Länderbericht: Argentinien
Länderbericht
Argentinien

Inhaltsverzeichnis
-
Zusammenfassung
Zusammenfassung
1Allgemeine Landesinformationen
Bevölkerung/Geografie
Ländername |
República Argentina Argentinische Republik Kurzform: Argentina/Argentinien |
---|---|
Hauptstadt |
Buenos Aires |
Fläche |
2,78 Mio. km² (erhebt Territorialanspruch auf 1,23 Mio. km² Antarktis) |
Bevölkerungszahl |
45,479 Mio. (Schätzung Juli 2020) |
Lebenserwartung |
Männer: 74,7 Jahre Frauen: 81,1 Jahre (Schätzung 2020) |
Altersstruktur |
0-14 Jahre: 24,02% 15-64 Jahre: 63,86% 65 Jahre und älter: 12,13% (Schätzung 2020) |
Bevölkerungswachstum |
0,86% (Schätzung 2020) |
Bevölkerungsgruppen |
97% europäischer Abstammung (vorwiegend aus Italien und Spanien) durch Einwanderung im 19./20. Jh. ca. 2% indigener Abstammung ca. 2 Mio. Deutschstämmige (Schätzung 2010) |
Religionen |
Katholiken 92% Protestanten 2% Juden 2% Andere 4% |
Nationalfeiertag |
25.Mai (1810) "Tag des Vaterlandes"/ Revolutionstag (Sturz den spanischen Vizekönigs) |
Zeitzone |
MEZ - 4 (UTC - 3) |
Währung |
1 Argentinischer Peso ARS / 100 Centavos
Aktueller Wechselkurs unter OANDA.com - Währungskonverter (siehe u.a. Links) |
Vorwahl |
+54 |
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook
Weitere Informationen
Politik/Administration
Ländername |
República Argentina Argentinische Republik |
---|---|
Hauptstadt |
Buenos Aires |
Staatsform/Regierungsform |
Bundesrepublik/Präsidialdemokratie |
Staatsoberhaupt |
Präsident Javier Milei seit 10. Dezember 2023 |
Außenminister/in |
Diana Mondino seit Dezember 2023 |
Ministerin für Humankapital |
Sandra Pettovello seit Dezember 2023 |
Staatssekretär für Bildung (dem Ministerium für Humankapital unterstellt) |
Carlos Torrendel seit Dezember 2023 |
Staatssekretär für Innovation, Wissenschaft und Technologie (dem Chef des Ministerialkabinetts unterstellt) |
Dario Genua seit Juni 2024 |
Parlament |
Zweikammerparlament Congreso de la Nación Argentina / Argentinischer Nationalkongress
Cámara de Diputados de la Nación / Abgeordnetenkammer (257 Sitze / Legislaturperiode: 4 Jahre)
Senado de la Nación / Senat (72 Sitze. Legislaturperiode: 6 Jahre) |
Regierungspartei |
„La Libertad Avanza“ (Die Freiheit schreitet voran), Liberal |
Andere im Parlament vertretene Parteien |
|
Verwaltungsstruktur |
23 Provinzen (provincias, singular - provincia) und eine autonome Stadt (Ciudad autónoma de Buenos Aires) |
Unabhängigkeit |
9. Juli 1816 von Spanien |
Quelle: Auswärtiges Amt, Regierungsseite Argentinien (www.presidencia.gob.ar), Parlamentsseiten Argentinien (www.senado.gov.ar, www.diputados.gov.ar)
Staatsaufbau
Die dem nordamerikanischen Vorbild nachempfundene Verfassung stammt aus dem Jahr 1853 und wurde zuletzt 1994 (Pakt von Olivos) reformiert. Kennzeichnend ist die starke Stellung des Präsidenten, der gleichzeitig Regierungschef ist. Staatspräsident und Vizepräsident werden alle vier Jahre direkt gewählt. Nach der argentinischen Verfassung ist die direkte Wiederwahl nur einmal möglich.
Gemäß Art. 20 der argentinischen Verfassung genießen alle Ausländerinnen und Ausländer dieselben Bürgerrechte wie die argentinischen Staatsangehörigen. Infolgedessen werden Ausländern dieselben Rechte zur Ausübung von Gewerbe, Handel und Beruf sowie zum Erwerb und Verkauf von Eigentum eingeräumt. Diese Prinzipien finden sich auch im derzeit gültigen Gesetz über ausländische Investitionen wieder, welches ausdrücklich die Gleichheit in der Behandlung von ausländischem und argentinischem Kapital vorsieht.
Der Kongress setzt sich aus dem Senat und der Abgeordnetenkammer zusammen. Beide Kammern haben Anteil am Gesetzgebungsverfahren. Die Mitglieder der Abgeordnetenkammer – derzeit 257 – werden alle zwei Jahre zur Hälfte für vier Jahre direkt gewählt. Dem Senat gehören 72 Senatoren an, die seit 2001 ebenfalls direkt vom Volk für sechs Jahre gewählt werden – je drei aus jeder Provinz sowie der Stadt Buenos Aires. Der Senat erneuert sich alle zwei Jahre zu einem Drittel.
Jede Provinz hat ihre eigene Verfassung und wählt ihre Gouverneure/-innen, ihre Abgeordneten, Richterinnen und Richter ohne Eingreifen der Bundesregierung.
Regionale und multilaterale Zusammenarbeit
Die Beziehungen zu den Nachbarn in der Region, insbesondere zu Brasilien, Chile und Uruguay, aber auch zu den Ländern der "Bolivarianischen Allianz für Amerika" (ALBA), sowie Fragen der regionalen Zusammenarbeit - vor allem in Mercosur und UNASUR - gehören zu den außenpolitischen Prioritäten Argentiniens.
Argentinien ist Mitglied in der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sowie in der im Dezember 2011 gegründeten Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC), deren Mitglieder alle 33 amerikanischen Staaten mit Ausnahme der USA und Kanadas sind.
Argentinien gehört den G20 an und ist aktives Mitglied der Vereinten Nationen.
Quelle: Auswärtiges Amt, Stand 2019
Wirtschaftsinformationen
Wichtige Wirtschaftsdaten zu Argentinien finden Sie in der Reihe "Wirtschaftsdaten kompakt" von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert. Folgende Indikatoren sind unter anderem enthalten: Einwohner, Bevölkerungsdichte, Währung, Wechselkurs, Bruttoinlandsprodukt, BIP je Einwohner, BIP-Wachstum, Inflationsrate, Durchschnittslohn, Arbeitslosigkeit, Haushaltssaldo, Außenhandel, wichtigste Ein- und Ausfuhrgüter, wichtigste Handelspartner, ausländische Direktinvestitionen, Länderbonität, Devisenreserven, Außenhandel mit der EU und Deutschland, wichtigste deutsche Ein- und Ausfuhrgüter.
Die Landwirtschaft spielt in Argentinien traditionell eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Entwicklung: rund 60 Prozent der Gesamtexporte werden in der Land- und Ernährungswirtschaft erzeugt. Rein rechnerisch kann Argentinien rund 400 Millionen Menschen ernähren (Quelle Auswärtiges Amt, 8. Mai 2019).
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2Zusammenfassung
2.1 Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik
Bis 2007 war der Bereich Wissenschaft dem Bildungsministerium untergeordnet. Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hatte nach ihrem Amtsantritt 2007 das ehemalige Sekretariat für Wissenschaft, Technologie und Innovation in ein selbständiges Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation (Ministerio de Ciencia, Tecnología e Innovación Productiva, MINCyT) umgewandelt. Im Zeitraum von 2018 bis 2019, unter der Amtszeit von Mauricio Macri, wurden die Zuständigkeiten für Bildung und Wissenschaft in einem gemeinsamen Ministerium für Bildung, Kultur, Wissenschaft und Technologie (Ministerio de Educación, Cultura, Ciencia y Tecnologia, MECCyT) zusammengelegt.
Nach dem Amtsantritt des Präsidenten Javier Milei wurde der Bereich Bildung im Dezember 2023 in ein neues Ministerium für Humankapital überführt.
Das Ministerium für Wissenschaft wurde aufgelöst. Stattdessen wurde das Staatssekretariat für Innovation, Wissenschaft und Technologie (Secretaría de Innovación, Ciencia y Tecnología, SICyT) dem Ministerkabinett unterstellt. Als Unterabteilungen eingerichtet sind Wissenschaft und Technologie, Innovation sowie Informationstechnologie.
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Bildungssystem
Eine ausführliche Darstellung des argentinischen Bildungssystems enthält das Bildungssystemprofil des World Education Service (WES) (Monroy, Carlos (2018): Education in Argentina). Die folgenden Informationen zum Bildungssystem wurden daraus entnommen.
Die Zuständigkeit für die schulische Bildung hat Argentinien weitgehend auf die Provinzen verlagert, die sämtlich über eigene Bildungsministerien verfügen. Die Bildungsergebnisse in den PISA-Tests sind auch im lateinamerikanischen Vergleich nicht ermutigend (siehe Bildungsindikatoren). In Argentinien wird ähnlich wie in Chile ein größerer Teil der Berufsbildung im nicht-universitären tertiären Sektor vermittelt. Die Berufsbildung im Sekundarbereich sowie im nicht-universitären Tertiärbereich (instituciones no universitarias/terciarias) fällt hauptsächlich in die Zuständigkeit der Provinzen. Gleichzeitig müssen Berufsbildungseinrichtungen auch den Leitlinien des 1995 gegründeten Nationalen Instituts für Technische Ausbildung (Instituto Nacional de Educación Tecnológica, INET) folgen.
Argentinien hat am Ende der Sekundarstufe II keine Abschlussprüfung vorgesehen und gewährt den Hochschulzugang somit allen, die das 12. Schuljahr beenden. Die Studierendenzahlen sind in den letzten zehn Jahren stark gestiegen. Dies gilt besonders für die tertiären nicht-universitären Bildungsgänge, die von über 1.000 öffentlichen und über 1.100 privaten Institutionen in Argentinien angeboten werden. Insgesamt waren 2017 über drei Millionen Studierende in tertiären Bildungsgängen eingeschrieben (siehe Bildungsindikatoren), davon ein Drittel in nicht-universitären.
In Argentinien genießen die 62 staatlichen Universitäten und 5 staatlichen Universitätsinstitute (Institutos Universitarios) einen guten Ruf. Diese sind in dem Nationalen Interuniversitären Rat (Consejo Interuniversitario Nacional, CIN) zusammen geschlossen. Grundsätzlich dürfen staatliche Einrichtungen für grundständige Studiengänge in Argentinien keine Studiengebühren verlangen und seit 2015 ist es ihnen zusätzlich untersagt, den Zugang durch Aufnahmeprüfungen zu beschränken. Als Reaktion darauf sind einige argentinische Universitäten dazu übergegangen, von Allen, die ein Studium aufnehmen, den Besuch eines Vorbereitungsjahres zu verlangen.
Die mehr als 60 privaten Universitäten und Universitätsinstitute dürfen zwar Aufnahmeprüfungen organisieren und Studiengebühren verlangen, jedoch keinen Profit aus ihrer Arbeit ziehen. Sie sind in der Hochschulrektorenkonferenz der Privaten Universitäten (Consejo de Rectores de Universidades Privadas, CRUP) zusammen geschlossen.
Nur eine Minderheit der argentinischen Studierenden überschreitet allerdings die Ziellinie. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2010 hat ergeben, dass Argentinien weltweit und in Lateinamerika eine der höchsten Studienabbruchsquoten hat. Der Anteil der 25-34-Jährigen, die einen tertiären Bildungsgang abgeschlossen haben, wurde für 2017 mit 18 Prozent angegeben. Der für 2018 angegebene sehr viel höhere Wert liegt mit 40 Prozent über den deutschen Werten, aber noch unter dem OECD-Durchschnitt (siehe Bildungsindikatoren).
Präsident Milei strebt eine Privatisierung der Bildung an. Der Etatentwurf für 2025, den Milei dem Kongress im Oktober vorgelegt hat, sieht 50 Prozent weniger Geld für den Bildungssektor vor. Er sieht Bildung als Dienstleistung des Staates, für die die Kunden bezahlen müssen.
Forschungs- und Innovationssystem
Argentinien hat bis zur Amtsübernahme von Präsident Milei im November 2024 Anstrengungen unternommen, seine FuE-Ausgaben anzuheben. Zwischen 2005 und 2009 konnte Argentinien seine FuE-Intensität – das heißt den Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt – von 0,4 Prozent auf 0,6 Prozent steigern. Als Folge der Finanzkrise wurden die Ausgaben reduziert und die FuE-Intensität schwankt in den letzten Jahren wieder zwischen 0,4 und 0,6 Prozent (siehe FuE-Indikatoren). Anteile in dieser Größenordnung sind typisch für die größeren lateinamerikanischen Länder, während die OECD-Länder eine deutlich höhere FuE-Intensität aufweisen (siehe Bericht Ricyt 2023: El Estado de la Ciencia. Red de Indicadores de Ciencia y Tecnología - Iberoamericana e Interamericana, S. 19). Nach den Ricyt vorliegenden Daten wird davon ausgegangen, dass Argentinien in Bezug auf die absolute Höhe der gesamten FuE-Ausgaben (kaufkraftbereinigt) innerhalb Lateinamerikas hinter Brasilien und Mexiko an dritter Stelle liegt (s. Ricyt 2023, S.18). Die jüngsten staatlichen Ausgabenkürzungen unter dem Präsidenten Milei spiegeln sich noch nicht in den statistischen Daten.
In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen nahm Argentinien 2023 im globalen Vergleich Rang 51 ein (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 26, 2024, from www.scimagojr.com). Im Global Innovation Index (GII) 2023, in dem Innovationsleistungen der Länder weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, liegt Argentinien im weltweiten Vergleich auf Rang 73.
Traditionell konzentrieren sich die FuE-Aktivitäten in Argentinien auf die Hauptstadtmetropole (Ciudad Autónoma) Buenos Aires sowie die Provinz Buenos Aires mit den Universitätsstädten De La Plata, Mar del Plata, Bahia Blanca und San Martin. Mehr als die Hälfte der Fördermittel der wichtigsten Förderagentur ANPIDTI kam zuletzt der Provinz und Stadt Buenos Aires zugute (Förderstatistik 2022, S. 10).
In der Zeit der Militärdiktaturen wollten die damaligen Machthaber Rolle und Bedeutung von Universitäten möglichst minimieren. Daher ist in Argentinien der Hochschulsektor bei der FuE-Durchführung gegenüber den außeruniversitären Forschungseinrichtungen etwas ins Hintertreffen geraten. Vor allem die 62 staatlichen Universitäten führen heute FuE durch. Internationale Hochschulrankings können Anhaltspunkte zu Forschungs- und Innovationsstärken ausgewählter Hochschulen geben. Laut Times Higher Education - World University Ranking 2024, “Research Quality” sind die drei bestplatzierten Hochschulen in Argentinien: 1. Universidad Nacional de San Martín (UNSAM), 2. Universidad Nacional de Córdoba (UNC) und 3. Universidad Nacional del Litoral in Santa Fe.
Allerdings fehlen im THE-Ranking wichtige Universitäten wie die Universidad Tecnológica Nacional (UTN) und die Universidad de Buenos Aires (UBA), welche im forschungszentrierten Shanghai Ranking (2023) mit Rang 201-300 die bestplatzierte Universität Argentiniens ist. Gerade die UBA nimmt als größte argentinische Universität in Lateinamerika eine herausragende Rolle in Lehre und Forschung ein.
Die größte Forschungsorganisation in Lateinamerika ist der 1958 gegründete Nationale Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung (Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas, CONICET), der zunächst direkt dem Staatsoberhaupt unterstellt war. 2007 wurde CONICET als autonome Einrichtung dem neu gegründeten Wissenschaftsministerium zugeordnet. Traditionell richtet CONICET Forschungszentren ein, die teilweise außeruniversitären Charakter haben, teilweise mit Universitäten verbunden wurden. Dazu zählen das Forschungsinstitut für Biotechnologie (IIB-UNSAM) an der Universidad Nacional de San Martin (UNSAM) sowie das Argentinische Ozeanographische Institut (Instituto Argentino de Oceanografia, IADO-CONICET) an der Universidad Nacional del Sur (UNS) in Bahia Blanca. Für die regionale Verankerung der Forschungszentren sorgen 15 Wissenschaftlich-Technologische Zentren (Centros Científico Tecnológicos, CCT). Seit 2005 hatte CONICET sein Netzwerk stark ausgebaut: Die Anzahl der Forschungszentren wurde praktisch verdreifacht. CONICET hat gezielt Orte ausgewählt, in denen es an Forschungsinfrastruktur fehlt, und dort gemeinsam mit Universitäten Zentren für Forschung und Wissenstransfer (Centros de Investigaciones y Transferencia, CIT) eingerichtet. Fachlich setzt CONICET vier Schwerpunkte: In Bezug auf die Anzahl der Forschenden und der Einrichtungen stehen die Bio- und Gesundheitswissenschaften an erster Stelle. Die Agrar-, Ingenieur- und Materialwissenschaften liegen etwa gleichauf mit den Exakten und Naturwissenschaften, gefolgt mit deutlichem Abstand von den Sozial- und Geisteswissenschaften (Basisdaten CONICET; Statistiken CONICET).
Die wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Ministerien sind zusammen mit dem CONICET und den Hochschulverbänden CIN und CRUP in einem Koordinierungsgremium, dem Interinstitutionellen Rat für Wissenschaft und Technologie (Consejo Interinstitucional de Ciencia y Tecnología, CICYT) zusammen geschlossen. Die im CICYT vertretenen außeruniversitären Einrichtungen unterstehen seit dem Amtsantitt des neuen argentinischen Präsidenten Javier Milei im Dezember 2023 folgenden Ministerien:
- Leiter des Ministerkabinetts: Nationale Kommission für Atomenergie (Comisión Nacional de Energía Atómica, CNEA)
- Leiter des Ministerkabinetts, Sekretariat für Innovation, Wissenschaft und Technologie: Nationale Raumfahrtkommission (Comisión Nacional de Actividades Espaciales, CONAE);
- Ministerium für Wirtschaft: Nationales Institut für industrielle Technologie (Instituto Nacional de Tecnología Industrial, INTI), Geologischer Dienst für den Argentinischen Bergbau (Servicio Geológico Minero Argentino, SEGEMAR);
- Ministerium für Wirtschaft, Sekretariat für Landwirtschaft, Rinderzucht und Fischerei: Nationales Institut für Agrartechnologie (Instituto Nacional de Tecnología Agropecuaria, INTA), Nationales Institut für Fischereientwicklung (Instituto Nacional de Desarrollo Pesquero, INIDEP);
- Ministerium für Wirtschaft; Sekretariat für öffentliche Infrastrukturen: Nationales Institut für Wasser (Instituto Nacional del Agua, INA);
- Gesundheitsministerium: Nationale Verwaltung für Gesundheitslabore und -institute (Administración Nacional de Laboratorios e Institutos de Salud „Dr. Carlos G. Malbran“, ANLIS-MALBRÁN);
- Außenministerium: Argentinisches Antarktisinstitut (Instituto Antártico Argentino, IAA) unter Führung der Nationalen Antarktisdirektion (DNA);
- Verteidigungsministerium: Das Staatssekretariat für wissenschaftliche und technologische Forschungen vertritt im CICYT verschiedene Forschungseinrichtungen, darunter das Institut für wissenschaftliche und technologische Forschungen der Streitkräfte (Instituto de Investigaciones Científicas y Técnicas para la Defensa, CITEDEF), den Dienst für Hydrographie der Marine (Servicio de Hidrografía Naval, SHN), den Nationalen Dienst für Meteorologie (Servicio Meteorológico Nacional, SMN) sowie das Nationale Institut für Geographie (Instituto Geográfico Nacional, IGN).
Neben den außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen sind in Argentinien auch verschiedene private gemeinnützige Forschungsstiftungen bei der Durchführung von FuE von Bedeutung. Dazu zählen die Stiftung Bariloche, die zu Umwelt, Klimawandel, Energie und komplexer Systemanalyse forscht. Klinische Forschung führt die Stiftung Favaloro durch. Die Stiftung Institut Leloir legt den Schwerpunkt auf biochemische und biomedizinische Grundlagenforschung. Das 1947 gegründete Institut wurde 2001 nach seinem prominentesten Mitglied, Dr. Luis Federico Leloir benannt. Dieser war 1970 als erster Argentinier mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden.
Die Stiftung Institut Leloir engagiert sich auch in der Wissenschaftskommunikation. Unter anderem betreibt sie ein argentinisches Wissenschafts- und Technologieportal, unter dem aktuelle Nachrichten zu Medizin, Agrar- und Umweltwissenschaften abrufbar sind (Portal Agencia CyTA-Leloir).
Ähnlich wie in Mexiko ist bedingt durch den staatlichen Mittelaufwuchs der Anteil der Wirtschaft zurückgegangen (siehe unter FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung). Eine Aufschlüsselung der in Unternehmen durchgeführten FuE nach Wirtschaftssektoren zeigt: An erster Stelle liegt die industrielle Fertigung mit einem Anteil von 49,8 Prozent, gefolgt von Dienstleistungen mit 30,4 Prozent. Der vergleichsweise hohe Anteil der Agrar- und Forstwirtschaft von 13 Prozent spiegelt die Bedeutung der Agrarindustrie für Argentinien wider. Angaben zu Branchen fehlen (OECD Research and Development Expenditure in Industry 2019, ANBERD, Daten für 2017). Ein bekanntes argentinisches Hochtechnologieunternehmen ist die Staatliche Gesellschaft für angewandte Forschung (Investigaciones Aplicadas Sociedad del Estado, INVAP), das zum Teil der Provinz Río Negro und zum anderen Teil der argentinischen Bundesregierung gehört. Bei der Entwicklung argentinischer Satellitentechnologie hat INVAP wichtige Beiträge geleistet. Weitere Arbeitsgebiete der INVAP sind Kernenergie, Verteidigung, industrielle Technologien und alternative Energien sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).
Die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten FuE-Sektor ist in Argentinien noch relativ schwach ausgeprägt: sowohl Hochschulen als auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen decken weniger als 1 Prozent ihrer FuE-Ausgaben durch Aufträge von Unternehmen ab (siehe FuE-Indikatoren). Zu den Maßnahmen, die Kooperation und Wissenstransfer verbessern sollen, zählt die Einrichtung des Argentinischen Sektorfonds FONARSEC im Jahr 2009 (siehe unten). Außerdem sind verschiedene Technologiezentren und Technologieparks aktiv (siehe Überblick Technologieparks).
Die Argentinische Stiftung für Nanotechnologie (Fundación Argentina de Nanotecnología, FAN) wurde 2005 gegründet und operiert mit einer Finanzierung des Wissenschaftsministeriums von der Universidad Nacional de San Martin (UNSAM) aus. Aufgabe von FAN ist es, eine Gemeinschaft von Fachleuten aufzubauen und mehr Bewusstsein für die Chancen der neuen Technologie in Argentinien zu kreieren.
Seit 2015 unterstützt das neue Interdisziplinäre Zentrum für Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsforschung (Centro Interdisciplinario de Estudios en Cienca, Tecnologia e Innovación, CIECTI) die argentinische Politik, indem es Programme evaluiert sowie strategische und Foresight-Studien durchführt (siehe UNESCO-Wissenschaftsreport 2015, S. 201). Träger des CIECTI ist ein zivilrechtlicher Verband aus Hochschuleinrichtungen.
Die folgenden Ausführungen zu CONICET und ANPIDTI zu spiegeln im Wesentlichen die Situation vor der Amtsaufnahme des Präsidenten Javier Milei wider. Die Änderungen nach der Amtsübernahme werden am Ende des Abschnitts zusammengefasst.
In Bezug auf wettbewerbliche Förderung kam dem Rat CONICET bisher eine wichtige Rolle zu: Er vergab Stipendien für den wissenschaftlichen Nachwuchs an über 10.000 Promovierende und Post-Docs. Unter dem Laufbahn-Programm (Carrera del Investigador Científico y Tecnológico) finanzierte CONICET die Beschäftigung von Forschenden in eigenen und fremden Einrichtungen sowie Universitäten. Insgesamt wurden mehr als 10.000 Forschende durch CONICET finanziert (Basisdaten CONICET; Statistiken CONICET). Zusätzlich vergab CONICET auf wettbewerblicher Basis Projektförderung an eigene Forschungszentren.
Anders als in vielen anderen Ländern hat das argentinische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (Ministerio de Producción y Trabajo, MPT) keine eigenen Fördereinrichtungen. 1996 schuf die argentinische Regierung die Nationale Förderagentur für Wissenschaft und Technologie (Agencia Nacional de Promoción Científica y Tecnológica, ANPCyT), die 2007 dem neu gegründeten Wissenschaftsministerium unterstellt wurde. Sie erhielt 2020 mit der Umwandlung in die Agencia Nacional de Promoción de la Investigación, el Desarrollo Tecnológico y la Innovación (Agencia I+D+i, ANPIDTI) zunächst einen autonomen Status. Mit dem Amtsantritt des Präsidenten Javie Milei im Jahr 2023 wurde die Förderagentur Agencia I+D+i bzw. ANPIDTI direkt der Leitung des Ministerialkabinetts unterstellt.
2022 vergab die Agentur 21,3 Milliarden argentinische Pesos an Fördermitteln (siehe Förderstatistik 2022). Dies entsprach Mitte des Jahres etwa einer Summe von 106,5 Mio. US-Dollars. Die Agentur nutzte bei der Vergabe von Förderung verschiedene Fonds (Fonds für die Technologische und Wissenschaftliche Forschung (Fondo para investigación tecnológica y científica, FONCyT), den Argentinischen Technologiefonds (Fondo tecnológico argentino, FONTAR) sowie den Argentinischen Sektorfonds (Fondo Argentino Sectorial, FONARSEC) und den Fonds zur Förderung der Softwareindustrie (Fondo Fiducario de Promoción de la Indústria del Software, FONSOFT).
Strategisch hatte sich Argentinien über einen längeren Zeitraum auf einen Ausbau des Forschungs- und Innovationssystems fokussiert, so beispielsweise mit dem „Plan Argentina Innovadora 2020“ (PAI2020) unter der Präsidentin Fernández de Kirchner, Zusammenfassung). Ein wichtiger Punkt für den liberal konservativen Präsidenten Macri war die Verlagerung von Kompetenzen auf die argentinischen Provinzen („Federalización“). Eine langfristige Strategie, der „Plan Argentina Innovadora 2030“ (PAI2030) war in Vorbereitung.
Argentinisches Forschungssystem unter Präsident Milei (seit November 2023)
Die Amtsübernahme des Präsidenten Milei im November 2023 stellte für die argentinische Wissenschaft einen tiefen Einschnitt dar. Der generelle Ausbau der Wissenschaft ist nicht länger Ziel der argentinischen Regierung. Schwerpunkte sollen stattdessen auf Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gelegt werden, so beispielsweise in Bezug auf Agroindustrie, Energie und Biotechnologie (siehe Jefatura de Gabinete de Ministros Innovación, Ciencia y Tecnología (27.11.2024): Se realizó la Asamblea del Consejo Federal de Ciencia y Tecnología). Ein weiteres Ziel besteht in der Privatisierung argentinischer Technologiefirmen wie INVAP (siehe oben, Quelle: Buenos Aires Times (12.02.2025): Milei’s chainsaw slashes funds for Argentina's science and research institutes). Im ersten Jahr schrumpfte das Budget des Wissenschaftssekretariats um etwa ein Drittel. Zudem wurden öffentliche Gelder nicht wie vorher gesehen ausgegeben. So stellte die dem Sekretariat neu unterstellte Förderagentur (Agencia I+D+i) die Projektförderung fast gänzlich ein (siehe Nature magazine (Dezember 2024): ‘There will be nothing left’: researchers fear collapse of science in Argentina). Das Sekretariat selbst beendete außerdem die Förderung für die Durchführung von internationalen Projekten, darunter auch mit Deutschland (siehe unter Kooperation mit Deutschland). Ende 2024 wurde bekannt, dass die Forschungseinrichtung CONICET die Anzahl seiner Mitarbeitenden um etwa 1.000 Personen (entsprechend 9 Prozent der Belegschaft, teils angestellte Forschende, teils Nachwuchsforschende mit einem Stipendium) reduziert hat. Die meisten anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen (beispielsweise das Nationale Institut für Agrartechnologie INTA und die Nationale Kommission für Atomenergie CNEA) mussten ebenfalls Personal abbauen. Lediglich das Nationale Institut für Industrietechnologie (INTI) verzeichnete einen Zuwachs beim Personal (siehe Science Magazine (November 2023): ‘Scienticide’: Argentina’s science workforce shrinks as government pursues austerity) Vor dem Hintergrund von Entlassungen und Kürzungen haben viele Forschende Auswanderungspläne (siehe nächster Abschnitt).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Argentinien: Übersicht Hochschulen
- Argentinien: Staatssekretariat für Innovation, Wissenschaft und Technologie
- Argentinien: Wirtschaftsministerium
- Argentinien: CONICET - Nationaler Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung
- Argentinien: ANPIDTI - Nationale Förderagentur für Forschung, technologische Entwicklung und Innovation
- Argentinien: Wissenschafts- und Technologieportal Leloir (Lebenswissenschaften)
Nachrichten
Indikatoren für Bildung
Indikator |
Argentinien |
Deutschland |
Stand |
---|---|---|---|
Anteil öffentlicher Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
4,81 |
4,54 |
2022/2022 |
Wachstum des öffentlichen Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent] |
0,16 |
-0,91 |
2022/2022 |
Anteil öffentlicher Ausgaben für die tertiäre Bildung am BIP [Prozent] |
0,97 |
1,35 |
2022/2021 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]* |
0,31 |
3,75 |
2022/2022 |
Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.] |
3,72 |
3,36 |
2022/2022 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]** |
3,69 |
12,00 |
2022/2022 |
Anzahl Promovierender insgesamt |
25.253 |
200.307 |
2022/2022 |
Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent]1 |
18,65 |
38,51 |
2023 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent] |
6,68 |
7,93 |
2022/2022 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent] |
6,47 |
22,52 |
2022/2022 |
PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)] |
401 (58) |
480 (21) |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)] |
378 (66) |
475 (24) |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)] |
406 (60) |
492 (22) |
2022 |
Weitere Informationen
Links/Institutionen
FuE-Indikatoren
Indikator |
Argentinien |
Deutschland |
OECD |
Stand |
---|---|---|---|---|
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**] |
6.951 |
158.837 |
1.930.649 |
2023/2023/2023 |
FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent] |
7,63 |
0,85 |
2,43 |
2023/2023/2023 |
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*] |
8.235 |
178.970 |
2.196.800 |
2023/2023/2023 |
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
0,60 |
3,11 |
2,70 |
2023/2023/2023 |
Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent] |
0,33 |
0,92 |
0,61 |
2023/2021/2022 |
Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent] |
0,14 |
1,93 |
1,75 |
2023/2021/2022 |
Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*] |
3.464 |
122.149 |
1.615.925 |
2023/2023/2023 |
Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent] |
1,03 |
3,52 |
4,81 |
2023/2021/2022 |
Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent] |
45,08 |
7,90 |
8,09 |
2023/2021/2022 |
Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*] |
1.618 |
30.838 |
347.351 |
2023/2023/2023 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent] |
0,15 |
13,09 |
6,25 |
2023/2021/2021 |
Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*] |
3.025 |
21.715 |
187.216 |
2023/2023/2023 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent] |
0,09 |
7,93 |
2,52 |
2023/2021/2022 |
Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente) |
59.676 |
498.500 |
6.327.470 |
2023/2023/2022 |
Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent] |
11,18 |
61,75 |
66,36 |
2023/2023/2022 |
Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1) |
34,5 |
19,4 |
8,2 |
2020 |
Weitere Informationen
FuE-Finanzierung
In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt und Deutschland 64 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 24 bzw. 28 Prozent und für das Ausland 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland).
In Argentinien liegt dagegen traditionell das Schwergewicht bei der Finanzierung auf dem Staat. Durch die Wirtschaftskrise 2007 und die zunehmenden staatlichen Investitionen ist der Anteil der einheimischen Wirtschaft, der 2005 bei über 30 Prozent lag, weit zurückgegangen und erreichte teilweise weniger als 20 Prozent. Inzwischen hat der Anteil wieder etwas zugenommen.
FuE-Durchführung
Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 67 und 71 Prozent). Im Vergleich dazu halten sich die Unternehmen in Argentinien ähnlich wie bei der Finanzierung sehr zurück.
Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). In Argentinien dominieren dagegen die außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen noch gegenüber den Hochschulen (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 60 : 40).
Fachliche Stärken
Die Verteilung der Publikationen auf Fachgebiete kann erste Hinweise auf die Stärken eines Forschungssystems geben (Bezugsjahr 2016, (Quelle: SCImago (2007). SJR – SCImago Journal & Country Rank. Retrieved August 8, 2017, from http://www.scimagojr.com)). Weltweit wie in Argentinien steht die Medizin mit den meisten Publikationen an erster Stelle. Jedoch liegt der Anteil in Argentinien mit 15 Prozent unter dem weltweiten Durchschnitt (Welt: 15,9 Prozent sowie Deutschland: 16,7 Prozent). Die Ingenieurwissenschaften in Argentinien können mit relativ geringen Anteilen (5,9 Prozent, zum Vergleich Deutschland: 9,3 Prozent) nicht den zweiten Platz einnehmen, den sie weltweit mit einem Anteil von 10,9 Prozent behaupten. Auf dem zweiten Platz liegen stattdessen Agrar- und Biowissenschaften (s. unten).
Eine Spezialisierung Argentiniens ist in folgenden Fachgebieten festzustellen (Auswahl basierend auf Spezialisierungsindex Länderanteil/Weltanteil ≥ 1,3):
- Agrar- und Biowissenschaften (Argentinien: 13,6 Prozent, Welt: 5 Prozent sowie Deutschland: 4,4 Prozent);
- Erd- und Planetare Wissenschaften (Argentinien: 5,2 Prozent, Welt: 3,1 Prozent und Deutschland: 3,6 Prozent);
- Umweltwissenschaften (Argentinien: 4,7 Prozent, Welt: 3,4 Prozent und Deutschland: 2,8 Prozent);
- Geisteswissenschaften (Argentinien: 3,6 Prozent, Welt: 1,9 Prozent und Deutschland: 2 Prozent);
- Immunologie und Mikrobiologie (Argentinien: 3,4 Prozent, Welt: 1,9 Prozent und Deutschland: 2 Prozent).
Bei einem weltweiten Vergleich der Anzahl der Publikationen liegt Argentinien im Jahr 2016 insgesamt auf Rang 43. Die beste Platzierung erreicht Argentinien in den Agrar- und Biowissenschften (Rang 25).
Forschungskapazitäten an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen haben die beiden nationalen Akademien (La Academia Nacional de Ciencias, ANC sowie die Academia Nacional de Ciencias Exactas, Físicas y Naturales, ANCEFN) 2015 in einer Studie („Estado y pespectivas de las ciencias exactas, físicas y naturales en la Argentina") identifiziert. Abgedeckt sind die Fachgebiete Astronomie, Systembiologie, Informatik, Physik, Geologie, Ozeanografie, Paläontologie, Chemie, Biologische Chemie und Molekularbiologie.
2.2 Überblick zur internationalen Kooperation
Zuständig für die internationale Bildungszusammenarbeit ist das Ministerium für Bildung. Obwohl argentinische Studierende ein großes Interesse an internationaler Mobilität haben, führt die hohe Inflation im Land dazu, dass Auslandsaufenthalte für viele Studierende zu kostspielig werden. In umgekehrter Richtung haben die staatlichen Universitäten in Argentinien für internationale Studierende einiges zu bieten, vor allem gebührenfreie grundständige Studiengänge in Verbindung mit einem guten akademischen Ruf. Argentinien ist es daher gelungen, sich in Lateinamerika als attraktives Zielland zu etablieren (Monroy, Carlos (2018): Education in Argentina). Während in Brasilien der Anteil der internationalen Studierenden bei unter 1 Prozent und in Mexiko knapp darüber liegt, erreicht Argentinien 3,7 Prozent (siehe Bildungsindikatoren).
Die wichtigsten Herkunftsländer sind Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien und Paraguay. Die wichtigsten Zielländer für argentinische Studierende sind die USA, Spanien, Brasilien, Deutschland und Australien (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).
Zuständig für die internationale Forschungskooperation ist der Staatssekretariat für Innovation, Wissenschaft und Technologie (Secretaría de Innovación, Ciencia y Tecnología, SICyT). Bis zur Amtsübernahme von Präsident Milei führte der Vorgänger, das Ministerium MINCyT unter zahlreichen Kooperationsabkommen (u.a. mit den USA, Spanien, Frankreich, Spanien, Deutschland, Brasilien, Chile) bilaterale Ausschreibungen durch, bei der das Ministerium die Finanzierung der argentinischen Konsortialpartner übernahm. Mit verschiedenen Ländern wurden außerdem bi-nationale Forschungseinrichtungen aufgebaut, so z.B. 2005 das Argentinisch-Brasilianische Zentrum für Nanowissenschaften und Nanotechnologie (Centro Argentino-Brasileño de Nanociencias y Nanotecnología, CABNN).
Auch der Rat für Wissenschaft und Technologie CONICET engagierte sich in der internationalen Kooperation. Er führt mit ausgewählten Partnerorganisationen (z.B. aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien) internationale Ausschreibungen durch und hat in einigen Fällen bi-nationale Einrichtungen gegründet, so zum Beispiel das Argentinisch-Französische Institut für Klimastudien und -auswirkungen (Instituto Franco-Argentino sobre Estudios de Clima y sus Impactos, UMI-IFAECI) mit der Universidad Buenos Aires (UBA) und dem französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS).
Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen hat sich in Argentinien ähnlich wie in Deutschland und vielen westlichen Industrieländern dynamisch entwickelt: 1996 lag der Anteil bei 32,8 Prozent, nahm zwischen 2002 und 2004 um etwa 10 Prozentpunkte zu und erreichte 2023 nach einem langsameren Anstieg 50,6 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland nahm der Anteil inzwischen auf 53,3 Prozent zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Die fünf wichtigsten Ko-Publikationsländer der letzten drei Jahre sehen wie folgt aus: An erster Stelle liegen die USA, gefolgt von Spanien, Brasilien, Großbritannien und Deutschland. China ist auf Rang 15 platziert, Indien auf Rang 22 (Quelle: Scopus database, Elsevier B.V., 2022-24, downloaded on February 12, 2025).
Argentinien ist Mitglied der G20. Dazu gehören neben den G7-Industrieländern die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, sowie Argentinien, Australien, Saudi-Arabien und die Türkei. Durch die G20-Mitgliedschaft ist Argentinien an den jährlichen Beschlüssen der Staats- und Regierungschefs beteiligt, die auch Bildung und Forschung betreffen können. 2018 übernahm Argentinien erstmals turnusgemäß den Vorsitz der G20 und führte das erste Treffen der G20-Bildungsministerien durch.
Argentinien ist Mitglied der Vereinten Nationen (UN) und zahlreicher Unterorganisationen, darunter der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Vor Ort ist seit 1998 ein Regionalbüro des Internationalen Instituts für Bildungsplanung (UNESCO International Institute for Education Planning, IIEP) aktiv. Hauptaufgabe des IIEP Buenos Aires ist es, Bildungsreformen in Lateinamerika durch Forschung und Weiterbildung zu fördern.
Obwohl kein Mitglied der OECD, beteiligt sich Argentinien an der Arbeit verschiedener Bildungs- und Wissenschaftsgremien und nimmt regelmäßig an dem OECD-Programm zur Kompetenzmessung von Schülern (PISA) teil.
Das Pierre-Auger-Observatorium ist eine internationale Forschungsinfrastruktur zur Untersuchung ultrahochenergetischer kosmischer Strahlung. Die Anlage in der argentinischen Provinz Mendoza im Westen Argentiniens liefert seit 2005 qualitativ hochwertige Daten.
Argentinien engagiert sich auch in der regionalen lateinamerikanischen Forschungszusammenarbeit, so zum Beispiel im Rahmen des Iberoamerikanischen Entwicklungsprogramms für Wissenschaft und Technologie („Programa Iberoamericano de Ciencia y Tecnología para el Desarrollo“, CYTED), das 1984 aufgelegt wurde. An dem Programm nehmen 19 lateinamerikanische Länder sowie Spanien und Portugal teil. Das 1995 gegründete Iberoamerikanische Netzwerk für Wissenschafts- und Technologieindikatoren (Red de Indicadores de Ciencia y Tecnología -Iberoamericana e Interamericana, RICYT) hat seinen Sitz in Buenos Aires. RICYT unterstützt vor allem die Iberoamerikanische Staatenorganisation (OEI) – wie auch Argentinien – durch das Observatorium für Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft. Die 1957 durch die UNESCO gegründete Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften (FLACSO) ist in zahlreichen lateinamerikanischen Ländern vertreten. Auch in Argentinien führt sie Forschungen durch und bietet Postgraduiertenausbildung an (FLACSO Argentina).
Im Jahr 2000 wurde ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Argentinien und der Europäischen Union geschlossen. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Argentinien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Zur Meeresforschung im Atlantik wurde im April 2018 ein spezielles Abkommen unterzeichnet. Argentinien kann sich an Programmen unter dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in der Regel europäische Fördermittel erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Bis Januar 2025 warb Argentinien unter Horizont Europa europäische Fördergelder in Höhe von 2,63 Millionen Euro ein und beteiligte sich an 70 Projekten. Davon verzeichnete mit 35 Projekten die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).
Eine weitere Variante europäisch-argentinischer Kooperation setzt auf die Verbindung verschiedener nationaler und europäischer Fördertöpfe im Rahmen von Public-Public Partnerships (P2Ps, Übersicht ERA-LEARN Plattform). Diese sind entweder themenzentriert, wie zum Beispiel das ERA-Net “Cofund on BioTechnologies” (CoBioTech), oder sie haben einen bi-regionalen Charakter mit Themenschwerpunkten wie die EU CELAC Interest Group, als Nachfolgerin des ERA-Net LAC. Seit 2019 ist Argentinien als zweites lateinamerikanisches Land nach Chile mit dem 1985 gegründeten Netzwerk für Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA assoziiert.
Abwanderung von argentinischen Forschenden
Da die Haushaltslage in Argentinien seit vielen Jahrzehnten angespannt war, stellte die Abwanderung von einheimischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern traditionell ein großes Problem dar. Seit 2008 warb ein Diaspora-Netzwerk (Red de Argentinos Investigadores y Científicos en el Exterior, RAICES) erfolgreich um die Rückkehr abgewanderter argentinischer Forschender. Die Amtsübernahme des Präsidenten Milei im November 2023 stellte jedoch erneut einen tiefen Einschnitt für die argentinische Wissenschaft dar. Vor dem Hintergrund von Budgetkürzungen, Gehaltskürzungen und Entlassungen verlassen nun zahlreiche argentinische Forschende das Land, um im Ausland ihre Forschungen fortzusetzen (Nature magazine Dezember 2024: ‘There will be nothing left’: researchers fear collapse of science in Argentina).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Argentinien: Staatssekretariat für Innovation, Wissenschaft und Technologie
- Argentinien: RAICES – internationales Netzwerk der argentinischen Forschenden
- Argentinien: CONICET - Nationaler Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung
- Pierre-Auger-Observatorium
- IIEP - Internationales Institut der UNESCO für Bildungsplanung
- CYTED - Iberoamerikanisches Entwicklungsprogramm für Wissenschaft und Technologie
- RICYT - Iberoamerikanisches Netzwerk für Wissenschafts- und Technologieindikatoren
- FLACSO - Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften
- Europäische Kommission: Portal zu Horizont 2020
- EU-CELAC Interest Group
Nachrichten
2.3 Überblick zur Kooperation mit Deutschland
Für Argentinien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für argentinische Studierende wie auch als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 5 (siehe vorheriger Abschnitt).
Grundlage für die Zusammenarbeit ist das Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ), das 1969 zwischen Deutschland und Argentinien geschlossen wurde. Anlässlich des 50. Jahrestages im Frühjahr 2019 haben das damalige Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das damalige argentinische Wissenschaftsministerium (MECCyT, später wieder MINCyT bis zur Auflösung im Dezember 2023) eine Vertiefung der Zusammenarbeit vereinbart. Themenschwerpunkte der Kooperation sind Bioökonomie und Biotechnologie, Medizin, Geowissenschaften und Ingenieurwissenschaften. Seit 2016 liegt zusätzlich ein besonderer Fokus auf der Meeres- und Polarforschung (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMFTR).
Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) stellt über seine internationale Abteilung Mittel für Sondierungs- und Vernetzungsaktivitäten und Workshops sowie für die Nachwuchsförderung bereit. Seit 2012 wurden regelmäßig Förderbekanntmachungen der internationalen Abteilung veröffentlicht. Die Kooperationen wurden bilateral vom deutschen und argentininischen Forschungsministerium finanziert. In den letzten Jahren wurden diese Bekanntmachungen jedoch aus wirtschaftlichen Gründen auf argentinischer Seite ausgesetzt.
Im Rahmen der Argentinienreise des Parlamentarischen Staatssekretärs Brandenburg im November 2022 wurde die Wiederaufnahme der bilateralen Förderung beschlossen.Seit Dezember 2022 legt eine neue Rahmenbekanntmachung zur WTZ mit Lateinamerika maßgebliche Eckpunkte zu Zielen, Förderinstrumenten (beispielsweise Mobilität, Forschungsgruppen, Partnerstrukturen) und inhaltlichen Schwerpunkten fest. Eine Antragstellung erfolgt auf der Grundlage der spezifischen Förderaufrufe, die das BMBF seit Ende 2022 zu verschiedenen Ländern und Themen publiziert. Ende November 2023 wurde mit dem WTZ-Förderaufruf zu Mobilitätsprojekten im Bereich Erneuerbare Energien ein erster Förderaufruf speziell zur Kooperation mit Argentinien unter der Rahmenbekanntmachung Lateinamerika publiziert.
Die bi- und multilaterale deutsch-argentinische Projektförderung kann somit auf eine lange Tradition zurückblicken. Dies änderte sich jedoch durch die Amtsübernahme des argentinischen Präsidenten Javier Milei im November 2023. Das Sekretariat (Secretaría de Innovación, Ciencia y Tecnología, SICyT) als Nachfolger des argentinischen Mnisteriums MINCyT stellte die internationale Projektförderung fast gänzlich ein.
Das deutsche Forschungsministerium unterstützt mit einer Fördermaßnahme in ausgewählten lateinamerikanischen Ländern den Aufbau nachhaltiger, gemeinsamer Forschungsstrukturen. Damit soll der Zugang zu Forschungsobjekten und -netzwerken sowie zu personellen und Infrastruktur-Ressourcen in Lateinamerika erleichtert und die WTZ-Vereinbarungen umgesetzt werden. Mit Argentinien wurde das Thema Küstenforschung/Klimawandel über das Projekt „Dynamik des Einflusses von Eismassenverlust in den Anden auf terrestrische, limnische und marine Ökosysteme in Patagonien (Dynamo)“ unter Leitung des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) gefördert. Argentinische Partner waren das Austral-Zentrum für Wissenschaftliche Forschungen (Centro Austral de Investigaciones Científicas, CADIC-CONICET), das Argentinische Ozeanographische Institut (Instituto Argentino de Oceanografia, IADO-CONICET) und das Zentrum für Angewandte Ökologie von Neuquén (Centro de Ecología Aplicada de Neuquén, CEAN). Dazu kam das chilenische Forschungszentrum für die Dynamik von Marinen Ökosystemen in hohen Breitengraden (Centro de Investigación Dinámica de Ecosistemas Marinos de Altas Latitude, IDEAL). Das Projekt endete im Dezember 2024.
Im Rahmen von multilateralen Public Public Partnerships (P2Ps) beteiligt sich das deutsche Forschungsministerium an Förderbekanntmachungen der ERANet-LAC/EU-CELAC-Interessengruppe (siehe vorheriger Abschnitt). Projektkonsortien, die sich um eine Förderung bewerben, müssen Forschende aus mindestens vier Ländern (darunter zwei europäische und zwei lateinamerikanische) miteinander verbinden. Über vier ERANet-LAC-Förderbekanntmachungen wurden bisher 12 Projekte mit deutscher und argentinischer Beteiligung gefördert. Weiterhin beteiligt sich das BMBF auch an Förderbekanntmachungen des ERA-Nets “Cofund on BioTechnologies”, CoBioTech und fördert darunter aktuell mehrere multilaterale Vorhaben mit Argentinien.
Seit 2012 trägt das bi-nationale Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum (DAHZ-CUAA) dazu bei, bi-nationale Master- und Promotionsstudiengänge mit Doppelabschluss zu etablieren. Grundlage des DAHZ-CUAA ist ein Ressortabkommen zwischen dem BMBF und dem argentinischen Wissenschaftsministerium. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die argentinischen Partnerorganisationen, der Nationale Interuniversitäre Rat (CIN) und die Hochschulrektorenkonferenz der Privaten Universitäten (CRUP) haben am 4. März 2015 in Buenos Aires ein deutsch-argentinisches Rahmenabkommen zur Hochschulzusammenarbeit unterzeichnet. Bis 2024 hat das DAHZ 40 Hochschulen. Über 13 bilaterale Studiengänge wurden rund 450 Doppelabschlüsse verliehen. Angesichts der Sparmaßnahmen der neuen argentinischen Regierung unterstützt das BMBF im Jahr 2024 das Projekt vorübergehend mit zusätzlichen Mitteln.
Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist derzeit 302 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Argentinien aus.130 deutsche Hochschulen kooperieren mit 70 argentinischen Hochschulen und 5 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2024).
Die internationale Mobilität von und nach Argentinien wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.
2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Argentinien an 303 (365) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 74 (48) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 541 (513) und 137 (121) Geförderte aus Argentinien eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren.
Die DFG hat mit dem Nationalen Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung (CONICET) ein Abkommen abgeschlossen, unter dem in größeren Abständen bilaterale Ausschreibungen durchgeführt werden. Zwischen 2015 und 2019 war das erste deutsch-argentinische DFG-Graduiertenkolleg „StRATEGy“ aktiv. Hier erforschten Promovierende und Post-Docs die komplexen Bildungsprozesse von Lagerstätten in Argentinien.
Die AvH fördert Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2022 vergab die AvH 15 Forschungsstipendien und einen Forschungspreis an Geförderte aus Argentinien.
Für die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ist Argentinien das wichtigste Partnerland in Lateinamerika. 2011 wurde das CONICET-Max-Planck-Partnerinstitut für biomedizinische Forschung in Buenos Aires eröffnet. 2023 beherbergte die MPG 73 argentinische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 27 Projekte mit Partnern in Argentinien durch. Für viele argentinische Forschende ist die Möglichkeit, im Heimatland eine Max-Planck-Partnergruppe einzurichten, eine wichtige Motivation für die Rückkehr.
Unter den Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) kooperieren insbesonders das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam sowie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) intensiv mit Argentinien. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist mit der Nationalen Raumfahrtkommission (Comisión Nacional de Actividades Espaciales, CONAE) im Bereich alternative Energie, Fernsensoren und Raumforschung vertraglich verbunden.
Andere Bundesministerien und Bundesländer sind ebenfalls in Argentinien aktiv. 2018 ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi, heute BMWK) mit dem argentinischen Wissenschaftsministerium (heute Sekretariat für Innovation, Wissenschaft und Technologie, SICyT) eine Innovationspartnerschaft zur Förderung von Forschung und Entwicklung in mittelständischen Unternehmen eingegangen. In Deutschland werden die Projekte unter dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert.
Das Bayerische Hochschulzentrum für Lateinamerika (BAYLAT) an der Universität Erlangen-Nürnberg hat bereits mit CONICET gemeinsame Ausschreibungen durchgeführt, um die Anbahnung bayerisch-argentinischer Forschungskooperationen zu fördern.
Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-argentinische Kooperation tragen und unterstützen:
- DAAD-Informationszentrum Buenos Aires;
- Das 2012 gegründete binationale Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum (DAHZ-CUAA) verfügt sowohl in Bonn als auch in Buenos Aires über Vertretungen;
- Mit einer Förderung des BMBF werden seit 2017 zwei Maria Sibylla Merian International Centre for Advanced Studies in the Humanities and Social Sciences mit Hauptsitz in Brasilien („Mecila“, Fokus auf Zusammenleben unter Ungleichheitsbedingungen) und Mexiko (CALAS, Fokus auf Krisenforschung) aufgebaut. Argentinien ist an beiden Zentren beteiligt. Das CONICET-Forschungsinstitut für Geistes- und Sozialwissenschaften (IdIHCS-CONICET) an der Universidad Nacional de La Plata trägt dazu bei, die Aktivitäten von Mecila regional zu streuen und sichtbarer zu machen. An dem Kolleg CALAS beteiligt sich die Universidad San Martin (UNSAM);
- 2011 wurde das CONICET-Max-Planck-Partnerinstitut für biomedizinische Forschung in Buenos Aires eröffnet. Die spanische Bezeichnung lautet „Instituto de Investigación en Biomedicina de Buenos Aires – CONICET – Instituto Partner de la Sociedad Max Planck“ (Homepage IBioBA-CONICET-MPSP). Das Institut ist administrativ in den CONICET integriert und durch eine Kooperationsvereinbarung mit der MPG verbunden, ohne dass diese eine institutionelle Verantwortung trägt. Hintergrund ist das Interesse von CONICET, die erfolgreichen Organisationsprinzipien der MPG in ihren Institutionen modellhaft zu etablieren. Die Forschungsaktivitäten am IBioBa erfolgen in enger Kooperation mit Max-Planck-Instituten, insbesondere dem MPI für biophysikalische Chemie, Göttingen, dem MPI für Herz-und Lungenforschung, Bad Nauheim, und dem MPI für molekulare Physiologie, Dortmund;
- Aus einer besonders fruchtbaren Kooperation einer Max Planck-Partnergruppe mit dem MPI für biophysikalische Chemie ist das Max-Planck-Labor für Strukturbiologie und biophysikalische Chemie (Laboratorio Max Planck de Biología Estructural, Quimica y Biofísica Molecular, LMPbioR) in Rosario hervorgegangen, das seit 2014 speziell zu neurodegenerativen Erkrankungen, wie Alzheimer und Parkinson, forscht. Das Laboratorium wird von der argentinischen Seite aus finanziert und arbeitet eng mit dem MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen zusammen. 2015 wurde das Laboratorium zudem zu einem CONICET-Institut zur Erforschung von pharmakologischen Wirkstoffen ernannt.
- Die Zusammenarbeit zwischen der Universidad Nacional de San Martín (UNSAM) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist seit Jahren intensiv. Am 20. November 2018 fand die Einweihung der Helmholtz International Research School for Astroparticle Physics and Enabling Technologies (HIRSAP) in Buenos Aires statt. Die Promovierenden an der HIRSAP nutzen unter anderem die internationale Forschungsinfrastruktur Pierre-Auger-Observatorium in der Provinz Mendoza im Westen Argentiniens (siehe vorheriger Abschnitt);
- Mitte 2015 wurde das Argentine-German Geodetic Observatory (AGGO) in La Plata eröffnet. AGGO, ein Gemeinschaftsprojekt des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKG) und CONICET, ist das einzige geodätische Observatorium seiner Art in Lateinamerika. Als solches ist es Teil einer globalen Infrastruktur zur Erdbeobachtung und Aktualisierung globaler Referenzsysteme.
Weitere Informationen
Bekanntmachungen
Links/Institutionen
- BIBB-GOVET: Argentinien – Länder- und Projektinformationen zur Berufsbildung
- DAHZ-CUAA – Deutsch-Argentinisches Hochschulzentrum
- DAAD: Argentinien – Länder- und Programminformationen zu Hochschulen
- MPG Lateinamerika - Zentrales Verbindungsbüro der Max-Planck-Gesellschaft für Lateinamerika
- IBioBA-CONICET-MPSP - das CONICET-Max-Planck-Partnerinstitut für biomedizinische Forschung
- KIT - Karlsruher Institut für Technologie
- AWI - Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
- DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
- BMWE - Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Nachrichten
3Weitere Informationen
Nähere Informationen zu Argentinien erteilt im Auftrag des BMBF der DLR Projektträger.
Fachlicher Ansprechpartner für Argentinien ist:
Herr Jonas Kliesow
DLR Projektträger
Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Tel: +49 228 3821-1438
E-Mail: Jonas.Kliesow(at)dlr.de
Impressum
Erscheinungsweise online unter
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Gemeinsame Betreiber des Portals Kooperation International und Herausgeber der Länderberichte sind:
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
DLR Projektträger
Europäische und internationale Zusammenarbeit
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