem in den allgemeinen Bildungs- und Wissenschaftsgremien der OECD Delegiertenstatus. Chile beteiligt sich regelmäßig an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülern (PISA). Zwischen 2012-16 hat Chile außerdem an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung der erwachsenen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (PIAAC) teilgenommen.

Chile engagiert sich auch in der regionalen lateinamerikanischen Forschungszusammenarbeit, so zum Beispiel im Rahmen des Iberoamerikanischen Entwicklungsprogramms für Wissenschaft und Technologie („Programa Iberoamericano de Ciencia y Tecnología para el Desarrollo“, CYTED), das 1984 aufgelegt wurde. Unter CYTED werden transnationale Projekte gefördert. An dem Programm beteiligen sich 19 lateinamerikanische Länder sowie Spanien und Portugal. Chile ist außerdem Mitglied im Inter-American Institute for Global Change (Instituto Interamericano para la Investigación del Cambio Global, IAI), das 1992 gegründet wurde. Die 1957 gegründete Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften (FLACSO) verfügt über zahlreiche Niederlassungen in den Mitgliedstaaten. Auch in Chile führt die Organisation Forschungen durch und bietet Postgraduiertenausbildung vor Ort an (FLACSO-Chile).

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende internationale Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Der Hauptsitz befindet sich in Garching in der Nähe von München. Zusätzlich zum Verwaltungssitz in Santiago betreibt die ESO drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Gemeinsam mit internationalen Partnern baut die ESO derzeit das „European Extremely Large Telescope" (E-ELT) auf. Zwar ist Chile selbst kein Mitgliedsland der ESO, die chilenischen Forschenden haben jedoch einen privilegierten Zugang zu den Observatorien. Darüber hinaus erhält Chile von der ESO Gelder für die Finanzierung von Post-Doc-Stellen und Lehrstühlen im Bereich Astronomie (Webseite zu Chiles Kooperation mit der ESO).

Das sogenannte Gemini Observatory, das von einem Konsortium aus insgesamt sechs Ländern getragen wird (neben Chile von den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien und Südkorea), betreibt zwei Teleskope in Hawaii und Chile. 

Das Integrierte Plattengrenzen-Observatorium in Chile (Integrated Plate Boundary Observatory in Chile, IPOC) untersucht die physikalischen Erdbebenprozesse entlang des südamerikanischen Kontinentalrandes. Ziel ist die Entwicklung von effizienten und kostengünstigen Observierungsstrategien sowie von Modellen, mit denen zukünftig die Gefährdung des menschlichen Lebensraumes präziser erfasst werden kann. Das Projekt wird von einem Konsortium aus chilenischen, deutschen und französischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen getragen (siehe unter Überblick zur Kooperation mit Deutschland).

Seit 2002 besteht ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Chile und der Europäischen Union. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Chile im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Unter dem aktuell laufenden EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) können sich chilenische Einrichtungen beteiligen, jedoch nur noch in Ausnahmefällen europäische Fördergelder erhalten. Dies war unter dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20) noch anders. Bis Januar 2025 warb Chile unter Horizont Europa europäische Fördergelder in Höhe von 1,93 Millionen Euro ein und beteiligte sich an 45 Projekten. Davon verzeichnete mit 23 Projekten die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).

Eine weitere Variante europäisch-chilenischer Kooperation setzt auf die Verbindung verschiedener nationaler und europäischer Fördertöpfe im Rahmen von Public-Public-Partnerships (P2Ps, Übersicht ERA-LEARN Plattform). Diese sind entweder themenzentriert und/oder haben einen bi-regionalen Charakter (EU CELAC Interest Group, als Nachfolgerin des ERA-Net LAC). Die letzte Förderbekanntmachung wurde 2017 veröffentlicht.

Seit 2017 ist Chile als erstes lateinamerikanisches Land mit dem 1985 gegründeten Netzwerk für Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA assoziiert. Im Rahmen der EUREKA-Initiative „Global Stars“ hat Chile erstmals an einer Bekanntmachung teilgenommen. Die finanziellen Mittel auf chilenischer Seite werden von der Wirtschaftsförderorganisation CORFO bereitgestellt, die dem chilenischen Wirtschaftsministerium unterstellt ist.

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2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland

Für Chile hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Sowohl als Zielland für chilenische Studierende als auch als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 5 (siehe vorheriger Abschnitt).

Die Grundlage der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ) mit Chile bildet das am 1. Oktober 2012 unterzeichnete bilaterale Regierungsabkommen. Das aktuelle Abkommen ersetzt das WTZ-Regierungsabkommen vom 28. August 1970 (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des Bundesministeriums für Forschung, Technologien und Raumfahrt (BMFTR)).

Seit Dezember 2022 liegt eine neue Rahmenbekanntmachung zur WTZ mit Lateinamerika (Webseite) maßgebliche Eckpunkte zu Zielen, Förderinstrumenten (beispielsweise Mobilität, Forschungsgruppen, Partnerstrukturen) und inhaltlichen Schwerpunkten fest. Eine Antragstellung erfolgt auf der Grundlage der spezifischen Förderaufrufe, die das deutsche Forschungsministerium (zunächst bis Mai 2025 das BMBF, später BMFTR) zu verschiedenen Ländern und Themen publiziert.

Zwei bis Ende 2023 veröffentlichte Förderaufrufe decken auch Kooperationen mit Chile ab: Ein Aufruf zur Förderung von langfristigen Partnerstrukturen für Forschung und Innovation in Lateinamerika sowie ein Aufruf zur Förderung von Sondierungs- und Vernetzungsmaßnahmen mit Partnern in Lateinamerika und der Karibik. Bereits vor der Veröffentlichung der Rahmenbekanntmachung waren Sondierungs- und Vernetzungsmaßnahmen mit Chile unter Bekanntmachungen des BMBF gefördert worden. Die letzte Bekanntmachung von 2018 hatte den Schutz vor Naturrisiken und Anpassung an den Klimawandel sowie Gesundheitsforschung, insbesondere nicht übertragbarer Krankheiten (Herz-Kreislauf- und neurodegenerative Erkrankungen) zum Thema. Davon sind acht Projekte mit einem Gesamtfördersumme von rund 1,8 Millionen Euro ab Herbst 2019 gefördert worden. Das BMBF unterstützt mit der Fördermaßnahme „Forschungsstrukturen“ mit ausgewählten lateinamerikanischen Ländern den Aufbau nachhaltiger, gemeinsamer Forschungsstrukturen. Damit soll der Zugang zu Forschungsobjekten und -netzwerken sowie zu personellen und Infrastruktur-Ressourcen in Lateinamerika erleichtert und die WTZ-Vereinbarungen umgesetzt werden. Mit Chile werden die Themen Nachhaltige Energiesysteme (1 Projekt) und Gesundheitsforschung (3 Projekte) gefördert.

Die Fachabteilungen des deutschen Forschungsministeriums fördern Kooperationsprojekte mit verschiedenen fachlichen Schwerpunkten. Mit „CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ werden abteilungsübergeifend in sieben Themenfeldern internationale Partnerschaften im Klima-, Umwelt- und Energiebereich gefördert. In enger Zusammenarbeit mit Chile werden insgesamt 5 Verbundprojekte zur Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft sowie zu Naturrisiken gefördert. Im Themenfeld Naturrisiken wurde das länderübergreifende Verbundprojekt „RIESGOS - Multi-Risiko Analyse und Informationssystemkomponenten für die Andenregion“ bis 02/2021 sowie dessen Nachfolgeprojekt „RIESGOS 2.0 - Szenarienbasierte Multi-Risikobewertung in der Andenregion“ gefördert. Im Verbundprojekt „RIESGOS“ arbeiteten deutsche, chilenische, ecuadorianische und peruanische Fachleute verschiedener Disziplinen zusammen und entwickelten ein Multi-Risiko-Informationssystem zur Bewertung von Naturgefahren und damit verflochtenen kaskadierenden Effekten. Im Themenfeld Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft wurde Chile als strategisches Partnerland für wirtschaftsstrategische Rohstoffe explizit erwähnt.

Es wurde eine Rohstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Chile vereinbart und ein Deutsch-Chilenisches Forum für Bergbau und mineralische Rohstoffe eingerichtet, das Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen zusammenführt. Im Rahmen von CLIENT II fördert das deutsche Forschungsministerium seit 2018 drei Verbundvorhaben mit insgesamt circa 7 Millionen Euro auf deutscher Seite. „SecMinTec“ entwickelte (01/2018 bis 09/2021) nachhaltige technische Lösungen zur Rückgewinnung von wirtschaftsstrategischen Elementen und Wertmetallen in Chile. Das Verbundvorhaben „BrineMine“ beschäftigt sich mit der Gewinnung von Wertstoffen und Trinkwasser aus Geothermalquellen in Chile (03/2019 – 03/2023) und „ReAK“ hat (09/2019 bis 08/2023) in Kooperation mit Chile die Reduktion von Arsen in Kupferkonzentraten erforscht.

Auch im Rahmen der Fördermaßnahme „Bioökonomie International“ ist Chile eines der Schwerpunktländer. Das BMBF als Vorgänger des BMFTR fördert seit 2022 zwei Projekte mit Chile mit einem Gesamtvolumen von circa 1 Million Euro. Die Projekte beschäftigen sich in dem einen Fall mit der Verbesserung mehrerer Eigenschaften der Kartoffel, die derzeit für Lebensmittel und der industrielle Anwendungen ungünstig sind und in dem anderen Fall mit der Entwicklung eines virtuellen Sensornetzwerkes zur Analyse des Mikroklimas auf Ackerflächen, womit die Auswirkungen von Wetterbedingungen und Klimawandel auf die Produktion von Biomasse mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung überwacht werden kann. Sieben weitere Projekte mit einem Fördervolumen von 4,3 Millionen Euro sind inzwischen ausgelaufen.

Das deutsche Forschungsministerium beteiligt sich auch an Förderbekanntmachungen der EU-CELAC-Interessengruppe (siehe unter Überblick zur internationalen Kooperation). Nach der Beendigung des ERA NET mit Lateinamerika und der Karibik (ERANet-LAC) im Dezember 2017 wurde auf Initiative des BMBF und des argentinischen Ministeriums für Wissenschaft, MINCYT die so genannte „EU-CELAC Interest Group“ ins Leben gerufen. Diese Interessengruppe vereinigt Förderorganisationen aus Lateinamerika, den Karibischen Ländern sowie aus der EU und den Mitgliedsstaaten.  Die EU-CELAC IG wird seit 2018 vom DLR Projektträger und von der beim spanischen Ministerium für Wirtschaft und Wettbewerb angesiedelten Stiftung für Wissenschaft und Technologie (FECYT) koordiniert. Die Gruppe fördert gemeinsame bi-regionale Kooperationsaktivitäten in Forschung, Wissenschaft und Innovation.

Das deutsche Forschungsministerium finanziert rund 22 Prozent der Kosten der Europäischen Südsternwarte (ESO) mit ihren Standorten Santiago, Paranal, La Silla und Chajnantor in der chilenischen Atacama-Wüste. Deutschland ist damit der größte Beitragszahler unter den 16 europäischen Mitgliedsstaaten. Der Hauptsitz der ESO mit den wichtigsten wissenschaftlichen und technischen Abteilungen und der Verwaltung der Organisation befindet sich in Garching in der Nähe von München. Derzeit entsteht auf dem Cerro Armazones das größte bodengebundene optische Teleskop der Welt, das ELT (Extremely Large Telescope) mit einem Durchmesser des Hauptspiegels von 39 m. Deutsche Unternehmen sind maßgeblich an der Entwicklung und dem Bau zentraler Bestandteile des Teleskops beteiligt. Außerdem wird der südliche Teil des CTA (Cherenkov Telescope Array), bei dem Deutschland Mitgliedsstaat ist, auf dem Gelände der ESO in der Atacama-Wüste errichtet werden.

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) pflegt seit 1996 intensive Kontakte zur chilenischen Partnerorganisation CRUCH, auch im Rahmen von regelmäßigen bilateralen Treffen. Die HRK schloss 2002 mit Chile das erste Cotutelle-Abkommen (HRK-Rahmenabkommen) zu binationalen Promotionsverfahren mit einem außereuropäischen Land ab. 2016 hat zudem der Akkreditierungsrat ein Abkommen mit der chilenischen Akkreditierungseinrichtung CNA (Comisión Nacional de Acreditación) unterzeichnet und damit erstmals eine formelle Kooperation mit einem südamerikanischen Land etabliert. Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 335 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Chile aus. 151 deutsche Hochschulen kooperieren mit 42 chilenischen Hochschulen (Stand: 08/2024).

Internationale Mobilität von und nach Chile wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

  • 2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Chile an 222 (311) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 44 (50) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inklusive Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 373 (353) und 159 (101) Geförderte aus Chile eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt, darunter auch Deutschlandaufenthalte, zu finanzieren. Die Schwerpunkte des DAAD liegen auf einem Programm für angehende chilenische Ingenieurinnen und Ingenieure, die zu einem zweisemestrigen Studienaufenthalt nach Deutschland kommen (jährlich bis zu 60), zum anderen auf der Förderung chilenischer Promovierender an deutschen Hochschulen. Das bestehende kofinanzierte Promotionsstipendienprogramm BECAS CHILE mit dem chilenischen DAAD-Partner ANID (Agencia Nacional de Investigación y Desarrollo) sollte 2021 eingestellt werden, wurde dann aber doch – vorübergehend mit einer geringeren Stipendienanzahl – weitergeführt. Für die Ausschreibung 2022 konnten wieder bis zu 20 Promotionsstipendien vergeben werden. Seit seinem Bestehen wurden 250 Stipendiatinnen und Stipendiaten für die Durchführung einer Promotion in Deutschland gefördert.
  • Auch bei der DFG genießt die Kooperation mit Chile einen hohen Stellenwert. Am stärksten sind die Geowissenschaften vertreten, insbesondre das Schwerpunktprogramm EARTHSHAPE und der Sonderforschungsbereich „Earth – Evolution at the dry limit“. Seit 2013 haben chilenische Forschende beim CONICYT die Möglichkeit, eine finanzielle Förderung von Forschungsprojekten über das FONDECYT-Programm zu beantragen, wenn ihr deutscher Kooperationspartner bereits in einem damit verbundenen Vorhaben von der DFG gefördert wird. Die DFG hat bereits 10 Forschungsprojekte bewilligt. Gemeinsam mit ANID wurde im November 2023 eine Ausschreibung in den Bereichen Elektrotechnik/Informationstechnik und Astronomie/ Astrophysik geöffnet.

Die AvH fördert Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. Bisher wurden sieben Forschungspreise an Forschende aus Chile verliehen, hiervon fünf Humboldt-Forschungspreise sowie zwei Friedrich-Wilhelm-Bessel-Forschungspreise. 2023 vergab die AvH sechs Forschungsstipendien an Geförderte aus Chile. Um den Austausch von international hochrangigen Spitzenwissenschaftlern zwischen beiden Ländern zu fördern, hat die AvH mit der chilenischen Partnerorganisation ANID  ein Abkommen zur wechselseitigen Vergabe von Forschungspreisen unterzeichnet.

Die vier großen außeruniversitären Forschungsorganisationen pflegen die Zusammenarbeit mit Chile seit langem intensiv. 2023 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 106 chilenische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 37 Projekte mit Partnern in Chile durch. Unter den deutschen Max-Planck-Instituten (MPIs), die mit Chile kooperieren, sind das MPI für Astronomie, das MPI für Strafrecht sowie das MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen vertreten. Im Bereich Astronomie hat sich ein Cluster an Tandem- und Partner-Gruppen der verschiedenen astronomischen Max-Planck-Institute gebildet, das sich auf mehrere Universitäten/Standorte verteilt. Aktuell bestehen vier Partner-Gruppen an der Universidad de La Serena (Astrophysik) mit dem MPI für Astrophysik in München, an der Universidad Alfredo Ibañez (Rechtsgeschichte) mit dem MPI für europäische Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frankfurt, an der Universidad de Concepción mit dem MPI für extraterrestrische Physik (Baryon-Zyklus von Galaxien) sowie an der Universidad Central de Chile (Sozialwissenschaften) mit dem MPI für Gesellschaftsforschung in Köln. Es besteht großes Interesse an einer nachhaltigen, projektorientierten Förderung für die in Max-Planck-Instituten ausgebildeten chilenischen Promovierten und Postdocs, die nach Chile zurückkehren.

Darüber hinaus unterhält die MPG mit dem APEX-Teleskop (Atacama Pathfinder Experiment) eine internationale Forschungsinfrastruktur im Bereich der Submillimeter-Astronomie und ist darüber hinaus an den Großteleskopen der ESO u.a. mit innovativen Kamera-Systemen beteiligt.

Die Stiftung Fraunhofer Chile Research (FCR) wurde 2010 in Chile als erste der Forschungseinrichtungen des CORFO-Programms zur Anziehung internationaler Exzellenzzentren gegründet. Seit der Gründung wurden zwei Institute aufgebaut und mehr als 180 Entwicklungsprojekte mit großen, mittleren und kleinen Unternehmen und Start-ups durchgeführt, bei denen über 15 Millionen Euro aus der Industrie eingesetzt wurden. Chilenische Universitäten kooperieren inzwischen mit den Instituten, beziehungsweise stellen eine Nutzung der Forschungskapazitäten sicher. Seit Januar 2021 besteht eine Schirmherrschaft der Nationalen Agentur für Forschung und Entwicklung (ANID). Aktuell wird unter dem Dach der chilenischen Stiftung FCR das Center for Solar Energy Technologies CSET betrieben.

Aus der großen Vielzahl von Kooperationen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) ragen vor allem das Forschungsvorhaben “RIESGOS” zur Entwicklung eines prototypischen Multi-Risiko-Informationssystems für die Andenregion in Chile, Ecuador und Peru heraus (s. oben).

Andere Bundesministerien und Bundesländer sind ebenfalls in Chile aktiv. So kooperieren mehrere Einrichtungen mit Chile, die dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zugeordnet sind.

Das Bayerische Hochschulzentrum für Lateinamerika (BAYLAT) an der Universität Erlangen-Nürnberg fördert die Kooperation zwischen Bayern und Lateinamerika.

Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-chilenische Kooperation tragen und unterstützen:

  • Das DAAD-Informationszentrum in Santiago de Chile wurde 1999 gegründet.
  • Unter Beteiligung des DAAD richtete die Universität Heidelberg 2001 mit dem Heidelberg Center Lateinamerika (HCLA) das erste Graduierten- und Weiterbildungszentrum einer deutschen Universität im Ausland ein. Seit 2009 wird das HCLA im Rahmen der vom Auswärtigem Amt und DAAD initiierten Initiative für Exzellenzzentren gefördert. Gemeinsam mit der Universidad de Chile und der Pontificia Universidad Católica de Chile baut das Heidelberg-Center ein international orientiertes Ausbildungsangebot in den Fächern Medizinische Physik, Astronomie, Geo- und Umweltwissenschaften sowie Jura auf, das sich auch an Studierende und Graduierte anderer lateinamerikanischer Länder richtet.
  • Ende 2010 gründete die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) mit der Stiftung Fraunhofer Chile Research (FCR) ihre erste Tochtergesellschaft in Lateinamerika.
  • Das Fraunhofer Chile Center for Systems Biotechnology (FCR-CSB) nahm Anfang 2011 seine Arbeit auf. Das CSB war eines der Einrichtungen, die unter dem chilenischen Förderprogramm für internationale Exzellenzzentren gefördert wurden.Im November 2021 wurde vereinbart, dass die Einrichtung nicht von Fraunhofer Chile weitergeführt wird. Stattdessen sind die Forschungskapazitäten an die chilenische Universidad Andrés Bello transferiert worden (Pressemitteilung).
  • Am 28. Mai 2015 wurde das Fraunhofer Chile Research Center for Solar Energy Technologies (FCR-CSET) in Santiago eröffnet, das in der zweiten Ausschreibungsrunde für internationale Exzellenzzentren erfolgreich war. Es ist  wie das FCR-CSB für die Dauer von 8 Jahren von CORFO gefördert worden. Ziel des Zentrums ist es, mit Hilfe der umfangreichen Erfahrung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE die Entwicklung einer nachhaltigen Solarwirtschaft in Chile zu unterstützen. Die achtjährige ANID-Grundfinanzierung des Fraunhofer Chile CSET endete regulär im Februar 2023. Eine Anschlussfinanzierung für das Fraunhofer Center for Solar Energy Technologies CSET in Chile durch ANID bis Ende 2025 wurde beschlossen. Der Kooperationsvertrag mit der Universidad Católica ist ausgelaufen, neuer Kooperationspartner wird die Universidad de Chile sein. Die chilenische Regierung möchte die Ausgestaltung der nationalen FuE-Landschaft grundlegend reformieren und ab 2025 neue Förderprogramme für die Exzellenzzentren einführen.
  • An dem Integrierten Plattengrenzen Observatorium in Chile (IPOC) ist das Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam der Helmholtz-Gemeinschaft mit fünf weiteren deutschen Einrichtungen (IFM-GEOMAR, FU Berlin, Universität Potsdam, Universität Hamburg, Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben der Leibnizgemeinschaft Hannover) und mehreren internationalen Partnern in einem Konsortium beteiligt. Das GFZ hat die IPOC-Stationen im März 2010 an die Universidad de Chile und die Universidad Catolica del Norte übergeben (siehe vorheriger Abschnitt).
  • Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) betreiben seit 1991 die deutsche Forschungsstation O’Higgins German Antarctic Receiving Station (GARS O’Higgins). Seit Anfang 2010 befinden sich ganzjährig Kampagnenteams vor Ort. Der Betrieb der Station erfolgt in enger Kooperation mit dem Chilenischen Antarktis-Institut (INACH).

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Nähere Informationen zu Chile erteilt im Auftrag des BMBF der DLR Projektträger.

Fachliche Ansprechpartnerin für Chile ist:
Dr. Inge Lamberz de Bayas
DLR Projektträger
Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Tel: +49 228 3821-1651
E-Mail: inge.lamberzdebayas(at)dlr.de

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