Mit Übernahme der Amtsgeschäfte hat die US-Regierung unter Donald Trump mit einem massiven Umbau der nationalen Forschungsförderlandschaft begonnen. Im gesamten Staatsapparat wurde ein umfassender Stellenabbau eingeleitet. Davon sind auch tausende der – Stand 2020: 280.000 – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Staatsdienst betroffen. Unter anderem bei den National Institutes of Health (NIH), den Centers for Disease Control and Prevention (CDC), der Food and Drug Administration (FDA), der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und am National Institute of Standards and Technology (NIST).
Zusätzlich zu diesem Personalabbau wurde die Förderung tausender bereits bewilligter Forschungsvorhaben beendet. Zuletzt berichtet das Fachmagazin Nature, dass die National Science Foundation (NSF) bis Mai 2025 mehr als 1.400 Förderungen eingestellt hat. Zudem hat die NSF, um weitere Mittel einzusparen, die gewährten Programmpauschalen (Indirect Cost Rate) auf maximal 15 Prozent begrenzt – auch für laufende Vorhaben. Vergleichbare Beschlüsse der NIH und des Department of Energy (DOE) wurden nachträglich gerichtlich gestoppt. Angesichts drohender weiterer Budgetkürzungen plant die NSF laut dem Fachmagazin Science eine tiefgreifende Umstrukturierung ihrer Organisation. In Bezug auf die NIH wird über eine Zusammenlegung von Forschungsinstituten diskutiert.
Die Trump-Administration forciert zudem die Durchsetzung politischer Ziele an einzelnen US-Hochschulen über das Einfrieren bzw. Streichen von Bundesmitteln. Dies betrifft unter anderem das Verbot der Teilnahme transgeschlechtlicher Personen am Frauensport, Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus an Hochschulen sowie Bestrebungen, Diversität, Gleichstellung und Inklusion („Diversity, Equity and Inclusion“, DEI) bei der Auswahl von Studierenden sowie bei der Einstellung von Lehrpersonal und Forschenden nicht länger zu berücksichtigen. Dazu hat die Regierung das nachträgliche Einfrieren von bereits bewilligten Forschungsgeldern beschlossen. Während sich etwa die Columbia University in Verhandlungen mit der Administration kooperativ zeigt, hat die ebenfalls betroffene Harvard University Klage gegen das Einfrieren von Bundesmitteln in Höhe von 2,2 Milliarden USD eingereicht. Der Konflikt zwischen Harvard und der Trump Administration hat sich inzwischen ausgeweitet: Infrage steht nun möglicherweise auch die Einstufung von Harvard als gemeinnützige Organisation. In der Folge könnte die Universität ihre Steuerprivilegien verlieren.
Zur juristischen Absicherung des Vorgehens der Regierung änderten verschiedene US-Einrichtungen zwischenzeitlich ihre Förderregeln. Die NSF stellt auf ihrer Webseite im „Statement of NSF Priorities“ klar, dass Projekte mit einem Fokus auf spezifische Bevölkerungsgruppen nicht mehr förderfähig seien. Die NIH legten fest, dass alle Hochschulen, die Fördermittel für Gesundheitsforschung erhalten, künftig zusichern müssen, DEI-Prinzipien nicht mehr zu berücksichtigen und keine Boykotte gegen Israel zu unterstützen.
US-Präsident Trump beabsichtigt unabhängig von Konflikten mit einzelnen Hochschulen, generell die staatlichen FuE-Investitionen zurückzufahren. Für das laufende Haushaltsjahr (2025) gab es vergleichsweise moderate Kürzungen. In seinem Budgetentwurf für das kommende Haushaltsjahr (2026) schlägt der Präsident dagegen vor, staatliche FuE-Mittel radikal zu kürzen. Alle großen Forschungs- und Fördereinrichtung sind davon betroffen – die Kürzungen bewegen sich zwischen einem Drittel und der Hälfte ihrer bisherigen Budgets. So plant US-Präsident Trump, den NIH 40 Prozent und der NSF mehr als 55 Prozent ihrer Mittel zu streichen. Von Kürzungen ausgenommen sind Mittel für Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz (KI).
Diese Vorschläge müssen vom US-Kongress genehmigt werden. Bereits in seiner ersten Amtszeit (2017-2021) hatte Präsident Trump mehrfach Kürzungen bei der FuE-Finanzierung vorgeschlagen. Diese waren vom Kongress damals weitgehend abgelehnt worden. Vor dem Hintergrund der stark angestiegenen Staatsverschuldung und der veränderten politischen Landschaft ist fraglich, ob und inwieweit der Kongress künftig FuE-Budgets in den USA vor Kürzungen bewahren wird.
Zum Nachlesen
- Nature (29.04.2025): Will US science survive Trump 2.0?
- Nature (01.05.2025): Exclusive: NSF stops awarding new grants and funding existing ones
- Science (08.05.2025): Exclusive: NSF faces radical shake-up as officials abolish its 37 divisions
- Nature (10.04.2025): How Trump 2.0 is slashing NIH-backed research — in charts
- Inside Higher Ed (23.04.2025): No NIH Grants for Colleges With DEI Programs or Israel Boycotts
- AP News (18.04.2025): Can the IRS revoke Harvard’s tax-exempt status?
- The Hill (12.05.2025): Harvard president decries ‘unlawful’ Trump actions in letter to McMahon
- American Association for the Advancement of Science (02.05.2025): FY 2026 R&D Appropriations Dashboard
- Nature (02.05.2025): Trump proposes unprecedented budget cuts to US science
- Science (02.05.2025): Trump’s proposed budget would mean ‘disastrous’ cuts to science