StartseiteLänderAsienJapanZusammenfassungÜberblick zur Kooperation mit Deutschland

Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Japan

Für Japan hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für japanische Studierende platziert sich Deutschland auf Rang 6, als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen liegt Deutschland sogar auf Rang 3 (siehe vorheriger Abschnitt).

Grundlage der bilateralen Kooperation im Bereich Wissenschaft und Technologie zwischen Japan und Deutschland ist ein Regierungsabkommen über die Zusammenarbeit auf wissenschaftlich-technologischem Gebiet (WTZ) von 1974. Als gemeinsame Forschungsschwerpunkte sind darin die Meeresforschung und -technologie, die Lebenswissenschaften sowie die Umweltforschung benannt. Gefestigt wird die Zusammenarbeit durch WTZ-Sitzungen, die in regelmäßigen Abständen organisiert werden. Die letzte (24.) Sitzung fand im Februar 2023 in Bonn statt. Im Jahr 2024 wird das 50. Jubiläum der WTZ-Partnerschaft zwischen Deutschland und Japan gefeiert.

Seit der Unterzeichnung des WTZ-Abkommens haben sich zahlreiche und weitgefächerte Kooperationen zwischen Deutschland und Japan entwickelt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt über seine internationale Abteilung Mittel für Strukturmaßnahmen, Forschungsprojekte und 2+2-Projekte bereit. Neben dem deutsch-japanischen WTZ-Abkommen gibt es Absichtserklärungen zu spezifischen Themen, z.B. zu „Automatisiertem und vernetzten Fahren“, „Batterietechnologien“ oder zuletzt im Juni 2023 zur 5G/6G-Forschung. Auch gemeinsame Förderbekanntmachungen werden regelmäßig veröffentlicht, beispielsweise zu den Fachgebieten Optik und Photonik (September 2017), Informations- und Kommunikationstechnologie (April 2020), nachhaltige Wasserstofftechnologie (April 2021) und Grüner Wasserstoff (Juni 2021) (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF).

Die Kooperation mit Japan ist sowohl bilateral als auch multilateral ausgestaltet. Das BMBF beteiligt sich nach dem Auslaufen der europäischen Förderung weiterhin an der European Interest Group CONCERT-Japan (EIG CONCERT), die 2014 gegründet wurde. In diesem Rahmen veröffentlicht die japanische Förderorganisation JST zusammen mit Ministerien und Förderorganisationen interessierter europäischer Länder jährlich eine gemeinsame Förderbekanntmachung.

Zu dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) haben deutschen und japanische Forschungseinrichtungen bereits zahlreiche Memoranda of Understanding (MoUs) unterzeichnet – darunter u.a. das MoU zwischen dem Berlin Big-Data-Center (BBDC) und RIKEN Center for Advanced Intelligence Project (RIKEN-AIP) sowie zwischen dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) und dem National Institute of Advanced Industrial Science and Technology AIST (Artificial Intelligence Research Center, AIRC). Im Juli 2022 hat das DFKI mit der Osaka Metropolitan University (OMU) ein MoU für ein gemeinsames Forschungslabor (DFKI Lab Japan) unterzeichnet, Forschungsschwerpunkte sollen vor allem in den Bereichen Smart City, Smart University, Bildung und Lehre sowie in medizinischen Anwendungen liegen.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist derzeit 822 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Japan aus. 173 deutsche Hochschulen kooperieren mit 219 japanischen Hochschulen und 13 sonstigen Einrichtungen (Stand: 01/2024). Eine besondere Rolle bei der deutsch-japanischen Hochschulzusammenarbeit spielt seit 2010 das HeKKSaGOn-Netzwerk. In diesem einzigartigen Verbund haben sich die Universitäten Göttingen und Heidelberg sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit drei der führenden japanischen Hochschulen, den Universitäten Kyoto, Osaka und Tohoku, zusammengeschlossen. Zwischen 2010 und 2018 haben mehr als 1.500 Bachelor-, Master- und PhD-Studierende an Austauschprogrammen, Workshops und Sommer- oder Winterschulen teilgenommen. Die beteiligten Universitäten bauen die Kooperationen in Forschung und Lehre weiter aus. Im September 2023 fand an der Uni Göttingen eine HeKKSaGOn-Konferenz zum Einsatz von KI an Hochschulen statt.

Internationale Mobilität von und nach Japan wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

2022 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Japan an 672 (860) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 43 (102) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 211 (313) und 116 (96) Geförderte aus Japan eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt, darunter auch Deutschlandaufenthalte, zu finanzieren.

Die AvH fördert ausländische Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2022 vergab die AvH 10 Forschungsstipendien und 5 Forschungspreise an Geförderte aus Japan.

Die Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) hat durch ihre Förderprogramme (Übersicht für Deutschland) unter anderem bisher den Aufenthalt von etwa 3000 deutschen Forschenden in Japan ermöglicht (ab Promotionsphase). Die JSPS ist seit 1992 durch ein Auslandsbüro in Bonn vertreten, das vier Mal im Jahr einen Rundbrief zu japanischen Forschungsleistungen sowie Reformen in der Hochschul- und Forschungspolitik in deutscher Sprache veröffentlicht. Hier ist auch das Sekretariat der Deutschen Gesellschaft der JSPS-Stipendiaten e.V. angesiedelt, das den Kontakt zu den deutschen Alumni pflegt. Sowohl die AvH als auch der DAAD unterstützen die JSPS dabei, geeignete Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Deutschland auszuwählen. 2012 beschlossen DAAD und JSPS zudem eine gemeinsame Finanzierung und Verwaltung im Programm des Projektbezogenen Personenaustauschs (PPP). Darunter können sich bilaterale deutsch-japanische Forschungskooperationen um eine Förderung für Mobilitätsmaßnahmen wie Reisekostenzuschüsse bewerben.

Die DFG fördert aktuell zwei internationale Graduiertenkollegs mit Japan: „Energiekonvertierungssysteme: von Materialien zu Bauteilen“ sowie „Funktionelle pi-Systeme: Aktivierung, Wechselwirkungen und Anwendungen (pi-Sys)“ (Stand September 2023). Mit dem Eugen und Ilse Seibold-Preis der DFG wurden von 1997 bis 2020 japanische und deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die in besonderer Weise zum Verständnis des jeweils anderen Landes beigetragen haben.

Deutschland beteiligt sich auch an dem neuen Programm „Adopting Sustainable Partnerships for Innovative Research Ecosystem“ Programm, kurz ASPIRE, das von JST getragen wird. Im Rahmen dieses Programms können Forschende in Japan Mittel für die Zusammenarbeit mit Forschenden in Deutschland erhalten, die bereits von deutschen Einrichtungen wie beispielsweise BMBF und DFG gefördert werden. Eine Liste zu den bisher ausgewählten Projekten mit internationalen Partnern wurden Anfang 2024 publiziert. Die DFG bereitet zudem eine gemeinsame Bekanntmachung mit JST zum Thema Quantentechnologien vor, die zwischen April und Juni 2024 veröffentlicht werden soll.

Auch die großen außeruniversitären Forschungsorganisationen pflegen die deutsch-japanische Zusammenarbeit. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) beherbergte 2022 123 japanische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 119 Projekte mit Partnern in Japan durch. Die Fraunhofer Gesellschaft (FhG) führte 2021 164 Projekte mit japanischer Beteiligung durch. Sowohl MPG als auch FhG sind vor Ort vertreten. Das Fraunhofer Project Center for Electroactive Polymers an dem National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) Kansai unter Beteiligung des Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) hat seine Arbeiten abgeschlossen (siehe unten).

Bereits 1986 begannen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Japanische Luft- und Raumfahrtagentur (JAXA) ihre Zusammenarbeit bei der internationalen Beobachtung des Kometen Halley. Mittlerweile ist das DLR durch mehr als 50 Kooperationsverträge mit japanischen Partnern aus Wissenschaft und Industrie verbunden. 2016 wurde ein erstes Rahmenabkommen zwischen dem DLR und JAXA geschlossen, das 2022 erweitert wurde. Kooperationsschwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Erdbeobachtung, Internationale Raumfahrstation (ISS) und Mikrogravitationsforschung, Exploration und Planetenforschung, Raumtransport sowie Raumfahrtsysteme und -technologien (JSPS Rundschreiben aus Wissenschaft und Forschung | Nr. 01/2022).

Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-japanische Kooperation tragen und unterstützen:

  • Das DLR eröffnete 2013 ein eigenes Büro in Tokyo (DLR Tokyo Office) als zentrale Anlaufstelle für die japanischen und asiatischen Partner in der Region;
  • Das Deutsche Institut für Japanstudien (DIJ Tokyo), das 1988 eröffnet wurde, gehört seit 2002 zu der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland;
  • Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus Tokyo (DWIH Tokyo) bildet ein Forum für die Organisationen der deutschen Wissenschaft und forschenden Wirtschaft in Japan. Es wird seit 2010 vom Auswärtigen Amt gefördert. Das DWIH Tokyo bietet individuelle Beratung, die Organisation von Veranstaltungen (u.a. Forschungs- und Bildungsmarketing) und die Organisation und Begleitung von Delegationsreisen nach Japan an. Außerdem koordiniert das DWIH Tokyo die Vergabe des German Innovation Award, der seit 2010 jährlich von zwölf technologieorientierten deutschen Unternehmen und der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ) vergeben wird. Zum DWIH Tokyo gehört die Außenstelle des DAAD in Tokyo, die Vertretung der DFG sowie das Fraunhofer Representative Office in Tokyo;
  • Fraunhofer Project Center NEMS / MEMS Devices and Manufacturing Technologies an der Tōhoku University unter Beteiligung des Fraunhofer Institute for Electronic Nano Systems ENAS;
  • Max Planck-RIKEN Joint Center for Systems Chemical Biology in Tokyo: Eingerichtet in 2011. Beteiligt sind neben der japanischen Forschungseinrichtung für Grundlagenforschung RIKEN das MPI für molekulare Physiologie und das MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung. Herzstück der Center-Aktivitäten sind die jährlichen Symposien, auf denen die gemeinsamen Arbeiten präsentiert werden;
  • Auf Initiative des MPIs für Kernphysik wird die Kooperation mit RIKEN weiter vertieft: 2019 nahm ein neues MPG-PTB-RIKEN - Center for Time, Constants and Fundamental Symmetries in Tokyo die Arbeit auf. Beteiligt sind zusätzlich das MPI für Quantenoptik sowie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB). Antworten auf fundamentale Fragen soll die gemeinsame Nutzung der Experimentalphysik liefern. Im Januar 2024 begann die zweite fünfjährige Förderperiode des deutsch-japanischen Zentrums.
  • Max Planck - UBC - UTokyo Centre for Quantum Materials: Gegründet wurde das Center ursprünglich zwischen der MPG (MPI für Festkörperforschung) und des Advanced Materials and Process Engineering Laboratory der University of British Columbia. Die University of Tokyo trat im Februar 2017 als dritter Partner hinzu.

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