StartseiteDokumenteITB infoservice 10/2025 - Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit

ITB infoservice 10/2025 - Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit

Erscheinungsdatum: 23.10.2025 ITB infoservice

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in dieser Ausgabe informieren wir Sie gerne über Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit. Künstliche Intelligenz (KI) steht weiter im Fokus: Norwegen treibt Investitionen in Forschungszentren voran, während die Europäische Union Anfang Oktober zwei neue KI-Strategien vorstellte, welche jeweils die Schnittstellen mit Wissenschaft und Wirtschaft adressieren. Einblicke in den intensiven globalen KI-Wettlauf zwischen den USA, China und der EU gewährt ein jährlich erscheinender Bericht ("State of AI Report 2025").  

In Zeiten knapper Kassen wird es immer wichtiger, die Zusammenhänge zwischen Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) und dem Erreichen von Umwelt- und Energiezielen verlässlich zu messen. Dazu hat die OECD nun eine interessante Studie veröffentlicht, die auch die Bedeutung von internationaler FuE-Kooperation unterstreicht. Derweil erreichen uns Nachrichten zu ehrgeizigen Plänen der türkischen Hochschulen, die Exzellenz und Internationalisierung in den Mittelpunkt stellen. Im Rahmen eines Kongresses in Tunesien wurde zudem eine intensive Kooperation zwischen der Türkei und 22 arabischen Ländern vereinbart. 

Abschließend möchten wir Sie auf eine Konsultation hinweisen, die noch bis zum 31. Oktober geöffnet ist: Deutschland, die Türkei und Tunesien gehören zum Kreis der Länder, die in der internationalen Partnerschaft PRIMA ("Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area") zusammenarbeiten. Ziel der Konsultation ist es, das Arbeitsprogramm für die Programmphase 2 gemeinsam zu gestalten. 

Künstliche Intelligenz: Die EU im internationalen Wettbewerb

Die Europäische Kommission hat am 8. Oktober zwei Strategien vorgestellt, um die Anwendung von KI in Europa voranzutreiben: Die "Apply AI Strategy" soll den Einsatz von KI in Schlüsselindustrien und im öffentlichen Sektor beschleunigen, die "AI in Science Strategy" soll KI-gestützte Forschung und Wissenschaft voranbringen. Zu den Kernelementen zählt jeweils der Aufbau von Infrastruktur: Für die Wirtschaft werden sechs neue KI-Fabriken in Tschechien, Litauen, den Niederlanden, Rumänien, Spanien und Polen gegründet. Diese sollen der Wirtschaft einen direkten Zugang zu KI-optimierten Supercomputern und technischem Fachwissen ermöglichen. Für die Wissenschaft wird das virtuelle Institut RAISE ("Resource for AI Science in Europe") aufgebaut. Ein RAISE-Pilot mit einem Fördervolumen von 108 Millionen EUR soll im Rahmen des "AI in Science Summit" Anfang November in Kopenhagen starten. Derweil bleibt auch die Sicherheit von KI ein wichtiges Thema in der EU: Dem europäischen Exzellenznetzwerk "European Lighthouse on Secure and Safe AI" (ELSA) sind fünfzehn Hochschulen und Forschungsinstitutionen aus dem KI-Netzwerk ELLIS beigetreten. Weiterhin richtet Norwegen neue Forschungszentren ein, die unter anderem dem KI-Einsatz im maritimen Sektor und der Erforschung der Auswirkungen von KI auf Innovation und Gesellschaft dienen. Trotz der häufigen europäischen Ankündigung neuer öffentlich finanzierter KI-Projekte bleibt der globale Umfang öffentlicher Investitionen im Vergleich zu privaten Investitionen gering. Dies gehört zu den Trends, die der "State of AI Report 2025" jüngst identifiziert hat. Wie das Portal Science|Business unterstreicht, bleiben die USA bei den privaten KI-Investitionen und Rechenkapazitäten vor der EU und China unangefochtener Spitzenreiter.

OECD-Report zu Wissenschaft und Innovation für nachhaltiges Wachstum

Sind Investitionen in umwelt- und energiebezogene Forschung und Entwicklung (FuE) gewachsen? Was bedeutet das für Publikationen und Patente und zahlt sich das auch für die Umwelt aus? Eine neue OECD-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die globalen Investitionen in FuE in diesen Fachgebieten erst relativ spät aufgestockt wurden. Trotz deutlicher Aufwüchse insgesamt bleibt der Anteil der FuE-Investitionen, die auf die Reduktion von Kohlenstoffemissionen beim Energieverbrauch abzielen ("Low Carbon Energy"), gering. Die massiven Finanzmittel im Rahmen von Post-Corona-Strategien wurden laut OECD-Studie vor allem in die Verbreitung von Technologien und weniger in FuE investiert. In Bezug auf den Output in Form von Publikationen und Patenten sieht der Bericht China in einer Führungsrolle. Internationale Kooperationen in den Sektoren Umwelt und Energie sind besonders wichtig. Insgesamt stellt der Bericht fest, dass die komplexen Zusammenhänge zwischen Wissenschaft, Innovation und dem Erreichen grüner Transformationsziele derzeit noch nicht genau gemessen werden können. Der Bericht empfiehlt unter anderem, die Innovationspolitik an konkreten Evaluierungszielen auszurichten und ein entsprechendes Indikatorensystem zu entwickeln.

Türkische Hochschulen: Streben nach Exzellenz und Internationalisierung

Anfang Oktober 2025 hat der türkische Hochschulrat YÖK eine Roadmap bis zum Jahr 2030 vorgestellt. Der neue Fahrplan sieht vor, türkische Universitäten bis zum Jahr 2030 durch eine ganzheitliche Strategie als weltweit anerkannte Vorbilder für Exzellenz zu etablieren. Internationalisierung spielt in der Strategie in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle. Bis 2027 sollen alle Universitäten evaluiert und die Ergebnisse in der Datenbank des Europäischen Registers für Qualitätssicherung im Hochschulwesen (EQAR) veröffentlicht werden. Ziel ist es, die automatische Anerkennung türkischer Abschlüsse in Europa zu erleichtern. Weiterhin strebt die Türkei an, ihre Beziehungen insbesondere zu zentralasiatischen, arabischen und afrikanischen Ländern auszubauen. Dabei sollen neue Hochschuleinrichtungen Programme in Kooperation mit türkischen Universitäten anbieten. Ein Beispiel hierfür ist die Türkisch-Syrische Freundschaftsuniversität in Damaskus, die bald eröffnet wird. Auch die Ergebnisse des fünften Kongresses der arabischen und türkischen Hochschulpräsidenten am 10. und 11. Oktober in Tunesien unterstreichen die aktive Positionierung der Türkei auf internationalem Parkett. Zum Abschluss wurde die "Tunis Declaration" zur Stärkung der Kooperation zwischen Universitäten aus der Türkei und 22 arabischen Staaten verabschiedet. Vorgesehen ist die Einführung gemeinsamer Abschlüsse ("Double Degrees"), eine digitale Plattform für den Wissensaustausch sowie bi-regionale Zentren für Forschung, Innovation und Unternehmertum. Derweil gehören die Internationalisierung von Hochschulen, internationale Mobilität und deren mögliche Einschränkung zu den Zukunftstrends, die das Wissenschaftsmagazin Nature in einem Themenspezial analysiert.

Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben. 

Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns gerne an.

Ihre Sonja Bugdahn und Anna März

Über den ITB infoservice

Der ITB infoservice berichtet über strategische Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit und ist eine wichtige Quelle für Entscheidungsträger in Politik, Wissenschaft und Forschung. Besondere Schwerpunktausgaben berichten fokussiert über ein aktuelles Thema oder eine Region.

Der ITB infoservice kann auf der Startseite kostenlos abonniert werden.

Quelle: DLR Projektträger, VDI Technologiezentrum GmbH Redaktion: von Anna März, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Südafrika Tunesien Brasilien USA China Japan Republik Korea (Südkorea) Türkei Norwegen Schweden Slowenien Tschechische Republik Vereinigtes Königreich (Großbritannien) EU G7 / G20 Global OECD UNESCO Neuseeland Themen: Bildung und Hochschulen Energie Ethik, Recht, Gesellschaft Fachkräfte Förderung Information u. Kommunikation Infrastruktur Innovation Lebenswissenschaften Netzwerke Physik. u. chem. Techn. Strategie und Rahmenbedingungen Umwelt u. Nachhaltigkeit Wirtschaft, Märkte

Weitere Informationen

Mann mit Fingertouch auf transparenter Weltkugel

© Adobe Stock / Sdecoret

Projektträger