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ITB infoservice 05/2025 - Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit

Erscheinungsdatum: 23.05.2025 ITB infoservice

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in dieser Ausgabe informieren wir Sie gerne über Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit. Kooperation international ist eine Initiative des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Der vergangene Monat war besonders bedeutsam für die internationale Zusammenarbeit zur Erforschung und Nutzung des Weltraums. Die Gründung der Afrikanischen Weltraumagentur markiert dabei einen Meilenstein für die Raumfahrtambitionen des Kontinents. Die Raumfahrtorganisationen Europas und Indien (ESA und ISRO) bündeln zukünftig ihre Kräfte bei der Erforschung des Weltraums. Zudem standen die Quantentechnologien im Fokus: Indien sucht mit Hilfe einer neuen Strategie aktiv nach Partnern für internationale Zusammenarbeit, während Japan und Großbritannien in einem Memorandum bereits Details für eine umfassende Kooperation festlegten. In Bezug auf staatliche Förderung für Forschung und Entwicklung (FuE) sind die Aussichten für indische, britische und US-amerikanische Hochschulen sehr unterschiedlich: Indien hat nun damit begonnen, FuE an den Hochschulen mit Hilfe einer neuen Forschungsförderorganisation aufzubauen und zu stärken. Hingegen wird in den USA und Großbritannien mit – teils massiven – Kürzungen gerechnet. Britische Hochschulen haben vor diesem Hintergrund untersuchen lassen, wie sich die Effizienz des Forschungsfördersystems optimieren lässt.

Aufbruch in neue Welten: Afrika, Europa und Indien erforschen den Weltrau

Am 20. April hat die Kommission der Afrikanischen Union (AU) die Afrikanische Weltraumagentur (African Space Agency, AfSA) offiziell gegründet - ein Meilenstein für Afrikas Raumfahrtambitionen. Die Gründung ist das Ergebnis eines Prozesses, der 2016 mit der Verabschiedung der afrikanischen Weltraumpolitik und 2019 mit der Weltraumstrategie durch die AU-Versammlung auf den Weg gebracht wurde. Anwendungen der Weltraumtechnologie sollen auf Entwicklungsziele des Kontinents, beispielsweise in den Bereichen Landwirtschaft und Umweltmanagement, ausgerichtet werden. Auch internationale Kooperationen wurden bereits in den Blick genommen, so beispielsweise mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Unterdessen hat die ESA eine Absichtserklärung zur Kooperation mit der Indischen Weltraumforschungsorganisation (ISRO) unterzeichnet. Der Schwerpunkt liegt zunächst auf der Erkundung des erdnahen Orbits und in einer späteren Phase auf der Erkundung des Mondes. Astronautinnen und Astronauten der ESA könnten beispielsweise Fluggelegenheiten zur geplanten indischen Raumstation Bharatiya Antariksh Station (BAS) erhalten.

Fokus auf Quantentechnologie

Indien hat eine Strategie zur Forschung und Entwicklung (FuE) der Quantentechnologien vorgelegt, die speziell auf den Ausbau internationaler Kooperation abzielt ("International Technology Engagement Strategy for Quantum", ITES-Q). Das Dokument präsentiert Daten zu Investitionen, Talententwicklung, institutionellen und industriellen Stärken, Forschungspublikationen, geistigem Eigentum, Start-ups und Lieferketten. Zusätzlich werden spezifische Anknüpfungspunkte für die internationale Zusammenarbeit für in- und ausländische Interessengruppen aus Politik, Wissenschaft und Industrie aufgezeigt. In Europa hat Spanien eine erste nationale Strategie zu Quantentechnologien vorgelegt. Diese soll Spanien als wettbewerbsfähigen Standort für Quantenforschung, -infrastruktur und -anwendungen positionieren. Großbritannien ist da bereits weiter: Die britische Regierung kündigte zur Verwirklichung der "National Quantum Missions" weitere FuE-Investitionen in Höhe von 121 Millionen britischen Pfund an. Ziel ist es, Quantentechnologie für den privaten und öffentlichen Sektor nutzbar zu machen, unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Energieeffizienz, Cybersicherheit sowie Kriminalitätsbekämpfung und -prävention. Auch international ist Großbritannien aktiv: Die britische und japanische Regierung haben sich in einem neuen Memorandum zu einer umfassenden Zusammenarbeit verpflichtet, um eine führende Rolle bei der weltweiten Weiterentwicklung von Quantentechnologien einzunehmen. So gewährleisten die Länder beispielsweise den gegenseitigen Zugang zu Infrastrukturen und Testanlagen.

FuE-Budgets: Kürzungen in den USA und Großbritannien, Zuwächse in Indien

Aufgrund der angespannten Haushaltslage wird sowohl in den USA als auch in Großbritannien mit Kürzungen staatlicher Investitionen in Forschung und Entwicklung gerechnet. In einer Umfrage gaben knapp 80 Prozent der 60 befragten britischen Universitäten an, in den nächsten drei Jahren Kürzungen in Betracht zu ziehen. Die britische Regierung kündigte bereits eine Überprüfung der staatlichen FuE-Budgets an. Vor diesem Hintergrund hat die britische Russell Group – ein Verbund der 24 führenden, forschungsintensiven Universitäten – eine international vergleichende Studie zur Optimierung der Wirkung von Fördermitteln in Auftrag gegeben. Zu diesem Zweck werden die Forschungsfördersysteme mehrerer Länder verglichen (Großbritannien, Deutschland, Kanada, die Niederlande und Südkorea). Auch in den USA bestimmen Nachrichten zu Kürzungen und Streichungen weiterhin die Debatte. Präsident Trump hat Vorschläge an den US-amerikanischen Kongress gesandt, die für das kommende Haushaltsjahr massive Kürzungen bei den großen Forschungs- und Förderorganisationen vorsehen. Diese müssen allerdings noch vom Kongress abgesegnet werden. Zudem setzt die Regierung gegenüber einzelnen Hochschulen auf das gezielte Einfrieren von Fördermitteln, um bestimmte politische Ziele zu erreichen. Dazu zählen die Bekämpfung von Antisemitismus und die Nichtbeachtung von Prinzipien der Diversität, Gleichstellung und Inklusion (DEI) bei der Zulassung von Studierenden und der Einstellung von Hochschulpersonal. Während einige Hochschulen kooperieren, hat die Harvard University gegen das Einfrieren der Mittel Klage eingereicht. Das Heimatschutzministerium hat nun angekündigt, dass Harvard ausländische Studierende nicht mehr aufnehmen darf.
Indische Hochschulen können sich hingegen über Zuwächse bei den Fördermitteln freuen. Traditionell waren FuE-Aktivitäten in Indien in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen konzentriert, während der Fokus der Hochschulen auf der Lehre lag. Zudem fehlte es längere Zeit an einer großen Forschungsförderorganisation. Die neu gegründete Anusandhan National Research Foundation (ANRF) soll nun FuE an indischen Hochschulen systematisch ausbauen und stärken. Dazu wurden 124 Einrichtungen aus dem ganzen Land ausgewählt, die insgesamt 18 Forschungscluster in verschiedenen Disziplinen aufbauen sollen.

Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben. 

Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns gerne an.

Ihre Sonja Bugdahn und Anna März

Über den ITB infoservice

Der ITB infoservice berichtet über strategische Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit und ist eine wichtige Quelle für Entscheidungsträger in Politik, Wissenschaft und Forschung. Besondere Schwerpunktausgaben berichten fokussiert über ein aktuelles Thema oder eine Region.

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Quelle: DLR Projektträger, VDI Technologiezentrum GmbH Redaktion: von Anna März, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Marokko Kanada USA Indien Japan Republik Korea (Südkorea) Vereinigte Arabische Emirate Frankreich Schweden Schweiz Spanien Vereinigtes Königreich (Großbritannien) EU Global OECD Neuseeland Themen: Berufs- und Weiterbildung Bildung und Hochschulen Energie Ethik, Recht, Gesellschaft Förderung Information u. Kommunikation Infrastruktur Innovation Lebenswissenschaften Physik. u. chem. Techn. Sicherheitsforschung sonstiges / Querschnittsaktivitäten Strategie und Rahmenbedingungen Umwelt u. Nachhaltigkeit

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