Überblick zur internationalen Kooperation: Vereinigtes Königreich (Großbritannien)

Für die internationale Bildungszusammenarbeit sind verschiedene Ministerien zuständig. Die britischen Hochschulen werden bei ihrem erfolgreichen Werben um internationale Studierende (Study UK Portal) durch den weltweit operierenden British Council und durch Universities UK International (UUKi), einen Zweig des Hochschulverbandes Universities UK, unterstützt und beworben. Ein weiteres wichtiges Gremium, das sowohl Hochschulen als auch internationale Studierende selbst unterstützt, ist der UK Council for International Student Affairs (UKCISA). Das Außenministerium, das Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit (Department of International Development, DFID) und das Bildungsministerium unterstützen mit verschiedenen Stipendien die Mobilität von Studierenden in Richtung Vereinigtes Königreich (Großbritannien).

Hochschulmarketing und Förderung waren bisher sehr erfolgreich: Das Vereinigte Königreich liegt als Zielland für internationale Studierende, die einen Abschluss anstreben, weltweit mit 550.877 Studierenden auf dem zweiten Platz hinter den USA. Mit einem Gesamtanteil von 20,1 Prozent internationaler Studierender (2020) übertrifft das Land den OECD-Durchschnitt um das Dreifache, in der Promotionsphase erreicht der Anteil sogar über 40 Prozent (siehe Bildungsindikatoren). Unter einer neuen internationalen Bildungsstrategie („International Education Strategy: global potential, global growth"), die die Regierung im März 2019 ankündigte, soll die Anzahl der internationalen Studierenden mit Hilfe eines umfangreichen Maßnahmenkatalogs bis 2030 auf 600.000 gesteigert werden. Dieses Ziel erscheint bereits 2020 in Reichweite.

Die führenden Herkunftsländer für internationale Studierende liegen derzeit mehrheitlich außerhalb Europas. Es sind China, Indien, die USA, Hong Kong und Italien. Erst danach folgen weitere europäische Länder. Deutschland liegt auf Rang 9 hinter Italien und Frankreich. Bis 2020 genossen Studierende aus den EU-Ländern gewisse Privilegien in Bezug auf Studienfinanzierung („home fee status“). Britische Studierende sind deutlich weniger mobil, ihre führenden Zielländer sind die USA, Deutschland, Bulgarien, Australien und Irland (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).

Die internationale Ko-Publikationsrate hat sich im Zeitraum von 1996 bis 2021 von 26,6 auf 60,6 Prozent mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: In Deutschland nahm der Anteil im selben Zeitraum von 30,8 auf 52,7 Prozent weniger stark zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved October 31, 2022, from www.scimagojr.com).

Unter den britischen Ko-Publikationsländern belegt die USA den Spitzenplatz, gefolgt in weitem Abstand von China, Deutschland, Italien und Australien. Mit der höchsten Zuwachsrate unter den Top 20 belegt Indien derzeit Rang 13 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).

Für die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung (FuE) ist das Forschungs- und Innovationsministerium federführend zuständig. Die im Mai 2019 vorgestellte internationale Forschungs- und Innovationsstrategie („UK International Research and Innovation Strategy") fasst im Wesentlichen bestehende Absichtserklärungen, Programme und Förderinitiativen zusammen.

Für den Aufbau und die Pflege von Kontakten vor Ort wird seit 2001 das Science and Innovation Network (SIN) genutzt, das über 100 Vertreterinnen und Vertreter in etwa 40 Ländern umfasst, die überwiegend an den britischen Botschaften postiert sind.

Unterhalb der Regierungsebene waren bisher die Forschungsräte aktiv (Überblick zu den Förderangeboten der Forschungsräte). Traditionell spielt die Zusammenarbeit mit den USA unter Abkommen, die die Forschungsräte mit der National Science Foundation (NSF) geschlossen haben, eine wichtige Rolle. Inzwischen wird durch die neue Dachorganisation UKRI ein stärker koordinierter internationaler Ansatz angestrebt.

Aktuelle internationale Förderbekanntmachungen mit britischer Beteiligung können auf einer Webseite von UUKi aufgerufen werden.

Die britische Regierung hat durch die Einrichtung von kürzlich aufgelegten Förderlinien ihr Interesse an internationaler Mobilität und Kooperation unterstrichen. Im Januar 2019 wurde der lang angekündigte Kooperationsfonds (Fund for International Cooperation, FIC) im Umfang von 110 Mio. GBP vorgestellt, aus dem bereits seit 2018 FuE-Vorhaben finanziert werden. Die Laufzeit endet 2021. Schwerpunktländer sind derzeit Australien, Kanada, Israel, Japan, China, die USA, Irland, Südkorea und Singapur (Überblick über FIC-Projekte Stand Januar 2019 sowie externe Einschätzung durch Universities UK International (UUKi)).

Weiterhin gibt es zwei Förderlinien, mit deren Hilfe das Vereinigte Königreich seiner Selbstverpflichtung nachkommt, verstärkt in Entwicklungszusammenarbeit zu investieren. 2014 hat die britische Regierung den Newton Fund und 2015 den Global Challenges Research Fund (GCRF) aufgelegt. In beiden Fällen werden größere Summen über einen längeren Zeitraum investiert (735 Mio. sowie 1,15 Milliarden GBP).

Ab 2021 verzichtet das Vereinigte Königreich auf eine Teilnahme am ERASMUS+-Programm der Europäischen Union, unter dem die Kurzzeitmobilität von Studierenden und Lehrkräfte in beide Richtungen gefördert wurde.  Stattdessen soll das die weltweite Mobilität der britischen Studierenden unter dem neuen Turing Scheme gefördert werden (siehe nächster Abschnitt).

Das Vereinigte Königreich strebt unter dem Partnerschaftsabkommen mit der EU eine Assoziierung mit dem neuen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) an. Auch nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs im Februar 2020 konnten britische Partner wie zuvor an Verbundprojekten und als einzelne Zuwendungsempfänger am Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20) teilnehmen und gefördert werden. Zur Beteiligung an Horizont 2020 liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb das Land europäische Fördergelder in Höhe von 7,75 Milliarden Euro unter Horizont 2020 ein. Unter den insgesamt 10.240 Projekten, an denen sich das Vereinigte Königreich bisher beteiligte, wies mit 4.110 Projekten 40 Prozent auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Datenbank).

Andere Varianten europäischer Kooperation setzen nicht auf einen gemeinsamen Fördertopf unter dem Rahmenprogramm der EU, sondern auf die Verbindung verschiedener nationaler Fördertöpfe, um gemeinsame Projekte im Rahmen von Public Public Partnerships (P2Ps) zu finanzieren. Derzeit ist das Vereinigte Königreich an mehr als 70 aktiven P2Ps beteiligt, darunter verschiedene ERA-NETs sowie gemeinsamen Programminitiativen (siehe ERA-LEARN-Plattform). Das Land gehörte außerdem 1985 zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks zur Unternehmens- und Innovationsförderung EUREKA und beteiligt sich auch an dem gemeinsamen Förderprogramm Eurostars. Dabei wird das Vereinigte Königreich durch die Förderorganisation Innovate UK vertreten (EUROSTARS-Webseite Vereinigtes Königreich).

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