Länderbericht: Schweden
Länderbericht: Schweden
Kooperation international

Inhaltsverzeichnis
-
Zusammenfassung
Zusammenfassung
1Allgemeine Landesinformationen
Bevölkerung und Geografie
Ländername |
Konungariket Sverige Königreich Schweden Kurzform: Sverige/Schweden |
Fläche |
449.696 km² |
Bevölkerungszahl |
9,960,487 (Schätzung Juli 2017) |
Lebenserwartung |
Männer: 80,2 Jahre Frauen: 84,2 Jahre (Schätzung 2017) |
Altersstruktur |
0-14 Jahre: 17,43% 15-64 Jahre: 62,31% 65 Jahre und älter: 20,26% (Schätzung 2017) |
Bevölkerungswachstum |
0,81% (Schätzung 2017) |
Bevölkerungsgruppen |
76,79% Schweden sowie indigene Volksgruppen (Finnen und Samen) 23,21 % nicht-schwedischer Herkunft (Stand 2016) |
Sprachen |
Schwedisch (Amtssprache) Minderheitensprachen: Samisch, Finnisch und Meänkieli (finnischer Dialekt) |
Religionen |
Keine Staatskirche (seit 2000), keine offiziellen Statistiken zur Religionszugehörigkeit. Etwa 65% der Bevölkerung Lutheraner als Mitglieder in der "Schwedischen Kirche" (Svenska Kyrkan). Zahlreiche freie protestantisch-christliche Organisationen. Durch Zuwanderer steigender Anteil an Muslimen und Katholiken. |
Nationaltag |
6. Juni (Auflösung der Union mit Dänemarkt und Krönung Gustav Wasas 1523) |
Zeitzone |
MEZ (UTC + 1); März bis Oktober: MEZ + 1 (UTC + 2). |
Währung |
1 Schwedische Krone SEK / 100 Öre
Aktueller Wechselkurs unter OANDA.com - Währungskonverter (siehe u.a. Links) |
Vorwahl |
+46 |
Weitere Informationen
Politik und Administration
Ländername |
Konungariket Sverige Königreich Schweden |
Hauptstadt |
Stockholm |
Staatsform / Regierungsform |
Konstitutionelle Monarchie / parlamentarische Demokratie |
Staatsoberhaupt |
König Carl XVI. Gustaf seit 14. September 1973 |
Regierungschef/in |
Ulf Kristersson Ministerpräsident seit 18. Oktober 2022 |
Außenminister/in |
Tobias Billström seit 18. Oktober 2022 |
Bildungsminister/in |
Mats Persson seit 18. Oktober 2022 |
Schulminister/in |
Lotta Edholm seit 18. Oktober 2022 |
Parlament |
Ein-Kammer-System
Riksdag/Reichstag mit 349 Sitzen |
Regierungsparteien |
|
Oppositionsparteien |
Ergebnisse der Wahlen zum Reichstag vom 11. September 2022. |
Verwaltungsstruktur |
21 Provinzen (län) |
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA - World Factbook, Regierungsseite Schweden (www.government.se), Parlamentsseite Schweden (www.riksdagen.se) |
|
Politisches System
Schweden ist eine Erbmonarchie mit parlamentarischer Regierungsform. Der König ist Staatsoberhaupt mit ausschließlich repräsentativer Funktion.
Der Reichstag wird alle vier Jahre nach Verhältniswahlrecht mit einer 4%-Sperrklausel gewählt. Der Ministerpräsident wird vom Parlament gewählt. Er beruft die Mitglieder seines Kabinetts.
Schweden verfügt über eine Zentralverwaltung mit kleinen Ministerien und rund 80 dezentral angesiedelten, mit weitgehenden Befugnissen ausgestatteten Verwaltungsbehörden. In den 21 Bezirken (Län) sind von der Regierung ernannte Regierungspräsidenten (Landshövding) tätig. Es besteht Selbstverwaltung auf Bezirks- und Kommunalebene mit eigener Steuerhoheit.
Schweden nimmt für sich politisch in Anspruch, eines der Länder mit der höchsten Gleichstellungsrate zu sein. In den meisten politischen Gremien fällt die Aufteilung der Geschlechter ziemlich gleichmäßig aus. Die Frauenerwerbsquote zählt zu den höchsten in der EU. (Stand: Januar 2018)
Quelle: Auswärtiges Amt
Wirtschaftsinformation
Ausführliche Wirtschaftsdaten zu Schweden finden Sie in der Reihe "Wirtschaftsdaten kompakt" von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert. Folgende Indikatoren sind unter anderem enthalten: Einwohner, Bevölkerungsdichte, Währung, Wechselkurs, Bruttoinlandsprodukt, BIP je Einwohner, BIP-Wachstum, Inflationsrate, Durchschnittslohn, Arbeitslosigkeit, Haushaltssaldo, Außenhandel, wichtigste Ein- und Ausfuhrgüter, wichtigste Handelspartner, ausländische Direktinvestitionen, Länderbonität, Devisenreserven, Außenhandel mit der EU und Deutschland, wichtigste deutsche Ein- und Ausfuhrgüter.
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Links/Institutionen
2Zusammenfassung
2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik
Bildungssystem
Der schwedische Reichstag und das Ministerium für Bildung und Forschung legen gemeinsam die Ziele für die Bildungseinrichtungen fest. 1991 übertrug die Regierung einen Großteil der Schulverantwortung auf die Gemeinden. Die schwedische Gesellschaft betrachtet Bildung als entscheidenden Faktor für erfolgreiche und nachhaltige Aktivitäten in Forschung, Entwicklung und Innovation.
Das schwedische Schulsystem basiert auf der integrierten Einheitsschule. Für Kinder zwischen eins und fünf müssen die Gemeinden darüber hinaus Betreuungsplätze bereitstellen. Sechsjährige können eine der Gemeinschaftsschule angeschlossene Vorschule besuchen. Ab dem Alter von sechs/sieben Jahren gehen alle Kinder zunächst zur neunjährigen Gemeinschaftsschule („Grundskala“). Auf ihr baut die freiwillige weiterführende Schule („gymnasieskola“) auf. Die weiterführende Schule bietet verschiedene Zweige an, von denen einige zu einem Universitätsstudium führen. Andere Zweige verbinden die Sekundarbildung mit der Berufsausbildung. Etwa 30 Prozent eines Jahrganges beginnen innerhalb von fünf Jahren nach dem Abschluss des Gymnasiums ein Studium. Schweden verfügt über rund 50 anerkannte Institutionen der Hochschulbildung. Die Gesamtzahl der Studierenden betrug im Jahr 2016 rund 400.000.
In den letzten Jahren hat die schwedische Regierung eine Reihe von Bildungsreformen auf den Weg gebracht, so ein neues Benotungssystem, zentrale Leistungstests in den ersten Schuljahren und eine Erneuerung der Lehrerausbildung. Die 2008 in Kraft getretene Reform des Hochschulzugangs soll dafür sorgen, dass Schüler wieder verstärkt Kurse in den Kernfächern Mathematik, Englisch und den zweiten Fremdsprachen belegen.
Die Ergebnisse der PISA-Studie 2015 bestätigen die Notwendigkeit bildungspolitischer Reformen: Schwedens Schüler sind seit 2006 deutlich zurückgefallen. Von der einstigen Spitzenposition ist Schweden demnach in der Mathematik wie auch den Naturwissenschaften auf Positionen im OECD-Durchschnitt abgesackt. Lediglich in der Lesekompetenz liegt Schweden über dem Durchschnitt. Deutschland liegt in der PISA-Studie 2015 in den drei Kompetenzbereichen deutlich über dem OECD-Durchschnitt.
Zunehmend stärkere Beachtung findet die Berufliche Bildung in Schweden. Umfassende Reformen zielten auf die künftige Verlagerung des Schwerpunkts der beruflichen Erstausbildungsprogramme auf die berufsbildenden Elemente bei geringerer Betonung der theoretischen Ausbildungselemente. Eine bedeutende Reform im Berufsbildungsbereich war die Einrichtung einer nationalen Agentur für Höhere Berufsbildung am 01. September 2009 (Swedish National Agency for Higher Vocational Education).
Schweden setzt seit 2007 das dreistufige Studiensystem der Bologna-Reform um. Die Hochschulen in Schweden unterscheiden sich neben der Finanzierung (öffentlich oder privat) vor allem darin, ob sie neben den ersten beiden Studienstufen (Bachelor und Master) auch Qualifikationen für die dritte Stufe - die Promotion – anbieten. Mit 32 Hochschulen bietet der Großteil auch die Promotion an – davon 25 öffentliche Hochschulen. Die größten Hochschulen - mit jeweils zwischen 30 und 40.000 Studierenden - sind in Göteborg, Lund, Stockholm und Uppsala angesiedelt. Die schwedischen Hochschulen haben sich 1995 in einem Hochschulverband (Association of Swedish Higher Education (SUHF) zusammen geschlossen. Zwei staatliche Behörden tragen Verantwortung im Hochschulbereich: Der Swedish Council for Higher Education (UHR) kümmert sich um Fragen der Zulassung von Studierenden und Internationalisierung. Die Swedish Higher Education Authority ist für Qualitätskontrolle und die Verleihung akademischer Grade zuständig.
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Forschungs- und Innovationssystem
Forschung und Entwicklung (FuE) genießen eine hohe Priorität in Schweden. Mit einer FuE-Intensität von 3,6 Prozent (d.h. einem Anteil der gesamten FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsproduk BIP) nimmt Schweden 2023 im OECD-Raum den dritten Rang ein. Nur Israel (6,3 Prozent) und Südkorea (5 Prozent) verzeichnen noch höhere Werte, während Schweden damit die USA (3,45 Prozent) und Japan (3,44 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr überholt hat (siehe FuE-Indikatoren).
In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen belegt Schweden 2023 im weltweiten Vergleich Rang 22 (Quelle: SCImago. SJR – SCImago Journal & Country Rank. Data retrieved April 22, 2025, from www.scimagojr.com).
Eine deutlich bessere Platzierung erreicht das verhältnismäßig kleine Land Schweden im Global Innovation Index (GII) 2023, in dem Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden. Im GII liegt Schweden im weltweiten Vergleich auf Rang 2 und somit hinter dem Spitzenreiter Schweiz, aber noch vor den USA auf Rang 3.
Zentraler Akteur im schwedischen Forschungssystem ist das Ministerium für Bildung und Forschung, das die Verantwortung für die forschenden Hochschulen und die wichtigste Fördereinrichtung für Grundlagenforschung trägt. Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen fallen dagegen kaum in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums. Eine Ausnahme bildet das Swedish Polar Research Secretariat (POLAR), das die Forschungsstationen in der Arktis sowie ein Forschungsschiff verwaltet und Förderung für die Nutzung dieser Einrichtungen an Forscher vergibt.
Fachministerien in Schweden haben ebenfalls nur ganz vereinzelt eigene Ressortforschungseinrichtungen. Das Ministerium für Umwelt und Energie trägt die Verantwortung für das Swedish Meteorological and Hydrological Institute (SMHI). Das schwedische Gesundheitsministerium ist für die Public Health Agency of Sweden zuständig. Seit einer Fusion mit einem Forschungsinstitut im Jahr 2014 führt die Agentur auch Forschungsarbeiten zu Infektionskrankheiten durch. Durch eine Neustrukturierung und die Zusammenfassung der staatlichen Beteiligung an industrienahen Forschungsinstituten unter der RISE-Holding (Research Institutes of Sweden, RISE) versucht die Regierung, die Kooperation zwischen Forschungsinstitutionen, der Wirtschaft sowie der Gesellschaft zu stärken. 2022 ist die RISE-Holding mit etwa 3.000 Angestellten in fünf Abteilungen strukturiert: „Bioeconomy“, „Built Environment“, „Digital Systems“, „Materials and Productions“ sowie „Safety and Transport“. Jedes Jahr nehmen etwa 30.000 Unternehmen und Organisationen die Dienste von RISE in Anspruch. Daneben gibt es weiterhin forschungsdurchführende Stiftungen, die gemeinsam von dem schwedischen Staat und der Industrie finanziert wurden, wie zum Beispiel von der schwedischen Forstwirtschaft (Forestry Research Institute of Sweden, Skogfors). Das Swedish Environmental Research Institute (IVL) wurde 1966 angesichts zunehmender Probleme mit Luft- und Wasserverschmutzung gemeinsam von dem schwedischen Staat und der schwedischen Industrie gegründet.
Charakteristisch für Schweden sind vergleichsweise kleine Ministerien, so dass die staatlichen Behörden über eine große Autonomie in der Umsetzung der FuE-Politik verfügen. Ein wichtiges Merkmal des schwedischen Systems ist zudem die große Bandbreite an Fördereinrichtungen.
2001 wurden die drei schwedischen Forschungsräte und die Förderagentur VINNOVA im Rahmen einer größeren Reform gegründet.
- Der Swedish Research Council (schwedisch Vetenskapsrådet, VR) ist mit dem Ministerium für Bildung und Forschung verbunden. Der VR fördert Grundlagenforschung an Hochschulen in Naturwissenschaften und Technik, Geistes- und Sozialwissenschaften, Forschungen zur Entwicklungszusammenarbeit sowie Gesundheitsforschung von biomedizinischer Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Versuchen.
- Der Swedish Research Council for Health, Working Life and Welfare (FORTE) untersteht dem Ministerium für Gesundheit und Soziales. FORTE fördert Forschung zu öffentlicher Gesundheitsversorgung und Pflege, Erwerbstätigkeit und dem schwedischen Wohlfahrtsstaat.
- Der Swedish Research Council for Environment, Agricultural Sciences and Spatial Planning (FORMAS) untersteht sowohl dem Ministerium für Umwelt & Energie als auch dem Ministerium für Unternehmen und Innovation.
- Die Swedish Governmental Agency for Innovation Systems (VINNOVA), die dem Ministerium für Unternehmen und Innovation untersteht, fördert Innovationen im öffentlichen und privaten Sektor. 40 Prozent der Fördermittel gehen an Hochschulen (OECD (2014): Reviews of Innovation Policy Sweden).
- Zu weiteren fachlich spezialisierten Einrichtungen der Regierung gehört die Swedish Energy Agency (SEA) die dem Ministerium für Umwelt und Energie untersteht und Forschung zu neuen und erneuerbaren Energien fördert. Die Swedish Environmental Protection Agency (EPA) unterstützt durch ihre FuE-Förderung die Umsetzung umweltpolitischer Ziele. Die Swedish National Space Agency (SNSA), die dem Ministerium für Bildung und Forschung untersteht, fördert die Weiterentwicklung von Raumfahrttechnologien.
Neben den Fördereinrichtungen der Regierung gibt es in Schweden die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften (Royal Swedish Academy of Sciences – Kungliga Vetenskapsakademien, KVA). Die Akademie verfolgt als unabhängige Organisation das Ziel, die Wissenschaften zu fördern und deren Einfluss in der Gesellschaft zu stärken. Sie ist nicht nur für die Vergabe der Nobelpreise zuständig, sondern fördert auch Forschende durch Stipendien.
Es gibt in Schweden außerdem eine Reihe von unabhängigen Förderstiftungen, die mit öffentlicher Finanzierung eingerichtet wurden.
- Der Jubiläumsfonds der Reichsbank (Stiftelsen Riksbankens Jubileumsfond, RJ) erhielt bei seiner Gründung 1964 den Auftrag, Forschung zu fördern, für die anderweitig nur begrenzt Mittel zur Verfügung stehen. RJ konzentriert sich auf die Geistes- und Sozialwissenschaften und auf internationale Kooperation.
- Die Foundation for Strategic Environmental Research (MISTRA) fördert seit ihrer Gründung im Jahr 1993 Umweltforschung und –innovation. Entscheidend sind dabei langfristige umweltpolitische Ziele und die Förderung einer wettbewerbsfähigen schwedischen Umweltindustrie.
- Auch die Swedish Foundation for Strategic Research (SSF) wurde 1994 mit dem Ziel gegründet, langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der schwedischen Wirtschaft sicherzustellen. Derzeit legt die SSF den Schwerpunkt auf Lebenswissenschaften, Medizintechnologie, Materialforschung und Informations- und Kommunikationstechnologien.
- Die Knowledge Foundation (KKS) fördert seit 1994 die Kooperation zwischen neu eingerichteten Hochschulen und Unternehmen.
Weiterhin gibt es in Schweden auch zahlreiche Förderstiftungen mit ausschließlich privater Finanzierung, insbesondere im Gesundheitsbereich. Zu den wichtigsten zählen die Swedish Cancer Society, die Swedish Heart-Lung Foundation sowie die Wallenberg Foundations.
Auch die schwedischen Provinzen sowie die Gemeinden fördern Forschung, hauptsächlich in den Bereichen Gesundheit und Wohlfahrt.
Da es nur wenig außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Schweden gibt, findet die Forschung im öffentlichen Sektor hauptsächlich an den knapp 50 Hochschulen des Landes statt. Die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung teilen sich im Verhältnis 10 zu 90 auf (siehe Anhang). Hochschulrankings können Hinweise auf Forschungs- und Innovationsstärke geben. Die fünf bestplazierten schwedischen Hochschulen sind demnach (in Klammern Position auf der weltweiten Rangliste): Karolinska Institute (36), Uppsala University (111), Lund University (103), Stockholm University (183) sowie das KTH Royal Institute of Technology, schwedisch Kungliga Tekniska högskolan (201-250) in Stockholm (Quelle: Times Higher Education - World University Ranking 2021, “Best for Research”).
Das bereits am 1. Januar 2013 eingeweihte „Science for Life Laboratory“ (SciLifeLab) soll vor allem groß angelegte Gen- und Protein-Analysen in der molekularbiologischen und medizinischen Forschung durchführen. Geleitet wird das „SciLifeLab“ durch insgesamt vier Lehrstühle an den Universitäten in Uppsala und Stockholm sowie am Karolinska Institute und dem Royal Institute of Technology. Das Wissenschaftszentrum steht aber auch allen anderen schwedischen Universitäten und Hochschulen offen.
Der private Sektor ist in Schweden forschungsintensiv. Die meisten FuE-Aktivitäten werden jedoch von wenigen großen internationalen Unternehmen durchgeführt. So sind die 20 größten schwedischen Unternehmen für annährend 70 Prozent der privaten FuE-Investitionen im Land verantwortlich. Unter den weltweit 100 größten FuE-Investoren konnten sich nur ein Unternehmen platzieren, das seinen Hauptsitz in Schweden hatte: der Elektronikkonzern Ericsson. Unter den 2.500 größten FuE-Investoren haben insgesamt 29 Unternehmen ihren Hauptsitz in Schweden (zum Vergleich: Kanada: 29 Unternehmen, Niederlande: 40, Frankreich: 54; Deutschland: 113; Japan: 229; China: 679; USA: 827; Quelle: 2023 EU Industrial R&D Investment Scoreoboard, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern). Auch Unternehmen mit Hauptsitz im Ausland wie zum Beispiel der britische Pharmakonzern AstraZeneca forschen und entwickeln vor Ort in Schweden.
Es gibt wenige Instrumente der öffentlichen Forschungsförderung, die sich gezielt an den privatwirtschaftlichen Bereich, insbesondere an Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) richten. Einen Großteil der Forschungsausgaben des privaten Sektors tragen die Unternehmen selbst.
Von Bedeutung ist die Hightech-Region Öresund, die sich sich über den Großraum Kopenhagen hinaus auf die südschwedischen Städte Malmö und Lund erstreckt.
Für den Bereich Innovation wurde von der Regierung im Jahr 2015 eigens ein nationaler Innovationsrat eingerichtet, um die schwedische Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Kennzeichnend für die Bedeutung dieses Gremiums ist, dass Ministerpräsident selbst dessen Vorsitz eingenommen hat. Weitere Mitglieder sind führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gewerkschaften und dem Bildungsbereich.
Im März 2016 hat die OECD eine Begutachtung der schwedischen Forschungs- und Innovationspolitik veröffentlicht („Reviews of Innovation Policy“). Der Bericht empfiehlt Schweden, das Budget für die universitäre Forschung zu erhöhen und strategische Forschungsbereiche einzurichten. Auch sollte das Profil der außeruniversitären Forschungsinstitute geschärft und ein stärker an den gesellschaftlichen Herausforderungen orientiertes Innovations-Programm initiiert werden. Auch wurde eine verbesserte Unterstützung für die schwedische Beteiligung an europäischen Forschungs- und Innovationstätigkeiten befürwortet.
Im November 2016 stellte die schwedische Regierung den neuen Gesetzentwurf „Collaborating for knowledge – for society’s challenges and strengthened competitiveness“ vor, der die Leitlinien der schwedischen Forschungspolitik für die Jahre 2017 bis 2020 vorgibt. Wichtige Eckpfeiler des Gesetzentwurfs sind die Erhöhung der Grundfinanzierung für Hochschulen, die Initiierung von Forschungsinitiativen im Bereich der globalen gesellschaftlichen Herausforderungen und die Stärkung der Innovationsfähigkeit Schwedens. In diesem Kontext kündigte die Regierung eine Erhöhung der Mittel für Forschung und Innovation von über 3 Mrd. SEK (rund 300 Mio. EURO) bis 2020 an. Eine große Rolle spielen die globalen und nationalen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Forschung zu Klima-, Gesundheits- und Lebenswissenschaften sowie Digitalisierung wird daher in Zukunft priorisiert.
Die Forschungsmittel des schwedischen Forschungsrates VR werden ebenfalls erhöht, um eine stärkere Fokussierung auf die Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu ermöglichen. Des Weiteren werden konkrete Initiativen unternommen, um die Qualität der Schulen durch praktisch fundierte Forschung und eine umfassende wissenschaftliche Grundlage in Lehrer- und Vorschullehrerausbildungsprogrammen zu erhöhen. Die Regierung stärkt ferner die Gleichstellung der Geschlechter mit einer Reihe von Maßnahmen, darunter neue und ehrgeizigere Rekrutierungsziele für Professorinnen. Die Voraussetzungen für junge Forschende sollen verbessert und die Karrierewege klarer definiert werden, um die Mobilität zu fördern. Um die Grundlagen für eine neue, langfristige und tiefere interdisziplinäre Zusammenarbeit zu schaffen und die Innovationsfähigkeit zu stärken, fasst die Regierung auch die Stärkung strategischer Innovationsfelder, von Forschungseinrichtungen und von Test- und Demonstrationsumgebungen ins Auge.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Schweden: Ministerium für Bildung und Forschung
- Schweden: Übersicht Hochschulen (Study in Sweden)
- Schweden: RISE – Research Institutes of Sweden
- Schweden: VR - Swedish Research Council
- Schweden: FORTE - Swedisch Research Council for Health, Working Life and Welfare
- Schweden: FORMAS - Swedish Research Council for Environment, Agricultural Sciences and Spatial Planning
- Schweden: VINNOVA - Sweden's Innovation Agency
- Schweden: SNSB - Swedish National Space Board
- Schweden: KVA - The Royal Swedish Academy of Sciences
- Schweden: National Innovation Council
Nachrichten
Indikatoren für Bildung
Indikator |
Schweden |
Deutschland |
OECD-Gesamt |
Stand |
---|---|---|---|---|
Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: Bildung insgesamt [Prozent] |
5,41 |
4,57 |
4,91 |
2021 |
Wachstum des Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent] |
-0,25 |
-0,03 |
-0,15 |
2021 |
Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: tertiäre Bildung [Prozent] |
1,55 |
1,32 |
1,48 |
2021 |
Öffentlicher Anteil an den Ausgaben für tertiäre Bildung [Prozent] |
84,2 |
83,9 |
68,7 |
2021 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]* |
3,03 |
4,08 |
1,79 |
2022 |
Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.]1 |
0,484 |
3,363 |
- - |
2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]** |
7,00 |
12,00 |
- - |
2022 |
Anzahl Promovierender insgesamt |
19.279 |
200.307 |
- - |
2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Promovierender im Land [Prozent]** |
35,77 |
22,79 |
- - |
2022 |
Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent] |
54,08 |
38,51 |
47,57 |
2023 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent] |
3,96 |
7,93 |
5,45 |
2022 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent] |
18,29 |
22,53 |
13,60 |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)] |
487 (18) |
480 (21) |
472 |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)] |
482 (22) |
475 (24) |
485 |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)] |
494 (19) |
492 (22) |
476 |
2022 |
Weitere Informationen
Links/Institutionen
FuE-Indikatoren
Indikator |
Schweden |
Deutschland |
OECD |
Stand |
---|---|---|---|---|
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**] |
22.992 |
158.837 |
1.930.649 |
2023/2023/2023 |
FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent] |
3,50 |
0,85 |
2,43 |
2023/2023/2023 |
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*] |
25.511 |
178.970 |
2.196.800 |
2023/2023/2023 |
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
3,60 |
3,11 |
2,70 |
2023/2023/2023 |
Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent] |
0,79 |
0,92 |
0,61 |
2021/2021/2022 |
Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent] |
2,07 |
1,93 |
1,75 |
2021/2021/2022 |
Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*] |
18.951 |
122.149 |
1.615.925 |
2023/2023/2023 |
Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent] |
3,55 |
3,52 |
4,81 |
2021/2021/2022 |
Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent] |
13,74 |
7,90 |
8,09 |
2021/2021/2022 |
Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*] |
5.463 |
30.838 |
347.351 |
2023/2023/2023 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent] |
2,83 |
13,09 |
6,25 |
2021/2021/2021 |
Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*] |
1.048 |
21.715 |
187.216 |
2023/2023/2023 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent] |
4,36 |
7,93 |
2,52 |
2021/2021/2022 |
Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente) |
93.770 |
498.500 |
6.327.470 |
2023/2023/2022 |
Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte |
17,16 |
10,83 |
9,91 |
2023/2023/2022 |
Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent] |
73,07 |
61,75 |
66,36 |
2023/2023/2022 |
Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1) |
30,6 |
19,4 |
8,2 |
2020 |
Weitere Informationen
FuE-Finanzierung
In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt und Deutschland 64 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 24 bzw. 28 Prozent und für das Ausland 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland). Der Anteil an Auslandsfinanzierung ist in Schweden üblicherweise etwas höher als im OECD-Raum insgesamt.
FuE-Durchführung
Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 67 und 71 Prozent). Dies gilt ebenso in Schweden.
Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). Im öffentlichen Forschungssektor in Schweden dominieren die Hochschulen noch deutlich stärker gegenüber den außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 15 : 85).
Bibliometrie
Die Verteilung der Publikationen auf Fachgebiete kann erste Hinweise auf Stärken eines Forschungssystems geben (Quelle: SCImago (2007). SJR – SCImago Journal & Country Rank. Retrieved August 8, 2017, from www.scimagojr.com, Bezugsjahr 2016). Weltweit wie in Schweden steht die Medizin mit den meisten Publikationen an erster Stelle. Der Anteil der Medizin in Schweden liegt noch deutlich über dem Durchschnitt (Schweden: 19,5 Prozent, Welt: 15,9 Prozent, Deutschland: 16,7 Prozent). Es folgen an zweiter Stelle Ingenieurwissenschaften (Schweden: 8,4 Prozent, Welt: 10,9 Prozent, Deutschland: 9,3 Prozent) und an dritter Stelle Biochemie, Genetik und Molekularbiologie (Schweden: 8,2 Prozent, Welt: 7,2 Prozent, Deutschland: 7,8 Prozent).
Eine Spezialisierung Schwedens ist vor allen Dingen in den Umweltwissenschaften festzustellen (Auswahl basierend auf Spezialisierungsindex Länderanteil/Weltanteil ≥ 1,3): Schweden 4,3 Prozent, Welt: 3,4 Prozent, Deutschland: 2,8 Prozent.
Bei einem weltweiten Vergleich der Anzahl der Publikationen liegt Schweden im Jahr 2016 insgesamt auf Rang 20. Innerhalb der einzelnen Fachgebiete erreicht Schweden die besten Platzierungen in den Sozialwissenschaften (Rang 14), gefolgt von den Geisteswissenschaften (Rang 16). In den Fachgebieten Biochemie, Genetik und Molekularbiologie, Immunologie und Mikrobiologie sowie Medizin liegt Schweden jeweils auf Rang 17.
2.2 Überblick zur internationalen Kooperation
Während sich die Anzahl der im Ausland studierenden Schweden in den letzten zehn Jahren kaum verändert hat, hat sich die Zahl der internationalen Studierenden in Schweden mehr als verdreifacht. Der Anteil der internationalen Studierenden, die in Schweden einen Abschluss anstrebten, lag mit insgesamt 7 Prozent im Jahr 2020 allerdings nur leicht über dem OECD-Durchschnitt, der Anteil der internationalen Promovierenden mit 35,8 Prozent jedoch deutlich darüber (siehe Bildungsindikatoren).
Die wichtigsten Herkunftsländer aus schwedischer Perspektive sind China, Finnland, Indien, Deutschland und Pakistan. Die wichtigsten Zielländer für international mobile Studierende aus Schweden sind Großbritannien, die USA, Dänemark, Polen und Norwegen. Deutschland folgt auf Rang 6 (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten). Schweden bewirbt den Wissens- und Forschungsstandort mit verschiedenen Plattformen im Internet. Es gibt ferner ein umfangreiches Angebot an Stipendien, mit dem Schweden finanzielle Unterstützungen in Aussicht stellt. Studierende die nicht aus einem Land kommen, das der Europäischen Union oder dem Europäischen Wirtschaftsraum angehört (bzw. aus der Schweiz), müssen seit 2011 jedoch Antrags- und Studiengebühren zahlen.
Im März 2017 beauftragte die schwedische Regierung eine Kommission mit der Aufgabe, eine neue Strategie zur verstärkten Internationalisierung des nationalen Hochschulsystems zu entwickeln. Schweden soll zu einer der attraktivsten und internationalsten Wissensnationen mit weltweit führender Bildungsqualität und Forschung werden. In diesem Kontext werden auch eine stärkere Internationalisierung der schwedischen Studierenden und eine Steigerung der Attraktivität Schwedens als Zielland für internationale Studierende angestrebt. Ein erster Entwurf der Internationalisierungsstrategie wurde bereits im Januar 2018 veröffentlicht.
Der Nobelpreis gilt als weltweit höchste Auszeichnung in den wissenschaftlichen Disziplinen Physik, Chemie, Medizin und Physiologie sowie der Schaffung von Literatur. Einen wichtigen Beitrag zum internationalen Ruf und zur internationalen Vernetzung der Wissenschafts- und Kulturnation Schweden leistet die jährliche Verleihung der Nobelpreise durch die Royal Swedish Academy of Sciences (Physik und Chemie), die Nobelversammlung des Karolinska Institute (Physiologie oder Medizin) sowie die Swedish Academy (Literatur).
Die internationale Ko-Publikationsrate ist in Schweden von 36 Prozent im Jahr 1996 auf 67,8 Prozent im Jahr 2023 angewachsen. Gut zwei Drittel aller wissenschaftlichen Publikationen sind somit internationale Ko-Publikationen. Zum Vergleich: Deutschland verzeichnete – ähnlich wie andere westliche Industrieländer – im selben Zeitraum zwar auch eine deutliche Steigerung von 30,8 auf 53,3 Prozent, die schwedischen Werte werden jedoch nicht erreicht (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com). Die wichtigsten schwedischen Ko-Publikationsländer der letzten vier Jahre sind die USA, Großbritannien und Deutschland. Italien und China belegen die Ränge 4 und 5. Indien platziert sich auf Rang 21 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Internationale Kooperationen Schwedens in Forschung, Entwicklung und Innovation erfolgen auf vier Ebenen:
- regional im Rahmen der Nordischen Länder („Nordic Research and Innovation Area (NORIA)“);
- in der weltweiten Kooperation mit Industrie- und Schwellenländern
- in der Entwicklungszusammenarbeit sowie
- innerhalb der EU.
Der 1971 von Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Island, Grönland, den Färöer Inseln und Åland gegründete Nordische Ministerrat trifft sich in verschiedenen Zusammensetzungen. Die Abstimmung der Forschungsaktivitäten in der Region erfolgt im Nordischen Ministerrat für Bildung und Forschung (MR-U). 2005 wurde die internationale Organisation NordForsk geschaffen, die für ausgesuchte Themen gemeinsam mit den nationalen Fördereinrichtungen aus den nordischen Ländern Förderprogramme entwickelt und Förderbekanntmachungen veröffentlicht. Bei der Abstimmung mit den anderen nordischen Ländern ist der Schwedische Forschungsrat (VR) der wichtigste Akteur. Neben NordForsk gibt es weitere spezialisierte Schwesterorganisationen wie „Nordic Innovation“ und „Nordic Energy Research“.
Bilaterale Forschungsabkommen existieren unter anderem mit Südafrika, Japan, China, Indien und den USA. Die Swedish Foundation for International Cooperation in Research and Education (STINT), die 1994 gegründet wurde, untersteht dem Ministerium für Bildung und Forschung. Die STINT entwickelt Förderprogramme, um die bilateralen Forschungspartnerschaften Schwedens mit Ländern außerhalb der EU umzusetzen.
Die 1995 gegründete Swedish International Development Cooperation Agency (SIDA), die dem Außenministerium untersteht, fördert Entwicklungszusammenarbeit, die auch den Aufbau von Forschungskapazitäten in Entwicklungsländern umschließt. Dabei folgt Schweden dem Ansatz, dass Forschung, die durch die Entwicklungsländer selbst priorisiert wird, am Besten lokale Probleme vor Ort lösen kann.
Schweden ist Sitzland für die Europäische Spallationsquelle (ESS) in Lund. Es handelt sich um ein Großprojekt, das im Rahmen der Zusammenarbeit zu europäischen Forschungsinfrastrukturen („ESFRI-Roadmap“) aufgebaut wird. Die Gesamtkosten für die 16 Partnerländer liegen bei voraussichtlich 1,5 Milliarden Euro.
Als Mitgliedsland der Europäischen Union kann sich Schweden in allen Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) voll beteiligen. Bis Januar 2025 warb Schweden unter Horizont Europa europäische Fördergelder in Höhe von 1,446 Milliarden Euro ein. Unter den 1.920 Projekten, an denen sich das Land bisher beteiligte, verzeichneten mit 1.064 mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Vertragsdatenbank).
Andere Varianten europäischer Kooperation setzen nicht auf einen gemeinsamen Fördertopf unter dem Rahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung verschiedener nationaler Fördertöpfe, um gemeinsame Projekte im Rahmen von Public Public Partnerships (P2Ps) zu finanzieren. Derzeit ist Schweden an über 70 P2Ps beteiligt (Übersicht ERA-LEARN Plattform, Stand Februar 2019, zum Vergleich: Deutschland an über 90 P2Ps). Darunter sind ERA-NETs zu Quantentechnologien (QuantERA) und Materialwissenschaften (M-ERA.NET 2). Zahlreiche Netzwerke beschäftigen sich mit Umwelt- und Energiefragen, z.B. nachhaltige Landwirtschaft (SUSFOOD2), auf der Forstwirtschaft basierende Bioökonomie (ForestValue) sowie maritime Energien (OCEANERA-NET COFUND). Weiterhin beteiligt sich Schweden an Netzwerken mit Gesundheitsbezug (JPCOFUND2 zu neurodegenerativen Krankheiten, ERA PerMed zu Personalisierter Medizin). Vertreten wird Schweden durch diverse Förderorganisationen, darunter den schwedischen Forschungsrat VR, FORMAS und VINNOVA sowie die Swedish Energy Agency. Der schwedische Forschungsrat VR hat die Koordination für die gemeinsame Programminitiative zu Resistenzen gegen Antibiotika (JPI AMR) und das damit verbundene ERA-NET (JPI-EC-AMR) übernommen.
Schweden trat außerdem 1985 dem Netzwerk zur Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA bei und beteiligt sich an dem gemeinsamen Förderprogramm Eurostars, zuständig ist VINNOVA (EUROSTARS-Webseite Schweden).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Schweden: KVA - The Royal Swedish Academy of Sciences
- NordForsk
- Schweden: STINT - Swedish Foundation for International Cooperation in Research and Higher Education
- Schweden: SIDA - Swedish International Development Cooperation Agency
- ESS – Europäische Spallationsquelle
- Europäische Kommission: Portal zu Horizont 2020
Nachrichten
2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland
Für Schweden hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für schwedische Studierende liegt Deutschland unter den Top 10. Als Herkunftsland für internationale Studierende in Schweden und als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland sogar unter den Top 5 (siehe vorheriger Abschnitt).
Für deutsch-schwedische Forschungskooperationen gibt es sowohl für in der Grundlagenforschung als auch in der angewandten Forschung und Innovation eine Vielzahl von institutionellen Anknüpfungspunkten und Fördermöglichkeiten, auch im europäischen Bereich.
Das Bundesforschungsministerium hat bisher kein allgemeines Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit mit Schweden abgeschlossen. Zuständig ist ab Mai 2025 das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR). Allerdings hatte das BMBF als Vorgänger des BMFTR gemeinsam mit der schwedischen Regierung am 15. Juni 2009 ein Memorandum of Understanding (MoU) speziell zur bilateralen Kooperation in den Feldern Materialforschung und Strukturbiologie mit Neutronen und Synchrotronstrahlung unterzeichnet. Im Rahmen des 2009 gegründeten Röntgen-Ångström-Clusters (RAC) arbeiten deutsche und schwedische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam an der besseren Nutzung von Großgeräten für Photonen- und Neutronenforschung. Dazu gehören die Europäische Spallationsquelle (ESS) im schwedischen Lund, das im Aufbau begriffene MAX IV Laboratory in Lund, der Röntgen-Laser European XFEL sowie die Erweiterungen von Petra III (Speicherring-Röntgenstrahlungsquelle), die jeweils in Hamburg gebaut wurden. Um die deutsch-schwedische Kooperation bei der Nutzung der Großgeräte zu fördern, führt das deutsche Forschungsministerium mit dem schwedischen Forschungsrat VR bilaterale Ausschreibungen durch, zuletzt 2023.
Schweden und Deutschland beteiligen sich zusammen mit Finnland, Norwegen und Kanada an der zweiten Auflage der Förderrichtlinie (FRL) „Bioeconomy in the North 2018“ (BiN). Die am 25.01.2022 veröffentlichte BMBF - Bekanntmachung läuft unter dem Dach der „Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“ (NFSB 2030). Die erste Auflage der BiN wurde am 19.09.2018 veröffentlicht und beschränkte sich noch auf die Länder Finnland, Norwegen und Deutschland.
Deutschland und Schweden haben am 31. Januar 2017 eine gemeinsame Innovationspartnerschaft unterzeichnet. Diese geht auf eine Initiative der Bundeswirtschafts- und Bundesmuweltmnisterien zurück. Zentrale Themen sind Mobilität; Prüfstände und Testumgebungen; Digitalisierung in KMUs; eHealth und Künstliche Intelligenz (KI). Im Themenbereich KI ist auch das BMBF eingebunden.
Der Schwerpunkt der deutsch-schwedischen Kooperation liegt allerdings eher im multilateralen als im bilateralen Bereich. So gab es unter dem Rahmenprogramm Horizont 2020 (2014-20) knapp 2.000 europäische Projekte mit deutscher und schwedischer Beteiligung(siehe vorheriger Abschnitt). Auch im neuen Rahmenprogramm Horizont Europa (2021-2027) sind in mehr als der Hälfte der rund 500 Projekte mit schwedischer Beteiligung auch deutsche Partner involviert.
Die Mehrzahl der vom BMBF geförderten Projekte mit schwedischer Beteiligung wird derzeit im Rahmen von Public Public Partnerships (PPPs) wie ERA.NET COFUNDs, Initiativen für gemeinsame Programmplanung (JPI), Artikel 185 Maßnahmen und EUROSTARS finanziert (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMFTR). Die PPPs vernetzen multilateral eine Vielzahl von Forschenden aus diversen Ländern (siehe vorheriger Abschnitt). Während das BMBF den deutschen Projektpartner fördert, ist eine schwedische Förderorganisation (z.B. Forschungsrat VR, VINNOVA) für die Finanzierung der schwedischen Partnerorganisation zuständig. Thematische Schwerpunkte innerhalb der laufenden Projekte liegen in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Gesundheitsforschung und Gesundheitswirtschaft sowie Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit.
Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 696 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Schweden aus. 192 deutsche Hochschulen kooperieren mit 36 schwedische Hochschulen und einer sonstigen Einrichtung (Stand: 08/2024).
Internationale Mobilität von und nach Schweden wird unter dem EU-Programm ERASMUS+, durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.
Das ERASMUS Plus-Programm fördert Mobilität in beide Richtungen: Zwischen 2021-22/23 erhielten 1.949 Studierende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie 232 Hochschullehrkräfte und Mitglieder des Hochschulpersonals aus Deutschland Finanzierung für einen Aufenthalt in Schweden. Im Gegenzug kam die ERASMUS-Finanzierung für Aufenthalte in Deutschland 629 bzw. 203 Geförderten aus Schweden zugute.
2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Schweden an 251 (227) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 12 (18) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 43 (36) und 36 (25) Geförderte aus Schweden eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – zu finanzieren.
Eine wichtige Förderquelle für Grundlagenforschung ist die DFG, die zusammen mit dem schwedischen Forschungsrat VR bilaterale deutsch-schwedische Kooperationsprojekte fördert. 2015 erhielten 74 Projekte und sieben Anbahnungsmaßnahmen eine Förderung. Bei den DFG-Forschungsstipendien für deutsche Post Docs belegte Schweden als Zielland 2021 mit 11 Walter-Benjamin-Stipendien im Ländervergleich Rang 6. Seit 2023 fördert die DFG ein Internationales Graduiertenkolleg (IGK) zum Thema „Psychische Gesundheit von Frauen in der reproduktiven Lebensphase“, das von der Eberhard-Karls-Universtität Tübingen sowie der Uppsala University durchgeführt wird.
2023 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 41 schwedische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 145 Projekte mit Partnern in Schweden durch. Die Zahl der Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler an den Max-Planck-Instituten (MPIs) schwankte im Zeitraum von 2010 bis 2018 zwischen 57 und 28. Hier gilt es zu beachten, dass ab dem Berichtsjahr 2014 auch die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler mit TvÖD-Verträgen mitgezählt wurden, was davor nicht der Fall war. Derzeit sind vier Direktoren mit schwedischer Nationalität an MPIs tätig.
Deutschland und Schweden haben am 31. Januar 2017 eine Vereinbarung über eine Innovationspartnerschaft unterzeichnet. Diese geht auf eine Initiative des damaligen Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zurück. Zentrale Themen sind Mobilität; Prüfstände und Testumgebungen; Digitalisierung in KMUs; eHealth.
Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-schwedische Kooperation tragen und unterstützen:
- Die Stiftelsen Fraunhofer Chalmers Centrum för Industrimatematik wurde im August 2001 in Form einer gemeinnützigen Stiftung schwedischem Rechts von der Fraunhofer-Gesellschaft und der Chalmers Universität mit Sitz in Göteborg gegründet. Sie betreibt das Fraunhofer-Chalmers Centre for Industrial Matemathics (FCC), das eng mit dem Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) in Kaiserslautern kooperiert. Arbeitsschwerpunkte des FCC sind Materialermüdung und Qualitätstechnik.
- Das Powertrain Manufacturing for Heavy Vehicles Application Lab (PMH) an der Königlich-Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm wurde im September 2016 eröffnet. Es ist ein Beispiel für die neue Initiative zum Austausch über die Umsetzung von Industrie-4.0-Technologien, die in dem "Swedish-German Testbed for Smart Production" und in der deutsch-schwedischen Innovationspartnerschaft (s.o.) seinen Rahmen findet. Schweden ist weltweit eines der führenden Länder bei der Fertigung von Antriebssträngen für Lastkraftwagen (LKWs) und Nutzfahrzeuge.
- Im Januar 2020 wurde in Lund/Alnarp ein neues Max-Planck-Center eingeweiht. Das Hauptziel des Max Planck Lund SLU Center in Next Generation Insect Chemical Ecology (nGICE) besteht darin, die Folgen des globalen Wandels für die Ökosystemleistungen von Insekten, den Ausbruch invasiver Insektenarten und die Ausbreitung von Krankheitsvektoren in Europa durch die Linse chemischer Kommunikationssysteme von Insekten zu verstehen.
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Nähere Informationen zu Schweden erteilt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) der DLR Projektträger.
Fachlicher Ansprechpartner für Schweden ist:
Ralf Hanatschek
DLR Projektträger
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E-Mail: Ralf.Hanatschek(at)dlr.de
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