Überblick zur internationalen Kooperation: Vietnam
Die Internationalisierung von Bildung und Forschung ist ein wichtiger Bestandteil der vietnamesischen Reformen, insbesondere im Hinblick auf die neue Rolle von Hochschulen bei der Ausbildung von fachlich hochqualifizierten Talenten und im Hinblick auf Forschung und Innovation (siehe vorheriger Abschnitt). Unter Vietnams neuer Bildungsstrategie „National Education Development Strategy by 2030, Orientation toward 2045“ vom Dezember 2024 (Volltext) wird eine Vernetzung mit renommierten ausländischen Hochschulen angestrebt, um von fortschrittlichen Wissenschaftssystemen zu lernen. Auch soll Vietnam vermehrt internationale Studierende ins Land holen. Das wichtigste Strategiedokument zur Internationalisierung ist neben der Bildungsstrategie eine Entscheidung zur internationalen Integration von Bildung und Ausbildung vom Dezember 2024 (Decision No: 1600/QD-TTg on Approval of Scheme for International Integration in Education and Training till 2030, Volltext), die konkrete Zielmarken festsetzt (siehe für eine Zusammenfassung Vietnam Briefing). Demnach plant die vietnamesische Regierung bis 2030 unter anderem die
- Ausweitung der Zahl der internationalen Studierenden: Ziel ist es, den Anteil der internationalen Studierenden in vietnamesischen Bachelorprogrammen auf 1,5 Prozent zu erhöhen.
- Internationale Fakultät: In jeder Hochschuleinrichung soll ein Anteil von insgesamt 8 Prozent entweder aus dem Ausland kommen, um in Vietnam zu lehren und zu forschen oder im Fall von vietnamesischen Lehrenden Auslandserfahrung vorweisen;
- Anziehung ausländischer Hochschulen: Mindestens zwei neue Auslandscampusse/Zweigstellen in Vietnam sollen durch zwei der 500 weltweit führenden Hochschulen eingerichtet werden.
- Förderung von Forschungskooperationen: Ziel ist es, dass mehr als 80 Prozent der vietnamesischen Hochschuleinrichtungen, die mindestens drei Fächer anbieten, gemeinsame Forschungs- oder Kooperationsprojekte mit ausländischen Partnern durchführen.
Die Internationalisierung von Hochschulbildung in Vietnam stellt sich bisher sehr unterschiedlich dar, dabei erfassen die Statistiken der UNESCO nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben: Einem geringen Anteil internationaler Studierender in Vietnam von 0,2 Prozent (zum Vergleich: Deutschland: 12 Prozent) steht ein relativ hoher Anteil von international mobilen Studierenden aus Vietnam gegenüber. An ausländischen Hochschulen waren 2022 mehr als 134.000 vietnamesische Studierende mit dem Ziel eines Studienabschlusses eingeschrieben: Der Anteil an allen Studierenden in Vietnam liegt damit bei 4,6 Prozent (zum Vergleich Deutschland: 3,8 Prozent, siehe Bildungsindikatoren).
Aus Laos kommen über 70 Prozent der ausländischen Studierenden in Vietnam. Danach folgen die Herkunftsländer Kambodscha, Südkorea, China und Timor. Die beliebtesten Gastländer für vietnamesische Studierende sind dagegen Japan, Südkorea, die USA, Australien und Kanada. Deutschland, das mehr als 3.800 Studierende aufnimmt, folgt nach Frankreich auf Rang 7 (Quelle: Wissenschaft weltoffen: Internationale Studierendenmobilität weltweit: Studierende in Vietnam nach Herkunftsländern und Studierende aus Vietnam nach Gastländern. Basiert auf UNESCO-Statistik, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Gastland fehlen Daten).
Impulse für die Internationalisierung der vietnamesischen Hochschullandschaft haben bereits die Forschungsuniversitäten geliefert, die mit Deutschland und Frankreich aufgebaut werden. Die Vietnamese-German University (VGU) konnte 2022 ihren neuen Campus etwas außerhalb von Ho-Chi-Minh-Stadt beziehen (siehe nächster Abschnitt). Eine weitere Hochschule mit ausländischer Beteiligung ist die Vietnamesisch-Japanische Universität an der Vietnam National University Hanoi (VN Vietnam Japan University). Das Royal Melbourne Institute of Technology in Ho Chi Minh Stadt ist eine private Hochschule, die in ausländischer Trägerschaft betrieben wird.
Die internationale Ko-Publikationsrate von Vietnam hat sich in den letzten zwanzig Jahren unregelmäßig entwickelt. Der hohe Ausgangswert von 66,1 Prozent im Jahr 1996 nahm zunächst weiter zu und erreichte 2006 mit 78,7 Prozent einen Spitzenwert. Seitdem sinkt der Anteil: Seit 2010 wurden die 70 Prozent nicht mehr überschritten. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass sich innerhalb von Vietnam nationale Forschungskapazität entwickelt und dementsprechend die starke Abhängigkeit von internationaler Forschungskooperation abnimmt. Zwischen 2020 und 2024 wurde ein sehr starker Rückgang von 63,5 auf 46,4 Prozent verzeichnet. Zum Vergleich: Der Anteil Deutschlands lag 2024 bei 55 Prozent (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved July 22, 2025, from www.scimagojr.com).
Die Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft ist besonders intensiv mit ausgewählten Ländern in Europa, im asiatisch-pazifischen Raum und den USA. Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern der letzten drei Jahre liegen die USA an erster Stelle, dicht gefolgt von Südkorea, Australien, Japan und China. Indien platziert sich auf Rang 6, Deutschland auf Rang 13 (Quelle: Scopus database, Elsevier B.V., 2022-2024, downloaded on July 22, 2025).
Im Herbst 2013 verständigten sich Vietnam und Südkorea auf den Aufbau eines am Vorbild des südkoreanischen Korea Institute of Science and Technology (KIST) orientierten Forschungsinstituts in Vietnam. Ziel ist es, eine konkurrenzfähige Forschungs- und Innovationsumgebung in den Bereichen Materialwissenschaften, Biotechnologie und IKT zu schaffen (Vietnam-Korea Institute of Science and Technology, VKIST).
Das Weltbank-Programm FIRST (Fostering Innovation through Research, Science and Technology) zielte auf eine Förderung von marktorientierter, angewandter Forschung in Vietnam. Laut dem Evaluationsbericht der Weltbank wird die Wirksamkeit dieses Programms gemessen an den gesetzten Zielen und entstandenen Ergebnissen als hoch eingestuft.
China und Vietnam unterzeichneten im Februar 2025 11 Kooperationsabkommen zwischen vietnamesischen und chinesischen Unternehmen und Organisationen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Innovation und digitale Transformation. Insbesondere in den Bereichen digitale Technologien und KI soll die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen beider Länder verstärkt werden. Auch mit Russland wird die Kooperation ausgebaut Die Russian Science Foundation (RSF) und die Vietnam Academy of Science and Technology (VAST) veröffentlichten 2023 ihre erste gemeinsame Förderbekanntmachung für bilaterale Forschungsprojekte in den Naturwissenschaften.
Eine zunehmende Bedeutung für Vietnam hat die multilaterale Kooperation mit anderen südostasiatischen Staaten im Rahmen des ASEAN Committee on Science, Technology and Innovation (ASEAN COSTI). Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit internationalen Dialogpartnern von ASEAN wie China, Japan, Südkorea sowie der Europäischen Union.
Zur Beteiligung an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 (2014-20) liegen vorläufige finale Zahlen vor: Demnach warb Vietnam bis Dezember 2021 Fördergelder in Höhe von 2,9 Millionen Euro ein. Unter den 33 Projekten, an denen sich Vietnam beteiligte, wies mit 22 Projekten zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme auf. Bis Juni 2025 warb Vietnam unter dem Nachfolgeprogramm Horizont Europa (2021-27) Fördergelder in Höhe von 1,6 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 18 Projekten, an denen sich Vietnam beteiligte, verzeichneten mit 9 Projekten die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).